Ansichten eines Informatikers

Gegenderte Landkarten – Ouch + Oops

Hadmut
20.3.2017 21:21

Neues zu amerikanischen Schulen und Universitäten.

Sie kommen mal wieder mit „gerechten“ Landkarten an. Sie können die Mercator-Karte nicht ertragen und setzen jetzt auf die Karten des „Hobby-Kartografen“ und Gerechtigkeitskämpfers Arno Peters. Weil die Mercator-Karte Europa in den Mittelpunkt stelle (was nicht stimmt), guckt einfach mal Google-Maps, das ist eine Mercator-Karte.

In Boston bekommen die Schüler im Unterricht nun die Kartenversionen von Mercator und Peters vorgelegt. Die ersten Reaktionen seien erstaunlich gewesen, sagt eine Lehrerin. “Es war spannend zu sehen, wie die Schüler plötzlich infrage gestellt haben, was sie bisher zu wissen glaubten.”

Wie nennt man das nochmal? Ach ja, „alternative Fakten“. Wobei ältere Berichte nahelegen, dass Peters da von einer kommunistischen Weltsicht geprägt war. Aber eigentlich wurde alles, was mir zur Peters-Karte zu sagen einfällt, schon 1985 von Sachkundigeren dargelegt. Wobei ich ja auch zur ebenso „gerechten“ Authagraph-Projektion schon etwas geschrieben habe.

Man kann es drehen, wenden und zerren, wie man will, es gibt keine „faire“ oder „gerechte“ Projektion einer Kugeloberfläche auf eine ebene Fläche. Es geht einfach nicht, und wenn jemand (wie Peters) meint, er habe die einzig richtige, hat er gar nichts verstanden. Die einzige Darstellungsmethode, die wirklich wahrheits- und realitätsgetreu darstellt, ist der gute alte Schulglobus. Nur scheinen Leute, die im Zeitalter der LCD-Schirme und Tablet-Computer aufgewachsen sind, damit nicht mehr klarzukommen. Lässt sich nicht so einfach virtualisieren. Obwohl: Mit der VR-Brille kann man den Blick auf die Kugel wieder virtualisieren. Und aus der Sicht einer Satellitenkamera auf die Erde gucken. Oder vom Mond. Im Museum findet man noch historische Globen mit einem Meter Durchmesser, die in einem Gestell gelagert sind. Warum gibt es das heute nicht mehr?

Mathematik wird auch da aus den Lehrplänen geworfen und alles vergeistes- und sozialwissenschaftlicht. Oder verlabert. Dabei sollte man durchaus berücksichtigen, dass elementare Navigation ja kein rein mathematisches Problem ist und selbst GPS-Handys viele Fragen nicht beantworten. So konnte mir bisher kein Muslim die Frage beantworten, wie man eigentlich die korrekte Richtung bestimmt, nach der man sich beim Gebet gen Mekka zu verneigen hat, ob sie das mit Orthodromen oder Loxodromen berechnen. Gefühlt korrekter dürften ja die Orthodrome sein, die bedürften aber einiger Mathematik, während man die Loxodrome auf der – nunmehr geschassten – Mercator-Karte einfach berechnen kann. Auf Karten wie Peters oder Authagraph kann man das nicht (womit man sie sicherlich islamophob schimpfen kann, weil sie Muslimen ja nicht gestatten, die Richtung gen Mekka wenigstens loxodrom zu bestimmen). Von den – zugegebenermaßen – wenigen, die ich bisher gefragt habe, hat auch keiner verstanden, was ich von ihm wollte. Mit dem Kompass, sagten sie. Ähm, ja, mit dem Kompass findet man die Richtung real, wenn man erst mal den Kurswinkel kennt, den man einschlagen will. Aber wie kommt man darauf? Es gibt ja keinen Kompass, der auf Mekka zeigt (OK, jetzt mit Handy-Apps sicherlich schon, aber viele lehnen ja moderne Technik ab). Wundert mich eigentlich, dass so etwas wie islamische Gebetsnavigation weder im Religions-, noch im gerechtifizierten und inklusiven Geographieunterricht berücksichtigt wird. Mir Mercator könnte man das noch vertretbar und ordentlich bestimmen. Warum aber Karten einführen, mit denen man das nicht mehr kann?

Der wesentliche Grund ist vermutlich, dass es vielen heute einfach nicht mehr bekannt ist, dass es die Seefahrt schon lange vor dem Smartphone gab. Und was wird erst, wenn sie herausfinden, dass der Nullmeridian von weißen Männern willkürlich in Greenwich angenagelt wurde? Müssen wir uns da nicht auch auf „gerechtere“ Koordinatensysteme einrichten? Also ich wäre ja für eine Meridian-Quote: Durch jedes Land muss ein Stück des Nullmeridians gehen. Nur das wäre gerecht. Nutzlos, dysfunktional, aber hey, wen interessiert das noch, es wäre doch gerecht.

Generell sind wir auf dem Weg in die Emotional-Universität. An der University of Arizona hat jemand von der Universitätsleitung ganz offiziell und schriftlich eingeführt, und angewiesen, dass Studenten laut „Ouch“ (deutsch: Autsch) rufen müssen, wenn sie sich in ihren Gefühlen verletzt fühlen. Der, der sie verletzt hat, muss dann mit „Oops“ antworten. Glaubt Ihr nicht? Quellen hier und hier. Geschrieben hat das deren Vize-Kanzler für „Inclusive Excellence“, und der bekommt dafür ein Jahresgehalt von $214,000.

Klapsmühle und Kindergarten.