Ansichten eines Informatikers

Die Frankfurter Schule

Hadmut
18.4.2014 13:09

Nachdem mich inzwischen so viele Leute darauf hingewiesen habe, habe ich angefangen, mich mit der „Frankfurter Schule” als Hintergrund des Feminismus zu befassen.

Dabei habe ich gerade auf Youtube einen Vortrag von 2009 von einem „Rudolf Willeke” gefunden. Weder kann ich die Person einschätzen, noch habe ich den Vortrag ganz gehört, bisher nur die ersten Minuten. Zu meiner Verblüffung wurde darin aber Ursula von der Leyen und ihre Lufthoheit über Kinderbetten erwähnt, und der Anspruch, die universelle Theorie der Wahrheit zu sein. Das hat mich elektrisiert, denn im Buch hatte ich ja schon erwähnt, dass ich ganz enge Verbindungen zwischen Susanne Baer und Ursula von der Leyen sehe und große Ähnlichkeit zwischen Feminismus und Scientology sehe.

Deshalb für die Leser zumindest mal der Vortrag (Ihr könnte ja mal reinhören und kommentieren). Bemerkenswert auch die Unterschrift unter der Youtube-Seite:

u.a.: Entstehung und Programm, Political Correctness

Ein Vortrag von StD Rudolf Willeke über die „kritische Theorie” der „Frankfurter Schule” und ihre kulturrevolutionären Auswirkungen in Wissenschaft, Gesellschaft, Staat und Kirche von 1968 bis 2009. Die Frankfurter Schule erhebt den Anspruch, alles umfassende, alles erklärende Theorie zu sein, sie will sowohl Religions- als auch Gesellschaftsphilosophie, sowie Theorie der Ontogenese (Menschwerdung) als auch Moralphilosophie, sie will Geschichtsphilosophie, Kultur-, Musik-, Kommunikationstheorie sein. Ja, sie stellt sogar den Anspruch, eine Theorie der Wahrheit zu sein und damit die gesamte Philosophie des Abendlandes …. zu beerben, zu überbieten und damit abzulösen.

Das würde allerhand erklären. Auch die große Ähnlichkeit zu Scientology.

41 Kommentare (RSS-Feed)

vortex
18.4.2014 14:14
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Wenn ich die Frankfurter Schule kritisiere habe ich die höchsten Raten des Antisemitismusvorwurfes. Also aufpassen, die Anhänger der F. Schule sind gehäuft Personen die aus dem Gesagten das abenteuerlichste extraieren, ihre Schmuddelkiste ( rhetorisch ) aufmachen und einem mit allen Schlagwörtern bedenken die ihrer Meinung nach jeden zum Schweigen bringen sollte.

Du begibst dich in die Höhle des Löwen.

p.s.
Es gibt ein paar sehr fähige Denker in F.S. halte er die Augen offen.


Oliver K
18.4.2014 14:14
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” Die Frankfurter Schule erhebt den Anspruch, alles umfassende, alles erklärende Theorie zu sein,”

Unglaublicher Schwachsinn: die Frankfurter Schule war vor allem Kritik.

Dies gilt wirklich fuer alle deren Mitglieder.

Der einzig wirklich interessante in der “Frankfurter Schule” war Adorno. Horckheimer war schon ein halber Reaktionaer, aber noch mit interessanten Abwandlungen. Und der Rest ist tatsaechlich politischer Korrektheit etc. nahe. Habermaas hat mit der Frankfurter Schule ueberhaupt nichts mehr zu tun (und ist ein klassischer Liberaler).

Da Adorno so weit ueber dem Rest stand, wagten die anderen wohl nicht, ihn oeffentlich zu kritisieren. Adorno hat z.B. (nur ein Beispiel) von dem “protofaschistischem Wahnsinn” der 68er nichts gehalten (aus dem Gedaechtnis zitiert).


peter
18.4.2014 14:39
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Vielleicht auch interessant:
Mehr misandristische (männerfeindliche) Umerziehung für Kinder.
RIO 2
Eine Filmkritik von Stefan Molyneux:
https://www.youtube.com/watch?v=2L3QzdUo2a0


Alexander Roslin
18.4.2014 18:04
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Hier eine Kurzgeschichte der Frankfurter Schule aus konservativer US-amerikanischer Sicht:

http://www.youtube.com/watch?v=jyFCNj52DeA

Für mich ist für den Feminismus entscheidender Herbert Marcuse, der Popstarphilosoph der 68’er-Linken, die heute zeitgeistbestimmend ist (in Medien, Academia wie Politik).

Wichtig bei Marcuse 3 Werke

http://en.wikipedia.org/wiki/Eros_and_Civilization

sowie

http://en.wikipedia.org/wiki/One-Dimensional_Man

Daraus lassen ich die Formierung der “Koalition der Minderheiten” (Frauen, Lesben, Schwule, Migranten, Farbige und alle, die sich von Weißen Heterosexuellen Männern = DEN BOURGEOIS dieses Neomarxismus = Kulturmarxismus sonst noch unterdrückt fühlen)als Surrogatproletariat und neue revolutionäre Speerspitze ebenso wie die Zielrichtung des Angriffes herleiten: gegen die traditionelle europäisch-westliche Kultur und ihre Pfeiler: Kapitalismus, Familie, Nationalstaat etc.

Für die Entwicklung der Politischen Korrektheit (umfassende Zensur) besonders wichtig:

Repressive Tolerance

http://www.marcuse.org/herbert/pubs/60spubs/65repressivetolerance.htm

Wobei vieles an Marcuses Kritik klug und berechtigt ist.

Nur leider fiel er unter die Räuber, seine Adepten waren und sind dabei, das Kind mit dem Bade auszuschütten.

Und ja, der Vorwurf “Antisemitismus” wird Dir entgegengeschleudert. Fast alle führenden Köpfe der FS stammten aus jüdischen Familien.

Ist auch nicht verwunderlich.

Juden hatten keinen Grund, der westlichen Zivilisation, so wie sie sie kennengelernt hatten, besonders freundlich gesonnen zu sein.

Somit war Fundamentalkritik an ihr unter Juden besonders populär.

Trotzdem: Wir schütten das Kind mit dem Bade aus, denn wir haben nichts besseres als diese westliche Zivilisation auf Erden.


Alexander Roslin
18.4.2014 18:08
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Den 2. Teil von Linds Geschichte der Political Correctness auf youtube gibt’s hier:

http://www.youtube.com/watch?v=gtAWywfcL7c


Alexander Roslin
18.4.2014 18:10
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Ach ja, Herbert Marcuse war natürlich auch ein Mitglied der Frankfurter Schule, der linkeste, “freakigste” und deshalb wohl bei den 68’er-Revoluzzern so beliebt, verehrt wie ein Popstar (“Marx-Mao-Marcuse!”)


[…] ist folglich nichts weiter als “unglaublicher Schwachsinn”, wie Oliver K. es in einem Kommentar richtig […]


Alexander Roslin
18.4.2014 18:46
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Wobei man sich durch die Beschmierung mit dem Etikett “Antisemit” nicht abhalten lassen darf, Kritik auch an Hervorbringungen jüdischer Denker zu äußern.

Antisemitismus ist heute zu einem Kampfbegriff der Linken verludert, mit der sie Diskurskontrolle ausübt, ihre Ideologie gegen Kritik immunsieren will.

Es soll als unanständig-gefährlich empfunden werden, ihr “segensreiches” Wirken zu kritisieren, ihr zu widersprechen.

So wie Feminist.I.nnen jeden Sexist schimpfen, der ihre Ideologie kritisiert.

Gleiches gilt für Begriffe wie Rassismus, Homophobie, Islamophobie etc., zu Kampfbegriffen verludert, mit deren Hilfe Linke eine Meinungsdiktatur via moralischer Erpressung aufzurichten suchen.

Man muss einfach aufhören, diese linken Gesslerhüte zu grüßen, wenn man wieder frei reden will.

Dass es unter den Kritikern der FS auch tatsächlich Antisemiten gibt (“Jüdische Weltverschwörung!”) macht die Sache nicht einfacher.

Sei’s drum: Mir hängt die linke Meinungszensur und -dressur zum Halse heraus bis zum Geht-nicht-mehr, dieses ganze Bessermensch.I.nnengeschwerl mit seiner bevormundenden Volkspädagogik.

Rot-grün versiffte Intelligenzia nennt Akif Pirincci das.


Reinhard
18.4.2014 19:00
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@Hadmut: Auch wenn das nichts mit diesem konkreten Artikel zu tun hat, finde ich, dass jeder Kommentator diesen XKCD bestätigen sollte:
http://xkcd.com/1357


Karl Marx
18.4.2014 19:51
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– “Weder kann ich die Person einschätzen,”

Dir fehlt offensichtlich die Übung dazu! Der Sprecher ist StD (Studiendirektor), er bedankt sich “vorweg” für die “freundliche Einladung durch Pater Schmidberger”. Der Sprecher spricht mit regionaler (münsterländ.?) Färbung, wurde also vermutlich auf dem Lande groß. “Pater Schmidberger” kannte ich nicht, mir hat aber die Titulation als “Pater” bereits ausgereicht, um zu erkennen, dass es sich hier um einen Vortrag in einem klerikalen Rahmen handelt und dass der Sprecher wohl als konservativ, christlich mit Tendenz zum “Fundamentalismus” ist.

Über “Pater” Schmidberger lesen wir:

Schmidberger lehnt eine religiöse Neutralität des Staates ab und plädiert für eine „christliche Gesellschaftsordnung“, in welcher beispielsweise die Todesstrafe gälte, „keine zivile Ehescheidung“ vorgesehen sei, eine „Unauflöslichkeit der Ehe“ als „einer ihrer Grundpfeiler“ bestehe, „den vorehelichen und außerehelichen Beziehungen“ der Kampf angesagt werde und der „Vertrieb von empfängnisverhütenden Mitteln“ verboten werde, ebenso wie Zinsspekulation, Großbanken, Abtreibung, „Gotteslästerung, Homosexualität und Pornographie“.[47]

Ich würde mal sagen: Links ist das eher nicht.


Hadmut
18.4.2014 20:12
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@Karl Marx:

Danke für die Info.

Dennoch bin ich der Meinung, dass man die Richtigkeit eines Vortrags vorranging nach dem Inhalt und dem Gesagten und weniger nach dem Publikum beurteilen sollte. Denn Deine Kritik hört sich auch irgendwie danach an, alles, was einem nicht in den Kram passt, als unbeachtlich einzustufen.


Oliver K
18.4.2014 22:07
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Meines Erachtens ein wichtiges und sehr erhellendes Dokument ist der Briefwechsel von Marcuse und Adorno:

http://www.critical-theory.com/letters-adorno-marcuse-discuss-60s-student-activism/

Unten auf der Seite ist ein Link zu einer englischen Uebersetzung des Briefwechsels — bitte lesen! (Es leider ueblich, dass im Internet die meisten deutschen Quellen nur in englischer Uebersetzung zugaenglich sind.)

Von heutiger Perspektive betrachtet scheinen mir die Ausfuehrungen Adornos sehr bemerkenswert.


LoMi
18.4.2014 22:35
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“Wobei man sich durch die Beschmierung mit dem Etikett “Antisemit” nicht abhalten lassen darf, Kritik auch an Hervorbringungen jüdischer Denker zu äußern.”

Da wird ein Popanz aufgebaut. Kritik an der “Frankfurter Schule” ist vollkommen üblich. Das Schaffen dieser Herrschaften liegt Jahrzehnte zurück und ist in der Diskussion hinreichend behandelt worden und das nicht immer wohlwollend. In der Fachdiskussion ist auch kein einziges Mal der Vorwurf des “Antisemitismus” gefallen. Der große Gegenspieler von Habermas (zurecht von Oliver K. als Liberaler bezeichnet) war Niklas Luhmann, der sich nicht mit bissigen Kommentaren zurückgehalten hat. Niemand hat ihm je deswegen die Vokabel “antisemitisch” an den Kopf geworfen.

Da wird ein ziemlich verzerrtes Bild des deutschen Geisteslebens gezeichnet. Adorno und Horckheimer sind keine Säulenheiligen, die man nicht kritisieren dürfe. Sie sind im Gegenteil kräftig auseinandergenommen worden von späteren Autoren. Wie das jedem Theoretiker nach einigen Jahren nun einmal geschieht, wenn neue Leute nachwachsen. Der Umstand, dass sie Juden waren, spielt für den Umgang mit ihnen in der Fachdiskussion überhaupt keine Rolle.

Abgesehen davon wird eben nicht differenziert: Marcuse war sicher der Star der 1968er. Adorno dagegen war ihnen nicht gewogen und der Studentenprotest richtete sich auch gegen ihn. Marcuse war wohl schon ziemlich links, Adorno bürgerlich bis ins Mark. Habermas, wie gesagt, ist ein Liberaler mit kulturkritischem Ansatz, aber weit davon entfernt, so etwas wie ein Marxist zu sein. Abgesehen davon hat Habermas – viel Feind, viel Ehr – auch jede Menge Kritik auf sich gezogen.

Für den Feminismus aus der Genderecke spielt die Frankfurter Schule – wenn überhaupt – sicher nur eine marginale Rolle. Gender basiert auf der Annahme der sozialen Konstruktion der Geschlechter. Mit sozialer Konstruktion hatten Adorno und Horckheimer nichts am Hut. Das Thema interessierte sie nicht. Da gibt es wesentlich prägendere Autoren ohne linke Vergangenheit, etwa Mead, Berger&Luckmann, Garfinkel, Blumer und andere, für die dieses Thema eine Rolle gespielt hat.

Jener Rudolf Willeke ist aber ganz offenkundig ein klerikaler Vertreter. Er kann auch nicht unterscheiden zwischen Denkern unterschiedlicher Strömungen, auch wenn sie alle in Frankfurt arbeiten. Stattdessen wirft er ihnen pauschal alles mögliche vor.

@Hadmut
“Denn Deine Kritik hört sich auch irgendwie danach an, alles, was einem nicht in den Kram passt, als unbeachtlich einzustufen.”

Manchmal ist es eben doch interessant, zu wissen, aus welcher Ecke einer kommt. Im Fall Willeke ist es so, dass seine konservativen Ansichten weit mehr Gewicht haben als seine Sachkenntnis. Es wäre an der Stelle schlauer, ein etwas neutraleren Beobachter zu wählen, meinethalben einen Philosophen, der aus konservativer oder liberaler Ecke kommt, gleichwohl aber noch Philosoph genug ist, um Pro und Kontra nüchtern abzuwägen. Das tut Herr Willecke nicht.


Bärle
19.4.2014 0:40
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… und das Endergebnis aller feministischer Überlegungen liefert das Wiener “Vorlesungsverzeichnis zu Feministischen Theorien, Queer- und Genderstudies“

Hier zum blättern, staunen und wundern, dagegen sind die Gender-Aliens der Berliner Humboldt Uni Waisenknaben:

http://www.oeh.univie.ac.at/uploads/media/ff_sose14_web_1_.pdf


Rudolf Willekes Ansicht dass Willhelm Reich der Frankfurter Schule angehört hätte überrascht.

Statt diesen Priester der heiligen Schrift zu zitieren solltest Du vielleicht lieber die Dialektik der Aufklärung von Horkheimer/Adorno selbst lesen, da hast Du mehr von.

Adornos Vorlesung ist Ende der 60er selbst von barbusigen Frauen gesprengt worden – diesen als Wegbereiter des Feminismus zu betrachten ist eine wagemutige These, die aber, wenn man von der Wahrheit der Bibel ausgeht, sicher irgendwie zu begründen ist. Die Kinder nicht der Bibel gemäß erziehen zu wollen ist wohl das verbindende Element.

Dass Adorno den Menschen zum anarchistischen Sponti erziehen wollte ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.


Hadmut
19.4.2014 10:05
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> solltest Du vielleicht lieber die Dialektik der Aufklärung von Horkheimer/Adorno selbst lesen

Klar. Gerne. Wenn Du mir sagst, wo ich die Zeit hernehmen soll, noch mehr zu lesen. Ich komme jetzt schon nicht mehr mit dem Abarbeiten der E-Mails und dem Lesen des Lesestapels nach.


Alexander
19.4.2014 6:13
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Der Hintergrund des heutigen Feminismus (Genderkonstruktivismus) ist die postmoderne Philosophie:

http://www.cuncti.net/streitbar/719-die-angst-vor-der-objektivitaet


Lercherl
19.4.2014 7:48
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Ich will Adorno, Habermas & Co. gar nicht für die Inhalte kritisieren, die sie vertreten haben, sondern für ihre Sprache. Sie sind die Urväter des grässlichen „Soziologendeutsch”, in dem die überwiegende Mehrheit aller Arbeiten in Soziologie und Vieles in benachbarten Disziplinen verfasst ist, wo die trivialsten Inhalte zu monströsen unverständlichen Satzungetümen aufgebläht werden. Für ihre Inhalte kritisieren kann ich sie schon deshalb nicht, weil ich keinen Bock habe, mir die Mühe zu machen, den Inhalt aus ihren Wortschwall zu extrahieren.


Hadmut
19.4.2014 9:57
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@Lercherl:

> die trivialsten Inhalte zu monströsen unverständlichen Satzungetümen aufgebläht

> Für ihre Inhalte kritisieren kann ich sie schon deshalb nicht, weil ich keinen Bock habe,

Das meiste in der Soziologie (und Philosophie) hat gar keinen Inhalt, sondern besteht (auch deshalb) nur aus dem Aufschäumen zu unverständlichen Satzungetümen.


NullProzent
19.4.2014 10:20
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Oliver K.

>die Frankfurter Schule war vor allem Kritik.

Das stimmt. Die Kritik sah z.B. so aus:

they called for the most negative destructive criticism possible of every sphere of life which would be designed to de-stabilize society and bring down what they saw as the ‘oppressive’ order. Their policies, they hoped, would spread like a virus—‘continuing the work of the Western Marxists by other means’ as one of their members noted.

To further the advance of their ‘quiet’ cultural revolution – but giving us no ideas about their plans for the future – the School recommended (among other things):

1. The creation of racism offences.
2. Continual change to create confusion
3. The teaching of sex and homosexuality to children
4. The undermining of schools’ and teachers’ authority
5. Huge immigration to destroy identity.
6. The promotion of excessive drinking
7. Emptying of churches
8. An unreliable legal system with bias against victims of crime
9. Dependency on the state or state benefits
10. Control and dumbing down of media
11. Encouraging the breakdown of the family

One of the main ideas of the Frankfurt School was to exploit Freud’s idea of ‘pansexualism’ – the search for pleasure, the exploitation of the differences between the sexes, the overthrowing of traditional relationships between men and women. To further their aims they would:

• attack the authority of the father, deny the specific roles of father and mother, and wrest away from families their rights as primary educators of their children.
• abolish differences in the education of boys and girls
• abolish all forms of male dominance – hence the presence of women in the armed forces
• declare women to be an ‘oppressed class’ and men as ‘oppressors’
Munzenberg summed up the Frankfurt School’s long-term operation thus: ‘We will make the West so corrupt that it stinks.’

The School believed there were two types of revolution: (a) political and (b) cultural. Cultural revolution demolishes from within. ‘Modern forms of subjection are marked by mildness’. They saw it as a long-term project and kept their sights clearly focused on the family, education, media, sex and popular culture.

http://www.freerepublic.com/focus/news/2216734/posts


Hadmut
19.4.2014 10:32
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@NullProzent:

In der von Dir angegebenen Quelle steht dann wieder „catholicinsight”. Das werden wieder viele als Beleg dafür anführen, dass das wieder katholischer Mist sei.

Man wird das schon mal mit direkten Quellen untersuchen müssen.


LoMi
19.4.2014 10:51
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“Das werden wieder viele als Beleg dafür anführen, dass das wieder katholischer Mist sei.”

Es IST katholischer Mist. Aber nicht, weil Katholizismus etwa Mist ist. Das Urteil maße ich mir nicht an. Aber das Zitierte ist undifferenziert und bastelt nur an einem Feindbild. Das hier z.B., ist vollkommen irrsinnig:
“3. The teaching of sex and homosexuality to children”

Weder bei Habermas, noch bei Adorno und Horckheimer wird man dergleichen finden. Das ist einfach nur schwachsinnig, den Leuten so etwas zu unterstellen, was in deren Schriften gar nicht steht. Da darf man schon fragen, welche Motive dahinter stecken. Denn redlich ist das wohl kaum.


Hadmut
19.4.2014 11:01
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@LoMi:

> “3. The teaching of sex and homosexuality to children”

Zumal ich mir da ein „die haben’s gerade nötig” nicht verkneifen kann…


Stefan W.
19.4.2014 14:19
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@NullProzent: Dieser Schwachsinn ist wahrlich fraktal.

@Lercherl

Ich will Adorno, Habermas & Co. gar nicht für die Inhalte kritisieren, die sie vertreten haben, sondern für ihre Sprache. Sie sind die Urväter des grässlichen „Soziologendeutsch”, in dem die überwiegende Mehrheit aller Arbeiten in Soziologie und Vieles in benachbarten Disziplinen verfasst ist, wo die trivialsten Inhalte zu monströsen unverständlichen Satzungetümen aufgebläht werden.

Bitte, ein unverständliches Satzungetüm als Beispiel:

Begriff der Aufklärung
Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils. Das Programm der Aufklärung war die Entzauberung der Welt. Sie wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen. Bacon, »der Vater der experimentellen Philosophie«[1], hat die Motive schon versammelt. Er verachtet die Adepten der Tradition, die »zuerst glauben, daß andere wissen, was sie nicht wissen; und nachher, daß sie selbst wissen, was sie nicht wissen. Leichtgläubigkeit jedoch, Widerwille gegen den Zweifel, Unbesonnenheit im Antworten, Prahlerei mit Bildung, Scheu zu widersprechen, Interessiertheit, Lässigkeit in eigener Forschung, Wortfetischismus, Stehenbleiben bei bloßen Teilerkenntnissen: dies und Ähnliches hat die glückliche Ehe des menschlichen Verstandes mit der Natur der Dinge verhindert, und ihn statt dessen an eitle Begriffe und planlose Experimente verkuppelt: die Frucht und Nachkommenschaft einer so rühmlichen Verbindung kann man sich leicht vorstellen. Die Druckerpresse, eine grobe Erfindung; die Kanone, eine die schon nahe lag; der Kompaß, in gewissem Grad bereits früher bekannt: welche Veränderung haben nicht diese drei hervorgebracht – die eine im Zustand der Wissenschaft, die andere in dem des Krieges, die dritte in dem der Finanzen, des Handels und der Schiffahrt! Und auf diese, sage ich, ist man nur zufällig gestolpert und gestoßen. Also die Überlegenheit des Menschen liegt im Wissen, das duldet keinen Zweifel. Darin sind viele Dinge aufbewahrt, welche Könige mit all ihren Schätzen nicht kaufen können, über die ihr Befehl nicht gebietet, von denen ihre Kundschafter und Zuträger keine Nachricht bringen, zu deren Ursprungsländern ihre Seefahrer und Entdecker nicht segeln können. Heute beherrschen wir die Natur in unserer bloßen Meinung und sind ihrem Zwange unterworfen; ließen wir uns jedoch von ihr in der Erfindung leiten, so würden wir ihr in der Praxis gebieten.«

Was ist daran Soziologendeutsch? Es mag den Bildleser überfordern, aber es wird niemand gezwungen das zu lesen. Wer nicht möchte, für den hält Herr Bohlen die wichtigen Erkenntnisse des Tages bereit.


Leszek
19.4.2014 19:04
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Hallo Hadmut Danisch,

die Frankfurter Schule hat mit dem Gender-Feminismus nichts zu tun.

Political Correctness und Gender Studies sind an US-amerikanischen Universitäten auf Grundlage einer einseitigen, dogmatischen und radikalisierten Rezeption und Interpretation des französischen Poststrukturalismus entwickelt worden.

Die Denker des französischen Poststrukturalismus selbst können nichts dafür, der PC-Blödsinn ist von einigen ihrer US-amerikanischen Fans entwickelt worden.

Political Correctness ist also eng verknüpft mit der US-amerikanischen – aber nicht der ursprünglichen französischen Variante – des Poststrukturalismus.

Political Correctness ist KEIN “Kulturmarxismus” (ein von der US-amerikanischen Rechten erfundener Unsinnsbegriff, der der Mobilisierung stark antikommunistisch sozialisierter Konservativer dienen soll), bei Political Correctness handelt es sich um einen trivialisierten, radikalisierten und vulgären Poststrukturalismus.

Die bekannte französische poststrukturalistische Philosophin und Psychoanalytikerin Julia Kristeva hat diesen US-amerikanischen politisch korrekten Vulgär-Poststrukturalismus ausdrücklich als totalitär, antidemokratisch und als mit den ursprünglichen Anliegen des französischen Poststrukturalismus unvereinbar zurückgewiesen:

http://www.nytimes.com/2001/07/14/arts/correcting-her-idea-of-politically-correct.html

Die Gender Studies stellen eine Unterströmung dieses US-amerikanischen Vulgär-Poststrukturalismus dar, ebenso wie der postmoderne Multikulturalismus und die (in meinen Augen nicht antirassistische, sondern faktisch neo-rassistische) “Critical Whiteness”-Ideologie.

Wenn du dich jenseits von konservativen/rechten pseudowissenschaftlichen Verschwörungstheorien auf wissenschaftlicher Grundlage mit der Entstehung der Political Correctness beschäftigen möchtest, sei dazu folgendes Buch des Politikwissenschaftlers Mathias Hildebrandt empfohlen, welches derzeit das wissenschaftliche Standardwerk zur Entstehung und den ideengeschichtlichen Grundlagen der Political Correctness darstellt:

Mathias Hildebrandt – Multikulturalismus und Political Correctness in den USA

http://www.amazon.de/Multikulturalismus-Political-Correctness-den-German/dp/3531148761/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1397926968&sr=1-1&keywords=Multikulturalismus+und+political+correctness+in+den+USA

Hier kann in das Buch reingelesen werden:

http://books.google.de/books?id=cGoIHrCz22cC&pg=PA10&lpg=PA10&dq=Multikulturalismus+und+Political+Correctness+in+den+USA&source=bl&ots=ZHxjcaYBsS&sig=nrROJ72LNbh68jzmWL0PtnACr50&hl=de&sa=X&ei=a6xSU-6FE8nNygPsuYKICg&ved=0CDQQ6AEwAQ#v=onepage&q=Multikulturalismus%20und%20Political%20Correctness%20in%20den%20USA&f=false

Es handelt sich bei “Multikulturalismus und Political Correctness in den USA” um ein wissenschaftliches Buch, das im Gegensatz zu den absurden konservativen/rechten Verschwörungstheorien Standards wissenschaftlichen Arbeitens einhält, Belegquellen enthält und auf echter Recherche und Kenntnis bezüglich des Themas beruht – um Objektivität bemüht, dabei aber durchaus ein PC-kritisches Buch.

Die Frankfurter Schule hat nichts mit dem Gender-Feminismus zu tun – auch Herbert Marcuse nicht. Der SPÄTE Marcuse vertrat zwar vulgär-feministische Ansichten, aber seine Feminismus-Interpretation ist aufgrund bestimmter differenzfeministischer Anleihen weitgehend unvereinbar mit dem Gender-Feminismus. Ohnehin ist Marcuses Feminismus-Interpretation sowohl innnerhalb des Feminismus, als auch innerhalb des Marxismus und der Neuen Linken so gut wie vollständig ohne Einfluss geblieben, da sich Marcuse mit seiner Feminismus-Interpretation von den theoretischen Grundlagen sowohl des damals bereits dominierenden Gleichheits-Feminismus als auch der marxistischen Kapitalismusanalyse und -kritik zu weit entfernt hatte.

Gender-Feministinnen haben nicht an Marcuse angeknüpft und sie beziehen sich in aller Regel nicht auf ihn. In den meisten Einführungswerken der Gender Studies wird Marcuse noch nicht mal am Rande erwähnt.

Die Frankfurter Schule – eine der großen humanistischen, freiheitlich-sozialistischen philosophischen Traditionen – ist seit einigen Jahren Bezugspunkt radikal-konservativer/rechter Verschwörungstheorien, die keine wissenschaftlichen Standards beinhalten, meist noch nicht mal Belegquellen angeben und in der Tat oft antisemitisch grundiert sind.

Falls du dich stattdessen auf wissenschaftlicher Grundlage mit der Frankfurter Schule beschäftigen möchtest (wiewohl sie mit dem Gender-Feminismus nichts zu tun hat), falls du also wissen möchtest, was die Denker der Frankfurter Schule wirklich gedacht und geschrieben haben, dann sei dazu folgendes Buch empfohlen:

Rolf Wiggershaus – Die Frankfurter Schule: Geschichte. Theoretische Entwicklung. Politische Bedeutung

http://www.amazon.de/Die-Frankfurter-Schule-Theoretische-Entwicklung/dp/3423301740/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1397927446&sr=1-1&keywords=die+frankfurter+schule

Die Frankfurter Schule vertrat in mancherlei Hinsicht eine Art “linken Kulturkonservatismus”, bei dem die Kritik an der Zerstörung der Kultur durch “zweckrationale Vernunft”, “Kulturindustrie” und “Verwaltete Welt” ein zentrales Thema darstellte.

Speziell Max Horkheimer wurde mit zunehmendem Alter auch sonst immer konservativer, hier ein Interview mit ihm aus einer späteren Phase seines Werkes:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45226214.html

Die “kulturkonservativen” Tendenzen von Adorno und Horkheimer – beide gehörten auch zu den ersten, die den Niedergang der Familie beklagten und kritisierten – sowie ihre tendenziell positive Beurteilung des Katholizismus

http://jungle-world.com/artikel/2011/36/43964.html

dürften mit ein Grund dafür gewesen sein, dass Joseph Ratzinger, während seiner Zeit als Papst Benedikt XVI. in seiner ENZYKLIKA SPE SALVI ausdrücklich an einige theologische Überlegungen von Adorno und Horkheimer anknüpfte:

Ratzinger schrieb:

„So haben die großen Denker der Frankfurter Schule, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno Atheismus und Theismus gleichermaßen kritisiert. Horkheimer hat radikal bestritten, daß irgendein immanenter Ersatz für Gott gefunden werden könne, zugleich freilich auch das Bild des guten und gerechten Gottes abgelehnt. In einer äußersten Radikalisierung des alttestamentlichen Bilderverbotes spricht er von der “Sehnsucht nach dem ganz Anderen”, das unnahbar bleibt – ein Schrei des Verlangens in die Weltgeschichte hinein. Auch Adorno hat entschieden an dieser Bildlosigkeit festgehalten, die eben auch das “Bild” des liebenden Gottes ausschließt. Aber er hat auch und immer wieder diese “negative” Dialektik betont und gesagt, daß Gerechtigkeit, wirkliche Gerechtigkeit, eine Welt verlangen würde, “in der nicht nur bestehendes Leid abgeschafft, sondern noch das unwiderruflich Vergangene widerrufen wäre”. Das aber würde – in positiven und darum für ihn unangemessenen Symbolen ausgedrückt – heißen, daß Gerechtigkeit nicht sein kann ohne Auferweckung der Toten. Eine solche Aussicht bedingte jedoch “die Auferstehung des Fleisches; dem Idealismus, dem Reich des absoluten Geistes, ist sie ganz fremd”.
Von der strengen Bildlosigkeit her, die zum ersten Gebot Gottes gehört (vgl. Ex 20, 4) kann und muß auch der Christ immer wieder lernen. Die Wahrheit der negativen Theologie ist vom 4. Lateran-Konzil herausgestellt worden, das ausdrücklich sagt, daß zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf keine noch so große Ähnlichkeit festzustellen ist, daß nicht zwischen ihnen eine immer noch größere Unähnlichkeit bliebe. Dennoch kann die Bildlosigkeit für den Glaubenden nicht so weit gehen, daß er – wie Horkheimer und Adorno meinten – im Nein zu beiden Behauptungen, zum Theismus und zum Atheismus stehenbleiben müßte. Gott hat sich selbst ein “Bild” gegeben: im menschgewordenen Christus. In ihm, dem Gekreuzigten, ist die Verneinung falscher Gottesbilder bis zum äußersten gesteigert. Nun zeigt Gott gerade in der Gestalt des Leidenden, der die Gottverlassenheit des Menschen mitträgt, sein eigenes Gesicht. Dieser unschuldig Leidende ist zur Hoffnungsgewißheit geworden: Gott gibt es, und Gott weiß, Gerechtigkeit zu schaffen auf eine Weise, die wir nicht erdenken können und die wir doch im Glauben ahnen dürfen. Ja, es gibt die Auferstehung des Fleisches. Es gibt Gerechtigkeit. Es gibt den “Widerruf” des vergangenen Leidens, die Gutmachung, die das Recht herstellt. Daher ist der Glaube an das Letzte Gericht zuallererst und zuallermeist Hoffnung – die Hoffnung, deren Notwendigkeit gerade im Streit der letzten Jahrhunderte deutlich geworden ist. Ich bin überzeugt, daß die Frage der Gerechtigkeit das eigentliche, jedenfalls das stärkste Argument für den Glauben an das ewige Leben ist. Das bloß individuelle Bedürfnis nach einer Erfüllung, die uns in diesem Leben versagt ist, nach der Unsterblichkeit der Liebe, auf die wir warten, ist gewiß ein wichtiger Grund zu glauben, daß der Mensch auf Ewigkeit hin angelegt ist, aber nur im Verein mit der Unmöglichkeit, daß das Unrecht der Geschichte das letzte Wort sei, wird die Notwendigkeit des wiederkehrenden Christus und des neuen Lebens vollends einsichtig.“

http://www.vatican.va/holy_father/benedict_xvi/encyclicals/documents/hf_ben-xvi_enc_20071130_spe-salvi_ge.html

Joseph Ratzinger brachte auch mit Jürgen Habermas zusammen ein Buch heraus:

Dialektik der Säkularisierung: Über Vernunft und Religion

http://www.amazon.de/Dialektik-S%C3%A4kulaisierung-%C3%9Cber-Vernunft-Religion/dp/3451324873/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1397928843&sr=1-1&keywords=ratzinger+habermas

Ich kann nur empfehlen auf das dumme Geschwätz konservativer/rechter Verschwörungsideologen über die Frankfurter Schule nichts zu geben, sondern bei Interesse sich aus wissenschaftlich verlässlichen Quellen darüber zu informieren, was die großen Denker der Frankfurter Schule wirklich vertreten haben oder – noch besser – ihre Oriniginalwerke zu lesen.


Hadmut
19.4.2014 19:11
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@Leszek:

Danke für die sehr ausführlichen Hinweise.

Ich habe nun jeweils sehr viele Zuschriften bekommen, die für und die gegen einen Zusammenhang mit der Frankfurter Schule sprechen.

Die Klärung dessen und das Einsammeln verschiedener Stimmen ist Zweck des Blog-Artikels.

> auf Grundlage einer einseitigen, dogmatischen und radikalisierten Rezeption und Interpretation des französischen Poststrukturalismus

Ja, das hatte ich im Buch bereits beleuchtet.

Der Poststrukturalismus führt hier zu einer radikalen Form von aggressiver Dummheit durch Realitätsverleugnung. Das erklärt zwar das »wie«, aber nicht so wirklich das »warum«.

> ihre Oriniginalwerke zu lesen.

Ja, das schreiben mir so viele. Ich weiß aber nicht, wo ich dafür auch noch die Zeit hernehmen soll…


Stefan
19.4.2014 20:43
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Karl Popper hat sich einmal in einem bissigen Brief an einen Herausgeber mit der Verständlichkeit einzelner Aussagen aus der »Frankfurter Schule« befasst. Hier wird ein Auszug daraus zitiert:

http://www.pinselpark.org/philosonst/10widerkau.html

Nachdem sich Karl Popper seine eigene Bildung hart erarbeitet hatte, hielt er es immer für seine Pflicht, Aussagen möglichst in einer verständlichen und plausiblen Sprache zu formulieren. Er misstraute den wolkigen Satzgebilden von Adorno & Habermas.


Leszek
20.4.2014 10:06
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“3. The teaching of sex and homosexuality to children”

Was für ein Schwachsinn.

Einer meiner Hauptkritikpunkte an der Frankfurter Schule ist ganz im Gegenteil, deren Tendenz zur Pathologisierung von Homosexualität.

Herbert Marcuse ist hier die einzige positive Ausnahme, er wendete sich als einziger – zu Recht – gegen die Pathologisierung von Homosexualität sowie gegen die Diskriminierung Homosexueller (auch er forderte aber selbstverständlich nicht “the teaching of homosexuality to children”).
Die anderen bekannten Mitglieder der Frankfurter Schule betrachteten Homosexualität als pathologisch und beteiligten sich leider sogar an der Verbreitung des homophoben Klischees vom “schwulen Nazi”.

Zu Recht ist die Frankfurter Schule für ihre Pathologisierung von Homosexualität und ihre homophoben Tendenzen kritisiert worden.

Hierzu zwei Texte:

Homophobie der 68er – Ursachen [II]: Die Kritische Theorie

http://linke-buecher.de/texte/Psychologie/Homophobie-der-68-er-Ursachen-die-Kritische-Theorie.html

Die Linke und das Laster

http://schwule-nazis.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9&Itemid=12


Leszek
20.4.2014 10:29
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Zu den oben von Alexander Roslin verlinkten Videos des US-amerikanischen radikal-konservativen Demagogen William S. Lind, dessen Schriften zum Thema regelmäßig keine Belegquellen enthalten (und somit leicht als unwissenschaftliche Propaganda erkennbar sind), dafür aber antisemitische Stereotype bedienen

http://www.splcenter.org/get-informed/intelligence-report/browse-all-issues/2002/fall/mainstreaming-hate

und vor Lügen, Halbwahrheiten und Fehlinformationen nur so strotzen, gibt es einen Artikel von Martin Jay, einem Historiker der Frankfurter Schule, der von Lind & Konsorten, ohne Wissen mit wem er es zu tun hatte, zur Teilnahme an den Vidos manipuliert worden war.

Martin Jay distanziert sich ausdrücklich von diesen Leuten und den Videos:

Martin Jay – Dialectic of Counter-Enlightenment: The Frankfurt School as Scapegoat of the Lunatic Fringe

http://cms.skidmore.edu/salmagundi/backissues/168-169/martin-jay-frankfurt-school-as-scapegoat.cfm


Leszek
20.4.2014 10:55
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Bei einem der Mitglieder der Frankfurter Schule, nämlich Erich Fromm,
findet sich übrigens sogar eine frühe Kritik an einigen gender-Feminismus-typischen Vorstellungen.

In dem 1951 erschienen Artikel “Mann und Frau” schrieb Erich Fromm:

„Im 18. und 19. Jahrhundert wurde dann das Problem der Gleichberechtigung von Männern und Frauen tatsächlich akut. Während dieser Zeit entwickelte sich ein interessantes Phänomen, dass nämlich diejenigen, die behaupteten, die Frauen sollten die gleichen Rechte wie die Männer bekommen, zugleich behaupteten, es bestehe psychologisch kein Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern. Die Franzosen formulierten das so, dass die Seele geschlechtslos sei und dass es daher überhaupt keine psychologischen Unterschiede gebe. Diejenigen, die gegen die politische und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Frauen waren, betonten mit oft sehr gescheiten und spitzfindigen Argumenten, wie stark sich Frauen psychologisch von Männern unterschieden. Natürlich schlossen sie daraus immer wieder, dass Frauen aufgrund dieser psychologischen Unterschiede weit besser dran wären und ihrer Bestimmung besser gerecht werden könnten, wenn sie nicht als Gleichberechtigte am sozialen und politischen Leben teilnähmen.
Wir finden bis zum heutigen Tag bei vielen Feministinnen, (…) die Ansicht, dass keine Unterschiede bestünden oder dass sie belanglos seien. Sie sagen, wenn je irgendwelche Unterschiede existierten, so seien diese auf die kulturelle Umgebung und die Erziehung zurückzuführen, aber wesentliche psychische Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern, die nicht die Folge von Umwelt- oder Erziehungsfaktoren sind, gebe es nicht.
Dieser bei den Verfechtern der Gleichberechtigung von Männern und Frauen so beliebte Standpunkt stimmt in vieler Hinsicht nicht. (…)
Der zweite Grund, weshalb ich diese Art zu argumentieren für unangebracht halte, ist der, dass sie falsche Prinzipien suggeriert. Sie unterstellt die Idee, Gleichheit impliziere, dass ein jeder genauso ist wie jeder andere, dass Gleichheit Identität voraussetze. Tatsächlich aber implizieren Gleichheit und die Forderung nach Gleichberechtigung genau das Gegenteil: dass trotz aller Unterschiede kein Mensch von einem anderen als Werkzeug für seine Zwecke benutzt werden soll, dass jedes menschliche Wesen Selbstzweck ist. Das heißt aber, dass ein jeder die Freiheit haben sollte, seine besondere Individualität als angehöriger seines Geschlechts (…) zu entwickeln. Gleichheit impliziert nicht die Leugnung von Unterschieden, sondern die Möglichkeit zu deren vollster Verwirklichung.
Wenn wir unter Gleichheit verstehen, dass es keine Unterschiede zwischen den Menschen gibt, dann leisten wir eben jenen Tendenzen Vorschub, die zu einer Verarmung unserer Kultur führen – das heißt zur “Automatisierung” des einzelnen und zur Schwächung dessen, was der wertvollste Bestandteil der menschlichen Existenz ist,: Die Entfaltung und Entwicklung der Besonderheiten eines jeden Menschen.“

aus: Erich Fromm – Mann und Frau (1951)

Und in seinem Bestseller “Die Kunst des Liebens” schrieb Erich Fromm zu diesem Thema, (wobei er hier m.E. in einigen Formulierungen etwas zu essentialistisch argumentiert):

„In der gegenwärtigen kapitalistischen Gesellschaft hat sich die Bedeutung des Begriffs Gleichheit geändert. Man versteht heute darunter die Gleichheit von Automaten, von Menschen, die ihre Individualität verloren haben. (…) Es handelt sich um die Einförmigkeit von Abstraktionen, von Menschen, die den gleichen Job haben, die die gleichen Vergnügungen haben, die gleichen Zeitungen lesen und das gleiche fühlen und denken.
In dieser Hinsicht sollte man auch Errungenschaften, die im Allgemeinen als Zeichen unseres Fortschritts gepriesen werden, mit Skepsis betrachten, wie etwa die Gleichberechtigung der Frau. Ich brauche wohl nicht besonders zu betonen, dass ich nichts gegen die Gleichberechtigung habe, aber die positiven Seiten dieser Gleichheitstendenz dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich hier auch um die Tendenz zur Ausmerzung von Unterschieden handelt. Man erkauft sich die Gleichheit eben um den Preis, dass die Frauen gleichgestellt werden, weil sie sich nicht mehr von den Männern unterscheiden. Die These der Aufklärungsphilosophie (die Seele hat kein Geschlecht), gilt heute ganz allgemein. Die Polarität der Geschlechter ist im Verschwinden begriffen, und damit verschwindet auch die erotische Liebe, die auf dieser Polarität beruht. Männer und Frauen werden sich gleich und sind nicht mehr gleichberechtigt als entgegengesetzte Pole. Die heutige Gesellschaft predigt das Ideal einer nicht-individualisierten Gleichheit, weil sie menschliche Atome braucht, die sich untereinander völlig gleichen, damit sie im Massenbetrieb glatt und reibungslos funktionieren, damit alle den gleichen Anweisungen folgen und jeder trotzdem überzeugt ist, das zu tun, was er will. Genauso wie die moderne Massenproduktion die Standardisierung der Erzeugnisse verlangt, so verlangt auch der gesellschaftliche Prozess die Standardisierung der Menschen, und diese Standardisierung nennt man dann „Gleichheit“.

aus: Erich Fromm – Die Kunst des Liebens, S. 25 f.


Leszek
20.4.2014 13:19
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So, dann noch was zum tatsächlichen ideengeschichtlichen Ursprung des politisch korrekten Feindbildes des “weißen, heterosexuellen Mannes”, das mit der Frankfurter Schule nichts zu tun hat.

Das PC-Feindbild des “weißen, heterosexuellen Mannes” ist – wie oben bereits erwähnt – aus einer US-amerikanischen einseitigen, dogmatischen und radikalisierten Rezeption und Interpretation des französischen Poststrukturalismus hervorgegangen.

Es gibt keine marxistische oder neo-marxistische Strömung/Richtung/Schule, die das PC-Feindbild des “weißen, heterosexuellen Mannes” vertritt und auch mit Herbert Marcuse hat es nichts zu tun.

Im ursprünglichen französischen Poststrukturalismus gab es das PC-Feindbild des “weißen, heterosexuellen Mannes” übrigens auch nicht, erst die extreme Identitätspolitik von in den USA entstandenen Poststrukturalismus-Varianten führte zur Herausbildung dieses PC-Feindbildes.

Das PC-Feindbild des “weißen, heterosexuellen Mannes” wird also vertreten – nicht von allen – aber von den radikaleren Vertretern der in den USA entstandenen Sub-Strömungen des Poststrukturalismus wie Gender/Queer/Critical Whiteness Studies/postmoderner Multikulturalismus.

Diese US-amerikanischen Sub-Strömungen des Poststrukturalismus sind entstanden, als es nach dem Zusammenbruch des sogenannten real existierenden Sozialismus (von mir als Staatskapitalismus bezeichnet) zu einer Krise und einem massiven Rückgang marxistischen und neo-marxistischen Einflusses in der US-amerikanischen akadenischen Linken kam.

Sie sind also keinesfalls aus dem Neo-Marxismus heraus entstanden, sondern sind ganz im Gegenteil ein Resultat des Einflussverlusts marxistischer und neo-marxistischer Strömungen und Theorien in der akademischen Linken in den USA.

Die Behauptung, diese US-amerikanischen Unterströmungen des Poststrukturalismus seien Anhänger von Herbert Marcuse ist eine primitive konservative/rechte Propagandalüge.Im Allgemeinen ist das Werk von Herbert Marcuse für Anhänger von Gender/Queer/Critical Whiteness Studies/Multikulturalismus irrelevant und sie knüpfen theoretisch nicht daran an.

Dies sei im Folgenden kurz belegt.

Zieht man bekannte Einführungswerke zu Gender/Queer/Critical Whiteness etc. heran, Werke, in denen die wirklichen theoretischen und ideengeschichtlichen Grundlagen der entsprechenden Strömungen dargestellt werden, dann lässt sich die tatsächliche Relevanz von Marcuse für die Theoriebildung in diesen Strömungen ziemlich eindeutig ermitteln.

Ich führe daher mal ein paar Einführungswerke zu Critical Whiteness, Gender, Queer etc. auf, die ich besitze und deren Literaturverzeichnis oder Personenregister ich (soweit vorhanden) nach Marcuse durchsucht habe:

Katharina Röggla: Critical Whiteness Studies – enthält ein Literaturverzeichnis, Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

Annamarie Jagose: Queer Theory – enthält ein Literaturverzeichnis, Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

Nina Degele: Gender/Queer Studies – enthält ein Literaturverzeichnis, Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

Andreas Kraß: Queer Denken – enthält ein Personenregister, Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

Gabriele Winker, Nina Degele: Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten – enthält ein Literaturregister, Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

Therese Frey Steffen: Gender – enthält eine kommentierte Bibliographie, Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

Hadumond Bußmann & Renate Hof : Genus- Geschlecherforschung/Gender Studies in den Kultur- und Sozialwissenschaften – enthält ein Personenregister, Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

Heinz-Jürgen Voss/Salih Alexander Wolter: Queer und (Anti-)Kapitalismus – enthält ein Literaturverzeichnis, Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

Renate Kroll (Hrsg.): Metzler Lexikon Gender Studies – kein Eintrag zu Herbert Marcuse. Unter dem Eintrag “Kritische Theorie” wird lediglich erwähnt, dass es mal Feministinnen gab, die sich auf Adornos und Horkheimers “Dialektik der Aufklärung” bezogen haben. Da es sich hierbei um das bekannteste Werk der Frankfurter Schule handelt, wäre es schon rein statistisch unwahrscheinlich, dass es nie eine Feministin gegeben hätte, die sich mal irgendwie darauf bezogen hätte. Von einem nennenswerten Einfluss der Frankfurter Schule auf die Gender Studies ist in dem Eintrag natürlich nicht die Rede, von einem Einfluss von Herbert Marcuse auf die Gender Studies erst Recht nicht.

Luca Di Blasi – Der weiße Mann. Ein Anti-Manifest – enthält ein Literaturverzeichnis: Herbert Marcuse kommt darin nicht vor.

In den genannten Büchern wird Herbert Marcuse also noch nicht mal am Rande erwähnt, sein Werk ist im Allgemeinen für die Theoriebildung des US-amerikanischen Poststrukturalismus völlig unwichtig.

Herbert Marcuses Werk ist mit dem PC-Feindbild des “weißen, heterosexuellen Mannes” darüber hinaus auch nicht in Einklang zu bringen. Zwar war der SPÄTE Marcuse leider ein Vulgär-Feminist, aber ein Feindbild des “weißen, heterosexuellen Mannes” gab es bei ihm nicht. Im Gegenteil spielten weiße, heterosexuelle Männer in Marcuses Revolutionstheorie durchaus eine Rolle.

Marcuse hatte gehofft, dass die in den 60er und 70er Jahren entstandenen neuen sozialen Bewegungen sowie das US-amerikanische “Lumpenproletariat” die Rolle einer “revolutionären Vorhut” gegen das kapitalistische System übernehmen würden und dann die Arbeiterklasse mitreißen würden.

Zu dieser “revolutionären Vorhut” gehörte für Marcuse auch die Studentenbewegung (an der auch viele weiße, heterosexuelle Männer teilnahmen) sowie, nicht nur das schwarze, sondern auch das weiße US-amerikanische “Lumpenproletariat” zu dem auch viele weiße, heterosexuelle Männer gehörten.

Die ideengeschichtlichen Ursprünge des PC-Feindbildes des “weißen, heterosexuellen Mannes” liegen woandes:

Das PC-Feindbild des „weißen, heterosexuellen Mannes“ hat ideengeschichtlich wie gesagt seinen Ursprung in einer in den USA entstandenen dogmatischen und radikalisierten Übertragung von Konzepten des französischen Poststrukturalismus auf die in den 60er und 70er Jahren entstandenen neuen sozialen Bewegungen, die sich inzwischen längst akademisch institutionaliert hatten.

Eines der Hauptthemen des französischen Poststrukturalismus ist die Analyse und Kritik der Ausschlussfunktion bestimmter Normen. Dieser analytische Ansatz wurde von US-amerikanischen Vertretern des Poststrukturalismus in radikalisierter Form auf die Antidiskriminierungs-Diskurse bzgl. Frauen, Nicht-Weiße und Homosexuelle in den USA übertragen.

Weil Diskriminierungen im Rahmen poststrukturalistischer Theorien oft in einem „Paradigma von Norm und Abweichung“ analysiert werden, führte eine radikalisierte Version dieses Ansatzes zu einer Herausbildung von „Norm-Feindbildern“: männlich, weiß, heterosexuell, cissexuell, westlich.

Hierbei spielte auch noch eine undifferenzierte Übertragung von Jacques Derridas Versuch einer „Dekonstruktion der Metaphysik“ eine Rolle.
Der französische Poststrukturalist Jacques Derrida vertrat die Ansicht, dass die westliche Metaphysik von der Vorstellung hierarchisch gegliederter Dualismen durchzogen sei. Unter „Dekonstruktion der Metaphysik“ verstand Derrida den philosophischen Versuch die hierarchische Gliederung von Dualismen aufzulösen und sie auf eine Ebene von Gleichwertigkeit zu überführen. Dazu entwickelte er eine bestimmte Methode.

Was auf Ebene der Philosophie ein interessantes Projekt sein kann – insbesondere da Derridas Dekonstruktion einen eher spielerischen Charakter hat, frei von dem rigiden Dogmatismus politisch korrekter Fanatiker – das kann problematisch werden, wenn es in einseitiger, undifferenzierter und radikalisierter Weise auf Anti-Diskriminierungsdiskurse übertragen wird, wie es in der US-amerikanischen Poststrukturalismus-Rezeption geschah.

Entsprechend dem poststrukturalistischen „Paradigma von Norm und Abweichung“ als analytischem Ansatz und dem Versuch der Dekonstruktion hierarchisch gegliederter Dualismen, die von Derrida übernommen wurde, führte die Übertragung dieses Ansatzes auf Anti-Diskriminierungsdiskurse in radikalisierter Form dazu, dass eine Reihe von Dualismen zu bedeutsamen analytischen Kategorien wurden:

Norm: weiß, Abweichung: nicht-weiß, insbesondere schwarz
Norm: männlich, Abweichung: weiblich
Norm: heterosexuell, Abweichung: homosexuell
Norm: cissexuell, Abweichung: transsexuell
Norm: westlich, Abweichung: nicht-westlich

Das Verhältnis der beiden jeweiligen Aspekte zueinander wurde also als streng hierarchisch interpretiert. Die „Dekonstruktion“ angewandt auf diese Sichtweise meint nun die Schwächung der jeweiligen Norm-Kategorie und die Stärkung der jeweiligen Abweichungs-Kategorie, so dass eine Gleichwertigkeit der beiden Dualismen entsteht.

Resultat dieser radikalisierten Übertragung von poststrukturalistischen Konzepten auf US-amerikanische Anti-Diskriminierungsdiskurse sind also „Norm-Feindbilder“ (männlich, weiß, heterosexuell, cissexuell, westlich) und im Zusammentreffen dieser Attribute entsteht dann das PC-Feindbild des „weißen, heterosexuellen, cissexuellen, westlichen Mannes“, in dem sich alle diese vermeintlichen Normen treffen.

Das ist der tatsächliche ideengeschichtliche Ursprung des PC-Feindbildes des „weißen, heterosexuellen Mannes“, welches mit marxistischen und neo-marxistischen Theorien und Strömungen nichts zu tun hat und von diesen auch nicht vertreten wird.

Anhänger dieser Perspektive des US-amerikanischen Poststrukturalismus vertreten NICHT die Ansicht, dass eine Schwächung des „weißen, heterosexuellen Mannes“ zu einer Überwindung des Kapitalismus führen könne. Das PC-Feindbild des „weißen, heterosexuellen Mannes“ ist KEINE Strategie zur Überwindung des Kapitalismus, es ist ein Resultat der extremen Identitätspolitik US-amerikanischer Anti-Diskriminierungsdiskurse auf radikalisiert poststrukturalistischer Grundlage – und nur aus diesem Kontext heraus zu verstehen.

(Wer es genauer nachlesen will, sei noch einmal verwiesen auf das bereits weiter oben genannte Buch des Politikwissenschaftlers Mathias Hildebrandt “Multikulturalismus und Political Correctness in den USA”, in dem die ideengeschichtlichen Grundlagen der Political Correctness auf wissenschaftlicher Grundlage und mit Belegquellen dargestellt werden.)


rjb
20.4.2014 14:43
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“Was Sie als Theologen wissen sollten”, in dem verlinkten Vortrag ca. Minute 12. Später wird beklagt, das Eindringen von Motiven der Frankfurter Schule in die Theologie habe die derzeitige Krise der Kirchen ausgelöst.

Das notorische undifferenzierte Eindreschen auf die Frankfurter Schule und “die 68er” ist fester Bestandteil primitiv-konservativen Geschwätzes. Wie hier schon in Kommentaren gesagt wurde, ist ein wesentlich deutlicherer Ausgangspunkt für Genderideologie die postmoderne These der sozialen Konstruiertheit von nahezu allem, inklusive der Naturwissenschaften. Das ergibt eine Grundlage, eben dieses alles feministisch umzukrempeln.

Quellenhinweise:
Adorno, Philosophische Terminologie (Ausarbeitung einer einführenden Philosophievorlesung in sehr viel zugänglicherem Sprachduktus als Adornosche “Hauptwerke”)

Brown, Are science and mathematics socially constructed? (ein leider prohibitiv teures Buch über die genannte These der sozialen Konstruiertheit,
http://www.worldscientific.com/worldscibooks/10.1142/7039

Die These der sozialen Konstruiertheit ist natürlich nicht völlig falsch (man denke an die Auswahl von Forschungsgegenständen, oder die Darstellungs- und Präsentationsformen). Zu der hier zu ziehenden Abgrenzung cf.
http://www.cuncti.net/streitbar/719-die-angst-vor-der-objektivitaet

Für eine nicht-dümmliche Gegenposition zu Habermas:
http://sciencefiles.org/2014/04/19/philosophie-zum-wochenende-hans-albert-erkenntnis-und-engagement/


clemens
20.4.2014 17:32
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Es ist doch völlig egal, ob einzelne Repräsentanten der Frankfurter Schule nun Feministen, Antifeministen, Homophobe oder was auch immer waren. Verblüffend ist, dass grundsätzliche Argumentationsmuster denen der heutigen Feministen sehr ähnlich sind.

– Frankfurter Schule: Die Unmöglichkeit objektiver Erkenntnis + bisherige Wissenschaft dient der herrschenden Klasse + Wissenschaftler müssen parteiisch sein und die eine gesellschaftliche Revolution anstreben

-vergleiche Feministen: Logik und bisherige Wissenschaft als Ausdruck weiblicher Unterdrückung, Notwendigkeit die Welt aus der Gender- oder Frauenperpektive zu betrachten, weibliche Machtergreifung als Ziel der Wissenschaft

Darüberhinaus gibt es weitere Ähnlichkeiten wie die sehr komplizierte Sprache und der häufige, auf sich selbst gemünzte Gebrauch des Wortes “kritisch”…


Fredi
20.4.2014 20:13
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@clemens: Es ist also völlig egal, ob das Feindbild richtig ist, hauptsache, es besteht weiterhin?


rjb
20.4.2014 20:24
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@clemens
Was heißt “Unmöglichkeit objektiver Erkenntnis”? Mir fallen spontan 3 Möglichkeiten ein:
1. Wir (oder Menschen) sind zu objektiver Erkenntnis nicht oder nur eingeschränkt fähig. Das entspricht beispielsweise dem marxistischen “das Sein bestimmt das Bewußtsein”, die Zugehörigkeit zur herrschenden Klasse verleitet etwa dazu, die damit verbundenen Privilegien zu rechtfertigen, statt sich über die reale Gesamtsituation Rechenschaft zu geben. Aber vielleicht gehört auch die Unerkennbarkeit des kantischen “Ding an sich” hier hinein; und hier wäre m.E. auch die Frankfurter Schule einzuordnen.
2., und wesentlich radikaler: Da ist ganz einfach überhaupt nichts, was zu erkennen wäre. Das ist Postmodernismus, die Situation “nach dem Ende der großen Erzählungen”, zu denen auch der Marxismus gehört. Der Genderismus schließt an diese Variante an.
3. die verschiedenen Varianten eines zumindest latenten Skeptizismus, beispielsweise im Popperschen Falsifikationismus. Also quasi die offizielle Wissenschaftsphilosophie. Diese Variante zeigt, wie umfassend die Spielarten von “Unmöglichkeit objektiver Erkenntnis” sind – nämlich so weit, daß die gegenteilige Möglichkeit objektiver Erkenntnis (zumindest mir) sehr unplausibel erscheint.


driveby
20.4.2014 23:41
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Georg S.
21.4.2014 1:08
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@clemens: die Frankfurter haben (nach meinem Kenntnisstand) nicht als Erste über das Problem objektiver Erkenntnis philosophiert und ihre Möglichkeit in Frage gestellt. Dies ist vielmehr ein sehr altes Geschäft. Eine ganze Menge Zeugs wurde aus Versehen nebenbei miterfunden, allein zur Beantwortung dieser Frage. Die Uhr, der Kalender. Nicht zu vergessen: das Teleskop! Auch das mit dem “die Erde dreht sich um die Sonne” war von dieser Frage geleitet. Es seien auch nur zwei Dinge unendlich – und die (objektive) Erkenntnis zählt nicht dazu.

Die Frankfurter (waren auch mehr als hier genannt) haben auch nicht gesagt, die Wissenschaft diene der herrschenden Klasse, sondern daß jene permanent in die Lage versetzt ist, die bestehende Wissenschaft und Technik zu ihren Gunsten auszunutzen (und zwar bishin zum industriellen Massenmord).
Und die Menschenklasse, die die Herrschaft über die Wissenschaft, die Maschinen und die Technik gleichzeitig oder gemeinsam organisiert ausübt, ist die herrschende Klasse (mit dem Zeitalter der Aufklärung beginnend).
Deswegen macht auch jeder mit seiner vermeintlich neutralen Forschung irgendwie mit. Was auch schon das ganze Dilemma der “Dialektik der Aufklärung ist”: ihre Errungenschaften machen die Menschen nicht “automatisch” freier und vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall.

Das haben die unter dem frischen Eindruck von Auschwitz und der berühmten Bombe und deren Möglichkeiten zusammenphilosophiert (1946). Das sollte man nicht unbedingt vergessen.

Wenn jetzt irgendwelche durchgedrehten Schranzen daraus den übelsten Müll zusammenbrüllen, dann ist das erst mal Meinungsfreiheit und vielleicht freie Entfaltung der Persönlichkeit.

Zudem unterstellt ja wohl niemand ernsthaft diesem Menschenschlag, daß er zum Verständnis oder gar zur Artikulation von philosophischen und/oder wissenschaftlich haltbaren (oder wenigstens erträglichen!) Aussagen in der Lage wäre. Das ist ja gerade das Problem, daß genau das zunehmend schwerer fällt (aber das wird zur Ruhe vor dem Sturm, wette ich!)

Es ist daher völlig egal, ob einzelne Repräsentanten der Genderszene Feministen, Antifeministen, Homophile, Frankfuerter Schule oder was auch immer sind. Sie sind vor allem erst mal sehr schlicht im Gemüt. Über Astrid Lindgren kann man mit denen eigentlich noch nicht hinausgehen. Und wenn die zufällig doch mal einen Treffer haben, dann wegen des Prinzips des blinden Huhns und des Korns.

Das Problem ist, das solche Menschen in verantwortungsvolle Positionen vorrücken und vorgerückt sind; und vielleicht auch, wie das eigentlich passieren konnte und immer noch kann. Daß die dafür grundsätzlich alles mögliche hergenommen haben und hernehmen, ist geschenkt. Wenn man gut ist, kann man ihnen damit noch Sand ins Getriebe streuen und bei sowas sind die ja immer ein guter Lacher!


Andreas Spengler
22.4.2014 12:05
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“Die Frankfurter Schule – eine der großen (…) freiheitlich-sozialistischen (…) Traditionen…”

Spätestens hier hätte ich besser aufhören sollen zu lesen…


CountZero
24.4.2014 7:17
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@Leszek: klasse Post (der von 13:19h), vielen Dank dafür!

Eine Frage: Wie stufst Du persönlich die französischen Poststrukturalisten (Derrida, Lyotard, Kristeva, …) im Bezug auf Deine Einschätzung des Wertes ihrer Ideen ein?

Inwiefern gehört Frau Iragaray dazu/nicht dazu?
Besten Dank!


CountZero
24.4.2014 7:20
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rjb schrieb:
” Was heißt “Unmöglichkeit objektiver Erkenntnis”? ”

Kommt drauf an, ob Du ontologisch oder epistemologisch meinst.


CountZero
24.4.2014 7:30
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Korrektur: es muß heißen: ‘Frau Irigaray’