Ansichten eines Informatikers

Stereotype

Hadmut
27.7.2017 0:07

Warum Technik-Konzerne es einfach besser bringen als Soziologen.

Kamera-Hersteller Canon (Australia) hat ein interessantes Experiment durchgeführt, um zu zeigen, dass es beim Fotografieren mehr auf den hinter als auf den vor der Kamera ankommt.

Sie haben 6 Fotografen beauftragt, denselben Mann zu portraitieren, aber jedem Fotografen eine andere Legende über den Mann erzählt. Mal haben sie ihn als Alkoholiker, als Self-Made-Millionär, als Ex-Knacki, als Lebensretter, Fischer und etwas, was ich nicht richtig verstanden habe (psychic?) vorgestellt und den Auftrag gegeben, ihn so darzustellen, wie er ist. Das Ergebnis waren sechs sehr unterschiedliche Portraits, von denen der Abgebildete selbst sagte, dass es nach sechs verschiedenen Menschen aussieht.

Es ging darum zu zeigen, dass die Fotografen wesentlich das fotografieren, was in ihrem Kopf vorgeht, und das wichtiger ist als das, was sie tatsächlich sehen. (Wobei man natürlich nicht weiß, ob die Bilder nicht genauso unterschiedlich ausgefallen wären, wenn sie nichts gesagt hätten, weil ja ohnehin jeder seinen Stil hat.)

Was belegt das Experiment?

Zeigt es, dass die Leute auf die Stories und die damit verbundenen Stereotype hereingefallen sind und die Bilder deshalb falsch oder verfehlt sind?

Soziologen würden das ja daraus folgern.

Nein.

Das Experiment zeigt, dass Soziologen dumm sind und die sechs Fotografen ordentlich fotografieren können.

Denn überlegt mal, wie man das hätte bewerten müssen, wenn die Fotografen alle gleiche Fotos abgeliefert hätten, sich allein nach dem visuellen Äußeren des Mannes gerichtet hätten (wie es mancher wohl erwarten würde). Es würde nämlich bedeuten, dass die Fotografen einfach stupide-handwerklich den Kopf abgebildet und den Charakter und die Lage des Mannes überhaupt nicht berücksichtigt hätten. Das war aber nicht der Auftrag. Sie sollten ihn darstellen, wie er ist und nicht wie er aussieht.

Es ist also völlig richtig, dass die Fotografen gemäß der Information, die sie bekommen haben, einen entsprechenden Stil gewählt haben.

Man sollte nicht auf Politik und Soziologen hereinfallen. Befasst Euch lieber mit Fotografie. Stereotype sind kein Fehler, den man sich abtrainieren müsste. Es geht darum, mehr als nur das rein visuelle zu erfassen. (Und die Politik sagt uns ja gerade, Menschen weder nach ihrem Äußeren, noch nach ihrem Inneren zu bewerten, also eigentlich gar nicht.)

(Jaja, ich weiß, es ist eine Marketing-Kampagne, aber sie haben noch weitere Videos in dieser Art.)