Ansichten eines Informatikers

Gotteslärm

Hadmut
21.7.2018 11:21

Dass ich auf Katholiken nicht gut zu sprechen bin, ist bekannt.

Das liegt unter anderem daran, dass ich mal neben einem katholischen Kindergarten und neben einer katholischen Kirche gewohnt habe.

Dass in einem Kindergarten ein gewisser Lärm entsteht, liegt auf der Hand, das gehört dazu, die Kleinen sollen ja spielen und das auch draußen. Dass man aber mit einer gar so extrem aggressiven Ignoranz bewusst Lärm erzeugt um sich über Nachbarn hinwegzusetzen und demonstrativ zu zeigen, dass man auf die Nachbarn pfeift und der Stärkere ist, und dann über die Väter und den Hausmeister die Nachbarn auch noch bedrohen lässt, hat mein Bild nachhaltig geprägt. Könnt Ihr Euch vorstellen, was das für ein Höllenlärm ist, wenn ein Dutzend schreiende Kinder mit diese Bobby-Cars über Doppel-T-Bodenpflaster brettert, stundenlang, tagelang, immer direkt vor den Fenstern des Nachbarn, wie einem das an den Nerven sägt und man da dann auch nichts mehr denken und arbeiten kann? Dabei hatten die einen Riesen-Außenraum und Kinderspielplatz. Warum die Kindergartentanten die Kleinen aber nicht dort, sondern ostentantiv zur systematischen Nachbarschaftsbelästigung in der Einfahrt spielen ließen, um die Nachbarn systematisch zu nerven, muss wohl mit christlicher Nächstenliebe irgendwie zusammenhängen.

In Karlsruhe hatte ich mal eine Zeit lang in einem Haus gewohnt, und musste da ja auch nehmen, was ich kriegen konnte. Eigentlich ein schöner Neubau, Erstbezug, alles bestens. Nur dummerweise bei Besichtigung und Vertragsabschluss die Kirche nebendran nicht läuten gehört, die war mir auch nicht aufgefallen, weil man sie hinter Bäumen je nach Jahreszeit nicht sehen konnte. Die machten da aber einen Lärm, dass es einem die Ohren raushaut, selbst bei komplett geschlossenen Fenstern. Wochenende ausschlafen? Geht gar nicht. In aller „Herrgottsfrühe” machen die einen Lärm, der so laut war, dass es wirklich in den Ohren weh tat. Nur mal als Maßstab: Die läuten ja immer exakt zu vollen Stunden. Ich habe weder die Radio-, noch die Fernsehnachrichten richtig verstanden, weil weder Radio noch Fernseher so laut gestellt werden konnten, den Lärm zu übertönen. Gemessen habe ich das damals nicht, aber das war weit im gesundheitsschädlichen Bereich, zumal Glockengeläut ja auch immer mit besonders lauten Schlägen einhergeht, nach denen die Glocke dann schwingt. Die Nachbarschaft sah das ähnlich.

Ich hatte die mal gebeten, das etwas zu dämpfen. Geht nicht, wollen sie nicht, machen sie nicht.

Ich habe dann mal sonntag morgens am Eingang der Kirche gestanden, um zu schauen, was die da eigentlich treiben. Das waren vielleicht ein Dutzend Leute, die da kamen und derentwegen die den ganzen Stadtteil tyrannisiert haben. (Leider gibt’s für Religionsterror keine 5%-Schranke wie im Bundestag.) Leute von der Sorte, mit denen man eigentlich auch gar nichts zu tun haben will. Als ob die die Glocke bräuchten und ohne nicht wüssten, dass jetzt ihr Gottesdienst abläuft. Ich habe den Pfarrer, der da vor der Kirche stand und die Leute begrüßt (nein, eher deren Eingang kontrolliert) hat, freundlich angesprochen und ihm gesagt, dass ich in der Nachbarschaft wohne (er konnte mich vom Lärm kaum verstehen), und das Geläut doch sehr laut wäre, ob man das nicht etwas einschränken könne.

Da bekam ich aber etwas zu hören (über die Glocken hinaus).

Und überhaupt, dass das von der Geisteshaltung abhinge, sie würden die Glocken als freudigen Jubelgesang auffassen und sich darüber freuen und sich gar nicht davon gestört fühlten.

Ich wandte ein, dass das ja so nicht stimmen könnte, denn wenn sie das so toll fänden und sich freuen würden, würden sie die Glocken ja während ihres Gottesdienstes läuten lassen und nicht davor, um sie dann abzuschalten, weil sie Ruhe bräuchten, und sie sonst kein Wort verstehen würden. Zu seiner Predigt würde er das Glockengeläut ja abschalten. Also könne es so wunderbar ja auch nicht sein, wenn es sogar ihn selbst störte.

Da hat er mich als Nazi beschimpft, denn die Nazis hätten ja auch was gegen Kirchen gehabt. (Ich hatte nichts gegen die Kirche, sondern nur gegen den Lärm.)

Spätestens seither sind meine Meinung vom und mein Verständnis für das Katholische weit unter Null, und das hat zentral mit deren krankhaft geltungssüchtiger Lärmproduktion zu tun. Krankhafter Egozentrismus. Sie reden ständig von Gott, meinen damit aber nur, dass alles allein und ohne Widerspruch nach ihrer Pfeife zu tanzen haben, dass sie über alles bestimmen. „Gott will es so.” (Und damit sind sie nicht die einzige Religion.)

Wie ich darauf jetzt komme?

Ein Leser schreibt mir, und Bestätigungen findet man in der Presse, dass in Luzern gerade die Peterskapelle renoviert wird und deshalb zwei Wochen lang das Glockengeläut ausfallen muss.

Anstatt die Leute aber einfach mal zwei Wochen in Ruhe zu lassen, haben sie zwei „Kunststudentinnen” rangeholt, die für Ersatzlärm sorgen sollen. Und die haben dort Lautsprecher aufgehängt und plärren aus dem Glockenturm nun mehrmals täglich ein Handyklingeln herunter. Man wolle damit Passanten irritieren und die Leute zum Nachdenken bringen, ob das Handy der „neue Gott” sei. Zusätzlich zum Baustellenlärm.

Die Leute sind stinksauer, weil sie es nervt. Die Kunststudentinnen dagegen wenden ein, dass Leute auch extra angereist kämen, um mal ein Handy-Klingeln zu hören.

Nach meinem Eindruck zeigen sich da Parallelen zwischen Kirche und Presse. Sie nerven massiv, ihnen laufen die Leute weg, und sie versuchen das zu kompensieren, indem sie den Leuten immer gnadenloser auf die Nerven gehen.

Wie muss man mental drauf sein, wenn man die Leute nicht einfach in Ruhe lassen kann, sondern ihnen permanent mit Lärm auf die Nerven gehen muss?

Warum sind solche katholischen Pfarrer nicht in psychiatrischer Behandlung? Ich halte das für richtig krankhafte Geltungs- und Auffallenssucht. Würde sich jemand so aufführen, ohne jetzt Pfarrer zu sein, würde man den in kürzester Zeit einfangen oder verklagen oder sowas.

Warum können die Leute, die mit ihnen nichts zu tun haben wollen, nicht einfach in Ruhe lassen?

Und worin liegt eigentlich das künstlerische Schaffen, Handy-Klingeln in voller Lautstärke abzuspielen? Feministische Akademisierung des Nichtskönnens?