Ansichten eines Informatikers

Schweinerei in Berlin

Hadmut
14.3.2015 12:16

Wenn man einmal das Handy nicht dabei hat.

Gerade eben noch mal schnell die 300 Meter zum Supermarkt um die Ecke, weil ich heute morgen beim Einkaufen etwas vergessen hatte. Das Handy gerade in der anderen Jacke, aber wer braucht schon ein Handy um mal eben um die Ecke zu gehen.

Auf einmal steht ein Schwein vor mir. Ein Hausschwein.

Noch nicht ausgewachsen, in Hundegröße. Und mit einem Hundehalsband, nein, Halsband ist das falsche Wort, so ein Doppelband, das vor und hinter den Vorderbeinen einmal um den Bauch geht. Nicht angeleint.

Dem Schwein geht’s gut.

Sucht sich da im Grünbereich irgendwas zusammen und guckt ab und zu mal teilinteressiert nach Fußgängern.

In der Nähe eine Frau. Geht mit ihrem Schwein Gassi, die Straße entlang. Offenbar nicht zum ersten Mal, denn das Schwein schien sich auszukennen und auch mit Straßen- und Fußgängerverkehr umgehen zu können.

Was es nicht alles gibt. Heißt ja, dass es in Berlin alle möglichen Viecher gibt. Mäuse und Ratten sehe ich oft. Ein Stadtfuchs wollte mir mal beim Ausladen helfen. Es sind auch schon Leute von Wildschweinen angegriffen worden. Aber ein Hausschwein in der Innenstadt…

21 Kommentare (RSS-Feed)

Wolf-Dieter
14.3.2015 12:20
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Es ist noch gar nicht lange her, da hielt jeder Haushalt ein Schwein … es bekam einen Namen, wurde gefüttert und gestreichelt … bis es zum Metzger kam.


Emil
14.3.2015 12:25
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Die hat wohl zuviel “Schweinchen Babe” gekuckt. War es vielleicht Anne Helm? 😉


Hadmut
14.3.2015 12:33
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> War es vielleicht Anne Helm?

Entfernt möglich, aber unwahrscheinlich: Anne Helm trägt ja keine Hundehalsbänder.


Theaitetos
14.3.2015 13:04
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Finde ich ehrlich gesagt gut, dass Menschen sich auch mal Schweine als Haustiere zulegen. Schweine werden – wie Männer – zu Unrecht verteufelt; es heißt doch immer „Männer sind Schweine!“

Schweine sind intelligenter als Hunde und entsprechen auch sonst nicht den Vorurteilen von wegen nicht stubenrein, dümmlich, dreckig, … . Zudem sind Schweine auch nicht so gefährlich wie Hunde, insbesondere Kleinkinder und andere Haustiere (Katzen, Vögel, …) haben von Schweinen viel weniger zu befürchten als vor Nachbars Rottweiler/Schäferhund/… .

Hunde, Katzen und Pferde wurden aus anderen Gründen vom Menschen domestiziert als Rinder, Hühner und Schweine. Hunde sollten den Menschen schützen (Wachhunde), bei der Jagd begleiten (Spür-, Hetz-, Rennhunde) oder auch mal helfen andere Tiere zu kontrollieren (Schäferhunde). Katzen dienten dazu das Haus vor Mäusen und Ratten zu schützen, da diese sich sonst an Vorräten vergriffen oder gar Krankheitserreger mitbrachten. Pferde wurden zum Reiten domestiziert.

Schweine, Rinder und Hühner hingegen wurden allein darum domestiziert, um sie bzw. ihre Fortpflanzungsprodukte zu essen und zu trinken (Fleisch, Schmalz, Eier, Milch, …). Diese kulturellen Erfahrungen haben uns alle stark geprägt und entsprechend gelten eben all die negativen Vorurteile gegenüber den von uns konsumierten Tieren, damit es uns wohl leichter fällt sie abzuschlachten. In anderen Kulturen, mit anderen Essgewohnheiten, kommt es darum für uns so befremdliches Verhalten wie das Essen von Hunden & Katzen (bspw. in China) oder das Nicht-Essen von Rindern (bspw. in Indien).

Gerade verglichen mit anderen – ebenfalls verbreiteten – Haustieren wie gefährlichen Gift- oder Würgeschlangen, ist es doch alles andere als schlimm, wenn jemand ein Hausschwein hat. Das mag dem hier Aufgewachsenen vielleicht komisch vorkommen, aber ein chinesischer Bauer würde es gar für genauso befremdlich halten, wenn er jemanden mit Hund Gassi gehen sieht anstatt den Hund zu essen.


[…] Veröffentlicht am 14. März 2015 von M.Bergmann Hadmut sagt […]


der eine Andreas
14.3.2015 13:26
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P.S.
Zumindest ihre Namensvetterin wurde damals ordentlich erzogen:
http://fanpix.famousfix.com/0677029/025372701/the-swinging-maiden-large-picture.html
🙂


Flash
14.3.2015 13:57
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Es gibt eine kleine vietnamesische Rasse, das Hängebuchschwein, welches ich mir sehr gut als Haustier vorstellen kann. In der Großstadt muß ja jeglicher Bioabfall in die Tonne, wo er dumm dahingammelt. Frühe (sic!) hatte man dafür eben sein Hausschwein, auf dem Lande heutzutage hält man Hasen.

Hase, Schwein und Huhn sind in Topf oder Pfanne allemal etwas Leckeres, und god thank gibt es immer mehr Vegetarier, so daß für uns Carnivoren wesentlich mehr preiswert zur Verfügung steht.

*horrido*


michael
14.3.2015 14:23
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@Theaitetos “Zudem sind Schweine auch nicht so gefährlich wie Hunde”

Aber sicher nicht weniger. Ferkel sind niedliche Tiere, und ja, Schweine sind recht intelligent. Ein ausgewachsenes Hausschwein ist jedoch viel zu stark um verharmlost zu werden. Leute, die Hausschweine für harmlos halten, halten auch Kühe für harmlos – und da wurden schon etliche Darwin-Awards vergeben…

Das eigentliche Problem ist aber, daß ein Schwein nicht wirklich artgerecht in einer Wohnung gehalten werden kann – außer man erlaubt dem Schwein, diese zu verwüsten. Um einen hiesigen Veterinär zu zitieren: “Schwein muß Arbeit mit Nase haben”. Das Tier muß mindestens Zugang zu einer Wiese haben (oder zu einem anderen Bereich mit “bearbeitbarem” Untergrund). Und es muß klar sein, daß auf der Wiese kein Gras mehr wachsen wird…

Und ja, ich spreche aus Erfahrung.


prx
14.3.2015 14:37
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@Theaitetos: Das lässt sich kombinieren. Karnickel schmecken prima.


hans georg
14.3.2015 15:14
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Es geht denen ja gar nicht ums Schwein, es geht solchen Leuten darum sich abzusondern, abzuheben von der Massee”, die haben irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe die sie dann ueber eine “besondere Haustierart” kompensieren. Artgerecht halten kann man so ein Schwein in der Wohnung natuerlich ueberhaupt nicht, es kann weder wuehlen noch scnorcheln noch mit der Nase im Erdreich stoebern.
Fuer mich sind das alles kaputte Spinner; der eine haelt sich das Schwein, der zweite die Boa, der dritte den Aligator, der vierte 800 Wellensittiche und der fuenfte ein paar Frauen.

Da hilft auch nicht die Erkentniss dass Schweine intelligenter als Hunde sind. Es geht darum dem Tier gerecht zu werden. Und so Idioten (ich hab in Berlin, wo ich wohnte, auch so einen Nachbarn gehabt, ich vermute mal dass Hadmut in Marienfelde wohnt…..bei meinem Nachbarn)und fand es unmoeglich. Gerade weil ich aus einem Tierreichen Land komme und erlebe, wieviel Freiheit und Erlebnisse Tiere brauchen, kann ich ueber eine derartige Form der “weichen Tiermisshandlung” nur kotzen.


ck
14.3.2015 15:16
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Ich war mal mit meiner Freundin im Tiergarten. Am Bismarck-Denkmal kam uns ein Paar entgegen. Er trug einen dunklen Anzug mit Fliege. Sie ein langes Abendkleid. Und, an einer Leine, führte sie ein ausgewachsenes Hängebauchschwein.


Benutzername
14.3.2015 16:25
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@Theaitetos: Weder alle Chinesen essen Hund, das unterstellen die Chinesen eher den Vietnamesen. Was genauso wenig stimmt. Einige ja, aber wenige.

Und auch nicht alle Inder schlachten keine Kühe. Auch nur wieder ein Teil der Hindus. Wird aber trotzdem gern als Anschuldigung von Hindus gegenüber Sikhs und Moslems gebraucht… Überfall das selbe.

———————

War es nicht einige Zeit in den 1990er Jahren Mode bei den ach so Reichen & Schönen sich kleine vietnamesische Hängebauchschweine zu halten? Und dann gibt es noch die besonders platzsparende Rasse der “tea cup pigs”.

Und wir reden hier von Berlin, der deutschen Hauptstadt des sagen wir Exzentrismus. Also warum nicht. Ich finde ein Husumer Protestschwein passte aber viel besser in die “Gegen Alles” Kultur in Berlin. Und auf jeden Fall besser als was sonst so in Berlin oft ausgebrütet wird an Ideen. 😀


toff
14.3.2015 17:06
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Ich bin u.a. Jäger und kenne mich ein wenig aus.
Halb OT kann ich beitragen, daß mittlerweile die Biodiversität in unseren Städten viel höher ist als auf dem Lande, weil viele Spezies kaum noch Lebensraum auf den Ackerflächen, kaum noch Futter finden;
Ökosytem/Nahrungspyramide sorgen dafür, daß wenn Insekten und Pflanzenfresser wegbleiben, auch die Fleischfresser abwandern müssen.

Vor allem in Sachen Vogelwelt kann das leicht auch der städtische Laie beobachten, z.B. konnte ich in Dresden zahlreiche Elstern, Wiederhopfe, Spechte und Falken beobachten – auf dem Land sind die mittlerweile eine Seltenheit.
Selbst Uhus zieht es in die Städte, die finden mehr Mäuse und Ratten in den Städten als auf dem Land, weil Menschen so viel Essen wegwerfen.

Es ist schon seltsam – jahrelang hörte ich keine Nachtigall, aber letzten Sommer um Mitternacht Nähe Bahnhof Neustadt in Dresden – Türülü!

Tja, Massenimmigration und Flüchtlinge auch aus dem Tierreich…
vermutlich sind sogar bei Mensch und Tier die Motivationen identisch…


Männerstreik
14.3.2015 17:45
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@Hadmut:
Und Schweine sind intelligent, sozial und reinlich, wenn man sie läßt. Nuff said… 😀


Emil
14.3.2015 20:10
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@Wolf-Dieter
> Es ist noch gar nicht lange her, da hielt jeder Haushalt ein Schwein … es bekam
> einen Namen, wurde gefüttert und gestreichelt … bis es zum Metzger kam.

Damals wurde oft noch zuhause geschlachtet, manchmal auch schwarz.

Es gibt übrigens eine nette britische Komödie zu dem Thema:

Magere Zeiten – Der Film mit dem Schwein
http://de.wikipedia.org/wiki/Magere_Zeiten_%E2%80%93_Der_Film_mit_dem_Schwein


Männerstreik
14.3.2015 20:55
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Hahaha, Hadmut kennt offenbar auch http://www.estherthewonderpig.com noch nicht, gell? 😉


feel'n good on a wednesday
15.3.2015 1:37
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Tja, Schwein muss man haben.


EinInformatiker
15.3.2015 12:12
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Ist doch putzig. Aber für Schweine Könnte es in Berlin in manchen Vierteln gefährlich sein. Es gibt Kulturen die mögen Schweine überhaupt nicht. Und die können sich auch nicht an was anderes anpassen. Je nachdem wie stark sich diese Gruppierung lokal fühlen wird, wird sie dagegen einschreiten. Vielleicht nicht alle (oder wie auch immer, ich will meine Aussage keineswegs verwässern), aber es wird immer genügend geben die einschreiten (je nach Stärke) und die geben den Ton an. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich das so sagen muß. Diese fremde Kultur ist in unserer Kultur nicht zu handeln. Wir können das jetzt hier nicht diskutieren, aber es ist so.


yasar
15.3.2015 18:48
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Also ein Ferkel das an der Leine mit Herrchen/Frauchen Gassi geht gibt es hier bei uns im Ort auf dem Lande (Nordbaden). War schon lustig als wir gemerkt haben, daß uns da kein Hund sondern ein Schweinchen entgegenkommt.

Die meisten seiner Argenossen hier werden aber eher zum Essen gehalten.


Masi
16.3.2015 9:38
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Als Kind habe ich mal “Ferien auf dem Bauernhof” gemacht.
Die hatten dort ein Wildschweinferkel frei rumlaufen. Das hat sich von den Kindern streicheln lassen und ist mit uns um die Wette gelaufen. Zwei Jahre später war ich wieder dort. Das Ferkel war zu einem stattlichen Eber heran gewachsen und musste in einem besonders befestigten Stall gehalten werden. Der hatte sich nämlich daran gewöhnt mit Menschen zu spielen, war aber durch seine Körpermasse viel zu schwer und gefährlich. Jedes mal, wenn man den Stall betreten hat, ist der vollkommen durchgedreht und wollte mit einem spielen. Schon bedrohlich, wenn sich so ein Eber vor einem aufbaut, auch wenn stabile Stäbe dazwischen waren. Ließ sich aber, wenn er sich wieder beruhigt hatte, ganz brav streicheln und genoss sichtlich die Nähe der Menschen.


goh
17.3.2015 21:48
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Nette Begegnung mit einem sehr intelligenten und sauberem Tier! Randnotiz: In vielen Städten allerdings dürfen Schweine nicht als ‘Haustiere’ gehalten werden, da sie gesetztlich als ‘Nutztiere’ gelten. Bleiben viele Fragen – z. B. mit welcher Berechtigung nur ‘Haustiere’ ein Lebensrecht zugesprochen wird und es als verwerflich gilt, diese auch zu essen (Ausnahmen hierzlande: z. B. Kaninchen, Pferde). Die FDP-Jugend forderte übrigens vor einiger Zeit in irgendeinem Bundesland, das man auch Hunde essen darf…