Ansichten eines Informatikers

Plagiate, Schwindel und Spieltheorie

Hadmut
17.12.2012 21:17

Warum der Schwindel nicht aufhört.

Habt Ihr heute mal Fernsehen geguckt? Nachrichten? Sie haben heute verkündet, das Bußgeld für Falschparken anzuheben, weil die Parkgebühren inzwischen teurer sind als das Knöllchen für Falschparken. Ich hatte mal einen Kollegen, dessen Freundin mal beruflich für ein Jahr nach London musste, weshalb er so ein- bis zweimal im Monat übers Wochenende nach London musste. Die Leidenschaft, Ihr wisst schon. War ihm aber zu teuer. Nicht wegen der Flüge, sondern wegen der Parkgebühren am Flughafen. Er fand heraus, dass es drastisch billiger ist, vor dem Flughafen verboten zu parken und sich einen Strafzettel geben zu lassen als regulär zu parken und sich einen Parkschein zu kaufen. (Kann ich nachvollziehen, ich war mal auf Besuch am CERN, den Teilchenbeschleuniger besichtigen, und das teuerste war nicht der Flug, auch nicht das Hotel in Genf, sondern das Parken am Flughafen. Blanker Asphalt pro Quadratmeter und Stunde teuer als das Hotel in Genf.)

Das ist aber genau das Problem: Wenn Wohlverhalten teurer als Fehlverhalten ist, und zwar sogar dann, wenn es erwischt wird. Der Ehrliche ist der Dumme. Spieltheoretisch gesprochen.

Wenn man sich anschaut, was heute so abläuft bei Professoren und in der Politik, so ist eine Schwindelpromotion, ein plagiiertes Buch, eine Ghostwriter-Publikation zwar inzwischen ein Skandal, wird aber noch nicht hart genug bestraft um „teurer” zu sein als ehrliches Verhalten wäre. Man kommt mit einer Schwindelpromotion immer noch weiter als wenn man sie nicht geschrieben hätte, weil einem nichts einfiel.

Es gibt in Deutschland jede Menge Professoren, deren Dissertationen nicht mal den Altpapier-Recycling-Wert erreichen. Die völlig wissenschaftsunfähig sind. Aber man wirft sie nicht raus, weil sie verbeamtet sind.

Die Konsequenz ist: Spieltheoretisch sind Plagiate und anderer Schwindel immer noch empfehlenswert, weil sie für die, die jetzt nicht gerade geniale Sachen hervorbringen, spieltheoretisch immer noch der beste Weg zum Hauptgewinn sind. Schlimmstensfalls wird man mal ausgebuht und bekommt ein paar Kleinigkeiten entzogen, die man ohne Schwindel sowieso nie erreicht hätte.

Spieltheoretisch empfiehlt es sich also, deftig zu lügen und zu betrügen. Es ist der richtige Weg, subjektiv betrachtet.

4 Kommentare (RSS-Feed)

Reiner
17.12.2012 23:05
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Naja, die Parkgebühren haben nur eine tatsächliche Aufgabe: Geld in die Kassen spülen. Der Rest ist Nebeneffekt.

Der Gesetzgeber ist verpflichtet, angemessene und zielführende Regeln aufzustellen.
Was ist das propagierte Ziel: Dauerparker in bestimmten Gebieten zugunsten Kurzparker fernzuhalten.
Was wäre angemessen: Eine Kontrollmöglichkeit über die Parkdauer. Das kann ein handgeschriebener Zettel mit Datum/Uhrzeit des Abstellzeitpunktes sein. Das kann auch eine Parkscheibe hinter der Windschutzscheibe sein(Die muss nicht unbedingt in der STVO als Verkehrsschild definiert sein mit mm-genauen Maßen und RAL-Farbvorschrift). Das kann auch ne halbwegs fälschungssichere Automatik sein, die idiotensicher den Abstellzeitpunkt anzeigt.

Da haben wir wohl bei der Wahl des Gesetzgebers was falsch gemacht!

Es muss nur oft genug wiederholt werden, dass Parkgebühren erforderlich sind, irgendwann glaubens alle.

Gruß
Reiner


Mathias
18.12.2012 6:56
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Parkgebühren gehen schon in Ordnung, vor allem in autotechnischen Ballungsgebieten. Die können dann auch etwas höher sein, wenn a) das Kurzzeitparken erschwinglich bleibt uns b) Langzeitparken ausserhalb der Ballungszonen günstig möglich ist und c) eine ausreichend regelmässiger ÖNVP-Anschluss besteht. Ich wohne in Berlin und da ist “c)” momentan der unzuverlässigste Faktor 😉

Was ich nicht verstehe, sind die horrenden Parkgebühren an Flughäfen. Die liegen doch meist ausserhalb dicht bebeuter Gegenden, also sollte viel Platz rundherum verfügbar sein, einen weiteren Ausweichparplatz in der Nähe der letzten ÖNVP-Station zu bauen, dessen (niedrigere) Gebühren der Gemeinde zufließen, und nicht den (meist privaten?) Flughafenbetreibern.

Mathias


Jens der Andere
18.12.2012 15:33
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Angeblich macht die BAA (die beispielsweise Heathrow betreibt) 30% ihres Umsatzes mit… Parkgebühren.

Noch Fragen?

“Wenn Du nicht weißt ‘warum’ ist die Antwort meist ‘Geld'”


Stefan_2
20.12.2012 17:32
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Buchempfehlung : Freakonomics, Steven Lewitt. ich fands besonders interessant wegen der Studie zum Aufbau einer Drogenbande.