Ansichten eines Informatikers

Ich hab den Beruf verfehlt

Hadmut
9.6.2015 22:17

…schwarzes Loch hätt ich werden sollen.

54 Kommentare (RSS-Feed)

Usul
9.6.2015 23:33
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Ich muss da ja immer an Woody Allen denken: https://www.youtube.com/watch?v=tGqrL8hVzXI


Leonard
9.6.2015 23:35
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In der ersten Phase der Finanzkrise ging es darum, die Banken und die vermögenden Privaten, die vermeintlich risikolose Staatsanleihen gekauft und ins Depot genommen hatten, vor der Entwertung ihrer uneinbringlich gewordenen Forderungen zu bewahren.

Die Bundesregierung unter AM rettete mit Summen in astronomischer Größenordenung die Banken (“Bankenrettung”), und die privaten Vermögenden trennten sich schleunigst von ihren entwerteten “Wertpapieren”.

Uneinbringliche Forderungen müssen abgeschrieben werden, und sie existieren danach nicht mehr. Das ist das “Schwarze Loch”. Aber abschreiben bedeutet: Verluste zu realisieren, und das wollte man vermeiden. Zumal man einen Dummen kannte, dem man diese Verluste aufbürden konnte. Das machte man so:

An Stelle der Banken und der privaten Vermögenden trat als Gläubiger der Staat, also die Steuerzahler, natürlich ohne gefragt worden zu sein, ob sie denn für uneinbringliche Forderungen in die Gläubigerrolle einzutreten wünschten (Sozialisierung der uneinbringlichen Forderungen gegenüber Griechenland).

Trotzdem fühlen sich die Deutschen mehrheitlich von dieser Regierung gut vertreten, wie man immer wieder liest: perfekte Propagandarbeit!

Allerdings wird es ungemütlich, wenn der Punkt erreicht werden wird, an dem tatsächlich gezahlt werden muß, vom deutschen Steuerzahler nämlich. Bei einem Grexit nämlich. Deshalb ist die Regierung in dieser Frage aus gutem Grund nervös. Man versteht das. Und Herr Varoufakis weiß das.

Neue Kredite, wenn sie an Griechenland vergeben werden, fließen sofort wieder an die Gläubiger zurück. Das ist also nur das, was man eine Prolongation eines Kredites nennt, und das kann man bei uneinbringlichen Forderungen beliebig lange fortsetzen und sich dabei einbilden, die Forderungen seien noch “real”.

Allerdings werden die Griechen mittels dieser Prolongationen massiv unter Druck gesetzt, ihre Staatsausgaben zu senken und Staatsvermögen zu privatisieren. So erhalten wenigstens ein paar Investoren ihre Schnäppchen, hier ein Hafen, da ein Flughafen usw. An der Insolvenz des Staates ändert das aber nichts. Erst wenn der griechische Staat in die Lage versetzt würde, wieder Investititonen zu tätigen, könnte Wachstum entstehen, und aus diesem könnte dann – auf sehr lange Sicht – sogar Schulden getilgt werden, was derzeit völlig unmöglich ist.

Varoufakis ist das klar, und er hat das auch begründet und dargestellt. Aber im Unterschied zu Herrn Dr. jur. Schäuble ist Herr Varoufakis ja bloß Prof. in Ökonomie und hat daher keinerlei Ahnung.

Im übrigen ist zu bedenken: die gegenwärtige griechische Regierung versucht, eine Lösung für die Probleme zu finden, die frühere Regierungen samt EU ihr hinterlassen haben. Statt die griechische Regierung medial zu beschimpfen, empfiehlt sich ein selbstkritischer Blick in den Spiegel. Aber dazu wird es wohl nicht kommen.


toff
9.6.2015 23:43
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Seit 1800, also den letzten 215 Jahren, war Griechenland in 50,6 % dieser Jahre entweder im Staatsbankrott (= zahlte Schulden endgültig nicht zurück) oder in Verhandlungen, die vorher eingegangenen Staatschuldenrückzahlungsmodalitäten zu ändern, also zu stunden oder die Gläubiger zu überreden, seine Schulden teilweise zu erlassen, damit der Rest leichter zurückgezahlt werden kann.

Quelle:

Carmen M.Reinhart/Kenneth S. Rogoff “This Time is Different – EIght Centuries of Financial Folly” ,Tabelle Seite 149


Klaus
9.6.2015 23:44
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@Hadmut

Nein, eine (systemrelevante) Bank hättest werden sollen.

cu

P.S.
Varoufakis hat im Prinzip Recht


Marcus Junge
9.6.2015 23:49
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Also ohne die Welt anzuklicken, das Geld ist weg, ist keine Neuheit, wer den Irrsinn seit 2010 mit wachem Verstand verfolgte, der wußte das jeder weitere Pfennig in diese Richtung, verloren ist. Gutes Geld dem schlechten Geld hinterherwerfen.
Konnte man bei Kopp, DWN, EF, … lesen und als Videos von Hankel, Popp, Bandulet, Dirk Müller, Rico Albrecht, … sehen und hören. Weshalb es ja gerade ein doppeltes Verbrechen von Merkel ist, Vertragsbruch (Maastricht) und vorsätzliche Pflichtverletzung, die Sache mit dem “Schaden abwenden und Nutzen mehren”. Man sagt auch Verrat zu solchen Taten.


vortex
10.6.2015 0:53
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“Das Geld der Deutschen ist verloren”

Ach nee. Wirklich?


Eldoran
10.6.2015 1:06
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Ich weiß nicht so recht, die astronomische Art hat so seine Probleme (nur ein kleiner Teil der angesaugten Materie landet tatsächlich im Zentrum, etc.)

Die im Artikel angesprochene ist auch so eine Sache – da landet das Geld ja auch nicht im Zentrum (=Griechenland) sondern fast ausschließlich bei anderen Kreditgebern (außerhalb Griechenlands).

Empirisch gesehen wäre Griechenland der statistische Ausreißer, wenn es die Schulden zurückzahlen könnte. Gleiches gilt übrigens für die “Reformen”, es wäre geradezu unlogisch, wenn die tatsächlich die postulierte Wirkung hätten. Das funktioniert bestenfalls in gewissen wirklichkeitfremden Rechenmodellen.
Das ist elementares Basiswissen der Logik – wenn die Grundannahmen des Modells nicht korrekt sind, sind die daraus gefolgerten Schlussfolgerungen wertlos, weil sie ebenfalls falsch sein können.


derdiebuchstabenzaehlt
10.6.2015 1:18
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Passt ganz gut, der Vergleich … Schwarze Löcher haben ja auch keine Haare. 🙂

http://www.astronews.com/news/artikel/2015/03/1503-030.shtml


Collin
10.6.2015 1:38
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Das wird die Schuldtitel aber nicht hinwegzaubern, oder?

Argentinien ist ja seine privaten Dollar-Schulden auch nicht losgeworden.

Ist halt die Frage, ob sich jemand der staatlichen Schuldner die Blöße gibt, und den Griechen die Schulden erlässt?


Collin
10.6.2015 1:40
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Geluckt
10.6.2015 2:36
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Nein! Doch! Ohhh!


Celos
10.6.2015 4:30
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Die Griechen sind damals in die EU, weil sie anders direkt Pleite gegangen waehren. Das muss jedem der an dieser Entscheidung beteiligten damals klar gewesen sein. Mit EU durften sie sich dann noch ein genzes Stueck weiter in den Abgrund manoevrieren. Und dgenau da sitzen sie nun.

Ist uebrigens keine Ueberraschung zumindest fuer die schlaueren Griechen, diverse von denen sind schon vor 10-15 Jahren aus dem Land dort weg, da keine Zukunft. Ich kenne mehrere, die das gemacht haben.


aga80
10.6.2015 6:56
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Neeeee dafür hast du vermutlich zu viel Anstand.


der eine Andreas
10.6.2015 7:24
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o.T. @ Hadmut:
Da Du dich ja gerne mit Karlsruhe beschäftigst:
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-06/bundesgerichtshof-justiz-fischer-im-recht
Der Bundesgerichtshof entscheidet in Strafsachen als letzte Instanz allein auf Grundlage der Akten. In 90 Prozent der Fälle aber ohne deren Lektüre. Wie kann das sein?
>Thomas Fischer ist Bundesrichter in Karlsruhe und schreibt für ZEIT und ZEIT ONLINE über Rechtsfragen<


yasar
10.6.2015 7:43
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Du meinst so wie Berlin? 🙂


Zäld
10.6.2015 8:05
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Hm, kann mir jemand sagen, ob ich zu doof bin oder ob es im allgemeinen nicht besonders viel braucht, Minister und Professor zu werden:

Angenommen, die europäischen Hilfsgelder gehen tatsächlich mehr oder weniger direkt an die Banken und stehen den Griechen nicht für eigene Ausgaben zur Verfügung.

– Dadurch, daß die Zahlungen an die Banken nicht von Griechenland, sondern von den Hilfsgeldgebern geleistet werden, wird der griechische Haushalt entlastet. Die Gelder, die Griechenland als Kredittilgung normalerweise an die Banken zahlen müßte, kann es jetzt woanders ausgeben

– Indem die Gläubiger, also die Banken, bedient werden, ist es auch in Zukunft möglich, daß Griechenland bei den Banken Kredite aufnehmen kann. Würde Griechenland die fälligen Kreditzahlungen einstellen, dürfte es neues Geld von den Banken erst geben, wenn die alten Gelder zurückgezahlt sind. Das dürfte problematisch werden, wenn man Geld benötigt, dafür aber erst Geld ausgeben/zurückzahlen muß.

Sieht Varoufakis das nicht, oder habe ich etwas nicht bedacht? Ich versteh’ es nicht..


peter
10.6.2015 8:10
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“Das ist, als ob man eine kranke Kuh schlägt, damit sie mehr Milch gibt.”

eine so kranke Kuh kriegt normalerweise den Bolzenschuss. Darüber sollte er mal nachdenken.


Cornelius
10.6.2015 8:17
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Also ich glaube, ich gebe dem Varoufakis mit seiner Ansicht recht. Nur die Banken haben profitiert, der kleine Grieche nicht. Nur welche Banken es waren, das weiß ich nicht, es wäre interessant das zu hören. Hat vielleicht ein internationales Bankenkonsortium die europäische Regierung aufs Korn genommen? … ist es ein von langer Hand geplantes Spiel? …was hat Goldmann Sachs in Griechenland gemacht?

Wenn ich bedenke, dass Conchita Wurst (wie bescheuert muss man eigentlich sein, sich so einen Namen zu geben!) vor dem EU-Parlament singen durfte, oder sollte, kann es mit den geistigen Ansprüchen und Leistungen solcher Politiker nicht weit her sein. Ich kann mich durchaus erinnern, dass alle geistigen Tiefflieger der Politik in die EU abgeschoben wurden, dass sie so mächtig werden sollten, hat damals keiner erahnt.


Emil
10.6.2015 8:50
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@Cornelius
> Also ich glaube, ich gebe dem Varoufakis mit seiner Ansicht recht.
> Nur die Banken haben profitiert, der kleine Grieche nicht.

Das stimmt so auch nicht. Die Griechen sind dank EU und EURO an günstige Kredite gelangt, die sie zu Drachmen-Zeiten nie erhalten hätten. Damit wurde ein Heer überflüssiger und nichtstuender Beamter alimentiert, eine früher Renteneintritt ermöglicht und auf Steuereinnahmen bewusst verzichtet. Die Griechen konnten also jahrelang auf Kosten anderer Party feiern.


Emil
10.6.2015 9:28
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@der eine Andreas
> http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-06/bundesgerichtshof-justiz-fischer-im-recht

Danke für den Tipp! Genialer Artikel über den BGH, absolut lesenswert. Da wird mir einiges klar.


JochenH
10.6.2015 9:59
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Varoufakis kommt jetzt mit der Logik, dass der Schaden schon so groß ist, dass die EU weiter helfen sollte. Er strebt wohl an, dass es weiteres Geld gibt und die alten Schulden so gestreckt werden, dass Griechenland damit keine Probleme hat.

Das löst aber das Grundproblem nicht, dass Griechenland ineffzient verwaltet und seine Steuern nicht eintreibt. Aus Sicht der EU haftet damit der portugiesische Weinbauer (beispielhaft) für den säumigen Hotelier auf Kreta.

Wenn die EU auf die Spielchen eingeht und weiter zahlt, dann werden aus den 300 Milliarden eben bald 500. ALternative wäre eine Vollbremsung und dann wird der bisher auf dem Papier stehende Schaden amtlich.

Es gibt im Prinzip jetzt 2 Möglichkeiten:
1) Grexit: die EU aktiviert quasi die Verluste, Griechenland muss neu starten mit eigener Währung, verbleibt aber wohl in der EU:
2) Weitermachen: wir gewöhnen uns an einen Dauerzustand der Aufregung mit neuen Listen aus Athen, Gipfeltreffen weltweit, Schaumschlägerei auf höchster Ebene – und keinen Änderungen zum Status Quo.


Manfred P.
10.6.2015 11:16
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Ja, so ist das.

Warum labern alle von Marktwirtschaft, aber wenn es um Haftung von Banken geht, greift der Kommunismus?

Zur Marktwirtschaft gehört das Haftungsrisiko. Wenn ich als Bank einem insolventen Schuldner Geld leihe, bin ich selber schuld.

Ich begreife nicht, was daran so schwer zu verstehen ist.

Noam Chomsky hat das vor Jahrzehnten schon “Sozialstaat für die Reichen” genannt. Damals dachte ich, er übertreibt, heute bin ich von der Richtigkeit seiner Beobachtung überzeugt.


Wolfgang
10.6.2015 12:22
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@Zäld:

Die “Zahlungen” sind für Griechenland ja nicht kostenlos, im Gegenteil. Vermutlich sind Sie dem Neusprech “Geldgeber” auf den Leim gekrochen. Gollum auf Rädern “gibt” nicht einen Cent. Der vermittelt weitere Kredite, natürlich gegen Zinsen. Letztere sind, aufgrund des äh, “Ratings” von Griechenland entsprechend hoch. Sprich, es handelt sich um profanste Prolongation (wie in einem anderen Kommentar schon angemerkt). Griechenland kann da nichts reißen, so oder so. Könnten sie nur, wenn man sie wieder wirtschaften läßt. Was man nicht kann, weil das einen Schuldenschnitt bedingen würde -> würde zockende Geldsäcke Geld kosten. Geht gar nicht.

Lustig finde ich allerdings, daß niemand, der hier ein Problem mit Varoufakis hat, mal den Panzer-Deal der PASOK-Regierung anspricht… 2009 wurden “mal eben” (und natürlich auf Kredit) für 1,7 Milliarden € Leopard 2 geordert, Ende 2014 dann noch für 52 Mio. € Munition dazu (die Lieferung basiert auf älteren Verträgen, hat also mit der Syriza-Regierung nichts zu tun).

Da wurde sinnfrei gepumpte Kohle rausgehauen, für die der europäische Steuerzahler gerade stehen muss. Und glaubt mal ja nicht, daß Krauss-Maffei dafür nur einen Arbeitsplatz mehr geschaffen hat…


Wolfgang
10.6.2015 13:04
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@Emil:

Was hat ein früherer Renteneintritt mit Kreditaufnahme zu tun?

Kredite wurden nur nötig, als man, genau wie unsere “Experten”, daran ging, die damals noch gut gefüllten Rentenkassen für die angesprochene “Party” der Gutverdiener, Versicherungen und Banken zu plündern.

In Deutschland nennt sich das “versicherungsfremde Leistungen” und wurde reichlich genutzt. Die eigentlich dazugehörigen “Bundeszuweisungen” werden, ähnlich wie der H4-Satz, kleingerechnet und gleichen die Entnahmen keineswegs aus. Sehr ähnlich hat man das dann auch in Griechenland gemacht.

Der kleine Malocher wird hinten und vorne beschissen, damit die Finanzwelt risikolos Profit einfahren kann, auch wenn das aus marktwirtschaftlichen Gründen eigentlich gar nicht möglich wäre. Aber ist klar, hier wie in Griechenland ist natürlich der “Minderleister” schuld an der Misere.

Aber was rede ich, Kohl, Schröder, Merkel, haben alle Alles richtig gemacht. PASOK auch. Weswegen sie ja auch wieder und wieder gewählt wurden. Und es allen Menschen in Europa prima-prima geht.

Die Obrigkeit hat immer Recht und der Michel eine Schlafmütze auf…


Gedöns
10.6.2015 13:11
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@Manfred P
„Zur Marktwirtschaft gehört das Haftungsrisiko. Wenn ich als Bank einem insolventen Schuldner Geld leihe, bin ich selber schuld.“//
Das ist richtig, aber erst wenn alle Zweit- und Drittschuldner auch insolvent sind. Deshalb sind ja Staatspapiere so begehrt, weil dann als nächstes die Bürger über die (dann abzubauenden) Sozialsysteme und notwendigen Steuererhöhungen belastet werden müssen, um das Geld wieder eintreiben zu können. Ansonsten gibt es heftige internationale Verstimmungen. Lediglich bei Ausrufung des Staatsbankrotts erklärt sich der Staat mitsamt seinen Bürger zahlungsunfähig – das gibt natürlich auch gewaltige internationale Verstimmungen …
Und die Bürger können auch schon rein moralisch in Haftung genommen werden, weil sie diese ihre Regierung (die mit Geschenken aller Art um sich warf um immer wieder gewählt zu werden) eben gewählt hat.
@Leonard
„Im übrigen ist zu bedenken: die gegenwärtige griechische Regierung versucht, eine Lösung für die Probleme zu finden, die frühere Regierungen samt EU ihr hinterlassen haben. Statt die griechische Regierung medial zu beschimpfen, empfiehlt sich ein selbstkritischer Blick in den Spiegel. Aber dazu wird es wohl nicht kommen.“//
Und so ist dann: da hat wohl der griechische Bürger in den letzten 10 – 15 Jahren erst die eine Regierung (übrigens bis zuletzt gefeiert von den deutschen links-grünen) immer wieder gewählt und jetzt derselbe Bürger eben die Linken, die angeblich nichts mit der früheren Regierung zu tun hat – doch: sie haben personell die gleichen Wähler.
Auch wenn jetzt wieder mal das Godwins law zuschlägt (Entschuldigung! – die Zeiten sind nun mal so und nicht anders …): das ist so ähnlich, wie bei den deutschen Regierungen nach 1945 …
Wer unbedingt möchte, kann das aber alles auch im Falle der deutschen Katastrophe noch genauer aufdröseln (Tabelle 2, Seite 9):
http://hup.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2008/9/chapter/HamburgUP_Schlaglichter_Hitler.pdf


Gedöns
10.6.2015 13:26
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Um mal wieder die Kurve hier im Blog zu kriegen: wer wählt eigentlich heute den Genderismus trotz hinreichend genauer Kenntnisse über denselbigen? Ich würde sagen, das atheistisch/ protestantische Kleinbürgertum.


Maesi
10.6.2015 13:35
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@Leonard
Du hast die Chronologie und das Problem durchaus richtig beschrieben. Ein kleiner Zusatz zu Deiner Beschreibung: es kam bereits zu einem Schuldenschnitt, bei dem ausschliesslich die privaten Gläubiger geschröpft wurden; der IWF und die Banken hingegen wurden von diesem Schuldenschnitt verschont. Tja, vor dem Gesetz sind bekanntlich alle gleich – aber manche sind trotzdem gleicher.

Dennoch ein paar Anmerkungen von mir hierzu.

Zunächst einmal ist die Lüge nicht totzukriegen, dass die Griechen eigentlich gar nicht davon profitierten, weil alle Kohle an die Banken ginge. Das Geld landete natürlich ursprünglich sehr wohl in den Taschen der Griechen, als die Banken und andere Gläubiger es dem griechischen Staat geliehen hatten. Dass jetzt das deutsche Geld an die Banken und nicht an Griechenland fliesst, ist zwar technisch richtig. Fakt bleibt aber trotzdem, dass mit deutschem Geld der Konsum der Griechen finanziert wird – wenn auch nachträglich und mittelbar über die Gläubiger, die in Vorleistung gegangen sind. Tatsächlich sind die Griechen fast die einzigen, die von dieser kriminellen Schuldenschieberei wirklich profitieren. Das sollte man keinesfalls vergessen.

Als die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands immer offensichtlicher wurde, fingen die Gläubiger an mit dem Schuldner zu streiten. Die EWS-Staatengemeinschaft griff ein und übernahm die Risiken der Gläubiger; dabei wurde (und wird) EU-Recht eindeutig gebrochen, denn diese monetäre Rettungsaktion (bailout) eines konkursiten Staates ist laut EU-Verträgen ausdrücklich verboten.

Warum tut die EWS-Staatengemeinschaft das? Warum begehen die angeblich so überzeugten Rechtsstaatler in den nationalen und in den EU-Machtinstitutionen diesen eindeutigen Rechtsbruch? Weshalb wird dieser Rechtsbruch nicht nur nicht geahndet sondern sogar noch weiter fortgesetzt? Warum wählen die Deutschen mit überwältigendem Mehr ebendiese Rechtsbrecher und jammern hinterher herum, dass sie ausgenommen werden wie eine Weihnachtsgans? Fragen über Fragen.

Man hätte die todkranke Kuh namens Griechenland von Beginn weg einfach verenden lassen sollen. Die Gläubiger hätten ihre Lektion gelernt und ihre uneinbringbaren Forderungen einfach abschreiben müssen. Manche von ihnen wären ebenfalls Konkurs gegangen, die übrigen wären in Zukunft beim Geldverleih vorsichtiger gewesen. Das hätte geschmerzt, aber das Problem wäre inzwischen weitgehend erledigt. Wenn wir eine (neo-)liberale Wirtschaftsordnung hätten, wäre das auch genauso passiert. Aber wir haben eben kein (neo-)liberales Wirtschaftssystem sondern ein Wohlfahrtssystem, in dem die Schulden sozialisiert werden; man nennt das auch Soziale Gerechtigkeit.

Stattdessen haben die Griechen nach dem ersten Schuldenschnitt wieder neue Schulden aufgetürmt. Nicht zuletzt namhafte Politiker ausserhalb Griechenlands haben dabei kräftig die Werbetrommel gerührt, dass diese neuen griechischen Schuldpapiere absolut sicher seien. Spätestens seit hier ist die hohe Politik selbst an der griechischen Schuldenmisere mitschuldig, weil sie nicht bloss an einem Konkursverschleppungsverfahren mitgewirkt hat sondern auch aktiv Lügen über die Zahlungsfähigkeit Griechenlands verbreitet und so mitgeholfen hat, neue griechische Schulden zu generieren. Normalerweise werden Leute, die solche marktwirksamen Lügen verbreiten, als Wirtschaftskriminelle angesehen und zu Recht verurteilt. Bei Politikern macht man aber da nicht bloss eine Ausnahme; man belohnt sie auch noch mit einer (Wieder-)Wahl in Amt und Würden.

Exakt das ist ja das eigentlich Unheimliche daran: die gesamte Staatengemeinschaft des EWS hat an einem kollektiven Rechtsbruch mitgewirkt sowohl auf EU-Stufe als auch auf nationaler Ebene. Griechenland ist bloss das Symptom eines völlig korrupten Regierungssystems innerhalb der EU. Dass Banken in den politischen Entscheidungsgremien kräftig Lobbyarbeit betrieben haben, um ihre Forderungen auf die EZB, die EFSF und den ESM abschieben zu können, ist zweifellos richtig. Das wird korrekterweise als kriminell angesehen. Dabei aber die korrupten EU-Politiker, die korrupten nationalen Politiker und korrupten Beamten in den EU-Institutionen einfach unter den Teppich zu kehren und so zu tun, als seien nur die Banken an dieser ganzen Angelegenheit Schuld, dazu gehört schon eine besondere Chuzpe. Augenscheinlich sind zumindest die Massenmedien der Ansicht, dass ein Staatsapparat völlig korrupt sein darf. Die (deutschen) Wähler haben diesen kollektiven Rechtsbruch durch ihr Wahlverhalten nachträglich goutiert – logisch, dass sie dann auch einen korrupten Staatsapparat bekommen. Was denn sonst? Staatliche Korruption ist nach den Worten der Bundeskanzlerin ja alternativlos. Die griechische Regierung nützt dieses korrupte System einfach für sich aus. Damit ist sie Teil des kriminellen Systems, aber sicher nicht die Alleinschuldige daran.


Coyote38
10.6.2015 14:42
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Scheitert Griechenland, dann scheitert Merkel.

In der gleichen Sekunde, wo Griechenland (auch offiziell) zahlungsunfähig ist und auf “Default” geht, lösen sich aktuell etwa 85 Mrd. Euro deutschen Steuergeldes an Bürgschaften und Krediten unmittelbar in LUFT auf … *pfffft* … weg!

Wenn Merkel nur den HAUCH einer Chance sähe, dieses TOTALE und offenkundige VERSAGEN ihrer Politik und diese milliardenschwere Veruntreuung von Steuergeld (wider besseres Wissen und den Ratschlag von ungezählten Volkswirten über Jahre hinweg) ihrer “vertrottelten” Wählerschaft verkaufen und ihre Kanzlerschaft retten zu können, dann wäre Griechenland schneller aus dem Euro raus, als man “Tschüss” sagen kann.

Wir alimentieren nicht Griechenland … und auch nicht die “Banken”. Wir alimentieren mit Milliardensummen das Ego und die politische Inkompetenz und Rückgratlosigkeit unserer Kanzlerette.


Dirk S
10.6.2015 14:48
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@ Leonard

In der ersten Phase der Finanzkrise ging es darum, die Banken und die vermögenden Privaten, die vermeintlich risikolose Staatsanleihen gekauft und ins Depot genommen hatten, vor der Entwertung ihrer uneinbringlich gewordenen Forderungen zu bewahren.

Jain, denn die “vermögenden Privaten” waren vor allem Versicherungen und Fonts, die die Alterssicherung der Deutschen verwalten. Der vermögende Privatmensch hat sein Vermögen nicht auf der Bank oder in Staatsanleihen, sondern in Sachwerten und / oder Unternehmensanteilen. Das wirft etwas ab, Staatsanleihen, wie die, die Versicherungen halten, kaum was. Außerdem sind die Anbieter von Rentenfonts und Riesterenten dazu verpflichtet einen gewissen Anteil in “mündelsichere” Anlagen zu investieren und das sind ua. Staatsanleihen. Das soll die vom Zocken abhalten, hätte niemand gedacht, dass auch Staatsanleihen unsicher sein können. Aktien von Daimler, VW, BASF etc. wären eindeutig sicherer gewesen.

Die Rettung der Banken hat natürlich auch noch den Grund, dass Staat und Regierung defacto immer auf Pump leben und damit die Banken brauchen. Nicht nur für die Verteilung von Staatsanleihen, sondern auch für das Alltagsgeschäft. Die Geldzuweisungen an die Gemeinden erfolgen so um den 10ten eines Monats, die Gemeinden müssen aber HIV am 1ten ausgezahlt haben. Was machen die also? Finanzieren zwischen, für ein paar Tage und zahlen dafür Zinsen. Deshalb kann man auch schlecht sagen, wie hoch der deutsche Staat in seiner Gesamtheit verschuldet ist, das ändert sich von Tag zu Tag, je nach dem, wann was bezahlt werden muss und wann die Zuweisungen da sind. Übrigens werden beim Staat deshalb auch oftmals die Gehälter am 15ten gezahlt, ganz einfach, weil dann Geld da ist und man ein paar Euros an Zinsen spart. Oder kurz gesagt: Keine Banken, Staat zahlungsunfähig.

Und unter diesem Gesichtspunkt wird das Verhalten der Bundesregierung auch plausiebel. Wer hätte schon den Mut, sich hinzustellen und den Leuten zu sagen: “Also Leute, eure private Alterssicherung, die wir euch aufgedrängt haben, also, die ist jetzt, ähm, weg. Tut uns echt leid.” Na, wer hätte den Mut? Genau, keiner.

Die Bundesregierung unter AM rettete mit Summen in astronomischer Größenordenung die Banken (“Bankenrettung”), und die privaten Vermögenden trennten sich schleunigst von ihren entwerteten “Wertpapieren”.

Siehe vorher, es ging um die Kleinanleger und damit Wähler. Die Leute mit großen Vermögen waren von der Krise kaum betroffen, deren Aktienpaket war vielleich mal etwas weniger wert. Können die locker mit leben. Außerdem wurden vor allem Staatsbanken gerettet, also Banken, in denen die übliche staatliche Misswirtschaft betrieben wurde.

An Stelle der Banken und der privaten Vermögenden trat als Gläubiger der Staat, also die Steuerzahler, natürlich ohne gefragt worden zu sein, ob sie denn für uneinbringliche Forderungen in die Gläubigerrolle einzutreten wünschten (Sozialisierung der uneinbringlichen Forderungen gegenüber Griechenland).

Auch da: Siehe oben. Nur so konnten die Alterssicherungen der deutschen Kleinanleger gerettet werden. Auch wenn das ein wenig linke Tasche / rechte Tasche ist.
Aber ein Trost für unsere Linken: Dadurch werden die Reichen ein bischen mehr belastet als die Armen. So, freut euch gefälligst. 😉

Trotzdem fühlen sich die Deutschen mehrheitlich von dieser Regierung gut vertreten, wie man immer wieder liest: perfekte Propagandarbeit!

Oder aber einfach keine brauchbare Alternative? Wobei Merkel alles richtig macht: Sie macht möglichst wenig und verursacht kaum Veränderungen. Und das ist das, was das Wahlvolk will.

Varoufakis ist das klar, und er hat das auch begründet und dargestellt.

Ändert nichts daran, dass er bzw. die Regierung, der er angehört und das Land, das er mitregiert, Geld braucht. Geld, dass er von anderen haben will. Ach ja, er will aber im Gegenzug nichts liefern, statt dessen beschimpft er seine möglichen Geldgeber. Ist das jetzt wirklich schlau? Dass das Geld in Griechenland versenkt ist, ja, das ist so ziemlich jedem klar. Will blos keiner offen sagen.

Aber im Unterschied zu Herrn Dr. jur. Schäuble ist Herr Varoufakis ja bloß Prof. in Ökonomie und hat daher keinerlei Ahnung.

Nö, hat der Herr Varoufakis auch nicht. Der kann zocken und das anscheinend auch nicht mal richtig, was der kann ist Show. Tritt bei offiziellen Treffen auf, wie ein Widerstandskämpfer, hält sich nicht an die (ungeschriebene) Kleiderordnung, lässt zur Begrüßung auch mal die Pfote in der Tasche (Verletzung hin oder her) und erwartet, dass er ernst genommen wird? Pfft, der wird als Clown gesehen und kann sich freuen, wenn er nicht so behandelt wird. Der hat keine Ahnung wie das Spiel läuft. Der Wolle schon und der kann das meisterlich. Varoufakis im Vergleich zu Schäuble politische Kreisklasse.

Im übrigen ist zu bedenken: die gegenwärtige griechische Regierung versucht, eine Lösung für die Probleme zu finden, die frühere Regierungen samt EU ihr hinterlassen haben.

Quark, die Regierung Tsipras will nur von anderen Geld abgreifen und ansonsten so weiter machen wie bisher, genauso wie ihre Vorgänger. Wenn die sich wirklich mal bequemt hätten, was vernünftiges rüberzubringen, etwas, das wie nach einem zukunftsorientierten Plan aussehen würde, dann hätten sie eine Chance gehabt. Haben sie aber nicht, waren sich wohl zu fein zu.

Erste Amtshandlung der Regierung Tsipras: Die Deutschen beschimpfen.

Eigentlich können die sich freuen, dass die Deutschen so ruhig sind, hätten die das bei Obama gemacht, hätte zur Warnung mal ein Flugzeugträger in der Ägäis “zu Besuch vorbeigeschaut”, oder mal 10000 Marines einen “Kurzurlaub auf der Peloponnes eingelegt”.

Wobei das Verhalten von Tsipras ohnehin dämlich war, von allen Geberländern waren die Deutschen die entgegenkommensten (die Finnen und die Osteuropäer die härtesten), ein vernünftiges Konzept und Schäuble hätte die anderen Finanzminister überzeugt. Kam aber nichts.

Statt dessen das Verhalten eines pupertierenden Osmanen, von wengen wir sind so was von stolz und lassen uns von einem alten Weib und einem Krüppel nichts sagen. Blöd nur, dass das die vom alten Weib und dem Krüppel Geld haben wollen. Wie dämlich kann man als Regierung nur sein? Nein, die Regierung Tsipras hat so ziemlich alles falsch gemacht, was sie nur falsch machen konnte und wird, wenn sie nicht mal langsam die Kurve kriegt, als eine der dämlichsten linken Regierungen in die Geschichte eingehen. Was ja auch schon eine Leistung ist.

Wobei ich Tsipras sogar etwas Gutes abgewinnen kann, sollte er bei den deutschen Linken die bisherigen Ikonen wie Lenin, Stalin oder Mao ablösen: Er ist wenigstens kein Massenmörder. Da ist der mir eindeutig lieber als Objekt der Anbetung durch die Linken.

@ Hadmut

Sorry, wenn es bei mir so hart aus der Tastatur fließt, aber dieser linksdrehenden Realitätsverzerrung muss ich einfach gegenhalten.

Nichtdrehende Grüße,

Euer Dirk


Dirk S
10.6.2015 16:26
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@ Collin

Argentinien ist ja seine privaten Dollar-Schulden auch nicht losgeworden.

Das liegt einfach daran, dass Argentinien die Kredite in Dollar nach US-Recht aufgenommen hat, um Zinsen zu sparen (ansonsten hätte ein hörerer Zinssatz gezahlt werden müssen). Und wenn man einen Kredit nach US-Recht aufnimmt, dann gilt auch US-Recht und das haben die Argentinier bei den Verhandlungen mit ihren Gläubigern nun mal “vergessen”, also gilt für diese Kredite eben nicht das argentinische Schuldenabkommen.
Diese Rechtsposition wird ja auch von dem verhandelnen Richter geteilt, da kann sich die argentinische Regierung auf den Kopf stellen und mit den Ohren wackeln, das interessiert da keinen.

Ist aber auch irgendwie typisch Regierungen: Erst einen Vertag abschließen, dann Mist bauen und anschließend jammern.
Andersrum: Interessant, dass es weltweite Gleichheiten gibt. Wenn auch blöde.

Antipodische Grüße,

Euer Dirk


Manfred P.
10.6.2015 18:04
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@Gedöns

Ja, das ist auch richtig, was Du da schreibst. Und die internationalen Verstimmungen bezüglich Griechenland sind ja auch in aller Munde.

Man könnte auch argumentieren: Die Bürger haben zwar die Schuldner-Regierung gewählt, aber nicht die Banken. Die sind große Jungs, lästern immer über die Unzuverlässigkeit von Staaten, also müssen die doch auch wissen, dass man klammen Staaten kein Geld leiht.

Aber mir ist schon klar, dass es den Bankern darum nicht geht. Sie wollen Kohle verdienen, und es ist ihnen scheißegal, wer sie ihnen bezahlt.

Nun wagt es eine Regierung zu versuchen, für die Bevölkerung einzutreten, und wir sehen ja, wie das hier aufgenommen wird.

Ja klar haben die Griechen ohne Ende Mist gebaut, das sehe ich genau so.

Aber die Wirtschaft komplett zu strangulieren, sodass die Staatsschulden trotz “Hilfen” um 30% steigen, scheint mir keine besonders kluge und effektive Strategie.

Und siehe Island: Die haben sich per Volksabstimmung geweigert, für die Bankschulden geradezustehen.

Tatsächlich hat sich die Landmasse dann doch nicht in Qualm aufgelöst und ist vom Boden verschwunden.


vortex
10.6.2015 18:09
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@Dirk S

“Erst einen Vertag abschließen, dann Mist bauen und anschließend jammern.”

Stellt sich nur die Frage wer hier der größere Idiot ist. Geber oder Nehmer?


peter
10.6.2015 18:35
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> Und wenn man einen Kredit nach US-Recht aufnimmt, dann gilt auch US-Recht
Das für sich wäre auch noch kein Problem. Wenn man aber weiterhin mit US Geschäfte machen will, besser gesagt als SüdAMERIKANISCHES Land machen muss, dann ist es halt doof. Und noch schlimmer ist, das die Amis nun mal über die Möglichkeit verfügen, Dank ihres Militärs nachdrücklich auf die Durchsetzung ihrer Ansprüche bestehen zu können.
Man stelle sich vor, GR stellt den Scbuldendienst ein. Wer sollte sie zwingen, ihre Schulden an die EZB zu zahlen? Welche Armee könnte dir EU da schicken?


HarryHirsch
10.6.2015 19:55
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@Dirk S

“Wie dämlich kann man als Regierung nur sein? Nein, die Regierung Tsipras hat so ziemlich alles falsch gemacht, was sie nur falsch machen konnte und wird, wenn sie nicht mal langsam die Kurve kriegt, als eine der dämlichsten linken Regierungen in die Geschichte eingehen”

Da würde ich den Ball flach halten, da es von Seiten der EU keinen Rauswurf geben wird. Der kann also machen was er will, er wird nicht rausgeworfen… Warum sollte er sich also Beugen? So wenig die Polen auf Basis der Blanko Garantie Englands und Frankreich einen Grund gehabt hätte auch nur einen Millimeter zurückzuweichen.

Einige Absätze davor erklärst Du selbst, daß die Griechen ja nur wegen der Versicherungen usw. gerettet wurden. Wem kam dies zupaß? Der Steuerzahler kann seinen “Traum” weiterleben, auch wenn er etwas murrt. Wer profitiert noch davon?

Damit es weitergeht müssen permanent Kredite vergeben und somit Schuldner produziert werden, die aber unterschiedlich leistungsfähig sind. Es ist insofern sehr komisch, wenn sich ein Immobesitzer dreier Immos in wenigen jahren aufgrund Asylanten äußerst reich fühlen möchte. Dabei aber vergißt, daß die Asylanten weder leistungsfähig noch kreditwürdig sein werden und somit sein Vermögen auch entsprechend afrikanischen Verhältnissen nicht viel wert sein.

Sicher geht es für einige im Moment noch auf. Je mehr aber aufgrund der zuströmenden Massen auf diesen Zug aufspringen, desto problemtischer wird die Geschichte… Je mehr dadurch reich werden wollen, desto ärmer an Geld werden sie.

Gruß


Hartmut
10.6.2015 21:13
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Möglicherweise sind die ganzen (Geld)Probleme von Griechenland und Zypern sowie die Konflikte in der Ukraine und Syrien als auch der Clinch mit Russland nur Mittel um an weit wichtigeres zu kommen als an Papierschnipsel.

“Unterdessen bekräftigte der russische Energieminister Alexander Nowak bei einer Konferenz in Berlin, dass Russland nach 2019 kein Gas mehr über die Ukraine nach Westeuropa liefern wolle. Stattdessen soll das Fernleitungs-Großprojekt Turkish Stream über Griechenland Gas nach Südosteuropa bringen. In den kommenden vier Jahren solle die Leitung durch das Schwarze Meer in die Türkei vorangetrieben werden, sagte er russischen Agenturen zufolge. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte dem schuldengeplagten Griechenland Millioneneinnahmen aus Transitgebühren in Aussicht gestellt.”
Quelle: http://www.hintergrund.de/201504143500/kurzmeldungen/aktuell1/ukraine-krisentreffen-aussenminister-verabschieden-erklaerung.html

Oder auch:

„Nach der Absage für South Stream ist die Frage des Transports von Gas aus Russland durch die Türkei und die Einbeziehung von Erdgas, das aus anderen Ländern kommt, eine der wichtigsten Fragen der Zukunft“
Quelle: http://www.hintergrund.de/201504073488/kurzmeldungen/aktuell1/gas-pipeline-russland-kann-auf-hilfe-von-suedosteuropaeern-hoffen.html

Hier stellt sich dann die Frage welche anderen Länder noch Erdgas liefern könnten.
Möglicherweise Griechenland, Zypern und die Türkei?!

http://seekingalpha.com/article/782961-the-u-s-looks-to-exploit-the-greek-re-default
https://wikileaks.org/gifiles/docs/12/123320_re-noble-energy-.html

http://www.iene.gr/symposium-cyprus2012/articlefiles/2nd-session/Nikolaou.pdf
http://www.pytheas.net/publications/78-cretan-gas-fields-a-new-perspective-for-greece-s-hydrocarbon-resources

Vielleicht liegt Dirk Müller doch nicht so falsch (http://www.cashkurs.com/kategorie/hintergrundinfos/beitrag/showdown-quellenverzeichnis/)

So, und welche Rolle spielen in diesem Game jetzt die USA, mit Deutschland als Schoßhündchen?


Dirk S
11.6.2015 9:30
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@ HarryHirsch

Da würde ich den Ball flach halten, da es von Seiten der EU keinen Rauswurf geben wird. Der kann also machen was er will, er wird nicht rausgeworfen… Warum sollte er sich also Beugen?

Was hat eine vernünftiges, zukunftsorientiertes Entwicklungskonzept für einen Pleitestaat mit Beugen zu tun? Das modere Griechenland lebt seit seiner Unabhängigkeit durchgehend am Rede der Staatspleite, mal kurz davor, mal dahinter. Ich habe geschrieben, dass Tsipras mit einem vernünftigen, zukunftsfähigen Konzept (und einem Umsetzungsplan) bei Schäuble offene Türen einrennen und den mächtigsten Finanzminister der Euro-Gruppe auf seine Seite bekommen würde. Dass so ein Umbau dauert und nicht für lau zu haben ist, wäre allen klar, nur ist gerade die deutsche Seite an einer stabilen und wohlständigen Zukunft Griechenlands gelegen. Schäuble will keinen Dauerkriesenherd haben, der würde gerne eine stabile Eurogruppe mit steigendem Wohlstand als politisches Vermächnis hinterlassen. Das hat Tsipras anscheinend nicht kapiert, will es nicht kapieren oder ist sich zu “stolz” dazu. Was auch immer.

Nur ist es aus meiner Sicht Aufgabe einer Regierung zukunftsorientiert zu handeln und auch mal das Volk durch ein Tal zu führen, um dann neue Gipfel zu erklimmen. Nur das sehe ich bei der Regierung Tsipras nicht, die wollen anscheinend eine Art EU-Staats-HIV. Und das können die vergessen. Eher wird Griechenland pleite gehen und aus Euro und EU fliegen. Die sind dabei, den Bogen zu überspannen, der ist kurz vorm Bruch.

So wenig die Polen auf Basis der Blanko Garantie Englands und Frankreich einen Grund gehabt hätte auch nur einen Millimeter zurückzuweichen.

Völlig andere Situation. Tsipras hat es nicht mit einem kriegsgeilen Diktator zu tun, sondern mit den systemischen Fehlern seines Landes. Würde er von Albanien mit Gebietsforderungen von 1723 oder Krieg bedroht, hätte er meine volle moralische Unterstützung. Wenn er aber die griechische Fakelaki-Wirtschaft weiter am Leben erhalten will, dann nicht.

Einige Absätze davor erklärst Du selbst, daß die Griechen ja nur wegen der Versicherungen usw. gerettet wurden.

Ähm, gerettet eigentlich nicht, man hat es den institutionellen Anlegern (also Versicherungen und Fonts) ermöglicht, ihre griechischen Giftpapiere ohne große Verluste loszuwerden. Das ist ein Unterschied. Erst danach hat man sich Gedanken über eine eventuelle Griechenlandrettung gemacht. Dann aber auch nicht ganz so intensive. Dass man die Anlegerrettung als Griechenlandrettung verkauft hat, geschenkt. Kreativer Umgang mit der Wahrheit gehört zur Politik wie Fakelaki zum Griechen. Wobei, beides kann sich ändern.

Wem kam dies zupaß? Der Steuerzahler kann seinen “Traum” weiterleben, auch wenn er etwas murrt. Wer profitiert noch davon?

Hast du eine Vorstellung, was in DE los wäre, wenn man den Riestersparern, Kapitallebensversicherungsinhabern und sonsten Alterssicherungs-Font-Anteilhabern mitteilen würde, dass ihre teilweise mühsam zusammengesparte Kohle weg ist? Die Regierung Merkel könnte einpacken und zwar stante pede, Neuwahlen wären angesagt und extremistische Parteien würden mit der Forderung nach “Rückholung der deutschen Guthaben” massive Stimmengewinne verzeichnen. Ja, Europa hätte dann ein Problem, weil das nicht nur in DE so wäre, sondern auch allen Staaten, deren Kleinanleger von dem Vollverlußt betroffen wären. Und so eine Situation kann sich keiner wünschen, ein neues Pulverfass, das leicht explodieren kann. Dann tatsächlich lieber den strategischen Rückzug der institutionellen Anleger ermöglichen und Griechenlands Pleite per Staatskredite auf die lange Bank schieben. Inzwischen kann die Euro-Zone eine Griechenlandpleite locker verkraften.

Damit es weitergeht müssen permanent Kredite vergeben und somit Schuldner produziert werden, die aber unterschiedlich leistungsfähig sind. Es ist insofern sehr komisch, wenn sich ein Immobesitzer dreier Immos in wenigen jahren aufgrund Asylanten äußerst reich fühlen möchte. Dabei aber vergißt, daß die Asylanten weder leistungsfähig noch kreditwürdig sein werden und somit sein Vermögen auch entsprechend afrikanischen Verhältnissen nicht viel wert sein.

Sorry, aber ich verstehe deine Aussage nicht so ganz. Was hat der Asylant mit Immobilienbesitz zu tun, außer das einige ihre Schrottimmobilien als Unterbringung vermieten können (und mit Glück sogar teuer vom Staat saniert bekommen) oder der Kleinhäuslebesitzer, dessen mühsam abbezahltes Häuschen dank des neuen Asylbewerberheim nebenan unverkäuflich und damit nichts mehr wert ist? Und, was hat das mit Griechenland zun tun? Wo ist da der Zusammenhang?

Sicher geht es für einige im Moment noch auf. Je mehr aber aufgrund der zuströmenden Massen auf diesen Zug aufspringen, desto problemtischer wird die Geschichte… Je mehr dadurch reich werden wollen, desto ärmer an Geld werden sie.

Mir ist der tiefenphilosopische Aspekt deiner Äußerung nicht so ganz klar. Es klingt wie einem Mischung aus “das Boot ist voll” und Esotherik. Bezieht sich das auf die Immobilienbesitzer oder auf die Asylanten? Kannst du mich erhellen?

Helle Grüße,

Euer Dirk


Dirk S
11.6.2015 9:33
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@ vortex

Stellt sich nur die Frage wer hier der größere Idiot ist. Geber oder Nehmer?

In diesem Fall der Kreditnehmer. Der Kreditgeber hat sich ja durch das US-Recht abgesichert.

Sichernde Grüße,

Euer Dirk


Dirk S
11.6.2015 9:57
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@ peter

Das für sich wäre auch noch kein Problem. Wenn man aber weiterhin mit US Geschäfte machen will, besser gesagt als SüdAMERIKANISCHES Land machen muss, dann ist es halt doof.

Das Problen für Argentinien war doch, dass sie glaubten, ihr Verhandlungsergebnis für Anleihen nach argentienischen Recht würde auch für die Anleihen nach US-Recht gelten. Und das war falsch. Sie hätten halt eben auch mit den Haltern der Anleihen nach US-Recht verhandeln müssen (die vermutlich das Verhandlungsergebnis für Anleihen nach argentienischen Recht übernommen hätten). Haben sie aber nicht und so gilt der Vertrag wie abgeschlossen. Und Hedge-Fonts (die die Anleihen billig aufgekauft haben) verhandeln nicht, die klagen. Vor einem US-Gericht. Chance verpasst, Kredite voll fällig. Typische Regierungsdummheit.

Und noch schlimmer ist, das die Amis nun mal über die Möglichkeit verfügen, Dank ihres Militärs nachdrücklich auf die Durchsetzung ihrer Ansprüche bestehen zu können.

Ich glaube kaum, dass Obama die Marines nach Argentienien schickt. Das wird er gegenüber dem US-Amerikanischen Volk kaum begründen können, außerdem möchte Obama nicht als Kriegsbeginner in die Geschichte eingehen. Also nix mit Marines. Wenn, dann eher Sanktionen.

Man stelle sich vor, GR stellt den Scbuldendienst ein. Wer sollte sie zwingen, ihre Schulden an die EZB zu zahlen? Welche Armee könnte dir EU da schicken?

Keine, warum auch? Die Kredite sind ohnehin abgeschrieben, schon mit der Auszahlung.
Dass Griechenland irgendwann zu einem Problem wird, dass war allen schon vorher klar. Die Griechen wurden in den Euro gelassen, damit der nicht gegenüber dem Dollar duch die Decke geht. Und die Rolle haben sie für Jahre ja auch gut gespielt. Bis es die griechischen Regierungen eben übertrieben und so ihr Land in die Kiese geführt haben.
Aber das eine Griechenlandpleite jetzt noch jemanden schocken könnte, wird außerhalb Griechenlands unwahrscheinlich sein. Die potentiellen Probleme mit den Staatsanleihen der institutionellen Anleger sind gelöst und Griechenland kann in den Orkus wandern, wenn sie sich nicht reformieren wollen. Und das ist die freie Wahl der Griechen: Refom oder Pleite.

Reformierte Grüße,

Euer Dirk


Maesi
11.6.2015 11:24
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@peter
Man kann den USA allerhand zutrauen, aber dass sie ihre Armee gegen Argentinien in Gang setzen, bloss weil dieses Land unter US-Recht aufgenommene Anleihen nicht zurückzahlt, das halte ich nun wirklich für blühenden Unsinn. Die USA haben wesentlich einfachere, billigere und wirksamere Rechtsmittel: z.B. die Beschlagnahme von argentinischem Regierungseigentum (Goldbestände, Grundstücke etc.), welches sich auf US-Territorium befindet. Argentinien ist eindeutig vertragsbrüchig geworden. Daraufhin hat es eben die Konsequenzen zu tragen; so funktioniert jedes rechtsstaatliche System.

Übrigens hat auch die EU griffige Druckmittel gegen Griechenland. Das wichtigste besteht darin, den Griechen einfach keine neuen Kredite mehr zu gewähren. Der griechische Staat wäre dann gezwungen, nur noch mit den knappen Mitteln seines Steueraufkommens seine Verbindlichkeiten zu bedienen – eigentlich sollte das der Normalzustand sein, wenn man ein gesundes Staatsbudget haben will. Ob der griechische Staat bei der Ausgabenreduktion die Prioritäten eher bei den Rentnern, den Staatsangestellten, bei der Rüstung oder irgendwo anders setzen würde, das wäre ihm selbst überlassen. Potential zur Ausgabenreduktion gäbe es wohl fast überall.

Natürlich werden die EU-Machteliten neue Kredite für Griechenland nicht verweigern, weil ansonsten deren kunstvoll zusammengebasteltes Machtkartell zum Einsturz gebracht würde. Die Macht der EU-Eliten gründet fast ausschliesslich auf der Kontrolle von Geldumverteilung. Diese funktioniert exakt so lange, wie die Staaten glauben von den umverteilten Mitteln zu profitieren. Nicht bloss Griechenland könnte sich bei einem Staatsbankrott der Kuratel der EU-Machtelite entziehen und wieder zu einer gewissen eigenstaatlichen Handlungsfähigkeit zurückkehren, auch andere Staaten könnten auf diese Idee kommen. Verschuldung macht halt unfrei, früher nannte man das Schuldknechtschaft. Deswegen ist es äusserst unklug, den Wohlfahrtsstaat auf gepumptem Geld aufzubauen; Kredite zur Finanzierung von Wohlfahrt sind nichts anderes als Konsumtivkredite. Aber die Wohlfahrtsgläubigen waren noch nie bekannt für ihre Klugheit.

Nun nützt die Regierung Tsipras ein simples Faktum für sich aus: die Machteliten sind machtgierig. Nichts ist für diese schlimmer als der Verlust von Macht. Deswegen werden sie weiterhin völlig skrupellos fremdes (Steuer-)Geld zur Erhaltung und zur Erweiterung der eigenen Macht einsetzen. Und Tsipras nützt diese Machtgier – die er selbst natürlich im gleichen Masse besitzt – ebenso skrupellos für sich aus. Die Verlierer in diesem Machtpoker sind diejenigen, die die Zeche für die Gier der Machthaber bezahlen müssen – aber das ist höchst gerecht, denn sie haben diese Machthaber ja in ihre Positionen gewählt und sind nicht gewillt, sie abzuwählen.

Der Untertan wiederum leidet ebenfalls an einer Form von Gier; er giert nach der Sicherheit der Wohlfahrt, auch wenn diese lediglich eine Illusion ist. Die grosse demokratische Mehrheit besteht aus geborenen Untertanen, die liebend gerne für ein Schnipselchen scheinbarer Sicherheit auf jegliche Freiheit verzichten und sich willig von der Obrigkeit versklaven lassen. Deswegen wählen sie die machtgierigen Rattenfänger immer wieder aufs neue. Deswegen funktioniert die sich immer totalitärer gebärdende obrigkeitliche Regulationsmaschinerie.

Immer schön an Marie von Ebner-Eschenbachs Spruch erinnern: ‘Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.’ Im satten Wohlfahrtsstaat wimmelt es nur so von glücklichen Sklaven. Und solange es genug zu fressen gibt, die Glotze und das Handy laufen und gevögelt werden darf, sind die Untertanen glücklich mit ihrem Sklavenstatus. Der Pöbel will ‘Brot und Spiele’. Das wussten schon die ollen Römer.


Dirk S
11.6.2015 15:36
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@ Hartmut

“[…]Der russische Präsident Wladimir Putin hatte dem schuldengeplagten Griechenland Millioneneinnahmen aus Transitgebühren in Aussicht gestellt.”

Wäre doch toll, es ist DEs Interesse, dass die Griechen auch mal selber Geld einnehmen. Wenn es Tranitgebüren sein können, ok. Hauptsache die kommen mal langsam auf die Beine. Und wenn die Transitgebüren ausreichen ihre Fakelaki-Wirtschaft am laufen zu haben, was solls? Soll DE recht sein.

„Nach der Absage für South Stream ist die Frage des Transports von Gas aus Russland durch die Türkei und die Einbeziehung von Erdgas, das aus anderen Ländern kommt, eine der wichtigsten Fragen der Zukunft“

Klingt nach: “Nichts genaues weiß man nicht.”

Hier stellt sich dann die Frage welche anderen Länder noch Erdgas liefern könnten.
Möglicherweise Griechenland, Zypern und die Türkei?!

Wäre doch völlig ok. Es gilt das gleiche wie oben, wenn die Pleitestaaten (ja, ja, die Türkei ist keiner) so auf eigenen Beinen stehen können, ist doch toll. Voll in deutschem Interesse. Können wir denen Gashähne andrehen.

So, und welche Rolle spielen in diesem Game jetzt die USA, mit Deutschland als Schoßhündchen?

Also erst einmal: Das US-Schoßhündchen sind die Engländer, klar? Nicht dass das noch mehr Ärger mit denen gibt. 😉 DE ist eher der Vasall.

Ernsthaft: Die USA haben durchaus ein Interesse daran, ihr Fracking-Gas auch in Europa zu verticken. Wobei wir in DE durchaus erwägen sollten, aus rein strategischen Gründen unser Gas nicht nur aus Russland, sondern auch aus vielen anderen Quellen zu kaufen. Sollte in der Ägäis Gas gefunden werden, wäre das ein Vorteil für DE als Abnehmer, aber auch regelmäßige Flüssiggaslieferungen aus den Staaten sollte man in Erwägung ziehen. Zum einen, weil mehr Lieferanten mehr Sicherheit bedeuten (Was würde ein Stopp von Gaslieferungen in einem kalten Winter für DE bedeuten? Genau- Deutschland friert.), zum anderen, weil die Amis dann zufrieden wären und wenig Interesse an blöden Spielchen hätten. (Wobei die wegen etwas Gas nur dann mit Spielchen anfangen würden, wenn denen richtig langweilig wäre. Ganz so blöd sind die nun auch nicht.)

Gasende Grüße,

Euer Dirk


vortex
11.6.2015 16:38
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@Hartmut

“Vielleicht liegt Dirk Müller doch nicht so falsch”

Ist Dirk Müller dafür bekannt oft daneben zu liegen?


Gedöns
11.6.2015 20:50
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Ich sagte ja schon mal, daß Staatanleihen am sichersten sind. Aber deshalb gibt es tatsächlich auch eine andere Seite: die Zinsen müssten eigentlich gering oder wenigstens moderat sein. Sind die Zinsen wegen einer tatsächlichen Notlage des Staates extrem hoch – und so war es auch – müsste dem Käufer auch klar sein, daß er sein Geld niemals wieder sieht. Hier sind tatsächlich zwei Stümper zu nennen: die EU-Finanzpolitik (toller Friedensnobelpreisträger EU – können sie vergessen!), die so etwas zulassen und die Banken, die so etwas nicht mit dem entsprechenden Hinweis an Privatkäufer versehen bzw. die sich einfach am Geld von Lebensversicherer ungefragt bedienen. Gerade bei letzterem müssten die Banken voll haften und keinerlei Abstriche am angelegten Geld der Lebensversicherer gemacht werden dürfen. Aber gesetzlich ist eben in der EU alles machbar – die Traumorganisation jedes modernen demokratiefeindlichen Möchtegern-Diktators* …
*nicht zuletzt von links-grün:
http://journalistenwatch.com/cms/gender-strategie-fuer-europa-die-noichl-entschliessung-der-eu-ist-grotesk/
Ja, auch die gleichgeschalteten Mainstream-Medien haben typischerweise wieder mal keinerlei Lust, über die Vorgänge in der EU zu berichten.


Gedöns
11.6.2015 21:16
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Und das TTIP ist nicht wegen der vorsätzlich gezündeten Nebelkerze „Chlorhühnchen“ abzulehnen, sondern wegen der Möglichkeit des Erwerbs von kommunalem Eigentum, ohne Enteignungsmöglichkeit seitens des Staates, selbst bei einem völlig grotesken Wirtschaften (irre blöde Selbstentnahme z.B.) – quasi eine Steigerung der früheren „MAI-Verträge“ (wer sich daran noch erinnert). – Jetzt muß man nur noch die Kommunen in eine finanzielle Notlage bringen – ich sehe da eine schon rasant ablaufende Möglichkeit; fanatisch unterstützt von links-grün …
Aber die Maistream-Medien sehen nichts …


Collin
12.6.2015 1:56
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@peter:

Man stelle sich vor, GR stellt den Scbuldendienst ein. Wer sollte sie zwingen, ihre Schulden an die EZB zu zahlen? Welche Armee könnte dir EU da schicken?

Viel zu teuer. Griechenland bekommt einfach kein Geld mehr und griechisches Staatseigentum in fremden Häfen wird einfach gepfändet.


Dirk S
12.6.2015 8:38
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@ Maesi

Immer schön an Marie von Ebner-Eschenbachs Spruch erinnern: ‘Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.’ Im satten Wohlfahrtsstaat wimmelt es nur so von glücklichen Sklaven. Und solange es genug zu fressen gibt, die Glotze und das Handy laufen und gevögelt werden darf, sind die Untertanen glücklich mit ihrem Sklavenstatus.

Was verstehst du unter Sklave? Könntest du das mal bitte definieren? Würde mich echt interessieren.

Fragende Grüße,

Euer Dirk


peter
12.6.2015 8:46
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Sicherlich ist die Entsendung von Militär nicht die erste Option, wenn es um die Eintreibung von Schulden geht. Aber die Tabula Rasa.
Die Beschlagnahmung ist ein triviales Mittel (und wurde ja auch gemacht, Stichwort Arg. Präsidentenflugzeug), aber ARG hat längst nicht so viel Vermögen in US wie Schulden (sonst wär’s ja eben schon weg). Und die Amis haben natürlich noch mehr Optionen, da sie die Clearingstellen besitzen, kontrollieren sie den internationalen Zahlungsverkehr (zumindest die offiziellen Kanäle). Damit können sie einem Land den internationalen Handel verdammt schwer machen. Und sie müssen ja auch nicht selber kämpfen, das lassen sie auch gerne mal andere für sich erledigen. Wie ich bereits erwähnte: der Ami kann Waffen, Krieg und Revolutionen (in fremden Ländern). Und gerade Letzteres praktiziert er in Südamerika ja gerne. Also merke: militärisches Eingreifen ist nicht nur “die Marines schicken” oder wenn Bradleys durch die Straßen rollen, es ist auch wenn (Militär-)Berater geschickt werden, wenn Ausbilder geschickt werden oder Waffen geliefert werden. Davon siehst du im TV natürlich nix. Du wunderst dich nur über die schönen Farben (… Stichwort Farbenrevolution).


Leonard
12.6.2015 8:54
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Dirk S
12.6.2015 9:41
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@ Gedöns

Ich sagte ja schon mal, daß Staatanleihen am sichersten sind.

Ich würde eher sagen, per ordere de Mufti als sicher definiert. Intitutionelle Anleger sind im Prinzip verpflichtet, in einem gewissen Umfang Staatsanleihen zu kaufen (mündelsichere Anlagen und da gibt es nicht viele, soll die vom Zocken abhalten). So funktioniert Staatsfinanzierung.

Aber deshalb gibt es tatsächlich auch eine andere Seite: die Zinsen müssten eigentlich gering oder wenigstens moderat sein. Sind die Zinsen wegen einer tatsächlichen Notlage des Staates extrem hoch – und so war es auch – müsste dem Käufer auch klar sein, daß er sein Geld niemals wieder sieht.

Wie schon zuvor geschrieben, institutionelle Anleger halten viele Saatsanleihen und wenn die etwas mehr als die Inflation erwirtschaften wollen, müssen die auch risikoreichere Staatsanleihen kaufen. Ist deren Art zu zocken.
Deshalb konnte selbst Griechenland zuletzt Papiere mit einer Laufzeit von 3 und 6 Monaten plazieren. Und die waren 1,33-fach überzeichnet (also es gab mehr Interessenten als Papiere). Was ich in dem Fall durchaus als Zocken bezeichnen würde.

Hier sind tatsächlich zwei Stümper zu nennen: die EU-Finanzpolitik (toller Friedensnobelpreisträger EU – können sie vergessen!), die so etwas zulassen und die Banken, die so etwas nicht mit dem entsprechenden Hinweis an Privatkäufer versehen bzw. die sich einfach am Geld von Lebensversicherer ungefragt bedienen.

Ich bitte dich, wann fabriziert die Politik mal etwas objektiv vernünftiges? Gerade in der EU. Da sind viele kleine Einflüsterer, die den Komissaren und Abgeordneten “die Wahrheit” und “das Beste für alle” einflüstern. Das ist ein abgeschlossener Kosmos, der in einer anderen Realität stattfindet, die einzige Verbindung zu unserer Realität findet über eben diese Einflüsterer statt. Eigentlich sollten wir glücklich sein, dass sich die Katastrophen bisher im Ramen gehalten haben. Das geht noch viel schlimmer. Wobei die Lösung ganz einfach wäre: Mehr Demokratie.

Und was das Geld von Lebensversicherungen angeht, da gelten die Restriktionen für institutionelle Anleger. Gut, niemand kann sich sicher sein, dass sich alle daran halten. Wie heißt es doch so schön: “Leistung die Leiden schaft.”

Ach ja, böse Zungen behaupten, den Friedensnobelpreis würde es nur geben, weil Alfred Nobel seiner Angebeteten Bertha von Suttner was zuschustern wollte. Also Ansehen. Allerdings kam die erst 1905 zum Zuge, als 7bte. So richtig ist der Friedensnobelpreis eigentlich nichts (mehr) wert, wenn man mal sieht, wer da alles bedacht wurde. Eigentlich ist der Preis für die Suttner inzwischen fast eine Beleidigung. Wenn das der Alfred wüsste…

Gerade bei letzterem müssten die Banken voll haften und keinerlei Abstriche am angelegten Geld der Lebensversicherer gemacht werden dürfen. Aber gesetzlich ist eben in der EU alles machbar – die Traumorganisation jedes modernen demokratiefeindlichen Möchtegern-Diktators* …

Wie schon geschrieben, für Lebensversicherungen gelten Restriktionen, eigentlich sind die zur Staatsfinanzierung gedacht (so wie in den USA die Pensionsfonts). Also, wenn die widerrechtlich erfolglos gezockt haben sollten, würde der Lebensversicherer in der Haftung stehen. Da sollte die EU sich besser raushalten, die würden die Sache nur verschimmbessern.

Aber die EU als Traumorganisation für Möchtegern-Diktatoren bezeichnen, ich bitte dich. Eine echte Diktatur bietet da viel mehr: Spaßige Exekutionen (schön langsam und qualvoll für den Deliquenten), öffendlich Massenhinrichtungen, ordendliche Unterdrückung, Bauchpinseln und Füßeküssen der Lakeien, natürlich die Standarts (Bespizelung, Überwachung, Folter, Deportationen und Geheimgefängnisse), fröhliche Zensur, das Volk in tiefste Not stürzen und dafür angebetet werden, mit allen Nachbarn folgenlos rumstänkern können, Saufen und Weiber bis zum es geht nicht mehr usw. Alles, was einem kranken Geist gefällt (also bis auf saufen und Weiber 😉 ). Dagegen ist die EU doch fast ein Krichentag. Wie langweilig.

Und das TTIP ist nicht wegen der vorsätzlich gezündeten Nebelkerze „Chlorhühnchen“ abzulehnen,

Also ohne jetzt genaueres zu wissen, stehe ich für meinen Teil TTIP erst einmal neutral gegenüber. Wobei ich Freihandel grundsätzlich begrüße, durch die Einrichtung von Freihandelszonen stieg der Wohlstand innerhalb dieser Zonen de facto immer an. Und so wie ich bis jetzt mitbekommen habe, ist vieles in TTIP in bestehenden deutschen Freihandelsabkommen Usus, gewünscht von der deutschen Seite (die Schiedsgerichte z.B.). Also Hand an eigene Nase, Herr Gabriel.

Übrigens ist das “Chlorhühnchen” dem Umstand geschuldet, dass in den USA die Kühlkette nicht immer zu 100% gewährleistet werden kann, daher die Chlordesinfizierung. Wäre in Europa gar nicht nötig und würde in der EU auch gar nicht angeboten werden, wenn die Chlordesinfizierung auszuweisen wäre.

sondern wegen der Möglichkeit des Erwerbs von kommunalem Eigentum, ohne Enteignungsmöglichkeit seitens des Staates, selbst bei einem völlig grotesken Wirtschaften (irre blöde Selbstentnahme z.B.) – quasi eine Steigerung der früheren „MAI-Verträge“ (wer sich daran noch erinnert). –

So etwas nennt sich Investitionsschutz. Können sich die notorisch unzuverlässigen Staaten an die eignen Nase fassen. Und auch hier wäre zu prüfen, ob dies nicht schon längst Usus in Freihandelsabkommen ist.

Jetzt muß man nur noch die Kommunen in eine finanzielle Notlage bringen

Das braucht niemand aktiv zu initieren, das können die auch von alleine. Ich lebe in so einer bescheuerten Kommune.

– ich sehe da eine schon rasant ablaufende Möglichkeit; fanatisch unterstützt von links-grün …

Ich weiß, die sind darin einfach die Besten.

Aber die Maistream-Medien sehen nichts …

Komm, das hat was mit Wirtschaft und Zahlen zu tun, das kannst du von den typischen deutschen Journalisten nicht erwarten. Wenn die das kapieren könnten, dann müssten sie sich ja nicht als Schreiberling verdingen und könnten was ordentliches arbeiten.

Ordentliche Grüße,

Euer Dirk


Gedöns
12.6.2015 12:10
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@Dirk S
„So etwas nennt sich Investitionsschutz.“//
Der ist hineichend gewährleistet, wenn Eigentümer zum Restwert (also abzüglich Schulden) entschädigt werden. Die Eigentümer könnten ja selber Geld nachschießen, wollen sie aber nicht – der Staat soll das tun und sie wollen dann einfach so weiter machen. Genügend Geld hätten sie ja aus dem Raubbau am Unternehmen, aber womöglich haben sie damit dann schon weitere kommunale Unternehmen (die dann etwas später auch nach selbigen Schema pleite gehen) erworben.
Lustig ist immer, wenn sie dann wegen der Enteignung „Kommunismus“ brüllen, wo sie doch selber die fanatischsten Kommunisten sind: „jeder nach seinen Bedürfnissen“ (und die gehen gegen unendlich) bzw. permanente Verstaatlichung (ihrer „Verluste“). Dabei holt der Staat ja nur nach der Sanierung des enteigneten Unternehmens einen Teil seiner Aufwendungen wieder herein um dann erneut zu privatisieren (aber ja nicht wieder an diese Heuschrecken!).


Maesi
12.6.2015 13:07
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@Dirk
Naja, ein Sklave im Sinne von Marie von Ebner-Eschenbach ist natürlich nicht von jenem Typ, wie wir ihn aus der Antike, über das Mittelalter bis in die Neuzeit hinein kennen. Also Menschen, die Eigentum von anderen Menschen sind und dementsprechend beliebig gekauft und verkauft werden können.

Unter dem neuen Typ Sklaven sind Menschen zu verstehen, die von einer einzigen Institution (= Sklavenhalter) derart abhängig sind, dass sie ohne diese Institution nicht mehr überleben können. Sie können weder sich selbst noch sich in Gruppen dahingehend organisieren, dass sie ihr eigenes Überleben sicherstellen können. Kurzum, sie sind in den grundlegendsten Dingen nicht mehr selbst- sondern fremdbestimmt. Dabei werden diese Abhängige von der herrschenden Institution stark ausgebeutet, soweit sie wertschöpfend tätig sind. Ein sehr wichtiges Merkmal der Sklaverei ist die wirtschaftliche Ausbeutung, gegen die man sich als Sklave nicht wehren kann, weil sie im äussersten Fall durch Anwendung von Gewalt erzwungen wird. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist, dass der Sklave keine Waffe besitzen oder tragen darf.

Man könnte den modernen Sklaven wohl treffender als ‘abhängig und ausgebeutet von einem (staatlichen) Monopolisten’ bezeichnen, denn als versklavt. Ich habe den Begriff Sklave v.a. deshalb benutzt, weil von Ebner-Eschenbach ihn in ihrem Zitat erwähnte. Um solche Abhängige ruhig zu stellen und zu kontrollieren, reicht es aus, ihnen Brot und Spiele zu bieten, also das Sklavendasein schmackhaft zu machen. Der loyalste Abhängige ist wiederum derjenige, der in der Illusion lebt, er sei gar kein ausgebeuteter Abhängiger; das ist dann der glückliche Sklave aus von Ebner-Eschenbachs Zitat.

In Deutschland liefert ein Wertschöpfender aus der oberen Mittelklasse etwa zwei Drittel seiner Wertschöpfung in irgendeiner Form an den Staat ab. Ein Helot in Sparta soll etwa die Hälfte seiner Wertschöpfung an seinen Herrn abgeliefert haben, wenn man den Behauptungen der zeitgenössischen Athener glauben mag; natürlich war die Wertschöpfung damals viel geringer. Trotzdem sieht man daran, wie sehr wir heute bereits vom Staat ausgebeutet werden. Wer sich der Ausbeutung widersetzt, landet im Knast; wenn er sich gegen die Inhaftierung durch die Staatsbüttel wehrt, wird er niedergeknüppelt oder – als ultima ratio – erschossen. Ähnliches widerfuhr dem widerspenstigen Sklaven zu allen Zeiten der menschlichen Kulturgeschichte.


Maesi
12.6.2015 13:13
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@peter
Kannst Du auch nur eine einzige Aktion benennen, bei der die USA ausstehende Schulden militärisch eingetrieben haben? Sei es nun durch direkte Entsendung von Truppen oder durch Finanzierung/Ausrüstung von irgendwelchen Widerstandsgruppen oder Terroristen? Du kannst es nicht. Solche Aktionen wären nämlich sehr teuer, und der Erfolg wäre äusserst ungewiss. Welche Vermögensgüter sollten Truppen in Argentinien auch beschlagnahmen bzw. rauben und in die USA schicken, um damit argentinische Schulden zu begleichen? Industrieanlagen, Goldvorräte, lagernde Rohstoffe, Kunstgegenstände in Museen? Dazu bräuchte man eine grosse Zahl sehr vertrauenswürdiger Leute vor Ort und nicht irgendwelche Guerillatruppen, welche für den Kampf ausgebildet sind, politisch ihr eigenes Süppchen kochen und sicher nicht den Schuldeneintreiber für die USA markieren werden.

Natürlich können die USA Waffen, Material und Geld zur Unterstützung von lokalen paramilitärischen Truppen schicken und so Konflikte schüren; aber das kostet halt auch wieder Geld. Tatsächlich wäre es interessant festzustellen, ob die USA auch nur von einem einzigen Krieg, den sie in den vergangenen 30 Jahren schürten oder gar anzettelten, wirtschaftlich profitiert haben. Ich bezweifle es stark. Vielmehr werden wohl überall die Kosten sehr schnell aus dem Ruder gelaufen sein.

Im Falle Argentiniens haben ein oder zwei Hedge Funds in den USA geklagt und vorderhand Recht bekommen. Die zivilen Sanktionsmittel hast Du teilweise selbst genannt, peter. Die sind vergleichsweise billig, haben grosse Aussicht auf Erfolg und die Risiken, dass dadurch ein lokaler Konflikt eskaliert mit den entsprechenden geostrategischen Folgen, sind minim. Bei der Anwendung dieser Mittel wird es im Falle Argentiniens auch bleiben.

Fazit: aus wirtschaftlichen Profitgründen Krieg zu führen, ist so ziemlich das dümmste, was man tun kann. Das hat vielleicht vor 200 Jahren noch geklappt. Heute ist die Zerstörungskraft der Waffen so gross, dass die verursachten Schäden jeden möglichen Profit bei weitem überschreiten. Krieg ist normalerweise schlecht für das Geschäft – es sei denn, man sei Waffenhändler oder Rüstungsbetrieb.


peter
12.6.2015 14:33
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@Maesi: das ist mal grober Unfug.
Mal abgesehen von Glaubenskriegen wird eigentlich ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen Krieg geführt.
Benennen kann ich dir viele, ich bezweifele aber, dass du mir glaubst. Und da ich keine Beweise habe (so wie du keine Gegenbeweise), ist das müßig. Natürlich verdienen die Amis fettes Geld, wenn die Ami-Firmen die zuvor bombadierten Länder wieder aufbauen dürfen. Das war z.B. im Irak so. Diverse Länder haben sich sogar beschwert, dass sie bei entsprechenden Aufträgen nicht zum Zuge kamen. Da geht es um massiv viel Geld. Allein sich die Ölfelder unter den Nagel reißen zu können, hat den Krieg schon rentabel gemacht.
Und Gold: komischerweise weisen die Zentralbanken (soweit vorhanden) der Schurkenstaaten im einen Bestand von 0 aus, nach dem sie gebombt wurden. Das war im Irak so, in Lybien und – merkwürdig – auch die Ukraine hatte einen plötzlichen Gold-Drain. Dir fehlt offensichtlich das Gefühl für die Summen, die hier langfristig umgesetzt werden.


Gedöns
13.6.2015 0:44
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@peter
„Das war z.B. im Irak so. Diverse Länder haben sich sogar beschwert, dass sie bei entsprechenden Aufträgen nicht zum Zuge kamen. Da geht es um massiv viel Geld. Allein sich die Ölfelder unter den Nagel reißen zu können, hat den Krieg schon rentabel gemacht.“//
Billige Propagandalüge – das Rennen haben im Irak wohl die Chinesen gemacht. Vorher hatte Kerry appelliert, daß man sich von herein beim Öl freiwillig völlig aus Ausschreibungen zu Konzessionsvergaben heraushalten soll – hat eine rein ideologische Bedeutung. Solche Wahrheiten findet man aber nicht in den islamorientierten Mainstream-Medien.


Maesi
15.6.2015 10:05
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@peter
Gemäss einem Bericht des Congressional Research Service beliefen sich die Kosten für den Irakkrieg zwischen 2003 und 2010 auf insgesamt 715 Milliarden USD. (http://www.fas.org/sgp/crs/natsec/RS22926.pdf)

Joseph Stiglitz kommt sogar auf einen wesentlich höheren Betrag: 3 Billionen USD, da er auch versucht die indirekten Kosten miteinzubeziehen. (http://www.zeit.de/online/2008/09/stiglitz-irakkrieg-kosten)

Zweifellos haben gewisse Unternehmen vom Krieg profitiert, wobei man hier jeweils auf die Nettogewinne schauen und auch die notwendigen Investitionen zur Wiederinstandstellung der zerstörten/beschädigten Infrastruktur beachten sollte, die zuerst einmal amortisiert werden müssen; die angeblich märchenhaften Gewinne schrumpfen dann schnell zusammen. Es gibt bei jedem Krieg Kriegsgewinnler.

Die USA insgesamt haben jedoch mit Sicherheit kräftig draufgezahlt und haben bis zum heutigen Tag weitere Folgekosten des Irakkriegs an der Backe (Kampf gegen den IS). Wie ich schon schrieb: es ist ziemlich dumm aus wirtschaftlichen Gründen Krieg zu führen; das rentiert sich heutzutage aufgrund der teuren Waffen und grossen Zerstörungen an der Infrastruktur im Kriegsgebiet so gut wie nie.

Grober Unfug ist es, wenn man Dinge behauptet, ohne seriös zu recherchieren.