Ansichten eines Informatikers

Der akademische Schneeballschwindel

Hadmut
12.11.2017 16:24

Nicht nur ein Wortspiel.

Den Schneeballschwindel (ich glaube, der Fachbegriff ist „progressive Kundenwerbung”) kennt Ihr? Die winterliche Parallele zu „Schneeflöckchen” drängt sich auf, aber das wäre jetzt eher Klamauk.

In verschiedenen Zeitungen kam gerade als Werbung für ein Buch Artikel über den – angeblich – übelsten Schneeballbetrug aller Zeiten, nämlich den von der damals mittellosen und unmittelbar vor der Obdachlosigkeit stehenden Spitzeder 1868 in München erfunden. Beispielsweise bei FOCUS kann man nachlesen, welchen Wahnsinn die da angezettelt hat, und wie die Leute ihr wider alle Vernunft ihr gesamtes Erspartes hinterhergeworfen haben. Nach wenigen Wochen war sie eine der reichsten Frauen Münchens, aber natürlich ist das Ding irgendwann geplatzt, sie kam in den Knast, das Geld war weg. Und zwar vor genau 145 Jahren, am 12. November 1872.

Es wird von Selbstmordwellen berichtet. Die Pleite traf auch nur die sogenannten kleinen Leute, vor allem diese hatten ihr das Geld anvertraut. Viele verloren nicht viel, aber eben alles, was sie hatten. Adele wanderte für 3 Jahre und 10 Monate ins Gefängnis. Im Jahr 1895 starb sie einsam und verarmt.

Ersetzt darin mal Geld durch Lebenszeit und vergleicht es dann mit dem Run auf Geistes- und Sozialwissenschaften und dem Gender Trend. Wider alle Vernunft investieren die Leute das Wertvollste, was sie haben, ihre Lebenszeit, in willkürliche Heilsversprechen, und merken nicht, dass die Fassade nur hält, solange immer mehr Geld und Lebenszeit da reingebuttert wird. Irgendwann platzt es und die Leute merken, dass sie ihren Lebenslauf ruiniert haben, weil die Zeit bis zum Rentenalter – und was an Resthirn noch übrig ist – nicht mehr reicht, um noch etwas Brauchbares zu lernen und sich damit etwas zu verdienen.

Steht irgendwann wieder eine Bereinigung durch eine Selbstmordwelle bevor?