Ansichten eines Informatikers

Heureka – ich habe den synthetischen Kuhfladen entdeckt!

Hadmut
2.2.2018 11:51

Als ob’s mir die Woche nicht schon schlecht genug gegangen wäre, jetzt auch noch das.

Ja, doch, ich bin auf dem Pfad der Besserung. Nur verläuft der nicht steil, eher flach. Also dachte ich mir, das könnte man etwas dafür tun, zumal ich ja bis Montag wieder fit sein will und muss. Man kann ja nicht ewig krank sein.

Ich hatte mir neulich im Supermarkt um die Ecke im Angebot so einen Standmixer für die Küche gekauft. Eigentlich brauche ich sowas nicht und war mir gewiss, dass mir das Ding dann im Weg herumsteht (immerhin: das tut es dann stur und stabil, hat nämlich unten Saugnäpfe zur Befestigung an der Tischplatte), aber weil die Dinger normalerweise 80 Euro aufwärts kosten und der bei 25 lag, dachte ich mir „kann man ja mal probieren”.

Der Volksmund sagt, wer billig kauft, kauft zweimal. Und genau das mache ich am liebsten, denn entweder weiß man hinterher, dass man das Ding eigentlich gar nicht braucht, dass das billige reicht oder was man sich von einem guten, teuren Stück erwartet. Denn nicht alles, was teuer ist, ist gut, aber was billig ist, ist oft lehrreich.

So kam’s dann auch, ich habe gleich gelernt. Dass man sich das vor dem Kauf genauer anschauen sollte. Auf der Packung stand irgendwas von irgendeinem Material, dessen hochtrabenden Wundernamen ich noch nie gehört hatte, und das widerstandsfähiger als Glas sei. Auf dem Verpackungsfoto sah es nach Glas aus. Ich hatte irgendeine Wunderkeramik erwartet, zum Vorschein kam schnödes Plastik. Leider stand der Name nur auf der Packung und nicht in der Anleitung, und die habe ich nicht mehr. Ich komme nicht mehr auf den Namen dieses angeblichen Wundermaterials, aber man erwartet dem Namen nach etwas, was für die NASA gerade gut genug wäre, und packt ein schnödes Plastikteil aus. Immerhin kann ich mich erinnern, dass Google ergab, dass dieses Material besonders küchentauglich sei, weil ohne Weichmacher und dergleichen hergestellt, und es keine Stoffe abgeben könne, also besonders auch für Babynahrung geeignet sei. Sollte ich mir jemals noch mal so ein Ding kaufen (unwahrscheinlich), achte ich darauf, dass der Mixerkübel wirklich aus Glas ist.

Bislang habe ich mir damit ab und zu mal Milkshakes gemacht. Resteverwertung. Ich esse nämlich nur am Wochenende Frühstücksmüsli, und deshalb habe ich nach dem Wochenende immer Milch übrig, die mir dann bis zum nächsten Wochenende nicht mehr schmeckt. Außerdem sind manchmal Bananen über, und ich mag die nicht, wenn die so weich und labbrig werden. Beides zusammen kann man aber noch zu Bananenmilkshakes verarbeiten, die übrigens auch ganz anders schmecken als die „Bananenmilch” in den Plastikflaschen aus dem Supermarkt. Und nebenbei bemerkt auch nicht gelb, sondern weiß sind. Ich habe nie so recht verstanden, warum Industriebananenmilch bisweilen gelb gefärbt wird, denn gelb sind an der Banane eigentlich nur die Schalen, und die frisst man nicht mit. Jedenfalls ich nicht. Aber aus irgendwelchen Gründen meinen die Leute, Bananenmilch müsste gelb sein.

Nun, im Rahmen meines Projektes „Gesundung” dachte ich mir, man könnte sich ja eine Vitaminbombe bauen (dafür würde man jetzt bei Facebook schon gesperrt), und habe mich dem Rezeptkapitel der mitlieferten Anleitung gewidmet. Verblüffend viele der milchlosen Rezepte dort (es gibt so zwei Tendenzen, milchig und saftig, Shakes und Smoothies) geben als Zutat „2 Hand voll frischer Blattspinat” an. Also gut, gekauft und auch alles weitere. Gestern abend produziert, also Blattspinat, Mango, Banane, Ananas, Saft einer Limette (hatte ich nicht, hab stattdessen eine Biozitrone durch die Zitruspresse gejagt), Wasser, Eiswürfel mit rein, alles von frischem Obst.

Ich dachte, das sind doch lauter gute Sache, die ich alle mag, das muss doch schmecken.

Aber, ach.

Es schmeckte schon gestern abend direkt nach der Zubereitung nur nach „Trink das, das ist gesund”. Ich hatte mir das Zeug gestern abend für den Blogartikel über Medien und Physik gemacht, und seid froh, dass Ihr mein Gesicht dabei nicht sehen musstet. Ich kam mir da schon vor wie eine Kuh, die fermentiertest Gras frisst. Aber da ging’s noch.

Das Problem an diesem Mixer ist, dass er immer sehr viel produziert. Weil man ja vieles mit Früchten macht, hat man da schon mengenmäßig mit ganzen Bananen oder ganzen Mangos zu tun. Dazu entsprechend viel Flüssigkeit rein, und das Ding quirlt das alles auf und pumpt dabei Luft unter die Pflanzenfasern. Einmal Mixen ergibt zwei bis drei große Gläser. Ich neige dazu, ein bis zwei gleich zu trinken und ein drittes mit Frischhaltefolie abzudichten und zum nächsten Morgen in den Kühlschrank zu stellen.

Von diesem Zeug habe ich gestern abend nur ein halbes Glas runterbekommen, es danach mit dem Rest aus dem Mixer, der ja gereinigt werden musste, wieder aufgefüllt.

Und das schmeckte nicht nur nicht gut, es schmeckte immer schlechter. Die Konsistenz verfestigte sich, dass hatte dann was von Kläranlagenschlamm (obergärig). Und es entwickelte zunehmend einen Geruch, den es anfangs nicht hatte, der so in die Richtung dessen ging, was ich als Jugendlicher als Duftnote aus dem Auffangsack des Rasenmähers kannte. Der Blattspinat sorgt zwar für eine durchgehend grüne Färbung, aber eben auch für eine zunehmende und druchdringende landwirtschaftliche Duftnote. Anscheinend oxidiert das Zeug. Oder verträgt sich nicht mit dem Zitronensaft. Oder der Ananas. Ich hatte gestern abend das teilgetrunkene Glas in die Küche gestellt, aber vergessen, es zu leeren und auszuspülen.

Das Zeug hatte sich dann über Nacht in Kuhfladen verwandelt. Es sah aus wie Kuhfladen. Es hatte die Konsistenz von Kuhfladen. Und vor allem: Es roch wie Kuhfladen. Und das nicht knapp. Als hätte mir eine Kuh in die Küche…

Nein, ich bin nicht glücklich.