Ansichten eines Informatikers

Noch eine gestorben…

Hadmut
27.12.2016 19:46

Jetzt sterben sie wie die Fliegen…

Mr. Spock, Winnetou, Dracula letztes Jahr (Ich hätte auf Frage geschworen, Nimoy sei Anfang 2016 gestorben, aber das war schon Februar 2015), dieses Jahr Alf, Bud Spencer, und jetzt auch noch Prinzessin Leia.

Bei den Musikern herrscht auch Waldsterben.

Anders als viele meinen liegt das aber nicht an diesem Jahr und es wird deshalb auch nicht besser, wenn das Jahr vorbei ist.

Es liegt an der Technik.

Allen Ernstes: Es ist eine Technik-Folge.

Weil es zwischen den 60er- und 80er-Jahren einen enormen Technik-Schub gab, der die Medienbranche massiv beflügelt und vorangebracht hat. Man bedenke, dass brauchbare und verfügbare Rundfunkverfahren erst in den 30er und 40er Jahren entwickelt wurden, bis in die Mitte der 60er Jahre aber noch düster schwarz-weiß waren (Okay, nur das Fernsehen, nicht das Radio, aber das war verrauscht und Mono), und Sendungen eben nur in geringer Zahl vorhanden waren. Damals hat das Fernsehen bei uns erst gegen 17:00 Uhr angefangen, da haben die dann erst den Sender eingeschaltet, und dann gab’s nur drei Programme. Wenn man Glück hatte und die Dachantenne in die richtige Richtung zeigte.

Erst gegen Ende der 60er, vor allem in den 70er Jahren gab es einen Technik-Schub, der vor allem auch mit der breiten Einführung des Transistors zu tun hat. Fernsehen gab es in Farbe, Radio in Stereo, Geräte wurden billig und allgemein verfügbar. Gleichzeitig hat auch die Kino-Branche ziemliche Fortschritte hingelegt, von alten Schwarzweiß-Filmen (Hier spricht Edgar Wallace…) ging man über zu monumentalen Farbfilmen (Winnetou, übrigens vom gleichen Filmemacher wie die Edgar-Wallace-Filme, was sehr deutlich den Sprung veranschaulicht). In der Musikbranche kamen neue Musikstile auf, Rock, Pop, Disco, dazu Technikneuheiten wie Compact-Kassette, Aufnahmegeräte, Walkman und Fanartikel wie Bravo. (Sieht man übrigens auch schön in Forrest Gump.)

Die Leute, die damals großen Erfolg hatten, also die ersten Stars wurden, waren eben auch so zwischen 20 und 30 Jahre alt. Elvis, einer der früheren, war beispielsweise Jahrgang 1935, der würde übernächste Woche 82.

Dazu kommt, dass die wegen Lebensstil, Drogen und so weiter eben keine allzu hohe Lebenswertung haben.

Deshalb passiert das jetzt eben. Das liegt nicht im Jahr 2016.

Was wir sehen ist quasi ein Echo der damaligen technischen und gesellschaftlichen Entwicklung. Damaliger Boom + durchschnittliche Lebensspanne = heute.

Schade, traurig, aber lehrreich.

(Ich erwähne ja auch gerne, dass die „Emanzipation der Frau” nicht auf Feminismus, sondern auf den Technologieschub der Nachkriegszeit zurückgeht. Da geht’s zwar dann eher um Kühlschränke, Spülmaschinen und Staubsauger, was die Elektrobranche so hübsch in „braune Ware” und „weiße Ware” unterscheidet, weil das Wohnzimmerzeugs wie Fernseher und Radiotruhen damals als Möbel ausgestaltet war, aber letztlich gehört beides eng zusammen und gehört zum gleichen Technologieschub, der zu einer durchgreifenden Modernisierung der Wohnungen, der Lebensumstände, des gesellschaftlichen Lebens führte.

Im Prinzip könnte man sich im Kalender auch die zu erwartenden Sterbewellen nach Einführung der Computer und der großen Digitalisierung anstreichen. Nur ist das alles so volatil und in der Breite überflutet geworden, dass man sich bis dahin an die Leute gar nicht mehr erinnern wird.)

Möge die Macht mit ihr sein.