Ansichten eines Informatikers

Der SPIEGEL will Leser loswerden

Hadmut
12.3.2018 21:59

Irgendwie geht’s denen bei der Presse noch zu gut.

Dass ich keine hohe Meinung von Jakob Augstein haben, vorsichtig ausgedrückt, ist bekannt. Und dass ich die Auflage seines „Freitag” – so im Vergleich zu meinem Blog – für mickrig halte, ist auch nicht neu.

Natürlich kann man Feminismus zum journalistischen Kernthema machen, warum auch nicht. Wir haben Meinungsfreiheit, und so gänzlich uninteressant ist es ja nicht. Ich schreibe ja gewissermaß auch über Feminismus (anderer Blickwinkel…), und ein gewisser Unterhaltungswert ist schon gegeben. Man muss sich aber eben auch im Klaren sein, dass das Marktsegment in seiner Größe eher die Redaktionsgröße der EMMA trägt.

Bei Augstein war mir – bei seiner Schreibe, aber auch bei seinem persönlichen Auftreten auf Konferenzen – nie so wirklich klar, ob der eigentlich mehr Leser haben will, oder mehr so nach dem Motto „viel Feind, viel Ehr, und Geld hab ich geerbt” handelt und ihm die Zahl der Leser völlig egal ist.

Er beschimpft jetzt Diesel-Fahrer.

Klar. Kann man machen.

Mich betrifft’s nicht, aber ich kann nachfühlen. Als ich mir mein letztes Auto gekauft habe, hieß es überall, man müsse Diesel kaufen, der sei umweltfreundlicher, weil er weniger verbrauche. Nur hatte ich es gerade eilig und habe deshalb ein Auto gekauft, das ich günstig bekommen habe und das gerade griffbereit herumstand. Benziner. Glück gehabt. Aber die arrogant-herablassende Häme ist unangebracht, das war für Autokäufer damals einfach nicht absehbar.

Man könnte vermuten, dass unter den letzten verbliebenen SPIEGEL-Lesern auch Dieselfahrer sind. Und die jetzt auch noch zu vergraulen…

Vielleicht ist es Fatalismus. Vielleicht sind denen jetzt die Leser ganz egal. Wenn schon untergehen, dann wenigstens patzig.

Oder ist es umgekehrt? Ging’s bei Diesel gar nicht um Umwelt, sondern um ein marxistisches Plattmachen des Individualverkehrs, weil man weiß, dass es sich viele Dieselfahrer einfach gar nicht leisten können, mit ihrem Fahrzeug einen Totalverlust zu erleiden und sich gleich mal ein neues zu kaufen, wenn die Preise anziehen, weil das alle machen.

Oder ist es einfach die innere Seelenverwandschaft und Schicksalsgemeinschaft zwischen Zeitung und Dieselmotor, einst das selbstverständliche Statussymbol spießigen Mittelstands, beide als Schwindel entlarvt, abgestürzt, unbeliebt, aus dem Zeitgeist gefallen und keiner kauft’s mehr, keiner will’s mehr haben? Weil zuviel Dreck rauskommt und beide stinken? Ende eines Industriezweigs? Beide ruiniert von skrupellosen Täuschern?

Ich komm’ längst ohne aus. Ohne SPIEGEL. Ohne Diesel.