Ansichten eines Informatikers

Noch enger als das Wohnklo

Hadmut
11.4.2017 20:20

Ich hatte neulich darüber geschrieben, dass uns allen das kommunistische Wohnklo droht.

Der Political-Correctness-Kanal Tagesthemen twittert und sendet (ab 0:23:55) über die neueste Erungenschaft, das 6qm-Haus. Da kann man sich dann auch als Single schon selbst im Weg stehen und auf die Füße treten.

Find ich jetzt derb. Immer mehr Leute werden in die Städte auf immer kleineren Raum gestopft, das ist dann keine Wohnung mehr, das ist ein Aufbewahrungsbehälter. Sowas wie Besitz, Arbeit, auch nur Literatur ist da nicht möglich, man muss im Prinzip alle seine Besitztümer in der Cloud speichern und sich auf ein Handy und einen Tablet-Computer beschränken.

Sanitäreinrichtungen, gar eine Waschmaschine, gibt’s da nicht. Man wohnt im Prinzip im Kleiderschrank. (In Kreuzberg haben sie neulich ein 10qm-Zimmer als „Mikro-Appartment“ für 100.000 Euro angeboten.)

Sie begründen das damit, dass das wunderbar für Leute wären, die nicht viel arbeiten wollen, weil man da mit 100 Euro Miete im Monat rumkäme.

Es mag Leute geben, die sich damit identifizieren, und das genau so haben wollen.

Ich habe 14 Semester im Stundentenwohnheim auf 10qm gewohnt, aber Leben war’s nicht, praktisch nichts im Besitz, und dann aber noch den Flur, die Küche und die Sanitäreinrichtungen mit Waschmaschine mit dem Flur geteilt. Also mehr so eine Riesen-WG, an der nur 10qm privat waren.

Ich habe zweimal 3-Wochen-Urlaub im Wohnmobil gemacht, einmal im (fast) kleinsten, was die Vermieter hatten (ungefähr wie VW-Bus Bully mit Hochdach), und habe nach den 3 Wochen fast einen Koller bekommen, war dann echt froh, am Ziel wieder in einem normalen Hotelzimmer zu sein, obwohl das dann auch kaum größer war. Und ich hatte dann mal das größte, was sie hatten (6-Bett-Wohnmobil, war halt sehr günstig, weil’s schon älter war, kaum einer damit fahren konnte und es außerhalb der Schulferien nun wirklich auch niemand haben wollte, die schicken 2-Personen-Wohnmobile im Mercedes-Sprinter waren dreimal so teuer). Gut, das Einparken damit ist jetzt nichts für Waschlappen (ich hatte keine Probleme, es sind aber Leute daran gescheitert), und die Dinger saufen enorm, aber eigentlich hatte ich mich da drin ziemlich wohl gefühlt und hätte das auch ein paar Monate oder länger ausgehalten, das war halt fast wie eine 2-Zimmer-Wohnung mit Sitzecke am Fernseher, Schreibtisch, Küche, Schlafzimmer, Dusche, Bad, Toilette. Unterkellert war’s auch (Stauraum unten drunter). Das Ding hatte aber doch mehr als diese 6 Quadratmeter, und auch da bin ich so ungefähr jeden zweiten, dritten Tag auf Campingplätze gefahren um dort die Badezimmer und Waschmaschinen usw. zu benutzen.

Eigentlich hatte ich solche Wohnbüchsen auch schon vorgeschlagen, aber als Notlösung für Obdachlose, die sonst auf der Straße leben, nicht als regulären Wohnraum.

Ich habe aber so den Verdacht, dass man da gerade am Lebensstandard arbeitet, der uns in 10 oder 20 Jahren so allgemein blüht. Es werden immer mehr Leute in die Städte kommen und wir werden Zustände wie in dystopischen Science-Fiction-Filmen haben.

Ich überlege gerade, von wo ich sowas kenne, hinten im Kopf schnipst das sowas mit „Herr Lehrer, ich weiß was“. Woher kenne ich sowas?

Ja, richtig, aus den Townships in Afrika. Da hocken die Leute auch in primitivsten 6qm-Häuschen oder Hütten.

Bald wird auch Berlin zum Township werden. Was heißt werden, die ehemalige Cuvry-Brache war ja im Prinzip nichts anderes als so ein Extrem-Armuts-Ghetto. Das wird wieder kommen.