Ansichten eines Informatikers

Hungerleider-Journalismus der Erpressbaren

Hadmut
11.11.2017 0:52

Es ist unglaublich, auf welchen Schwachsinn Journalisten in ihrer Existenzangst kommen.

Gut, dass es zuviele Journalisten gibt, wenn jeden Tag 20 Zeitungen das gleiche drucken, drängt sich auf.

Silke Burmester kommt nun mit diesem Vorschlag im Deutschlandradio daher:

Wie Sie ja schon mitbekommen haben, muss sich im Journalismus etwas ändern, damit Journalistinnen und Journalisten von ihrer Arbeit leben können und der Beruf keiner wird, den ausschließlich Erben und Lottogewinner ausüben können. Geht es mit der Schrottifizierung der Branche weiter, glaubt uns Journalisten bald keiner mehr, niemand zahlt für das, was wir tun, und die vierte Macht im Staat kann einpacken. […]

Deswegen, liebe Hörerinnen und Hörer, habe ich einen Plan entworfen, wie gewährleistet werden kann, dass Journalistinnen und Journalisten so viel verdienen, dass sie ihre Arbeit gut machen können und nicht irgendwelchen Schrott mit Medien produzieren, auf dass irgendwie Kohle reinkommt. Ich nenne dieses Vorhaben “BurAGENDA-2017”.

Die Idee dahinter ist einfach: All jene, die den Beruf nicht ernst nehmen und/oder auf das Geld, das sie mit ihrer Tätigkeit verdienen, nicht angewiesen sind, machen bitte etwas anderes.

Ich rede an dieser Stelle über die Rentner und anderen Tageszeit-Flaneure, die als Beschäftigungstherapie für 13, 19 oder 21 Cent die Zeile Texte für die Regionalzeitungen schreiben, und damit das System der großen Verlagsgruppen stützen, die Lokalredaktionen unterbesetzt halten und sich auf die Ergüsse der Freizeitjournalisten verlassen.

Ich rede auch von den Frauen, die mit ihren Klein-Mädchen-Träumen von Erdbeerkuchen und Glückshormonen für einen Witzlohn die Stellen der Yellow-Press- und Feel-Good-Verlage besetzen, vor dem Hintergrund, dass sie als Teil des Systems “Ehe” auf das Geld nicht angewiesen sind.

Und ich rede von den Berufsanfängern, von denen zu befürchten ist, dass sie bereits bereit sind, Geld mitzubringen, um zu veröffentlichen.

Es sind diese drei Gruppen, die mit dafür verantwortlich sind, dass immer mehr derer, die sehr gern professionell arbeiten würden, zusehends unter Druck geraten und für Löhne und Honorare tätig sind, die erst die Würde fressen und dann den Anstand und Ethos, die den Journalismus von der Dienstleistung trennen.

😀

Dann dürften Nach-Feierabend-Blogger wie ich auch nicht mehr schreiben. Das könnte der so passen.

Das Problem ist halt einfach, dass das Fach Journalismus so heruntergekommen und verblödet ist, dass da inzwischen jeder mitschreiben kann, der nichts gelernt hat und nichts besseres findet. Heißt: Eingebildete Elite-Journalisten können sich von Freizeit- und Witzlohn-Schreibern nicht mehr abheben und unterscheiden.

Wie wär’s denn mal damit, sich wie die meisten Menschen einen anderen Job zu suchen, wenn’s nicht mehr läuft?

Ach, Ihr habt sonst nichts und könnt sonst nichts? Ja, das ist Pech.

Und wie will sie das durchsetzen? Verbieten?

Soll das heißen, dass nur noch die schreiben dürfen, die abhängig und erpressbar sind?

Dr. Mathias Döpfner, der der Vereinigung der Zeitungsverleger vorsteht, gießt unablässig Öl in das Feuer jener geistigen Brandstifter, die die Medien “Lügenpresse” nennen und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abschaffen möchten. Er ist sich nicht zu schade, von “Staatsfernsehen” und “gebührenfinanzierter Staatspresse” zu sprechen, die an Nordkorea erinnere. Und der am Wochenende neu gewählte Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger, Dr. Rudolf Thiemann, scheint von einer ganz besonderen Muse geküsst, wenn er die Zeitschriften, die das Verbreiten von Lügen über Prominente zum Geschäftsmodell erhoben haben, so reinwäscht: “Sie nehmen die Phantasie der Leser vorweg”.

Von der Idee, dass Journalismus etwas anderes ist, als Unterhaltung und irgendwelche Printprodukte deren Inhalte sich bitte in diversen Geschäftsfeldern versilbern lassen, keine Spur. Auch nicht davon, dass diese Idee und die Leute, die sie vertreten, verteidigt werden müssen.

Sagen wir’s doch mal so:

Der angebliche Qualitätsjournalismus hat sich selbst zum wertlosen Schrott runtergeschrieben und sich durch monströsen Qualitätsverlust und die Anreicherung mit Vollidioten in die völlige Wertlosigkeit geschrieben.

Und jetzt jammern sie darüber, sich nicht mehr von Hobbyschreibern und Laien unterscheiden zu können.

Wann gehen die endlich Pleite? Wird nicht mehr lange dauern.