Ansichten eines Informatikers

Naive Wahlhelfer

Hadmut
7.9.2017 22:57

Einige Wähler haben sich über meine Sichtweise der Wahl beklagt.

Ich hatte mehrfach geschrieben, dass mich stört, dass man sich bei der Wahl nicht ausweisen muss.

Diverse Leser, allesamt nach eigenem Bekunden freiwillige Wahlhelfer, haben ihre Gegenmeinung, bisweilen Missbilligung bis hin zu Empörung vorgetragen. Denn, so schrieben viele, natürlich würde die Identität überprüft – nämlich anhand von Wahlbenachrichtigung und Wählerverzeichnis, wo auch vermerkt werde, wer schon gewählt hat, damit man nicht zweimal wählen kann.

Leute, das ist doch naiv. Wahlbenachrichtigungen kann man kopieren oder klauen oder weitergeben. Und das Verzeichnis sorgt auch nur dafür, dass man unter einem Namen nicht zweimal wählen kann (was machen die eigentlich, wenn zweie unter einem Namen kommen und der zweite behauptet, er sei der echte?), aber es sorgt nicht dafür, dass derjenige, der die Wahlbenachrichtigung hat, auch derselbe ist, der draufsteht.

Wie kann man denn auf die Idee kommen, dass damit eine Identität geprüft wird, wenn man nur einen Zettel und nie die Person überprüft? Wie kann man so naiv sein?

Ganz viele Leser schrieben mir zuvor, dass sie noch nie nach einem Ausweis gefragt worden seien. Ein Wahlhelfer schrieb mir, dass auf der Wahlbenachrichtigung steht, dass man sie oder Personalausweis/Reisepass mitbringen müsse. Die Leute müssten also nicht mal einen Ausweis dabei haben. Was ich bemerkenswert finde, denn auf meiner Wahlbenachrichtung steht und, nicht oder. Ich muss den Personalausweis auf jeden Fall mitnehmen.

Ein anderer, mit Wahlen vertrauter Leser, schrieb mir jedoch, dass man ganz bewusst auf eine Überprüfung verzichte und der Personalausweis eigentlich nur der Ersatz für verlorene/verschlampte Benachrichtigungen sei, weil man mit einer Überprüfung zu viele Wähler von der Wahl abhalten würde, etwa Misstrauische, Leute, die am Wahlgeheimnis zweifeln oder solche, die ihren Ausweis nicht finden oder gar keinen haben. Man nehme ganz bewusst einige Betrugsfälle in Kauf, weil man meint, dass das Wahlergebnis damit immer noch genauer wäre, als wenn man Leute durch Ausweiskontrollen vom Wählen abhielte.

Wenn man mal drüber nachdenkt, hat die Sache natürlich auch einen Haken.

Das ist ja immer so mein Security-Steckenpferd, Sicherheitsmaßnamen darauf zu überprüfen, ob es auch ein Verfahren gibt, wenn die Maßname anschlägt. (In einem Supermarkt an der Kasse fand mal eine Kassiererin, dass meine Unterschrift nicht echt sei und nicht zur Bankkarte passe. Und was nu, habe ich gefragt, „was machen sie jetzt?“. Ich habe nicht diskutiert, gestritten oder behauptet, dass ich der auf meiner Karte wäre, sondern sie einfach nur gefragt, was sie jetzt macht. Wusste sie nicht. Also meinte sie – in der festen Überzeugung, ich sei ein Betrüger – sie akzeptiere das, ich solle die Ware einpacken und einfach gehen, weil ihr nichts anderes übrig blieb.)

Die Wahlhelfer sind wohl nicht darin geschult, Ausweise zu prüfen.

Was aber ist, wenn sie der Meinung sind, dass sich jemand nicht korrekt ausweist? Ausweis gefälscht, abgelaufen, Bild passt nicht zum Gesicht, und so weiter. Und was, wenn dann einer die Wahl angreift, weil er nicht wählen durfte? Wenn man es gar nicht erst nachprüft, hat man einen Streitpunkt weniger.