Ansichten eines Informatikers

Journalisten ohne Fakten

Hadmut
5.5.2018 13:52

Schreiben wie Flasche leer. Nix mehr drinne.

Ich gehe bekanntlich ja manchmal zu den Jahreskonferenzen von Netzwerk Recherche im NDR in Hamburg, wo man dann auch immer auf einige Leute aus dem Fernsehen und aus den Chefredaktionen in einer noch ernüchternderen Realität als in deren Medien trifft.

Beim ersten Besuch ging es um Experten und Fachleute, und darum, dass es Journalisten eigentlich egal ist, was die können, Hauptsache sie bekommen die 10 oder 20-Sekunden-Statements in die Kamera, die sie haben wollen.

Beim vorletzten Besuch ging es um Frauenquoten und wie man Frauen mit allen Mitteln in die Redaktionen und Vorstände drückt und Kritiker zum Schweigen bringt.

Letztes Jahr ging es im wesentlichen um Deniz Yücel und darum, wie Journalisten öffentlich-rechtliche Medien für solche Privatinteressen einsetzen. Und natürlich um das große Gejammer, dass ihnen fast niemand mehr glaubt und ihnen die Kundschaft davonläuft.

Dieses Jahr soll sie unter der dem Titel „Alternative: Fakten!” stattfinden. Schaut man in das – noch vorläufige – Program, dann ist das schon ziemlich schwierig, darin überhaupt irgendetwas zu finden, was zum Titel passt. Eigentlich nur der Dauerschmonzes, den sie jedes Jahr erzählen und wie immer Frauengejammer.

Seit Frauenförderung zwar etabliert ist aber sich als nutzlos erwiesen, man sich an Trump gewöhnt und die Türken Yücel freigelassen haben, fällt denen einfach gar nichts mehr ein, was sie noch sagen oder schreiben könnten.

Dafür wollen sie dann 175 Euro Eintritt.

Etwas billiger wär’s für Journalisten, denn die bekommen den Jahresmitgliedsbeitrag für 80 Euro und dann den Mitgliederkonferenzbeitrag für 75. Mitglied kann ich aber nicht werden, weil Blogger wie ich in den Augen dieser Pressefreiheitskämpfer keine Journalisten sind und keine Pressefreiheit genießen. Als ich letztes Jahr mal erwähnte, dass ich keinen Presseausweis bekomme, aber die mit ihrem Pressefreiheitsgejammer immer nur Richtung Türkei und so zeigen, fragte mich ein Chefredakteur völlig ungläubig und auch etwas fassungslos, warum ich denn keinen Presseausweise bekäme. Ich habe ihm das dann mal erklärt, und gesagt, er solle mal in deren Vereinssatzung schauen, da stündes das ebenso drin. Sie jammern alle, dass Journalisten heute am Existenzminimum lebten und am Hungertuch nagten, aber gleichzeitig beharren sie darauf, dass Journalisten nur vollberufliche sein könnten.

175 Euro Eintritt (plus Anfahrt, plus Hotel, plus einen Urlaubstag nehmen) dafür, dass ihnen nicht einmal zu ihrem selbstgewählten Hauptthema noch irgendwas einfällt?

Wo man mir doch schon ständig deren Zeitungen als Verzweiflungsabo kostenlos anbietet?