Ansichten eines Informatikers

Ich hab den Beruf verfehlt

Hadmut
28.6.2015 23:43

Mediziner hätt ich werden sollen.

Ob der Beruf so toll ist, weiß ich jetzt nicht, Aber den Doktor bekommt man hinterhergeworfen. Dass der Dr. med. leistungsunabhängig vergeben wird, hat der Wissenschaftsrat vor ein paar Jahren ja schon festgestellt und publiziert. Ein Leser weist mich darauf hin, dass es da eine Dissertation mit 10 Seiten gibt, wovon angeblich noch 5 auf Abbildungen entfallen sollen. Da kann man den Doktor auch in einem Überraschungsei finden.

Ist allerdings nur Platz zwei. Mir erzählte mal ein Leser, es hätte einer geschafft, den Dr. med. dafür zu bekommen, für ein Krankenhaus billigere Einkaufsquellen für Klopapier und Papierhandtücher entdeckt zu haben. Diese Diss suche ich aber noch. Falls die mal jemand findet…

29 Kommentare (RSS-Feed)

Basti
29.6.2015 0:43
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10 Seiten sind schon krass. Leider lässt sie sich nirgendwo runterladen. Aber von Medizinern kann man kaum eine wissenschaftliche Abhandlung erwarten. Im Vergleich zu Naturwissenschaftlern gleichen die Dissertationen eher Bachelorarbeiten, wenn überhaupt.
Seine Homepage http://www.drflues.de/ (wenn das der gleiche ist) wirkt auch nicht besonders seriös, aber die Patienten scheinen halbwegs zufrieden zu sein (http://www.jameda.de/hamburg/zahnaerzte/dr-karsten-flues/uebersicht/80376879_1/).


Gedöns
29.6.2015 0:44
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Ja, wenn man im Sterbezimmer noch einen Fragebogen zum Ausfüllen bekommt („Sind Sie mit Ihrem Gehalt zufrieden?“), dann wird wohl ein Mediziner gerade an seiner Dissertation arbeiten und nach psychischen Ursachen des vorzeitigen Ablebens suchen. – Ich dachte immer, das wäre ein guter Witz … 😉
Aber Hofreiter hat ja, auf den Genderismus angesprochen, gesagt, daß es auch in ganz anderen Bereichen haarsträubende Fälle von Dissertationen geben soll.
Aber egal: Hauptsache die Dissertation ist gendergerechter Sprache verfasst und der Mediziner hat das Geschlecht der Patienten sicher erkannt. Und wenn Ihr irgendwann mal einen Fragebogen bekommt, bei dem Euer facebook-Geschlecht abgefragt wird, dann wurde wohl die aktive Sterbehilfe legalisiert …


Jürgen
29.6.2015 1:13
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Die gesuchte Dissertation habe ich nicht zu bieten, allerdings eine kürzere als 10 Seiten. Auf Spiegel online gibt es eine Quiz-Seite und dort eines über Studenten-Rekorde. In Frage 6 (http://www.spiegel.de/quiztool/quiztool-63844.html?a=23232) geht es um die kürzeste Dissertation, die hat nur 3 Seiten (ebenfalls Medizin).


Bärle
29.6.2015 1:20
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Von Zombie-Doktoren und anderem DrDrDr-Künsten weiß der Blog Erblogtes zu berichten:
https://erbloggtes.wordpress.com/2015/04/15/vom-doktor-weis-ganz-allein-der-wind/


Jürgen
29.6.2015 1:23
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Nachtrag: eine Internet-Suche mit dem Titel der 3-Seiten-Dissertation (“Naturmedizin gegen Impotenz im mittelalterlichen Persien”) ergibt zahlreiche Terffer mit weiteren Infos.


xkr
29.6.2015 1:24
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David
29.6.2015 5:05
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In Zeiten steigender Gesundheitskosten wünsche ich mir mehr solche Dissertationen. “Medizinisches” Material sei ja völlig überteuert, auch wenn es identisch ist mit normalem Haushaltsbedarf wie Papiertücher, habe ich mir von einer Arzthelferin sagen lassen.


maSu
29.6.2015 6:44
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Ach Hadmut…

entwickle doch einmal Software, die Mediziner einsetzen. Lies dir alles notwendige bei Wikipedia an, warte auf den Anruf von einem Arzt, der Fragen zu der Software hat und stelle fest: Du hast, bloß weil du den Wikipedia-Artikel gelesen hast, mehr Ahnung von der Materie als der Arzt.

Ja solche Momente im Leben sind “erheiternd” wenn man da Fehlerberichte bekommt, “die Software” würde nicht funktionieren und dann feststellt, dass der Typ mit Parametern arbeitet, die wohl sein Enkeltöchterchen in einer Spiel- und Bastelstunde eingetragen hat.

Und so Momente in denen MTAs anrufen und schockiert sind … sie haben einen Patienten morgens verwechselt und alle Patienten seit 8 Uhr Morgens nun falsche Aufnahmen und Datenblätter in deren System sind um … einen Patienten verschoben. Gratulation. Ist ja auch egal wer nun wegen dem Darmkrebs operiert wird, ist der Darm erst einmal raus, kann auch der eigentlich gesunde Mensch nicht mehr daran erkranken….


Hadmut
29.6.2015 9:36
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@maSu:

> entwickle doch einmal Software, die Mediziner einsetzen.

Hab ich schon.

Einmal reicht mir.


Christoph
29.6.2015 6:49
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Erstaunlich an unserer Uni finde ich auch immer wieder, dass ja alle Studiengänge inzwischen mit eher mäßigem Erfolg und Sinn auf Bachelor/Master umgestellt wurden, aber sowohl Mediziner als auch Juristen es irgendwie geschafft haben, ihre Studiengänge davor zu schützen. Es hat sich also mal wieder gezeigt, dass nicht alles “alternativlos” ist, sondern man nur eine starke Lobby im Parlament und ein wenig Gegenwehr benötigt. Schade, dass die anderen Fakultäten so schnell klein beigegeben haben. Offensichtlich ticken also in einigen Studiengängen die Uhren anders. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, da entwickelt sich eine Art neuer “Hochadel” in diversen Studiengängen, die massiv Einfluß auf die (Landes-)Politik nehmen können.


Merlyn
29.6.2015 7:08
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Da geht es noch drunter: Eine drei-seitige Diss aus Münster (Medizin):
https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=idn%3D982547722

Siehe auch: http://copy-shake-paste.blogspot.de/2013/06/german-medical-dissertations.html

Zu dem Themenbereich ist das Blog von Debora Weber-Wulff zu empfehlen:
http://copy-shake-paste.blogspot.de/


Bill
29.6.2015 8:18
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auch gut:
Domin, Siegmund
Nach Ärzten benannte Krater auf der erdzugewandten Seite des Mondes
Domin, Lidia
Nach Ärzten benannte Krater auf der erdabgewandten Seite des Mondes.


Emil
29.6.2015 8:26
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Der Klassiker unter den Dissertationen in Medizin ist und bleibt aber:

“Nach Ärzten benannte Krater auf der erdzugewandten Seite des Mondes”
http://katalog.ub.uni-heidelberg.de/cgi-bin/titel.cgi?katkey=2514879

dicht gefolgt von:

“Nach Ärzten benannte Krater auf der erdabgewandten Seite des Mondes.”
http://www.zvab.com/%C3%84rzten-benannte-Krater-erdabgewandten-Mondes-Dissertation/204635161/buch

Immerhin jeweils 110 Seiten.


Der große böse Wolf
29.6.2015 9:58
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Das, was in anderen Fächern der Doktor ist, ist bei den Medizinern die Facharzt-Ausbildung. Also das, was Panzer-Uschi abgebrochen hat.


tuka
29.6.2015 10:31
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@maSu “entwickle doch einmal Software, die Mediziner einsetzen.”

Hallo,

ich erzähle an solcher Stelle immer über Expertensysteme:

———–
Expertensysteme sind Computerprogramme, die menschlichen Wissen in Form von Entscheidungsbäumen speichern und abrufbar machen. Man stellt dem System eine Frage, das System macht ggf. Rückfragen und am Ende bekommt man die qualifizierte Antwort eines Experten.

In den 60igern, als man erstmal intensiv mit Künstler Intelligenz und Expertensystemen experimentierte, hat man angefangen das Wissen von Medizinern in Form von Expertensystemen zu speichern. Und dabei festgestellt, dass eine solches Expertensystem ausgesprochen einfach zu realisieren ist und obendrein bessere Antworten als typische Mediziner liefert. Expertensysteme wurden daraufhin in der Medizin verboten…
———–

Ob Expertensysteme für Medizin wirklich verboten sind, weiß ich nicht. Alles andere ist aber wahr. (Europäische) Mediziner benutzen als fachliche Grundlage ihrer Arbeit die Differentialmethode. Und diese Methode ist bereits das logische Grundlage eines Expertensystems. Man stellt bestimmte Fragen “Wo tut es denn weh” schüttelt Hände (Beantwort viele Fragen, etwa ob die Person sehen kann, unter Schock/Panik ist, Herz-Kreislauf halbwegs in Ordnung ist) und hat eine Diagnose –> kann Pillen einwerfen.

Das spannende in der Medizin ist daher auch nicht die Diagnose und die Methode, sondern die Erkennung von Symptomen. Etwa was genau ist ein trockener Mund, was genau ist ein kribbelndes Gefühl, was genau ist ein gerötete Haut, …. Deshalb werden auch Allgemeinmediziner bei normalen Krankheiten im Laufe des Lebens immer besser und bei seltenen Krankheiten immer schlechter in der Erkennung.


Flo
29.6.2015 10:32
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Das ist doch bei Medizinern gang und gäbe, die schreiben ihre Doktorarbeit ja auch wie unsereins die Bachelorarbeit. Auf ähnlichem Niveau ist die halt dann auch.

Und eine dreiseitige Doktorarbeit ist keinesfalls zwingend ein Problem; ich weiss leider nicht mehr genau, worums ging, aber in Mathe gab es mal eine — voellig verdiente — Doktorarbeit mit zweieinhalb Seiten Inhalt (und etwa doppelt so viel Fuellmaterial wie Titel, Inhalt, bla).

Das Thema hier war “guckt mal, ich habe diese jahrzehntealte Vermutung widerlegt, hier ist das Gegenbeispiel”. Halt ein klassischer Fall von “Beweise/Gegenbeispiele finden ist NP-schwer, sie zu verifizieren geht dagegen schnell.”.


Dirk S
29.6.2015 10:41
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@ Hadmut

Da kann man den Doktor auch in einem Überraschungsei finden.

Also, so einen Scheiß gibt es keinem Ü-Ei, denn bei Ü-Eiern wird Wert auf Qualität gelegt. 😉

Ernsthaft: Der Umfang einer Dissertation ist kein Beleg für deren Qualität, eine 10-seitige kann wertvoller sein, als eine 1000-seitige eines Schwafelpolitologen (oder noch schlimmer: einer “Genderforscherin”). Es kommt eben auf den Inhalt an.

Aber du hast Recht, Mediziner haben hart an ihrem Ruf der Doktortitelvergabe gearbeitet. Wenn da jemand einen günstigen Weg für Klopapier gefunden hat, hat dessen Arbeit ja sogar noch einen gewissen Wert…

Medizinfreie Grüße,

Euer Dirk


CountZero
29.6.2015 10:43
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Die Diss von A. Einstein hatte auch nicht besonders viele Seiten. Allein an der Seitenzahl würde ich eine Promotionsleistung sowieso nicht festmachen wollen.

Das soll natürlich nicht bedeuten, dass die Publikationen unserer Medizinerfreunde nicht zum allergrößten Teil besser ungeschrieben geblieben wären: Testexperimente machen die keine, dann würde die Promotion ja noch länger dauern, wenn man herausbekäme, dass man anstelle des tollen molekularbiologischen Mechanismus nur einen Salzeffekt gemessen hat….

Demnach gibts bei den medizinischen ‘wissenschaftlichen Leistungen’ praktisch ausschließlich Rauschen, das hat ein mir bekannter Medizin-Professor mal bestätigt. Aber für die Statistik verdoppelt sich das medizinische Wissen in Deutschland alle drei Jahre…. (E. v. Hirschhausen).


Manfred P.
29.6.2015 10:54
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@maSu

Ich hatte einmal den Fall, dass Mediziner eine von mir entwickelte Software einsetzten, die PET-Daten auswertete und bestimmte Report-Dateien erzeugte.

Da rief eine an und sagte, die Software erzeuge die Report-Dateien ja gar nicht.

Also stapfe ich ins Büro und schau mir das an. Und was war passiert? Die holde Dame war nicht darüber informiert, dass man im Filepicker auch herunterscrollen kann.

Ein paar kleine Scrolls, und da standen die Dateien.


Manfred P.
29.6.2015 10:55
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Und mal nebenbei: Wer nimmt denn überhaupt bei Medizinern den “Doktor” ernst?


Hadmut
29.6.2015 18:50
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> Wer nimmt denn überhaupt bei Medizinern den “Doktor” ernst?

Patienten?

Richter in Haftungsprozessen?


Max Müller
29.6.2015 11:22
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Ich finde Ihr regt Euch über die falschen Sachen auf.

Natürlich sind die Kurz-Dissertationen für Ärzte fragwürdig, aber –
bei einer Gesamtausbilungsdauer von bald zehn Jahren für Mediziner – sollen die noch mal drei für ne richige Diss dranhängen?

Viele Ärtze verzichten ja einfach drauf und arbeiten ohne Dr. genauso.

Viel schlimmer ist doch, dass gefühlt die Hälfte der Ärzte nach dem Studium fluchtartig das Land verlassen, weil die Arbeitsbedingungen in D. unterirdisch sind, Bürokratie zum abwinken und Bezahlung unangemessen.

Wir werden dann von ausländsichen Ärzten mit fragwürdigen Deutschkenntnisse behandelt …

Kleiner Hoffnungsschimmer zum Abschluss:
Dozentin darf Studenten nicht zum Gendern zwingen
http://www.heise.de/tp/artikel/45/45291/1.html


maSu
29.6.2015 12:17
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@Hadmut:
>Hab ich schon.
>Einmal reicht mir.

Oh, willkommen im Club. Danach hat man echt Angst zum Arzt zu gehen :/


Christian
29.6.2015 13:30
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@Basti: “Leider lässt sie sich nirgendwo runterladen.” Das stimmt so nicht. Bereits das 2. Google-Ergebnis zum Titel führt zu http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2014/6647/pdf/Dissertation.pdf .

Inhaltlich kann ich die Qualität der verlinkten Dissertation nicht beurteilen, aber sie hat immerhin 152 PDF-Seiten (inkl. nicht nummerierten Seiten) – nicht 10.


Christian
29.6.2015 13:33
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Moment – da habe ich nicht gründlich genug geschaut. Die verlinkte Dissertation scheint tatsächlich nicht online zu stehen und nur 10 Seiten zu haben: https://books.google.de/books/about/Multifaktorielle_Analyse_der_am_Institut.html?id=GpOPHAAACAAJ&hl=de


Wayne
29.6.2015 14:48
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Einsteins Dissertation hatte auch nur 21 Seiten 🙂


Gerhard Hindemith
29.6.2015 15:19
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Noch zur drei-seitigen Med Dissertation:

Kurze Werke können durchaus sehr originell und wichtig sein. Das paper zur speziellen Relativitätstheorie z.B. war nicht besonders lang, aber sicher einen Doktor wert.

Die 3-Seiten Münster Med-Diss allerdings besteht im Wesentlichen aus einem Literaturüberblick zu einem recht exotischen Thema.


Hadmut
29.6.2015 19:05
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> Kurze Werke können durchaus sehr originell und wichtig sein. Das paper zur speziellen Relativitätstheorie z.B. war nicht besonders lang, aber sicher einen Doktor wert.

Vor allem erfolgte sie in einem Rechtssystem, in dem der Professor machen konnte, was er wollte.

Heute müssen Prüfungsanforderungen erfüllt sein. Originell und wichtig reicht nicht.


Frink
29.6.2015 17:29
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Ich schreibe selbst gerade meine Bachelorarbeit im Bereich der Strahlentherapie und bei der Literaturrecherche ist mir auch die ein oder andere Dissertation eine Dr. med über den Weg gelaufen. Die jenigen die ich gesehen habe, hatten alle keien besonders großen Umfang.
Eine hatte ca 26 Seiten mit Verzeichnissen, Lebenslauf, Deckblatt und ganzseitigen Abbildung, so dass vllt 16…18 Seiten übrig blieben. Das ganze ist aber unter Medizinern und Naturwissenschaftler auch kein Geheimnis. Viele Dissertation in der Medizin werden schon währenden des Studiums angefertigt und oft nur fürs Türschild, auch weil Stellen nur mit Leuten besetzt werden die einen Doktortitel besitzen.

Mein letzter Kenntnisstand ist, dass sowohl der deutsche als auch der europäische Forschungsrat den Dr. med. nicht mehr als gleichwertig zu einem Ph.D. bzw. zu einem Forschungsdoktorat sehen. Es soll mittlerweile auch Unis geben die Medizinern den Dr. rer. nat. verleihen, vielleicht auch weil sie wissen das mit dem Dr.med. im Ausland nicht mehr zu punkten ist.

Die Entwicklung zu Kurzabschlussarbeiten(-Dissertation) könnte eventuell auch noch zunehmen, denn in NRW sollen die Hochschulen Prämien erhalten wenn ein Student sein Studium erfolgreich abschließt.

http://www.express.de/politik-wirtschaft/pro-abschluss-nrw-zahlt-unis-kopfpraemien-fuer-erfolgreiche-studenten,2184,31070724.html