Ansichten eines Informatikers

Siemens, Personalführung und die Logik

Hadmut
21.5.2017 20:11

Personalnachrichten von Siemens. [Nachtrag]

Ein Leser wies mich auf eine seltsame Diskussion bei LinkedIn hin.

Janina Kugel, Vorstand und Personalchefin bei Siemens, jubelt über eine Indoktrinierungsveranstaltung, in der es über Frauen in Führungspositionen ging.

Just returning from another great training session from one of our Siemens #femaleleadership trainings. An amazing energy in the room, full of competent women that are ready to go the next step. Thanks to all of you Maria Ferraro Beatrix Natter !

Kann man sich so vorstellen, wie das da abging. Darauf will ich jetzt aber gar nicht im Allgemein hinaus, zumal sie ja (fast) nichts zum Inhalt sagen, sondern einfach mal auf so einen Logik-Fehler hinaus. Eine Kommentatorin und ein Kommentator schreiben dazu:

Martina Michel“Privilege is invisible to those who have it.” Sounds like a super workshop, Nandani. We recently made the same experience as we brought together 70 women from across Europe for what we called the W@W (Women at Work) event.

We need both, I guess: be successful as women in traditionally male contexts and learn to value and support each other. Greetings to my colleagues at Siemens!

Achim Schumacher Dan: “Those with privilege are blind to it; for 30 years, men with privilege have failed to address the gender gap at all levels of society.”

Das war also das Thema des Workshops.

Mal abgesehen davon, dass ich es im Bereich der Personalführung oder Unternehmensleitung für ein absolutes No-Go und Inkompetenzmerkmal halte, eine ganze Personengruppe so ganz pauschal und per Geschlecht für blind zu erklären und jede andere Meinung als die eigene damit abzutun, dass derjenige ja nicht sehen könne, also die unglaubliche Arroganz an den Tag zu legen, sich selbst für die einzig Sehenden zu halten, stellt sich da eine logische Frage:

Wenn sie denn der Meinung sind, dass Privilegierte ihre eigenen Privilegien nicht sehen können, woher wollen sie dann wissen, dass sie nicht schon längst die Privilegierten sind und es selbst nicht sehen? Wieso glauben sie dann, die Privilegiensituation alleine beurteilen und die Sicht anderer ausblenden zu können?

Denn Männer kommen in der Regel mit solchen Dumpfsinn nicht hoch in der Karriereleiter. Solche Selbstfeierungsworkshops und Selbstermächtigungsbeförderungen sind ein enormes Privileg.

Logik und Stringenz sind nicht deren Stärke.

Und war das nicht mal so, dass Siemens ganz dolle versprochen hatte, gegen Korruption und Missbrauch vorzugehen? Von diesem Versprechen scheint auch nichts mehr übrig zu sein.

Nachtrag: Das muss man sich wirklich mal klarmachen, wie die ticken und wie die drauf sind. Diese Zirkuläre Logik, sich selbst etwas einzureden und dann zu behaupten, dass die, die nicht auf dem Opfer-Trip sind, das ja nicht sehen könnten, es deshalb also irrelevant ist, wenn andere sagen, dass das nicht so wäre.

Mit der gleichen kaputten Denkweise werden auch Religion, Homöopathie und so weiter begründet: Man muss dran glauben, dann sieht man es auch. Und wer sagt, dass er es nicht sieht, ist nur zu blind. So wird man gegen jede Gegenmeinung und jeden Gegenbeweis völlig blind. Eine zutiefst gefährlich Art antrainierter Ignoranz. Eine Filterblase: Jeder, der was anderes sagt, ist blind und irrelevant. Mein redet sich einfach irgendetwas ein und hört nur auf die, die zustimmen.

Sowas war bisher immer extrem gefährlich und oft tödlich. Damit sind schon viele auf die Schnauze gefallen.

Macht Euch klar, dass Siemens so geführt wird.

Nachtrag 2: Denkt da mal drüber nach, was die behaupten: Nur wir selbst können erkennen, dass wir unterprivilegiert sind, weil man seine Privilegien selbst nicht sehen kann. Das ist so selbstwidersprüchlich, das muss doch ganz fürchterlich im Hirn weh tun – falls die entsprechende Stelle im Hirn existiert, noch lebt und Schmerzempfinden hat.