Ansichten eines Informatikers

Über die Berliner Wohnungsnot

Hadmut
22.12.2018 13:44

Zwei, drei, vier Aspekte:

  1. Die Berliner BZ hat gestern einen Bericht Anstehen für eine Mietwohnung in Berlin mit einem Foto von einer Riesen-Menschentraube vor einem gammeligen Haus, dazu die Unterschrift, dass in Berlin 200.000 Wohnungen fehlen. Sonst stand nichts dabei.

  2. Heute hat sie einen Bericht prominent auf ihrer Webseite, nämlich Wohnungsnot in Berlin – Darum stehen Hunderte für eine Kreuzberger Bude Schlange, wieder mit Bild der großen Menschentraube, und verspricht die Erklärung.

    Zur Besichtigung von sechs Wohnungen (zwischen 2 und 4 Zimmer) an der Köthener Straße in Berlin-Kreuzberg kamen Donnerstag rund 300 Menschen. B.Z. erklärt, warum der Andrang so enorm war.

    Die Traube vor dem Haus zeigt einmal mehr, welch irre Blüten die Wohnungsnot derzeit in der Hauptstadt treibt. Vor allem, wenn die Miete ausnahmsweise besonders günstig ist. Wie in dem Plattenbau aus den 70er Jahren in der Nähe des Potsdamer Platzes.

    Erst weiter unten im Text steht dann

    Dort wurden Wohnungen zu 7,10 Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter angeboten. Früher waren es Sozialwohnungen. Die sogenannte „Nachbindungsfrist“ erlischt erst 2026 – bis dahin dürfen die Wohnungen nur zu Preisen weit unter Marktniveau vermietet werden.

  3. In der Papierversion ist es auch die große Titelseite, aber da steht gleich dabei, dass es um eine „Billig-Bude” geht.

  4. Warum aber die Wohnungen zu wenig und die Mieten zu hoch sind, schreiben sie nicht.

  5. Im April schrieb die Zeitung: Ausländeranteil höher als erwartet – Jeder vierte Berliner ist ein Ausländer

    Weil das Amt geschlampt hat, ist die Zahl der Ausländer höher als seit Jahren angenommen.

    25 Prozent der Berliner haben keinen deutschen Pass. Das sind mehr als bisher gedacht, weil Berlins Ausländerbehörde Daten zu 200.000 Neu-Berlinern aus EU-Nachbarländern nicht weitergegeben hat.

    Knapp 25 Prozent Ausländer in Berlin

    Der Ausländeranteil in der Hauptstadt liegt dadurch bei fast 25 Prozent – statt der bisher angenommenen 20 Prozent. Ende 2017 lebten 880.000 Ausländer in Berlin, ein Jahr zuvor waren es laut Statistischem Bundesamt noch 627.000.

    Denn die Berliner Ausländerbehörde hat jahrelang die Daten von rund 200.000 Neu-Berlinern nicht korrekt an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg weitergegeben, wie jetzt die „Berliner Morgenpost“ berichtet. Betroffen sind EU-Bürger (Polen, Spanien, etc.), die sich ordnungsgemäß umgemeldet haben. […]

    Beim Statistischen Bundesamt, das sich auf die Zahlen des BAMF verlässt, ging man der Sache auf den Grund, ist sich jetzt sicher, die korrekten Angaben zu haben.

    Im Oktober schrieben sie dann Aktuelle Zahlen – Jeder dritte Berliner hat Migrationshintergrund:

    Jeder Dritte der 3,7 Millionen Berliner hat einen sogenannten Migrationshintergrund – die Verteilung der Menschen auf die Stadt ist aber höchst verschieden.

    Die Anteile von deutschstämmigen Einwohnern sowie Zuwanderern und ihren Nachkommen variieren in den 96 Berliner Ortsteilen. Das zeigen aktuelle Zahlen des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

    In bestimmten Stadtteilen der Bezirke Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg leben 50 bis mehr als 60 Prozent Menschen mit einem sogenannten Migrationshintergrund. Betrachtet man nur die Kinder und Jugendlichen sind die Anteile sogar noch weit höher und reichen bis zu mehr als 80 Prozent. […]

    Den höchsten Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund gibt es in Gesundbrunnen im Bezirk Mitte. Von den rund 94.000 Einwohnern gehören knapp 60.000 (63,4 Prozent) zu dieser Gruppe. In Tiergarten-Süd sind es knapp 61 Prozent. Der Stadtteil Neukölln im Norden des gleichnamigen Bezirks kommt auf 55 Prozent. Wedding und Kreuzberg auf 53 Prozent, Charlottenburg-Nord auf 49 Prozent und die Ortsteile Reinickendorf und Siemensstadt (Spandau) auf 45 Prozent.

    Dass sich die Bevölkerungsanteile der Einwanderer in den nächsten Jahren weiter erhöhen werden, zeigt sich an den Zahlen zu Kindern und Jugendlichen. Sie liegen jeweils deutlich über dem Durchschnitt der Stadtteile.[…]

    So beträgt der Migrationsanteil bei den 6- bis 14-jährigen Schulkindern in Gesundbrunnen 88 Prozent. Bei allen Kindern und Jugendlichen vom Säugling bis zum 17-Jährigen sind es dort 85 Prozent. Ähnliches gilt für die 6- bis 14-jährigen Schulkinder im Stadtteil Neukölln (82 Prozent), Wedding (80 Prozent) und Kreuzberg (71 Prozent). […]

    Die größten Gruppen unter den Einwanderern sind türkischer Herkunft, es folgen Menschen mit arabischen Wurzeln, Bewohner aus der ehemaligen Sowjetunion, aus Polen und mit einer Herkunft aus den früheren jugoslawischen Staaten. In der Hauptstadt waren am 30. Juni dieses Jahres 3.723.914 Einwohner mit Hauptwohnsitz gemeldet.

    Wieviele hier leben, die nicht gemeldet sind, wird nicht erwähnt.

Dem Leser als Übung in Medienkompetenz zum Denken und zur eigenverantwortlichen Meinungsbildung überlassen.