Ansichten eines Informatikers

Die Narzissmus-Epidemie

Hadmut
22.11.2015 11:35

Ach. Das find ich jetzt interessant. [Update]

Ein Leser hat mich auf zwei Webseiten hingewiesen (Danke!), nämlich die über eine „Sonderkommission KK”, die als Projekt die epidemische Ausbreitung von Persönlichkeitstörungen untersucht und diese, wonach es eine Virus-artige Zunahme und Ausbreitung von gefährlichen Persönlichkeitsstörungen gibt.

Eigentlich wollte ich erst einen Artikel schreiben, der diese zwei Texte sowohl zitiert, also auch verreisst, denn das Thema finde ich sehr interessant, aber den Artikel da wissenschaftlich so schlecht wie deutsche Universitäten, zumal es seltsam ist, wenn das Projekt noch die Teilnehmer sucht, aber die Ergebnisse schon skizziert werden. Allerdings bezieht sich der Artikel auf eine amerikanische Studie von 2009, The Narcissism Epidemic: Living in the Age of Entitlement, und dass der deutsche Artikel darüber Mängel enthält, heißt ja nicht, dass die Studie selbst schlecht ist. Ich hab’s mir gekauft, konnte es aber noch nicht lesen. Das kann auch noch dauern, ich möchte die Studie aber anhand der deutschen Verwiese darauf zumindest schon mal erwähnen, falls irgendwem noch was dazu einfällt. Allerdings ist der deutsche Text dahingehend schlecht, als er nicht klar zwischen einer Projektbeschreibung und einer Wiedergabe des amerikanischen Artikels trennt.

Worum geht’s?

Konkret geht es um die Untersuchung der extremen Zunahme gefährlicher narzisstischer Persönlichkeitsstörungen mit naiv-aggressiver bzw. masochistisch-selbstzerstörerischer Tendenz und um Aufklärungsarbeit. Dies sollte eigentlich die Aufgabe unseres Staates sein. Aufgrund des bisherigen Unterlassens soll das Projekt jenen Stellen und Instanzen einen ersten Anstoß geben, die eigentlich dafür verantwortlich sind, derartige Phänome eingehend zu untersuchen und zu bekämpfen.

Die Untersuchung strebt Erkenntnisse und Erklärungen aus möglichst vielen Fachgebieten an: Psychologische und psychiatrische Ansätze sowie soziokulturelle Ansätze sind ebenso relevant wie biologische Ansätze, die z.B. von gefährlichen Erregern ausgehen, die manipulativ auf das Gehirn einwirken und mit bestimmten (naiv-aggressiven und/oder destruktiven) Denk- und Verhaltensmustern einhergehen:

  • Verzerrungen der Wahrnehmung bis hin zum Realitätsverlust
  • Massive externale Fokussierung
  • Sinkende Hemmschwelle bzw. Angstlosigkeit
  • Selbstüberschätzung / Überlegenheitsillusion (Lake Wobegon Effect)
  • Beeinflussung von Beurteilungen und Entscheidungen
  • Masochistische (selbstzerstörerische) Verhaltensmuster unter Einbeziehung der Umwelt

Neben psychologischen, sozialwissenschaftlichen, medizinischen und neurowissenschaftlichen Erklärungen müssen nunmehr auch mögliche biologische und chemische Erklärungen mit in die Untersuchung einbezogen werden. Wissenschaftler mit Kenntnissen in Bezug auf biologische Kampfstoffe sollten sich ebenso dringend angesprochen fühlen.

Also zumindest das Thema interessiert mich. Ich habe ja schon mal die Vermutung geäußert, dass die galoppierende Verblödung unserer Gesellschaft ein noch nicht entdeckter Vergiftungsskandal, so eine Art Contergan 2.0, sein könnte. Denkbar sind natürlich auch Viren oder Parasiten, denn es ist bekannt, dass es da welche gibt, die Hirn und Verhalten manipulieren und beeinflussen. Machen übrigens viele Parasiten, um sich den Wirt dienlich zu machen. Es gibt Mäuse, die dann auf die Katze zulaufen um sich fressen zu lassen, weil auf diese Weise der Parasit in der Maus den Sprung auf die Katze schafft. Ich habe irgendwann mal irgendwo einen Aufsatz gesehen, in dem ein Arzt Hinweise darauf gefunden haben will, dass ein unerwartet hoher Teil der Bevölkerung von verhaltensbeeinflussenden Parasiten befallen wären, deren Symptome so subtil sind, dass man danach nicht forscht und untersucht, weil das ja alles Symptom-getrieben ist. Hört sich grotesk und nach Verschwörungstheorie an, aber drüber nachdenken sollte man mal. Wenn es nicht stimmt, wird es sich leicht falsifizieren lassen. Und dass wir jedenfalls unter Umweltgiften leiden, Männer beispielsweise an Zeugungsfähigkeit verlieren, ist bekannt. Man sollte es also nicht leichtfertig wegwischen, sondern zumindest mal untersuchen.

Nicht alle Persönlichkeitsstörungen betreffen lediglich eine konkret von einer solchen Störung betroffene Person bzw. Persönlichkeit: Es gibt Persönlichkeitsstörungen, die eine Belastung (und sogar Gefahr) für die Umwelt (das soziale Umfeld, soziale Gruppen sowie die Gesellschaft) darstellen. Die von der Persönlichkeitsstörung Betroffenen bemerken ihre Störung selbst nicht. Sie fühlen sich weder “gestört”, noch in irgendeiner Weise “krank”, weshalb ihrerseits keine wahrnehmbare Veranlassung besteht, sich enstprechende Hilfe zu holen, indem sie z.B. einen Facharzt für Psychiatrie oder einen Psychotherapeuten konsultieren.

Die meisten Persönlichkeitsstörungen sind relativ unauffällig, viele erscheinen auf den ersten Blick sogar deutlich positiv. Einige dieser Persönlichkeitsstörungen gelten mittlerweile sogar als gesellschaftsfähig, ja sogar als erstrebenswert. Nur selten werden die zum Teil gefährlichen Auswirkungen für das soziale Umfeld bzw. die Gesellschaft erkannt. (Details) Ebenso wird verdrängt, dass Persönlichkeitsstörungen drastisch zunehmen und sich in diesem Verlaufe auch die Gesellschaft (deutlich krankhaft) verändert.

Biologische oder soziokulturelle Epidemie: Ausbreitung bestimmter Störungen wie ein Virus

Persönlichkeitsstörungen nehmen drastisch zu. Die Zunahme bestimmter Persönlichkeitsstörungen und deren Verbreitung ist extrem und geradewegs erschreckend. Persönlichkeitsstörungen wie z.B. Narzissmus und weitere Störungen breiten sich aus wie ein Virus. Wissenschaftler sind ratlos. Es gibt die unterschiedlichsten Erklärungsversuche und Ansätze.

Der einfachste und am besten erforschte Ansatz ist der psychologische und soziokulturelle Ansatz. Darüber hinaus sind auch biologische Ansätze (z.B. der bislang unbekannte Einsatz von Biowaffen) aufgrund neuer Erkenntnisse nicht mehr auszuschließen. Zusätzlich gibt es Forscher, die sogar physikalische Ansätze vertreten. Hier geht es um die Einwirkung elektromagnetischer Felder sowie von Ultraschall – und Infrarotwellen, die sich auf das menschliche Nervensystem bzw. die Psyche auswirken.

Alle Ansätze haben eines gemein: Stets geht es um Einflüsse, die sich massiv auf unsere Wahrnehmung sowie auf unser das Denken (Gedanken), Fühlen (Gefühle) und Handeln (Verhalten) auswirken.

Ja, also dass sich Persönlichkeitsstörungen wie Narzissmus gerade wie bekloppt ausbreiten, etwa unter den Handelsmarken Gender und Feminismus, kann ich bestätigen.

Das Problem

Den meisten Menschen fällt das Problem nicht auf, da eine solche Störung auf den ersten Blick unauffällig bzw. absolut gesellschaftsfähig und in gewisser Hinsicht sogar gesellschaftsförderlich erscheint, wobei die betroffenen Menschen selbst auf andere eloquent, anziehend, interessant und bewunderungswürdig wirken, wodurch ihr Zustand auf die übrigen Menschen zunächst “erstrebenswert” wirkt. Allein dies stellt bereits ein enormes Problem dar:

Die krankhaften Einstellungen, die derartige Störungen mit sich führen, kann auf den ersten Blick niemand sehen. Allein dadurch, dass uns ein Mensch eloquent, anziehend, interessant, kommunikationssicher, bewunderungswürdig und qualifiziert erscheint, nehmen wir die tatsächlichen Handlungen bzw. die Gefahren, die durch das Denken und Handeln in Wirklichkeit entstehen, nicht mehr wahr. Wir blenden sie aus. Ursächlich ist nicht nur der sogenannte “Primacy Effect” und “Stereotype Kopplungen”, sondern viele weitere Wahrnehmungsfehler wie z.B. sogenannte “Beobachtungsfehler”, die “Selektive Wahrnehmung” oder “Logischer Fehler”. Darüber hinaus bestehen hunderte weiterer Effekte, welche die objektive Einschätzung und Beurteilung einer Person behindern bzw. verzerren.

Hat sich ein Mensch und Entscheider (z.B. ein Personalentscheider, ein Wähler oder ein Kunde als Kaufentscheider) einmal ein festes Bild von einer Person gemacht (bzw. sich für einen Kandidaten mit einer schwerwiegenden Persönlichkeitsstörung entschieden), wird er diese Entscheidung kaum mehr in Frage stellen (wollen) – allein schon zum Zwecke der Aufrechterhaltung des eigenen Selbstwertes und seiner Selbstwirksamkeitserwartung (Siehe: “Selbstwert-Effekt / Selbstwertdienliche Verzerrung” und “Effekt der kognitiven Dissonanzreduktion”.

Allein der – ansonsten eigentlich recht positive – Effekt der Selbstwirksamkeitserwartung führt dazu, dass z.B. eine falsche Entscheidung im Hinblick auf die Einschätzung und Beurteilung einer anderen Person (z.B. Personalentscheidung / Einstellungsentscheidung) nicht mehr revidierbar ist. Eine einmal eingestellte Führungskraft (oder ein einmal gewählter Politiker) kann dann nämlich relativ frei (auch fehlerhaft) – sogar zum Nachteil (des Unternehmens, des Teams, des Staates, der Gesellschaft) wirken, ohne dass dieser im Verlaufe seiner Wirkungszeit (Laufzeit des Arbeitsvertrages bzw. Amtszeit) ernsthaft in Frage gestellt würde. Will heißen: Einmal “drin” kann z.B. eine gestörte Persönlichkeit (z.B. ein Mensch mit einer negativistischen, narzisstischen oder naiven Persönlichkeit) frei walten und schalten, ohne dass dies wirklich (ernsthaft) auffällt. Gestützt wird dies durch das Streben nach Konsistenz, das zu den Grundmotiven eines jeden Menschen zählt.

Liest sich wie eine Beschreibung von Feminismus-Genderismus.

Entwicklung einer Epidemie
Da die Wirkung für den Laien vorab im Verborgenden bleibt und teilweise sogar akzeptiert wird, konnte sich seit den 1970er-Jahren eine psychokulturelle Tendenz in Richtung einer regelrechten Epidemie entwickeln, in deren Verlauf immer mehr Menschen angesteckt wurden und werden. Soziale Medien und Netzwerke tragen mit zu dieser Verbreitung bei, ebenso Wissensvermittlung und Wissenserwerb z.B. die Abrufbarkeit vermeintlichen Wissens über die Medien.

Die Basis für diese Epidemie ist laut Forschung (z.B. Keith Campbell und Jean Twenge von der San Diego State University) der – seit den 1970er-Jahren bestehende – Trend einer auf Individualismus und Selbstvertrauen setzenden Erziehung, der zu einer Überdosis an Selbstvertrauen führt, dadurch auch zu einer höheren Ego-Zentriertheit sowie einer höheren Selbstwirksamkeitserwartung und Selbstermächtigung, die mit unzähligen Illusionen (z.B. Überlegenheitsillusion) und Wahrnehmungsfehlern einhergeht und über entsprechende Denkstrukturen bzw. Denkschemata zu festen Denkmustern und Denkfehlern führt.

Das Prinzip ist recht einfach: Denkmuster ändern über die stetig fortschreitende Entwicklung des Nervensystems über die Bildung passender synaptischer Verzweigungen die Gehirnstruktur – damit auch das Denken und Handeln. Dadurch entsteht eine völlig neue (und falsche) Logik – auch im Hinblick auf das, was wir üblicherweise als Vernunft und Verstand bezeichnen.

Markt und Medien haben den Trend unzähliger Persönlichkeitsstörungen, insbesondere aber der Narzisstischen Persönlichkeitsstörung sowie der Naiven Persönlichkeit (z.B. Naiv-aggressive Persönlichkeitsstörung) dankbar aufgegriffen und verbreiten das Virus mit einer dem “Virus” angepassten “modernen” Nachrichten-Berichterstattung – aber auch durch unzählige Casting- und Reality-Shows. Ebenso kann im World Wide Web ein jeder selber dafür sorgen, in Bezug auf die gesellschaftliche Entwicklung nicht “zu kurz” zu kommen und die gebührende Aufmerksamkeit zu erhalten. Sogenannte “Selfies” seien hier ebenso als Beispiel genannt wie die Selbstdarstellung auf Facebook, Twitter, YouTube und auf weiteren Social Media Kanälen.

Dadurch ist ein regelrechter “Celebrity-Kult” entstanden, der mittlerweile längst die Grenze des Normalen und Gesunden überschritten hat. Mittlerweile findet man den Trend zur Selbstdarstellungen sogar in ganz normalen Nachrichten: An Stelle von Sachinformationen wird persönlich kommentiert und dazu alles eingesetzt, was einem persönlichen Kommentar entspricht, nicht aber den Grundsätzen einer Nachricht. Während bislang sportliche oder kulturelle Leistungen die Voraussetzung für eine öffentliche Zurschaustellung bildeten, stellt dies heute für einige Menschen geradewegs ein zwanghaftes Streben und Handen dar, was auf eben jenem anerzogenen bzw. sozialisierten Narzissmus und weiteren Persönlichkeitsstörungen basiert, die sich rapide ausbreiten.

Das, was einige (ggf. wenige) Menschen als unvernünftig oder unlogisch erachten, ist in Wirklichkeit nichts anderes als das Ergebnis der besagten Epidemie, die einige ganz simpel auch als sich ausbreitende Dummheit bezeichnen, die zudem mit einer stetig sinkenden Emotionalen Intelligenz und sinkenden sozialen Kompetenzen einhergeht. Die statistischen Messdaten sprechen hierzu eine sehr deutliche Sprache.

Das könnte – wenn es denn stimmt – durchaus vieles erklären, was an den Universitäten und in der Gesellschaft gerade abläuft.

Es gibt da noch einen weiteren Artikel, der beschreibt, wie solche Selbstwahrnehmungsfehler dazu führen, dass sich Leute für gebildet oder wissenschaftlich halten, ohne es zu sein. Weil in der heutigen Medienwelt – Stichwort Wikipedia und Twitter – nahezu alles spontan zu suchen oder zu erfragen ist, jedenfalls wenn man die Antworten nicht kritisch betrachtet, entsteht eine Fiktion, Wissen zu haben.

Insgesamt ein interessantes, aber schon schwer zu greifendes und zu quantifizierendes, scharlatan-, schwindel- und politträchtiges Thema. Vorstellen könnte ich mir das aber schon, und es würde auch meinen Beobachtungen entsprechen, dass die heute verhätschelten Kinder, die auch unter dem Einfluss von Internet und Smartphone stehen (Ich habe Followers, die mich liken, selbst wenn ich Quatsch absondere. Ich bin so wichtig. Ich kann Googeln und in Wikipedia suchen. Und per Twitter kommt das Wissen sogar zu mir. Ich weiß alles. Ich kann alles. Ich muss nichts mehr lernen, sondern werde Germanies Next Topmodel, gewinne bei Jauch die Million oder werde Studienabbrecher und damit Milliardär. Ich muss mich nicht bewerben. Drei Videos auf Youtube reichen und ich werde weltberühmt. Ich bin Frau. Ich bin biologisch so wichtig und wertvoll, dass ich gar nichts mehr lernen muss und vollautomatisch Karriere mache und Professorin, Aufsichtsratsschefin oder Bundeskanzlerin werde. Oder mein eigenes Medienunternehmen gründe, wo man mich für ein paar Mausklicks und ein paar Social-Media-Weisheiten mit Geld und Ruhm überschüttet.)

Update:

Dazu gibt es auch eine amerikanische Webseite und auf Youtube ein Interview mit einem der Autoren.