Ansichten eines Informatikers

“Männer unter Druck” – vom Versuch, Männer weichzureden

Hadmut
17.12.2012 22:44

Eigentlich wollte ich den Gender-Quatsch im Blog ja drastisch zurückschrauben. Nachdem mich diese Woche ein Arbeitskollege, der mich noch nicht so lange kennt, im Vertrauen und nach Lesens meines Blogs fragte, ob ich noch alle Tassen im Schrank habe (und dann doch erstaunt war, als ich ihm einen Spontan-Vortrag über die Tassen hielt). Was mich in ein schweres Dilemma bringt.

Denn einerseits gibt es einige Stimmen, die wieder mehr anderes – Technik, Reise, Fotografie usw. – lesen wollen. Andererseits bekomme ich immer mehr Zusendungen mit Links zu Gender-Themen, die auch immer wüster werden, aber die bei mir schon auf Halde liegen. Eigentlich die gleiche Situation nochmal, die ich so ca. 2008 schon mit dem Thema Forschungsbetrug hatte, und die damals zur Abspaltung des Blogs „Forschungsmafia.de” führte. Womit die ersten beiden Gruppen beide zufrieden war, aber eine dritte Lesergruppe maulte, weil sie nun zwei Blogs verfolgen müssten. Naja. Die Frage ist, ob man ein separates Blog zu diesem Thema macht.

Ein Leser schickt mir also gerade einen Link, dass er in einem Restaurant in einem ganz erbärmlichen und der Erwähnung unwürdigen Billig-Stadtmagazin namens FRIZZ (Online, Seite 82 rechts oben, Tenor dass Frauen überhaupt in allem besser und Männer nur noch bemittleidenswert sind) den Hinweis gefunden habe, dass die Stadt Frankfurt (die ja neulich Judith Butler 50.000 Euro hinterhergeworfen und das „Adorno-Preis” genannt hat) sich neuerdings der Männer annehmen will. Dat hälste im Kopp net aus.

Ich hab ja schon beschrieben, dass die Genderisten auf diesem Poststrukturalismus-Tripp sind, bei dem sie glauben, dass man die Realität herbeireden und verbiegen kann, und dass es Realität sowieso nicht gebe außer eben dem sprachlich dahergeredeten. Deshalb haben die es auch immer mit ihren „Diskursen”. So ne Art verbaler Voodoo-Zauber.

Gleich auf der Startseite www.frankfurt.de findet man rechts in der Menüleiste unter „Neu” den Link auf „Männer und Jungen”. Da geht’s dann zur Sache mit der Umerziehung:

  • Freizeitvereine für Männer – Gemeinsam singen oder kochen – damit Männer gemeinsam ihre Freizeit verbringen können. (Geh schön spielen, aber sei um 8 wieder zuhause!)
  • Dokumentation der Fachtagung „Männer unter Druck: Geschlechtsspezifische Verarbeitung von Krisen und Möglichkeiten der Prävention“ und als Kontakt ausgerechnet das Frauenreferat angegeben. Ich glaub’ ich steh im Wald.
  • Und dann eben der Link auf diese Dokumentation selbst. Wo’s auch nur darum geht, Männer als das „schwache Geschlecht” hinzustellen.

Die Absicht ist klar, da wird jetzt versucht, Männer „diskursiv” zu Apfelmus zu reden. Alles solche Sozial-Unwissenschaftler, die da wieder mal Ideologien nachschwätzen. Ich hab’s jetzt noch nicht im Detail gelesen, sondern nur stellenweise und überflogen, weil ich gerade nicht genug Zeit habe. Aber wenn man dann solche Behauptungen sieht wie die Feststellung, dass bei Frauen zwar doppelt so häufig krankheitswertige Depressionen diagnostiziert würden wie bei Männer, aber in Wirklichkeit die Männer die Kranken wären, weil sie ihre Depressionen nicht mal richtig zeigen könnten, krieg ich schon zuviel.

Das muss man sich echt mal reinziehen: Dass man bei Frauen doppelt so häufig krankheitswertige Depressionen findet zeige, dass der Mann der Kränkere sei, weil er seine – mindestens ebenso häufigen – Depressionen nicht mal zeigen könnte. Stärke von Männern sei nur eine Tarnung von Depression, je stärker ein Mann erscheine, desto depressiver sei er. Man braucht gar keine Symptome oder Diagnostik mehr, es wird einfach pauschal festgelegt, dass Männer depressiv sind (so wie sie auch Täter und Belästiger sind), und wenn sie nicht danach aussehen, macht sie das nur umso verdächtiger.

Außerdem seien Männer schon genetisch bedingt weich in der Birne, weil der Hirnschmalz auf dem X-Chromosom sei, wovon Frauen bekanntlich zwei und Männer nur eins hätten, und Testosteron die Bildung des Frontalhirns erschwere. Was Quark ist, denn Frauen haben 46 und Männer nur 45 X-Chromosomen, dafür haben Männer ein Y und Frauen gar keins (Ätsch!), was übrigens eine schon öfter erhobene Behauptung ist, nämlich dass Männer eigentlich Missbildungen sind. (Es gibt feministische Literatur, wonach der Mann wegen seiner kaputten Gene eigentlich nur ein missgebildeter Idiot sei, und man die Männer auf unter 10% der Bevölkerung reduzieren und sie eigentlich nur noch zur Fortpflanzung halten solle, zu anderem taugten sie eh nicht, und dafür würden 10% völlig ausreichen.).

Und dann gibt’s da noch einen jämmerlichen Vortrag über das typisch männliche Problem des Burnouts in der IT-Branche. Sicherlich, Burnouts gibt es in der IT-Branche, die Gefahr ist sehr hoch und ich kenne viele Leute, die betroffen sind oder kurz davor stehen. Aber immerhin schaffen’s Männer ja überhaupt mal in die IT-Branche und darin ein paar Jahre zu arbeiten. Die meisten Frauen schaffen in der IT ja nicht mal das Studium bzw. kriegen da schon ihren Burnout, womit sie dann für den Branchen-Burnout nicht mehr in Frage kommen. Auch ne Variante, den Männern Schwäche zuzuschreiben.

Naja, und so weiter.

Zeigt eben, wo’s jetzt hinläuft. Nachdem es nicht funktioniert hat, Frauen diskursiv hochzuquatschen (weil Realität und Leistung eben doch mehr sind als nur Geplapper), wollen sie Männer jetzt runterquatschen. Im Prinzip das, was sie schon an Schulen versucht haben, nämlich Jungen umzuerziehen.

Lest das Ding mal komplett und schreibt ein paar Kommentare!

21 Kommentare (RSS-Feed)

ck
18.12.2012 0:50
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Falls es Dir irgendwie bei einer Entscheidung hilft: Ich würde auch Dein drittes Blog lesen.


Joe
18.12.2012 1:13
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Nur mal kurz zum Thema Zurückschrauben: Dieses Blog ist doch personenbezogen, nicht themenbezogen. Steht jedenfalls groß oben drüber.


Mathias
18.12.2012 6:41
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Habe den Artikel mal wieder nicht gelesen, aber das mit den 2 geschlechtsspezifischen X-Chromosomen bei Frauen kann ich nicht unkommentiert lassen: denn eines von beiden wird bei Frauen in der Entwicklung beinahe komplett stillgelegt, wird also nicht zur Genexpression benutzt. Stichwort X-Inaktivierung / Dosiskompensation
(http://de.wikipedia.org/wiki/X-Inaktivierung)
Und genetisch gesehen hat der Mann halt ein paar mehr Gene (X+Y), die Frauen das bessere Backup bei Gendefekten (X+X). Bei den restliche Chromosomen ist das dann wieder ausgeglichen.

Fröhlichen Untergang wünscht

Mathias


Hadmut
18.12.2012 7:36
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@Mathias: Seit wann hätte Feminismus was mit Bildung oder sachlichen Argumenten zu tun? Da geht’s nur darum, einfach irgendwelche Phantasiebehauptungen aufzustellen, deren Vorstellung gerade gefällt.


Klaus
18.12.2012 7:29
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Absolut erschreckend. Genauso wie dieser Artikel, der in der Dokumentation erwähnt wird:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-28591080.html


Mathias
18.12.2012 8:59
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Ach verdammt! Ich verfalle auch immer wieder in meine verachtenswerten männlichen Verhaltensweisen. Schande über mich, und ich gehe mich jetzt mit rosa Plüsch kasteien …


Fx
18.12.2012 12:12
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Siehe auch:

“Mann auf der Überholspur – Das Y-Chromosom im männlichen Genom galt als genetische Schwundstufe. Zu Unrecht, wie sich jetzt zeigte: Es ist vielmehr eine Insel genetischer Erneuerung”
http://www.faz.net/aktuell/wissen/mensch-gene/y-chromosom-mann-auf-der-ueberholspur-1911281.html


Phil
18.12.2012 12:53
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@Joe personenbezogen heißt nicht, dass alle Leute den Blog abonnieren, weil sie Hadmut als ihren neuen Messias sehen.

Die meisten Leute werden den Blog abonniert haben, weil sie die Themen interessant finden.
Das ist so, wie wenn man nach Norden will und einer Straße in nördlicher Richtung folgt. Ändert die Straße die Himmelsrichtung, dann werden die meisten Leute irgendwann die Straße wechseln.

Eine Abspaltung eines speziellen, aber häufigen Themas ist eine nette Geste gegenüber den Lesern.

Ich würde es begrüßen, wenn der Feminismus ein eigenen Blog bekommen würde.


Alexander Roslin
18.12.2012 17:15
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@ Phil

*Ich würde es begrüßen, wenn der Feminismus ein eigenen Blog bekommen würde.*

Ich nicht.

Gerade die Kramkistenatmosphäre (“Wer vieles bringt, wird manchen etwas bringen.”) macht das Blog interessant (neben Hadmuts Humor und Satireanfällen).

Aber sein Blog – seine Entscheidung. Ich bin da ganz autoritär und patriarchal.

Zu Frauen, Männern und Intelligenz, Evolution und X-Chromosom:

Es gibt Anzeichen dafür, dass auf dem X-Chromosom überdurchschnittlich viele Gene liegen, die den IQ positiv oder negativ beeinflussen.

Wenn ein Mädchen Glück hat, bekommt es z.B. von seiner Mutter ein X-Chromosom mit einem Genmuster, das optimal für den Zusammenbau eines Hochleistungsgehirns ist.

Dann ist aber wahrscheinlich das 2. X-Chromosom, das es von Papa bekommt, “schlechter”, also durchschnittlicher.

Das führt dazu, dass im Ergebnis das optimale eine X durch das durchschnittlichere zweite X verwässert wird.

Denn in allen Zellen eines Mädchens ist im Wesentlichen immer nur ein X-Chromosom aktiv, auch in den sich entwickelnden Gehirnzellen.

Ob es das vom Vater oder das von der Mutter ist, wird durch Zufall entschieden, d.h. in der Hälfte seiner Zellen wird das durchschnittlichere Chromosom aktiv sein, das “bessere” stillgelegt.

Anders bei einem Jungen.

Weil der nur ein X-Chromosom hat, ist dieses eine X-Chromosom in ALLEN seinen Zellen aktiv.

Hat er Glück und bekommt von Mama eines mit einer optimalen Genkombination, hilft das unverwässert beim Zusammenbau eines Hochleistungsgehirns.

Hat er Pech und bekommt ein suboptimales X-Chromsom, bekommt er ein schlecht funktionierendes Gehirn mit auf den Weg.

So haben Jungen eine größere Chance als Mädchen, geistig retardiert zu sein, aber auch eine größere Chance, hochintelligent zu werden.

Das ist im Augenblick die beste Erklärung dafür, dass es, bei annähernd gleichem Durchschnitts-IQ beider Geschlechter, wesentlich mehr männliche Dummköpfe aber auch wesentlich mehr männliche Hochintelligente gibt als weibliche.

Da Erfindungen nicht von Dummköpfen gemacht werden, erklärt das auch die Tatsache des überwältigenden Übergewichtes von Männern unter den großen Erfindern/Wissenschaftlern/Künstlern bis in die Gegenwart hinein.

Die bahnbrechenden Erfindungen von Frauen lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen und auch heute haben wir nur 5% Frauen unter den Erfindern (über Bedeutung ist da noch gar nicht geredet, nur die Menge betrachtend).

Und das nach 40 Jahren Mädchen begünstigender Bildungsreformen.

Ja, es wird Zeit, Männer endlich runterzureden, damit endlich, endlich, ENDLICH Gleichstellung erreicht werde.

Und nur die ist wichtig für Geschlechtersozialist.I.nnen.

Egal auf welchem Kellerniveau.


Alexander Roslin
18.12.2012 17:28
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Hier noch ein Beitrag der BBC zum Thema mit einem Foto einer Katze mit einem schildpattgemusterten Fell, das sehr schön die Zufallsauswahl des aktiven X-Chromsoms bei weiblichen Tieren sichtbar macht.

http://news.bbc.co.uk/2/hi/science/nature/4355355.stm

Aus diesem Beitrag:

*Men also have another reason for feeling upbeat about their genetic lot. New Scientist reports that although men are more likely to be mentally retarded, they are also more likely to be geniuses.

Although the average IQ of men and women is equal, men are more frequently found at both extremes of intelligence.

This is because, if you have very good intelligence genes on your X chromosome, it pays not to have them muffled by more average genes on another X chromosome.*

Das versuchte ich auszuführen.


Heinz
18.12.2012 17:48
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@Hadmut
Weiß der Arbeitskollege jetzt mehr über Gender oder hat er diese Feminismus=Gleichberechtigung=gut-Denke aus der viele nicht so leicht rauskommen?


Hadmut
18.12.2012 19:09
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@Heinz: Nein, er weiß jetzt mehr. 🙂


Joe
18.12.2012 19:21
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personenbezogen heißt nicht, dass alle Leute den Blog abonnieren, weil sie Hadmut als ihren neuen Messias sehen.

Im ursprünglichen Weblog kommentiert der Autor chronologisch, was er beim Surfen gefunden hat und interessant findet. (Was dann SEO- und Marketingfritzen draus gemacht haben – anderes Thema.)

Bessere Blog-Software unterstützt Kategorien und Tags, so daß nicht jeder alles lesen muß.


Skeptiker
18.12.2012 19:55
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@Alexander Roslin, 18.12.2012 17:15
Thema Verschiedene Streuung der IQ-Werte bei M und W – ey **das** ist ja mal’n geiler Gedankengang. Klar, plausibel ist nicht dasselbe wie wahr, aber ist trotzdem ein echter Killer. Dumm nur, dass das sicherlich “männliche” Forschungsergebnisse sind, also ungültig und sowieso falsch bzw SKS, denn: Wenn Frauen keine eigenen Chromosomen haben, wo soll denn dann bitte die Vorliebe für Rosa herkommen? Na? MUSS also anerzogen sein!! q.e.d.

@Hadmut, wenn Du als Buchautor ( -> Lesungen? -> Podiumsdiskussionen? -> Talkshows? ) in Sachen Genderismus tätig bleiben möchtest, liegt der Gedanke an ein spezialisiertes Blog (á la Esowatch: “Der Frauenbeobachter” *kicher) auf der Hand, als zeitgemäße publizistische Plattform und um (Doppelsinn) im Gespräch zu bleiben. Wenn Du hier nur die Technikthemen nicht ganz aufgibst. Deal?


nochnThomas
18.12.2012 19:59
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Oh sowas liebe ich “Außerdem seien Männer schon genetisch bedingt weich in der Birne, weil der Hirnschmalz auf dem X-Chromosom sei, wovon Frauen bekanntlich zwei und Männer nur eins hätten”

(Wo stand das denn?)

Wir wissen alle, was rauskommt, wenn man drei der “Hirn”gonosomen (Geschlechtschromosomen) hat oder nur ein X und sonst kein anderes vorhanden ist…: zeugungsunfähig und sehr niedrige Intelligenz.

Zu dem Ding von Klaus Dörre:
der verwendet leider gleich zu Anfang (Fn 4) ein total veraltetes Werk von S. Hradil. In dem stehen relevante Wirtschaftskennziffern noch in DM und da stehen auch Krachersätze drin wie die, dass anhand dieser Zahlen klar ersichtlich ist, dass Griechenland, Spanien und Italien wirtschaftlich auf dem aufsteigenden Ast sind, mindestens die nächste Dekade (2005-2015) über. Ein paar Bekannte mussten das letztens in einer Soziologie-Klausur (Nebenfach) so hinschreiben, obwohl inzwischen selbst die Blöd es besser weiß. Gelebte Schizophrenie…

das, worums geht in dem Text ist m.M. das hier (habe in eckigen Klammern was zum Verständnis dazu gesetzt]:
“Das eigentlich Neue der aktuellen Prekarisierungsprozesse besteht darin, dass Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen zunehmend mit männlicher Konkurrenz konfrontiert werden. Charakteristisch für den prekären Bereich ist, darauf weisen die wenigen vorliegenden Untersuchungen hin34, ein verschärfter Wettbewerb [um prekäre Beschäftigung!] zwischen Männern und Frauen. Dabei wird die prekäre Feminisierung der Arbeitswelt [= prekäre Arbeit und die Akzeptanz von deren Verhältnissen wird zu 2/3 von Frauen ausgeführt] sukzessive auf Männer ausgedehnt. Aus der männlichen Perspektive bedeutet dieses neue Konkurrenzverhältnis Einmündung in quasi-feminisierte Strukturen des Arbeitsmarktes. Eine derart erzwungene „Feminisierung“ provoziert im sozialen Nahbereich eine Vielzahl symbolischer Kämpfe und Grenzziehungen.”

“Unstete, gering qualifizierte, schlecht bezahlte und wenig anerkannte Arbeit gilt Leiharbeitern wie Einzelhändlerinnen als „feminin“. Dieser in der Sprache von Befragten gleichsam „natürlich“
erscheinende Unterschied löst jedoch höchst gegensätzliche Verhaltensstrategien aus. Zu „wirklicher“ Männlichkeit gehört für die befragten Leiharbeiter, dass sie alles daran setzen, solche
Arbeitsverhältnisse tunlichst zu meiden. Fügt man sich in eine prekäre oder nicht qualifikationsgerechte Erwerbstätigkeit, ist das gleichbedeutend mit dem Verlust der Männlichkeit. Kontrastierend
dazu beruht das weibliche Arrangement mit prekärer Beschäftigung bei den Einzelhandelsangestellten auf der Möglichkeit zu einer
subjektiven Verarbeitungsform, die vom naturalisierenden Männlichkeitsideal gerade ausgeschlossen wird, auf dem Ausweichen in die Alternativrolle der Hausfrau und Mutter. Die Wahl einer
prekären Beschäftigung erfolgt bei den Einzelhändlerinnen
keineswegs aus freien Stücken; doch die subjektive Aufwertung der Alternativrolle ermöglicht es, aus der objektiven Not eine
subjektive Tugend zu machen [= Erziehungsarbeit leisten zu können]. Nicht die prekäre Arbeit an sich [wie bei den Männern], sondern Willkür des Managements und die fehlende individuelle Zeitsouveränität, die ihnen den Flexibilitätsvorteile einer
Teilzeitbeschäftigung nimmt, erscheint den Verkäuferinnen
als Kardinalproblem. Zur Ironie dieser sexualisierten Deutungen von
Arbeitsteilung gehört, dass das eine Verarbeitungsmuster
zumindest implizit das andere voraussetzt. Die Einzelhändlerinnen sind tatsächlich in gewissem Sinne unbewusste Komplizinnen
männlicher Herrschaft, denn ihre Alternativrollenstrategie [als Teilzeitarbeiter und Hausfrau/Mutter] funktioniert im Grunde nur, wenn die Partnerschaft mit einem Vollzeiternährer gewährleistet ist.”

Verstehe ich jetzt so, dass die Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse Männer und Frauen gegeneinander “aufreizt” und beide unsicherer macht, Frauen aber das Mutterding als Kompensation haben (können), Männer aber – nichts. Also latent: der Mann ist dafür zu dumm bzw. die Frauen haben wenigstens irgend was um sich nicht nutzlos zu fühlen. Sowas wie ehrenamtliche Arbeit kommt da nicht zur Sprache (machen fast 30 Millionen Deutsche). Aber so ganz falsch ist es vielleicht nicht, nur wahrscheinlich finden sich selbst davon Betroffene Männer (Leiharbeiter, prekär Beschäftigte) in dem Geschwurbel nicht wieder und werden darüber also kaum weiter nachdenken.


ein anderer Stefan
18.12.2012 20:00
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Also, ich habe die Dokumentation der Fachtagung zum größten Teil gelesen. Darin wird meines Erachtens tatsächlich versucht, spezifisch männliche Risiken zu erkennen und zu benennen. Dort wird nicht die Genderkeule rausgeholt und mit dumpfen Vorurteilen rumgekotzt. Ich denke, es ist durchaus nicht überraschend, dass gesundheitliche Risiken auch vom Geschlecht abhängig sind, aber durch unsere irre gewordene Arbeitswelt verschärft worden sind.


nochnThomas
18.12.2012 20:26
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Was in dem ganzen Ding auch immer mal wieder erwähnt wird ist, dass es eigentlich noch gar keine Forschung zum Mann als Lebewesen gibt (“die wenigen vorliegenden Forschungsergebnisse.”). Ich habe mal gelesen, dass läge daran, weil Männer, sofern sie Forschungsobjekte waren, immer nur als Väter untersucht worden sind, nie als einfach-Männer, man die Erkenntnisse über Männer als Väter aber nicht quasi einfach kopieren und sagen kann: Mann = Vater. Daher weiß man nur die bekannten statistischen Werte wie früherer Tod (in der historischen Betrachtung von 1850 aufwärts ist da übrigens eine interessante Statistik (leider mit Rechenfehler bei 1949/51): dass Männer früher sterben ist seit ca. 160 Jahren der Fall), das Anführen der Suizidrate und die viel seltenere Konsultation von Ärzten. Wohers kommt? Nichts genaues weiß man nicht. Implizit kann man daraus schließen: hat auch nie interessiert.


Joe
19.12.2012 0:11
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Man könnte natürlich auch vermuten, daß die Wünsche nach weniger “Gender” in diesem Blog mit der sich einstellenden, unangenehmen kognitiven Dissonanz zu tun hat.

Wenn einen zum Beispiel die technischen Themen sehr interessieren, aber man technikertypisch (?) eigentlich voll überzeugt ist von mainstream-feministischen Glaubenssätzen und gegensätzliche Informationen möglichst ausblenden möchte.

Ich kann gut nachvollziehen, wie sich das anfühlt, denn ich hatte vor einem Jahrzehnt mal das technische Blog einer Berlinerin gelesen, das ständig eingestreute feministische Geseier ging mir da irgendwann auch ziemlich auf den Keks.

Als Radikal-Libertärer bin ich allerdings gewohnt, Leute mit anderen Weltanschauungen zu lesen. Das mag für jemanden, der in der Geek-Nerd-CCC-Piraten-Flausch-Welt zu Hause ist, anders aussehen.


Oppi
19.12.2012 14:09
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“In dem stehen relevante Wirtschaftskennziffern noch in DM und da stehen auch Krachersätze drin wie die, dass anhand dieser Zahlen klar ersichtlich ist, dass Griechenland, Spanien und Italien wirtschaftlich auf dem aufsteigenden Ast sind, mindestens die nächste Dekade (2005-2015) über.”

Das war auch im wesentlichen der Fall. Bis zur erzwungenen Bankenrettung.


nochnThomas
20.12.2012 17:27
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@Oppi: Ob das für damals gestimmt hat, weiß ich nicht. Aber ein Lehrbuchwissen abzufordern, dass die Realität überholt hat und das (notenrelevant) auch trotz Realität so niederschreiben zu müssen ist eigentlich nicht haltbar. Im Grunde ist es auch antiwissenschaftlich, weil man gerade überholtes Wissen als aktuell hinstellen und fassen soll.

In einer aktualitätsbezogenen Studie es zu verwenden ist daher auch mindestens fragwürdig. Das Buch behandelt das Thema Ungleichheit und das dürfte sich seit 2005 doch etwas verändert haben (da wurde in D. bspw erst HartzIV in jetziger Form eingeführt und dass das eine wesentliche Ursache für Männerprobleme sei (Prekarisierung der Arbeit), ist eine zentrale These des kurzen Schriftstücks).
Vor allem wegen des Satzes, für den die Quelle verwendet wurde:

“Obwohl die Ungleichheiten zwischen Klassen und Schichten hierzulande noch immer weit geringer ausgeprägt sind als in den angelsächsischen
Kapitalismen (4), war Verunsicherung schon vor der globalen Finanzkrise zur „dominante(n) gesellschaftliche(n) Grundstimmung“ geworden.”

Dass die Ungleichheit heute nicht mehr so sehr viel geringer ausgeprägt ist wie 2005 sagt dieses Schriftstück aber gerade selbst. Bis zur Schönfärbung hat das auch der Armuts- und Reichtumsbericht gesagt (wo aus “geringe Löhne führen zu immer stärkere Spaltung der Gesellschaft und gefährden den sozialen Frieden” “sinkende Löhne sind ein Zeichen struktureller Verbesserung” geworden ist…auch eine echte Stilblüte)

Wirkt auf mich einfach etwas inkonsistent.


h.d.
20.12.2012 19:58
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Gender;
Satire on:

Amerikanische Wissenschaftler hatten 2009 herausgefunden, Männer können Hunger besser unterdrücken als Frauen.

Die afghanischen Taliban hatten schon zwischen 1996 und 2001 herausgefunden, dass man Frauen besser unterdrücken kann als Männer.

Gender-Aktivistinnen haben nun herausgefunden, dass man Männer in westlich, demokratischen Systmen mit Gender-Gequatsche zwar unheimlich nerven, aber nicht wirklich nachhaltig unterdrücken kann. Kein Grund für die Gender-Verfechter(innen) die laufenden Versuche abzubrechen.

OK – die Taliban machen auch weiter.

Satire off.