Ansichten eines Informatikers

Cheapa Campa

Hadmut
3.11.2018 13:00

Jetzt geht der Urlaub richtig los.

Ich habe mir ein Wohnmobil gemietet. Das ist meine dritte Wohnmobiltour. Bei der ersten Tour in Neuseeland hatte ich so ein ganz kleines Mobil in der Größe etwa eines VW-Busses mit höherem Dach, damit man drin stehen kann, nennt sich hier „HiTop”. War zu klein und permanent problematisch, weil ohne Klo.

Bei der zweiten Reise in Australien hatte ich mir vorher im Internet was gesucht, was preislich gerade noch in meinem Rahmen lag, mich dann aber gewundert, weil das Angebot meiner guten Fee im Reisebüro bei rund dem Dreifachen lag. Lösung: Sie hatte einen neuen schicken 2-Bett-Camper rausgesucht, im Prinzip ein ausgebauter Mercedes Sprinter. Deshalb so teuer, weil neu und für Yuppies. Was ich mir dagegen rausgesucht hatte, stellte sich als älterer, schon gut gebrauchter 6-Bett-Camper heraus, der damit eine Familienkutsche war, nicht viel kosten konnte und durfte, und außerhalb der Schulferien keine Abnehmer fand, zumal riesengroß und damit außerhalb der Fahrkünste der meisten Leute. Also habe ich – wenn’s doch soviel billiger ist – das Riesending genommen und bin da im Prinzip mit Zwei-Zimmer-Einbau-Küche-Bad-und-Keller durch die Gegend getuckert, was nicht nur leicht ist, weil in Australien auf dem Land die Straßen mega-breit sind, und das einzig nützliche, was ich von der Bundeswehr mitgenommen habe, der LKW-Führerschein ist, den ich damals gemacht habe. Auf einem sehr abgelegenen Cmapingplatz mit riesigen Parzellen, bei denen selbst mit diesem Riesehschff das Einparken kinderleicht war, einfach reinfahren und fertig, erzählten sie mir, dass letzte Woche schon ein deutsches Paar mit genau so einem Mobil da gewesen sei und sie fassungslos zugesehen hätten, wie die es in 2 Stunden nicht geschafft hätten, das Wohnmobil da einzuparken.

Und das mit den 6 Betten (Kojen) ging auch in Ordnung,

Weil mich meine Fee nun kennt und weiß, wich ich ticke, hat sie mir deshalb für Neuseeland einen „Cheapa Campa” rausgesucht. Günstigstes Angebot. Und da für mich den 4-Bett-Camper, weil der 6-Bett-Camper zu teuer war.

4- und 6-Bett-Camper sind relativ. Das sind ja keine normalen Betten, Sondern Sitzecken, bei denen man die Polster flachlegen kann, und der Alkoven. Da müssen sich die zwei in einem Bett schon wirklich sehr gern haben.

Was ich nun bisher gewohnt bin, ist, dass die Ausleihstationen für 3 oder 4 Marken auftreten, Meistens unterschiedlich teure Marken, die alle derselben Firma gehören, und die die Mobile unter verschiedenen Preisen anbieten, damit sie durchaltern können. Haben die Wohnmobile einen gewissen Zustand und ein gewisses Alter erreicht, pappen sie ein anderes Logo drauf und dann sind die billiger.

Ich kam da also heute vormittag an und war nicht überrascht, da einen Laden mit einer Reihe verschiedener Namen zu finden, darunter „Cheapa Campa”.

Und bekam da einen solchen „Eurocamper” mit 160.000 auf dem Tache.

Fotos folgen, ich blogge gerade per Mobilfunk und Batteriestrom, da sind de Möglichkeiten begrenzt, noch Bilder zu zeigen.

Bei der Übergabe stellte ich drei, vier Probleme fest:

  • Der Verbandskasten fehlte. Sie meinten, sie gäben die nicht aus, aber ich hielt dagegen, dass das ja Vorschrift sei und sie auf dem Übergabeprotokoll schon „vorhande” angekreuzt hatten. Das brachte mir eine nagelneue, originalverpackte Verbandstasche ein, die aber nicht in die Ausbuchtung passte und deshalb hinter die Sonnenblende des Beifahrersitzes musste.
  • Es roch leicht nach Zigarettenrauch, obwohl sie vorher im Video sagten, alle Fahrzeuge seien Nichtraucherfahrzeuge.

    Wenn das Fahrzeug aber nicht gekennzeichnet ist und vorne im Fahrerhaus sogar Zigarettenanzünder und Aschenbecher hat, muss man sich nicht wundern, wenn die Leute es für ein Raucherfahrzeug halten.

    Obwohl der Hof vollstand vor solchen Fahrzeugen, sagten sie, dass sie kein anderes hatten. Was zumindest plausibel dazu passt, dass kurz vor meiner Buchung noch Fahrzeuge für den Zaumraum zu haben waren, danach aber nicht mehr Die waren wohl alles überschneidend ausgebucht.

  • Es war nicht das Fahrzeug, was ich gebucht hatte. Nicht der 4-Bett-Campaer, sondern der 6-Better.

    Und nicht Cheapa-Campa, sondern Star RV von Apollo. Gut, was draufsteht, ist mir egal, aber mir war bei der Reiseplanung aufgefalen, dass der 4er und der 6er exakt gleich lang, aber innen anders ausgestattet sind. Der 6er hat eine Sitzgruppe, die man zum Doppelbett machen kann, während der 4er ein größeres Bad, einen Kleiderschank und mehr Schränke für eigene Sachen hat. Und das war mir wichtig. Da ich alleine reise, komme ich mit vier Betten schon hin.

  • Bei der Übergabe zeigt mir der Übergabemann das Fahrzeug und erklärte so ganz beiläufig zum Fernseher, dass da sei der DVD-Player. Nicht mit einem Fernseher zu verwechseln.

Da fragte ich dann doch mal nach, und es hieß sofort, Ja, da müsste man den Manager fragen.

Der ließ sich auftreiben.

Das mit dem 6-Better läge daran, dass ich einen „Free Upgrade” bekommen hätte.

Ich will aber gar keinen Upgrade, ich empfände es als „Downgrade”, wenn ich weniger Ablage- und Staufächer habe, weil mir 4 Betten eigentlich reichen.

Er ist verunsichert und sagt, sie hätten aber nur die.

Tatsächlich. Ich gehe später über den Firmenparkplatz und da stehen neben den 2er und den kleinen Fahrzeugen nur die großen 6er-RV, wie ich einen habe, teils aber deutlich neuer. Nach dem, was ich hier sehe und vorher an Papierkram bekommen habe (und dabei fiel eine Bemerkung, die dann wichtig ist), unterscheiden sich Marken und Größen nur im Preis und was man dafür an Drumherum bekommt, also etwa versicherungstechnisch, ob Fahren auf der falschen Straßenseite oder Schäden durch Bäume und zu niedrige Brücken, Bäume usw. versichert sind. Aber anscheinend bekommt jeder, egal, was er bestellt, immer das gleiche Auto.

Die Marke Cheapa Campa scheint es nur auf dem Papier zu geben und auch die 4er-Campervans. Man kann sie buchen, bekommt aber immer ein „free upgrade” auf den 6er, damit man eine einheitliche Flotte hat und die trotzdem zu verschiedenen Preisen vermieten kann.

Das erinnert mich an etwas, was mir während der Wohnmobiltour in Australien passiert ist: Ich hatte bei Reiseantritt noch nicht alle Hotels gebucht und habe mir deshalb unterwegs online ein Zimmer am Zielort Adelaide gebucht. Innenstadt, aber sehr simpel und einfach, dafür spottbillig. Als ich an die vermeintliche Adresse kam, dachte ich, ich wäre falsch und habe nochmal kontrolliert und bin noch eine Runde gefahren, denn ich stand da zwischen den Limousinen mit meinem sichtlich gealterten Riesenwohnmobil und im wüsten Outdoor-Look. Weil ich aber nicht fand, wonach ich suchte, bin ich mal rein und habe gefragt, wo das Billig-Hotel ist. Ja, hieß es, da wäre ich schon richtig, sie würden für beide die Rezeption machen. Man bedeutete mir, mich diskret zu verhalten, denn man hätte ein „free upgrade” für mich. Und ich bekam ein sauteures Luxsuszimmer, eigentlich eine Suite. Warum das? Ich erkundschaftete das Luxushotel und kam zu dem Schluss, dass für das Billighotel kein Platz, keine Etage mehr da sei.

Als ich dann das Zimmermädchen danach fragte, sagte sie mir, dass sie vone einem anderen Hotel nichts wüsste. Nie gesehen.

Dieses andere Hotel existierte gar nicht. Die bekamen ihre Luxuszimmer nicht ausgelastet und wollten sie lieber billig als gar nicht vermieten, sich aber die Preise nicht kaputtmachen. Dashalb haben sie es unter anderem Namen als Billighotel mit Absteigecharakterlichen Bildern angeboten, und wer kam, bekam ein „free upgrade”.

Auch Cheapa Campa scheint mir nur eine Phantommarke zu sein, die nur den Zweck hat, die bestehende Flotte gegen Ende ihrer Lebensdauer billig zu verkloppen.

Und ebenso scheinen mir die 4-Better nur eine Masche zu sein, die einheitlichen 6er zu günstigerem Preis an Leute zu vermieten, die den 6eer nicht brauchen. Ich hatte mich schon gewundert, wo der Unterschied im Pries herkommt, wenn die doch gleich groß sind und die 4er eignetlich aufwändiger sind. Wer den 4er bucht, bekommt ein „free upgrade”, worüber sich die allermeisten freuen, weil formal teurer, man also irgendwas billiger bekommt. Jetzt kommt aber der Danisch alleine an (sie fragten schon, wo denn meine Familie sei und auch bei der Aufnahme der befugt Fahrer waren sie etwas verblüfft, dass ich alleine fahre. Das jemand den echten 6er gegenüber dem fiktiven 4er als Downgrade auffasst, darauf waren sie nicht vorbereitet.

Egal.

Kommen wir zum Fernseher.

Warum das Ding nur einen DVD-Spieler habe (was ich partout nicht glaubte, denn sowas baut ja keiner als 14-Zoll-Gerät mit voller Fernbedienung.) Schließlich steht auf der Liste der zugesicheten Eigenschaften der Fernseher.

Ach, meinte der Manager, der würde natürlich schon funktionieren, weil hier einfach kein DVB-T-Empfang sei. Außerhalb Auckland würde er natürlich funktionieren.

Ach, frage ich, das ist aber ein seltsames Land, in dem der Fernsehempfang besser würde, je weiter man vom Fernsehturm entfernt sei, wo man denn anrufen könne, wenn das dann nicht so sei? Dazu muss man wissen, dass sie einen mobilen Reparaturservice haben, der dann angefahren kommt und das repariert. Die Aussicht, mir einen Techniker für die Feldreparatur hinterherschicken zu müssen, passte ihm gar nicht, da entschied er spontan, es doch hier und jetzt reparieren zu lassen.

Ach, reparieren? Ich dachte, es läge daran, dass es nur ein DVD-Player sei und es hier keinen Empfang gäbe. Zu gerne würde ich sehen, wie sie das reparieren.

Der Mechaniker, der es dann reparieren sollte, stellte eine andere Diagnose. Seiner Meinung nach liegt es daran, dass auf dem Dach die Antenne fehlt.

Sie bringen eine Ersatzantenne (so ein Antennenstab wie beim Autoradio) zum Reindrehen, der passt aber nicht.

Ich weiß nicht, was sie danach da oben machen, aber sie brauchten dafür eine Bohrmaschine. Und einen Hammer. Und es hat schrecklich geknirscht. Irgendwann sind zwei Stunden um, und die Techniker spurlos verschwunden. Ich frage den Manager, wie lange es dauern soll, ich würde dadurch ja einen Tag verlieren. Denn ich wollte heute noch nach Coromandel, und das würde nichts, wenn das nicht bald was würde. Irgendwann sind die Techniker wider da, bauen aber an einem anderen Fahrzeug herum. Auch an der Dachantenne. Ich frage den Manager, warum der wichtiger ist als meiner, wenn man bei mir unterbricht und an dem weitermacht. Er sagte, ich hätte das falsch interpretiert. Sie würden da jetzt die Antenne ausbauen um sie bei mir einzubauen. Warum sie mir nicht einfach das ansonsten gleiche Fahrzeug gegeben haben? Keine Ahnung. Wahrscheinlich wurde das als neuer zu einem anderen Tarif vermietet und wird deshalb gebraucht, kann aber auf ein Ersatzteil warten .

Der Techniker macht eine Anschlussprobe und das Ding bekommt 14 Fernseh- und zwei Radioprogramme. Nicht schlecht für einen DVD-Player in einer Gegend ohne Empfang. Dann steigt er mir wieder aufs Dach um das Ding dann irgendwie einzubauen und einzukleben, denn ich hatte den Wunsch geäußert, dass es nicht durchs Dach regnen solle.

Ich frage den Manager, warum sie mir einen vom Pferd erzählen. Erst DVD-Player, dann unerklärliche Fernsehlücken, obwohl das Gerät dann 14 Sender reinbekommt.

Nun, werde ich belehrt, das hätte ich falsch verstanden. Fernsehen sei ja bekanntlich nur für Kinder, und weil ich als einziger fahre und erwachsen bin, hätte man erst gar nicht die Option erwogen, dass ich würde fernsehen wollen.

Verstehe.

Inzwischen habe ich 3,5 Stunden Verspätung und wollte noch nach Coromandel, das außerdem aufnehmen und daraus ein Video machen.

Wird nichts. Die Strecke ist zwar sehr schön, aber ich muss mich ranhalten, um noch vor Einbruch der Dunkelheit dort anzukommen (was ich nicht schaffe. Ich bin zwar da, aber bei Dunkelheit gefahren, was in Neuseeland aus verschiedenen Gründen niemand tut.

Schön wäre es gewesen, wenn sie einen echten Nichtraucherwagen gehabt hätten. Alle ihre Wagen seien rauchfrei, sagen sie. Das wird auch im Intro-Video so erklärt. Nur: Im Fahrzeug steht davon nichts. Stattdessen im Fahrerhaus Zigarettenanzünder (ersichtlich schon benutzt) und (herausnehmbarer!) Aschenbecher (sauber), dazu ein Brandloch in Zigarettengröße im Fahrersitz. Sie hätten kein anderes Fahrzeug. Wenn einer rauche, was sich eben nicht vermeiden ließe, würde das Fahrzeug voll gereinigt.

Man riecht es zwar nicht sehr stark, aber dafür merke ich so ein bitter-Gefühl im Hals und ein Kratzen in Augen und Rachen.

Immerhin: Damit hat der Urlaub jetzt angefange und es war schon ein Spaß, an der Küstenstraße nach Coromandel entlang zu fahren, die typisch-neuseeländischen einspurigen Brücken zu überfahren und generell wieder im Land zu sein.

[Wieder mal hundemüde geschrieben und beim Schreiben ein paarmal eingeschlafen. Fehler und unsinnige Sätze sind zu ignorieren.]