Ansichten eines Informatikers

Wie sich die Süddeutsche ins eigene Knie schoss

Hadmut
25.3.2015 20:46

Pfff. Die machen gerade eine Kampagne:

„Eine gute Zeitung erkennt man an ihren Lesern.”

Das kann sein. Die Zeiten, zu denen man gute Zeitungen an ihren Redakteuren erkannte, sind offenbar so ziemlich vorbei. Es gab hier ja schon häufig Verweise auf Zeitungsartikel mit Hinweisen, dass man den Artikel vergessen und die Kommentare lesen soll, die wären viel besser.

Und ausgerechnet die Süddeutsche hat die Leserkommentare abgeschafft. Man sieht die Leser nicht mehr.

Insofern haben die sogar recht: Eine gute Zeitschrift erkennt man – gerade noch – an den Lesern.

29 Kommentare (RSS-Feed)

Leonard
25.3.2015 20:55
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Einsicht? Keine! Siehe:

http://www.nachdenkseiten.de/?p=25544


Emil
25.3.2015 21:04
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Da wurde noch einmal die Werbetrommel gerührt, bevor die Süddeutsche diese Woche eine Paywall einführt.

In spätestens 3 Monaten wird dann derjenige gefeuert, der auf diese bescheuerte Idee gekommen ist. 😉


michael
25.3.2015 21:14
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Wie peinlich. Wie sagte man früher: Eigenlob stinkt. Die sind sich für keine Entblödung mehr zu schade. Man erkennt, in welchem dement vernebeltem Gesichtsfild die die Welt wahrnehmen.


Benutzername
25.3.2015 21:26
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Oder eben eine schlechte an jenen, die sie nicht lesen. 😉

Das ist doch das letzte wilde umsichschlagen einer anpassungsunwilligen Branche. Todeszuckungen der “Qualitätspresse”. Wer so penetrant den eigenen angeblichen Wert herausstellt, hat eben diesen meistens nicht. Sonst müsste man diesen nicht so betonen. Winke winke.


Aris
25.3.2015 22:47
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Gerade bei den üblichen Verdächtigen ZEIT, Faz oder halt meine lokalen Favoriten (NOZ, LN) lese ich vorrangig die Kommentare, weiss ich doch bei den Meinungsartikeln, welcher Text dort hinterlegt ist.

Ich halte es für eine der größten Schwächen von Krautreporter, dass sie die Ansicht der Kommentare nicht freischaltet. Allein dem Wunsch, diesen zu widersprechen, würde jede Menge Abos erzeugen.


Karsten
25.3.2015 22:49
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Neo
25.3.2015 23:59
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Einen Vorteil haben die Kommentare auf jeden Fall. Sie sind ein Indikator, ob ein Artikel lesenswert ist. Bei der FAZ erspare ich mir in vielen Fällen das Lesen des Artikels wenn keine Kommentare zugelassen sind. Erfahrungsgemäß sind solche Artikel nämlich besonders linientreu geschrieben und man weiß deshalb von vorne herein was der Schreiber so von sich gegeben hat.

Außerdem sind Kommentare (jedenfalls wenn sie nicht, wie es ja durchaus vorkommt, übermäßig zensiert sind) ein Hinweis darauf wie die jeweilige Zeitung/Internetseite zum Thema der Meinungsfreiheit steht.

P.S.: Auch die Kommentatoren die hier in regelmäßigen Abständen zur Zensur aufrufen (außer in den Fällen wo es um Kollisionen mit dem Strafrecht ginge) geben Einblick wie sie denn zum Thema Meinungsfreiheit stehen. Insofern ist die Kommentarpolitik hier durchaus annehmbar. Wenigstens schreibst Du, Hadmut, eine entsprechende Anmerkung wenn dir ein Kommentar über Gebühr mißfällt.


Jens
26.3.2015 0:27
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Es gibt auch Artikel, wo Kommentare zwar prinzipiell zugelassen sind, aber dann nur zwei freigeschaltet werden.


Küstennebel
26.3.2015 0:43
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Hach ja, da versuchen wieder einige den Leuten Honig um den Bart zu schmieren. So nach dem Motto: Spiegel-Leser wissen mehr / Kluge Leute lesen Süddeutsche u.ä.

Billige Masche.

Druckerzeugnisse werden so oder so durch das Netz abgelöst. Dort sind die Regeln aber andere und darauf können/konnten sich die schwerfälligen Contentproduzenten immer noch nicht einstellen.

Nun klappt es nicht mehr so einfach mit dem kalkulierbaren Reklame-Einnahmen in den Produzenten-Prospekten der Tages- Wochen- Spezial-Zeitungen und Zeitschriften. Die Regeln der Netz-Aufmerksamkeitsökonomie sind anders.

Da ist der Konkurrent um die Reklameeinnahmen semiprofessioneller Contentproduzent aus der Bloggerszene oder bei Youtube zu finden und die globalen Giganten haben ihre Netz-Claims längst abgesteckt. Da kämpft dann der deutsche Schlafmützen-Anbieter um ein Stück vom Kuchen mit Leistungsschutzrecht oder anderem Urheberrechtsklamauk.

Vielleicht wäre echter Journalismus vielen noch was Wert? Aber selbst das glaube ich nicht mal.

Die meisten Leute wollen ihre Meinung lesen.

Wilfried Schmickler brachte es in einem Kalauer auf den Punkt, als er ein Buch mit komplett leeren Seiten als Bestseller anbot, in welches der Kunde doch bitte dann alles reinschreiben solle, was man mal sagen müsste, wenn man sagen dürfte, was man sagen wollen würde, wenn man noch sagen dürfte, was man sagen wollte! Oder so ähnlich. Einfach reinschreiben, vollschreiben und zwei Wochen später das Elaborat lesen und der Kauf des Buches hätte sich prima gelohnt, man könnte jeden Satz eindeutig unterschreiben und wäre von völliger Zustimmung zum Text getrieben.

In diesem Sinne: Schmierenkampagnenjournalismus wird immer Erfolg haben solange es Interessenkonflikte gibt.

Der PR-Journalismus – oder besser gesagt: Propaganda-Journalismus – der wird seine Zukunft haben.

Ist doch eh alles relativ! Je nach dem ob man Reich oder Arm ist, was man weiß oder nicht weiß, wie man denkt oder ob man nicht denkt: die Relativität des eigenen Blicks auf die Welt und ihre Subjektivität wird das Brot von Morgen für die Journalismuspresse.

MFG


Ich wette, dass eine Paywall für die Kommentare unter den Artikeln der Onlinezeitungen mehr Geld einbringen würde als die Artikel selbst.


Anton
26.3.2015 3:04
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Die “Kommentarpolitik” ist der Grund weswegen ich den Betreiber der Seite als nützlichen Idioten ansehe. 🙂


horsti
26.3.2015 7:55
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Die Zeitungen flüchten vor ihren Lesern, bunkern sich ein. Das wird die Klickzahlen reduzieren und den Niedergang beschleunigen. Auch SPON plant eine Paywall. Viel Spass in der Irrelevanz.


petpanther
26.3.2015 9:06
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Das ist auch ein Versuch sich zu “elitisieren”. Auch per Einheitsmeinung.


Brak
26.3.2015 9:11
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Dei Zeitungen schreiben über Ereignisse, von denen jemand mit ganz viel Geld will, daß sie SO im allgemeinen Gedächtnis haften bleiben. Und die Kommentatoren, bemerken dazu, wie es wirklich gewesen ist. So wird Geschichte gemacht, Ereignisse designt, die Erde gestaltet, und am Ende gehn wir alle drauf! vivat tumbitas!


Brak
26.3.2015 9:28
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Ich habe seit 1993 keinen müden Heller mehr für Medien ausgegeben. Fernseh weg, Radio raus, Zeitungen nur alte, gebrauchte gelesen, wenn überhaupt. Wichtig für die Denkhygiene und -autonomie ist auch eine Themenquarantäne. Das heißt, zu der Zeit, wo allen von nur einem reden, schweigen wir dazu. Bei Gegen-Medien-Strategie ist die emotionale Verunsicherung des designten Rezipienten viel wirkungsvoller. Emotionale Argumente schlagen immer interlektuellen Klüngel.


Herrmann
26.3.2015 9:43
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Was aber Positiv an dem ganzen Zeitungs(sterben) ist…

…ist, dass die Leser sich mitterweile anekeln von diesen Erzeugnissen bzw. das Ekelerregende erkennt haben, bennen können und tun und danach handeln.

Man könnte es auch salopper auf den Punkt bringen:

DIE ZEITUNGEN SIND DER FEIND DES BÜRGERS und dummerweise hat er es erkannt. Wie unpraktisch…^^

Der nächste Schritt wäre dann der Aufruf zum Zeitungsboykott.


Hadmut
26.3.2015 19:52
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> DIE ZEITUNGEN SIND DER FEIND DES BÜRGERS und dummerweise hat er es erkannt.

Schön gesagt.


Max
26.3.2015 9:45
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http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelblog/florian-harms-guter-journalismus-macht-keine-kompromisse-a-1024245.html

Kann es sein, dass die auffällig positiven und mit Lobhudeleien gespickten Kommentare “ich würde gerne bezahlen” ” toller Journalismus” etc. direkt von der PR Agentur kommen?


Fry
26.3.2015 9:54
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offtopic/Germanwings-Unglück: Die Aussage, dass ein Pilot das Cockpit verlassen hatte und dann versucht hat, mit Gewalt wieder reinzukommen, während der andere keinen Laut von sich gibt, deutet darauf hin, dass die abgesperrte Cockpittür mitursächlich für den Crash war. Das wäre dann ein weiterer Kollateralschaden aus dem Sicherheitswahn, in den uns die USA seit 9/11 getrieben haben.


Fry
26.3.2015 9:55
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(erst seit 9/11 sperrt man Cockpittüren “terroristensicher” ab)


Manfred P.
26.3.2015 11:31
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Ich finde nicht selten die Kommentare fast so lesenswert wie den Artikel selbst.

Nicht immer haben diese dieselbe sprachliche oder inhaltliche Qualität des Artikels selbst; zuweilen hat auch der Artikel selbst miserable Qualität; aber ich finde es durchaus interessant, was manche Leute beizutragen haben und wie andere denselben Artikel rezepieren.

Das ist ja gerade so spannend zu sehen, dass manche Leute ganz andere Dinge aus dem Artikel ziehen als ich selbst.

Klar gibt es auch nicht so kluge Kommentare, aber das gehört zu der Streubreite dazu.

Naja, soll halt die Süddeutsche sich für die journalistische Elite halten. Sie werden den Lauf der Zeit nicht aufhalten können.

Jeff Bezos hat schon begriffen, dass die Zukunft des Zeitungsvertriebes auch in seinem Kindle-Shop liegen könnte. Sofern ich mich richtig erinnere, ist er bei der Washington Post eingestiegen. Bin mal gespannt, was er daraus macht.


Hoffnung
26.3.2015 17:40
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Sorry für das OT, aber dieser Artikel incl. Umfrage ist aus meiner Sicht erwähnenswert:

http://www.bz-berlin.de/berlin/kolumne/der-sexualkunde-unterricht-soll-korrigiert-werden


TOPCTEH
26.3.2015 18:08
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Sehr OnT ist ja die derzeitige “Berichterstattung” über den Flugzeugabsturz. Siehe hierzu auch: http://www.sheng-fui.de/aktuell/10-dinge-die-wir-nach-einer-flugzeugkatastrophe-nicht-sehenhoerenlesen-wollen/


Christoph
26.3.2015 20:11
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Ich lese Zeitungen nur noch danach, wie viele kritische Kommentare sie durchlassen. Meine Erfahrung war wie folgt. Die Zeit verbannt liebend gerne Accounts mit anderer Meinung, Spiegel lässt wenig durch, die Süddeutsche will von ihren Lesern gar nichts erst wissen (und ich konsequent seitdem nichts mehr von der Zeitung), Welt verbannt aggressive und harmlose Kommentare irgendwie fast nach Zufallsprinzip, FAZ lässt den Lesern manchen Freiraum, Focus erlaubt viel, aber wegen weniger akademischer Inhalte sind auch manche Kommentatoren eher komisch drauf. Ich hoffe, dass die Zeitungen irgendwann auf den Boden der Tatsachen zurückfinden und den Krieg gegen ihre eigenen Leser beenden.


pjüsel
26.3.2015 21:04
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Werner
27.3.2015 10:44
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Eine Nachrichtensprecherin auf irgendeinem Sender gestern beim Ausschlachten des Flugzeugabsturzes: “Wir sagen ihnen auch gleich, warum nur Männer so etwas tun” – Sinngemäß. Blieben sie dran! Was fehlte, war die umgehende Ankündigung einiger designierter Quotenfrauen für dem Lufthansa-Vorstand, nun doch lieber eine eigene, rein weibliche Fluglinie gründen zu wollen, in so etwas dann nicht mehr passieren könne und das Ticket zudem 23% weniger kosten würde: Arbeitstitel: Chicken Wings.

Ok, das ist jetzt eklig, aber was da gestern durch die Medien ging, war ja nun wirklich zum kotzen. Selbst Journalisten waren davon angewidert.


Dirk S
27.3.2015 14:27
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@ Fry
> Das wäre dann ein weiterer Kollateralschaden aus dem Sicherheitswahn, in den uns die USA seit 9/11 getrieben haben.

> (erst seit 9/11 sperrt man Cockpittüren “terroristensicher” ab)

Du erkaufst dir das eine mit dem anderen. Aber mal ehrlich, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Übernahme eines Flugzeuges durch eine Hijacker gegenüber einem erweiterten Suizid eines Piloten? Beides ist recht selten, aber der Hijacker ist nun mal um einiges wahrscheinlicher als ein suizitärer Pilot. Es ist unmöglich, absolute Sicherheit zu gewährleisten, ein Restrisiko besteht immer. Auch wenn dies den Betroffenen (Verunglückten wie Hinterbliebenden) nichts nützt.

Ich finde solche Diskussionen unnötig, man kann nur aus den Unglücksfällen lernen und die Sicherheitsmaßnahmen verbessern. Aber zu sagen: “Wegen dem ist das passiert” ist nicht hilfreich oder zielführend.

Hilfreiche Grüße,

Euer Dirk


Johanna
28.3.2015 18:13
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Eine gute Zeitschrift erkennt man – gerade noch – an den Lesern.

Das stimmt so aber auch nicht ganz. Mir ist seit zwei Jahren aufgefallen, dass meine Kommentare vor allem bei Tageszeitungen, der Spiegel ist da extrem, nicht veröffentlicht werden. Dabei bin ich immer ganz sachlich. Kritik oder Ergänzungen mögen die gar nicht. Viel von den Lesern kann man an den Kommentaren also nicht erkennen, weil viel rauszensiert wird, was den Medien nicht gefällt.

Leserkommentare abzuschaffen finde ich da noch ehrlicher als das.


Schwärmgeist
30.3.2015 9:29
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Die Zeitungen sind ja auch nicht zu beneiden. Die goldene Ära mit florierenden Abos für Printausgaben ist vorbei, im Internet ist kaum Geld zu verdienen, mit Adblock, das ich ebenfalls verwende, schon gar nicht.

“Spiegel online” behauptete mal vor einiger Zeit schon, gewinnbringend zu operieren. Ohne genauere Kenntnis der Lage glaube ich das so erstmal einfach nicht und halte das für Propaganda, die die Konkurrenz einschüchtern soll.

Wenn also die Mitarbeiter nicht adäquat bezahlt werden können, dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn mehr und mehr Praktikanten ans Ruder gelassen werden, die nicht nur mit der Kommasetzung, sondern auch mit der investigativen Recherche auf Kriegsfuß stehen.

Die Boulevardisierung der Medien ist auch unsere Schuld, die der Konsumenten. Keiner von uns geht vor die Tür, wenn er nicht bezahlt wird, aber guter Journalismus soll immer und überall kostenlos verfügbar sein? Da paßt doch was nicht.

Ich würde meiner derzeitigen Lieblingsnachrichtensite gerne 5 Euro im Monat überweisen, um die Qualität zu sichern. Fürs Video-Streaming – ja, ich glotze legal – stört mich ein Obolus von 8 Euro im Monat auch nicht.

Was man aber unbedingt abschaffen sollte, ist die Zwangsgebühr des Rundfunkministeriums für Volkserziehung. Ziemlich genau seit es diese Sondersteuer gibt, verfolge ich dessen Erzeugnisse nämlich nicht mehr.

Gestern mal versuchsweise “NDR Info” angemacht. Da faselten ständig Journalisten und Politiker, “Journalisierende” und “Politisierende” also, über “Studierende” und “Lehrende” — nur “Dozierende” hielt man dann wohl doch für blöd. Wer sich dieses TechnokratXen-Gesprech zueigen gemacht hat, kann doch schonmal nicht neutral berichten.