Ansichten eines Informatikers

BNetzA: Jabber-Clients sollen registriert werden

Hadmut
24.3.2017 23:57

Ich dachte bisher, jeden Tag kommt eine neue Zensurspinnerei. Stimmt nicht. Sie schaffen gerade mehr als eine pro Tag.

Golem berichtet, die Bundesnetzagentur habe mehr als 100 Entwickler von XMPP-Clients angeschrieben, weil die sich registrieren lassen sollten.

Wer nicht weiß, wovon ich rede: Jabber ist ein open-source-Chat-System, für das es viele Implementierungen gibt und das auf einem Protokoll namens XMPP beruht. Man kann damit zwischen Personen oder auch in Konferenz-Räumen (Gruppen) chatten, hat aber gegenüber Diensten wie Google (die das übrigens auch mal anboten) oder Facebook den Vorteil, dass man nicht auf einen zentralen Anbieter angewiesen und festgelegt ist und dort auch keinen Account braucht, sondern dass das dezentral funktioniert, man also beliebig viele Server dabei einsetzen und ohne weiteres auch einen selbst aufsetzen kann. Ein Raspberry reicht dazu völlig.

Nun weiß ich nicht genau, was Xabber alles anbietet, aber das einschlägig bekannte Xabber-Programm für Android und die vielen anderen XMPP-Clients sind eben keine Dienste, sondern einfach Software, die angeboten wird. Denn der Witz an Jabber ist ja gerade, dass es im Gegensatz zu anderen Chat-Lösungen gerade nicht mit einem bestimmten Dienst fest verbunden ist, sondern man sich da jeden beliebigen Dienst aussuchen kann. Viele Firmen haben beispielsweise interne, eigene Jabber-Server, was überaus nützlich ist.

Das Ansinnen der Bundesnetzagentur erscheint mir hier also wirklich als technisch falsch.

Warum fällt ihnen das aber gerade jetzt ein? Ich weiß nicht mehr genau seit wann es Jabber gibt, aber so gefühlte 15 bis 20 Jahre müssten es sein. Mir war gerade so, als wäre ich da noch bei Xlink gegenüber der Uni gewesen, als das eingeführt wurde, und Wikipedia bestätigt das.

Offenbar hat das politische Gründe und man versucht gerade, die totale Kontrolle über alle Kommunikationswege zu bekommen.