Ansichten eines Informatikers

Das Wetter von Auckland und andere Details

Hadmut
1.11.2018 10:48

Uääähhhh. Ooooaaaah. Uuuuh.

Gestern mittag kam das Flugzeug – abgesehen von der Stunde Verspätung, die wir uns in Dubai durch die Stunde Warten auf den Slot zum Abflug eingehandelt hatten – völlig problemlos nach fast 16-stündigem Flug in Auckland, Neuseeland an und ich bin auch schnell und problemlos durch die Immigration gekommen. Früher (ich war 2002 und 2010 schon mal in Neuseeland) war das mit Wartezeit verbunden, aber jetzt haben sie auch hier automatische Grenzkontrollen für Leute mit biometrischem Ausweis. (In Deutschland bin ich schon automatisch ausgereist und in Dubai hätte es auch fast geklappt, aber dort muss man den Reisepass einmalig per Mensch-Kontrolle registrieren und diese Registrierung hat nicht funktioniert.) Was man früher dem Grenzbeamten erzählen musste (wie lange bleiben Sie, sind Sie vorbestraft, wollen Sie hier arbeiten…) beantwortet man jetzt per Touchscreen. Und davon haben sie genug, damit kommt man flott durch. Das Gepäckausladen ging auch sensationell schnell.

Dann muss man durch die Biokontrolle und das vorher ausgefüllte Formular vorlegen. Haben Sie dies dabei, haben sie jenes dabei oder gar das? Kurzes Gespräch, bitte einmal die Schuhsohlen zeigen, alles klar. Herzlich Willkommen.

Dann noch der übliche Schnüffelhund, der nicht mal was von mir gewollt hätte, wenn ich ihm mein Gepäck nicht schon von selbst hingehalten hätte. Hat ihn aber auch nur gelangweilt, der wollte auch dann nichts von mir. Dann noch wie in Dubai das Gepäck durch die Einwanderungsröntgenkontrolle und drin war ich. Das Shuttle-Bus-Ticket hatte ich schon vorher online gekauft und ruckzuck war ich am Hotel.

Kommt ja nicht auf die Idee, auf den Einreiseformularen für Australien oder Neuseeland alles „Nein” anzukreuzen und zu glauben, dass es bei grün („Nothing do declare”) schneller ginge. Denn erstens glauben das viele, dass das so ginge, zweitens sind die Fragen so gestallt, dass kein normaler Mensch die alle mit „Nein” beantworten kann. (In Australien hatte ich mal die Frage, ob man Produkte, die aus Pflanzen hergestellt wurden, reinbringe. Ich hatte „Ja” angekreuzt und alls sie sie sehen wollten, erklärt, dass ich T-Shirts und Hosen aus Baumwolle dabei hätte. Sie meinten, das wäre zwar verblüffend richtig, aber ich wäre der wirklich erste gewesen, der das so konsequent gesehen hätte, weshalb ich damals nach 3 Minuten durch die Abkürzungstür direkt nach Australien durfte, während alle Nein-Ankreuzer zwei Stunden in der Warteschlange standen und gefilzt wurden, weil ihnen das sowieso keiner glaubt.) Drittens haben die Neuseeländer eine Fangfrage. Früher hieß es, ob man seinen Koffer selbst gepackt hat. Heute fragten sie, ob man wisse, was in seinem Koffer ist. Wer da ohne zu lesen „Nein” ankreuzt, hat eine Komplettzerlegung samt Ausdiskussion gewonnen. Oder trocken gesagt: Danach weiß er, was in seinem Koffer ist – und die auch.

Ich hatte angekreuzt, dass ich Kleidungs- und Ausrüstungsteile dabei habe, die ich schon mal in der Natur im Einsatz hatte (Schuhe damals in Südafrika gekauft, nachdem mir meine Wanderschuhe auf dem Weg dahin zerbröselt waren) und natürlich GPS und Fototasche. Und die Kamera. Und Kontakt mit wilden Tieren hatte ich auch, vorgestern in Dubai Raubvögel auf der Hand und gestreichelt. Alles völlig unproblematisch, der wollte nur mal kurz meine Schuhsohlen sehen, ob Erde drinhängt, und fertig.

Wetter so lala. Schön, aber frisch, deutlich kälter als Dubai.

Als ich im Hotel ankam, habe ich mich ziemlich fit gefühlt, aber völlig verklebt und dringend waschbedürftig. Also schnell im Supermarkt das Zeug für den Waschbeutel eingekauft und dann erst mal ins Badezimmer. Nach einer rund 22-stündigen Reise musste ich erst mal … um sodann festzustellen, dass die Klospülung nicht funktioniert. Das Hotel ist deutlich einfacher als das in Dubai, eben so der Standard in Neuseeland, und dann haben sie mich verblüfft. Natürlich erst mal bei der Rezeption angerufen, ich hätte hier ein Problem. Ja, meinten sie, da müssten sie jetzt erst mal den Haustechniker informieren, der würde sich dann bei mir melden. Oje, dachte ich, das kann dann wohl dauern, wenn sich der Klempner erst mal bei mir melden muss. Ich hätte die Stoppuhr starten sollen. Zwischen dem Auflegen des Hörers und dem Zeitpunkt als der Haustechniker nach erfolgreicher Reparatur mein Appartment (denn es ist eigentlich eine geräumige 2-Zimmer-Wohnung mit Riesen-Fernseher) wieder verließ vergingen gefühlt-geschätzt höchstens 35 Sekunden. Da kann man nicht meckern.

Frisch geduscht und umgezogen wollte ich losdackeln, um die Hauptstraße von Auckland (Queen St.) zu erkunden und schon mal das wichtigste zu kaufen, was ich brauche, aber wegen der Gewichtsgrenze nicht mitbringen konnte, habe dann aber nur mal in die Läden geschaut, weil mich auf einmal so eine bleierne Müdigkeit erfasst hat. Ich wollte gegen den Jetlag ankämpfen und mich gleich in den richtigen Ablauf zwängen, und bin noch über den Hafen geschlendert, habe es aber kaum noch zurück ins Hotel geschafft, ohne im Gehen einzuschlafen. Eine Mobilfunkkarte habe ich gerade noch gekauft. Sie haben hier solche Touristentarife, beim größten bekommt man für 99$ (ungefähr 60 Euro) unbegrenzte Inlandsgespräche, 200 Minuten nach Heimatland, z. B. Deutschland, und bei Vodafone 10 GB Datenverkehr. Bei Spark gab’s 20 und dazu die Nutzung von deren Hotspots mit zusätzlich 1GB pro Tag. Also Spark genommen.

Ins Hotelzimmer gekommen und wie tot ins Bett gefallen. Nix mehr mit Bloggen und so.

Nachts um 3 bin ich dann aufgewacht, habe mich total frisch und ausgeschlafen gefühlt, deshalb noch ein Kameraproblem gelöst und eine frische Firmware installiert, um dann gegen 3.30 urplötzlich wieder extrem müde zu werden und sogleich in den nächsten Bleischlaf zu fallen.

Heute morgen dann wieder aufgewacht und seither geht’s eigentlich, ich bin schon fast durch mit dem Zeitschwund. Und das, obwohl ich im Flugzeug trotz großer Müdigkeit (bin in Dubai um 4:40 aufgestanden) nur ein paar Minuten geschlafen hatte.

Wenn man sich hier auf etwas verlassen kann, dann ist es die Wechselhaftigkeit des Wetters. Von Südaustralien und Neuseeland sagt man, es gäbe vier Jahreszeiten, und zwar jeden Tag.

Ich wache also morgens auf und draußen regnet es in Strömen. Na, klasse dachte ich mir. Was macht man bei Scheiß-Wetter? Man geht ins Museum. Die haben hier ein tolles.

Geduscht, angezogen, raus auf die Straße: Trocken, schönes Wetter. Nur die Straße war noch nass.

Da machen wir doch was draußen. Aber erst mal noch was einkaufen. Ich hatte mir online von Deutschland aus ein Carbonstativ einer No-Name-Marke rausgesucht. Eigentlich habe ich genug Reisestative, sogar ein sehr leichtes von Rollei, aber das musste ich wieder aus der Tasche tun, weil das Gepäck deutlich Übergewicht hatte. Und die Strafgebühren der Fluglinie weit höher als der Preis so eines Stativ sind. Ich werde es dann hinterher wohl per Post nach Deutschland schicken.

Ich komme also aus dem Laden, und es regnet. Verdammt, die Stativverpackung wird richtig nass – egal. Die Verpackung schmeiß ich eh gleich weg und das Stativ (mir unbekannte Nischenmarke, macht aber einen verblüffend guten Eindruck) muss das aushalten, das muss wetterfest sein. Gehn wir in’s Museum.

An einem Outdoorladen verbeigekommen und noch offene, sandalenähnliche Schuhe gekauft, weil mir meine bisherigen, seit über 10 Jahren bewährten Schuhe in Dubai kaputtgegangen sind. Immer die Schuhe. Ich habe eine Sammlung an Reiseklamotten, die zwar bewährt sind, aber dann doch altern und das sonst nicht auffällt, weil ich sie nur auf Reisen verwende. Die hatte ich zwar getestet, aber jetzt ist irgendeine Plastikverstrebung in der Ferse gebrochen und piekte mir in den Fuß. Da war nichts mehr zu machen und ich habe sie in Dubai zum Müll gegeben, was nebenbei das Problem löste, für Nubuk ein geeignetes Pflegemittel zu finden. Das war nämlich auch schon strohtrocken und die Sohlenverbindung schon geklebt. Ich dachte, die halten noch diese Reise, aber das hielten sie nicht mehr. Ein paar Gut-Wetter-Schuhe gekauft, ich komme raus, und es ist gutes Wetter.

Dann zur Mobilfunkfirma, denn mein Handy behauptet, dass man sich mit dieser Karte nicht in deren Netz einloggen könne.

Der Verkäufer schnappt sich mein Handy und einen SIM-Deckelöffnungspiekser, und noch bevor ich was dagegen machen konnte, fummelte er mit den Fingern auf den Kontakten der SIM und der Speicherkarte rum. Und brabbelte was von Fingerabdrücken. Ich bin da immer sehr pingelig und achte darauf, die Kontakte nur nicht zu berühren, um da keine Fingerabdrücke draufzumachen, weil sie isolieren und oxidierend angreifen können, und jetzt drückt der da innerhalb von Sekunden mindestens ein Dutzend Male drauf herum. Und dann noch total nervös, zittrig, schusselig. Junger Mann. Ich konnte mir nicht verkneifen zu sagen: Ach, ja klar, Fingerabdrücke, die haben gefehlt, bisher waren keine drauf. Jetzt sind genug drauf, dann müsste es jetzt gehen. Er hat’s verstanden und guckt nur nervöser. Fummelt sein eigenes Handy auf und setzt seine SIM-Karte in mein Handy. Funktioniert auf Anhieb. Aha. Am Handy kann’s nicht liegen, soviel ist klar. Die SIM-Karte müsse fehlerhaft sein, er holt eine neue, komplett neue Verpackung, orginalverpackt.

Gleiches Problem.

Da müsse er jetzt mal mit dem Manager reden. Nimmt mein entsperrtes Handy und verschwindet im Hinterzimmer. Sowas passt mir gar nicht, ich hinterher. Er kommt wieder raus. Ja, der Manager habe gesagt, dass sie gerade ein Problem mit diesen Karten haben, die wurden unregistriert ausgeliefert, das Mobilfunknetz kennt sie nicht. Toll. Warum verkaufen sie sie dann? Weil sie erst gestern gemerkt haben, dass sie damit ein Problem haben.

Er verkündet schicksalsschwer, dass er mir eine neue Karte mit anderer Mobilfunknummer geben muss. (Hat er das nicht gerade eben schon mal getan?) Und bringt ein dritte, gleiche Verpackung an, die ausssieht, wie die ersten zwei. Worin die sich unterscheide, frage ich. Gar nichts, sagt er, genau gleich.

So? Woraus sich denn dann seine Zuversicht nähre, dass die dritte Karte sich anders verhalte als die ersten beiden, will ich wissen.

Der Unterschied sei, so sagt er geheimnisvoll, dass wir diesmal ja vorher wüssten, dass es nicht funktioniert.

?..?..?

Er legt die Karte ein und sie funktioniert. Ich beschließe, besser keine Fragen mehr zu stellen. Ich denke mir so, dass sie das wohl aus einer anderen Kiste hatten, andere Charge.

Es regnet.

Ich bringe die Einkäufe hoch aufs Zimmer und beschließe, mit dem Bus zum Museum zu fahren. 10 Minuten Fahrt.

Komme dort in einem Stadtteil 10 Fußminuten vom Museum entfernt an und denke, was für ein schöner Stadtteil, den kann man ja bei so tollem Wetter nicht unbeachtet lassen um ihn im Museum zu vergeuden. Nach 3 Fotos stürmt es. Oh was’n Scheiß wetter, nichts wie ins Museum.

Schaut man dann durch die Fenster des Museums ist draußen schönes Wetter.

So kam’s, dass ich heute ins Museum ging.