Ansichten eines Informatikers

Ein Deutsch-Iraner namens David

Hadmut
23.7.2016 12:09

Seltsame Meldung. [Nachtrag 2]

Zur Schießerei in München liest man gerade sehr viel. Und sehr wenig. Denn alle Medien schreiben von nur ganz wenigen Quellen ab. Irgendwo kam die Meldung her, ich glaube, von der Polizei, dass der Täter ein „18-jähriger Deutsch-Iraner” sei. Googelt mal danach, und Ihr werden jede Menge wortgleiche Meldungen finden. Da steht aber nie ein Name dabei.

Dann kam SPIEGEL Online und verkündete, der Täter heiße „David S.”:

Nach Angaben der Polizei handelt es sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner. Wie SPIEGEL ONLINE erfuhr, wird sein Name als David S. angegeben.

Also die Polizei sagt „18-jähriger Deutsch-Iraner”, und irgendeine unbekannte Quelle „gibt David S. an”.

Genauer gesagt: Gar keine Quelle.

Fällt einfach so vom Himmel.

Mal wieder in der beliebten Rabulistik-Propagandasprech-keiner-war’s-gewesen-Passivierung. Was eigentlich schon grammatikalisch falsch ist, weil eigentlich nur aktive Lebewesen grammatikalisch passivisch, also als passiv-handelnde auftreten können, also im Nominativ. Man könnte also sagen (auch wenn’s nicht allzu seriös wäre) „Der Täter wurde David S. genannt”. Aber ein Name ist nicht handlungsfähig. Und damit eigentlich auch nicht passiv-fähig. Der ist nur Objekt-fähig im normalen Aktiv-Satz. Beispielsweise: „Der Nachbar hat den Namen als David S. angegeben”. Oder „Am Türschild stand David S. als Name”. Aber ein Name, der irgendwie angegeben wird, ohne dass irgendeine handelnde Quelle angegeben wird – das ist sprachlich Bullshit und Desinformation.

Spätestsn da müsste das Sprachgefühl doch den roten Bullshit-Alarm auslösen.

Und dann müsste die Großhirnrinde mal intervenieren und fragen: Ein Iraner namens David? Wie soll denn das zusammenpassen? Nach David, dem biblischen König über Judah, benannt?

Googelt mal nach München und „David S.”, wieviele das völlig unkritisch und unkommentiert von SPIEGEL Online abgeschrieben und übernommen haben.

Nachtrag: Ah, ich werde gerade von Leser in Reaktion dazu darauf hingewiesen, der Täter heiße in Wirklichkeit „Ali S.”. Googelt man danach, findet man tatsächlich erste Artikel mit diesem Namen. Beispielsweise den und den.

Was ist denn das für eine Medien-Scheiße, in so einem Ganz-München-gelähmt-Terror-Fall auch noch political-Correctness-Falschinformation zu streuen?

Ich denke, damit ist SPIEGEL als Nachrichtenmagazin endgültig tot und erledigt.

Nachtrag 2: Jetzt gehen Meldungen herum, wonach er „Ali David Sonboly” heiße.