Ansichten eines Informatikers

Die Beleidigtseins-Industrie

Hadmut
13.11.2012 23:03

Herrschaftszeiten!

Andauern kommt einer um die Ecke, der irgendwas verbieten will, weil er sich „beleidigt” fühlt. Jeder darf sich hier irgendwas wünschen, indem er sich für „beleidigt” erklärt. Mal sind’s die Muslime, mal sind’s die Feministinnen, dann irgendwann mal die Juden und die Christen, und was weiß ich nicht wer alles, jeder ist zutiefst und tödlich beleidigt (und sie lenken allen ziemlich effektiv davon ab, dass sie außer beleidigt eigentlich gar nichts sind und nichts bringen und ihr Selbstverständnis aus nicht wesentlich mehr als Beleidigtseinsresonanzen besteht. Der Zustand des Beleidigtseins als Selbstdefinition.).

Aktuell sind’s die Indianer, weil irgendein Unterwäsche-Model mit Indianerkopfschmuck herumgelaufen ist. Und anstatt sich darüber zu freuen, dass von ihnen auch mal was kommt, was man als Beitrag ansehen könnte, machen sie auf beleidigt und wollen’s verbieten. Weil beleidigt zu sein so die einzige Chance ist, überhaupt mal in die Zeitung zu kommen wenn sonst nichts mehr kommt.

Überhaupt fällt mir in letzter Zeit auf, dass immer häufiger Kritik einfach damit abgebügelt und weggewischt wird, dass sie „beleidigend” sei. Ohne jede Begründung oder Erläuterung, rein subjektiv. Was einem nicht in den Kram paßt, wir als beleidigend erklärt, weil sich ein gesellschaftlicher Konsens herausgebildet hat, dass man Willkür, Egozentrik und Ignoranz nun unter dem Sammelbegriff „Beleidigtsein” zusammenfasst und jeder sich frei aussuchen darf, was man wegdrücken darf.

Würde ich jetzt beispielsweise erklären, dass ich von irgendwas beleidigt bin, interessiert das niemand und ich werde ausgelacht. Komm ich aber mit 5.000 Leuten und brenne irgendeinen Stadtteil nieder, dann werden sich ganz sicher sofort irgendwelche Politiker für mich einsetzen und erklären, dass man mich niemals hätte beleidigen dürfen, ganz egal, worum’s eigentlich geht.

Bin mal gespannt, wer nächste Woche beleidigt ist.

Seit Jahrzehnten spüren sie ja außerirdischem Leben nach und lauern drauf, dass kleine grüne Männchen in fliegenden Untertassen vorbeikommen. Kann nicht mehr lange dauern, sie werden ganz sicher bald kommen. Um sich zu beschweren, dass wir sie mit irgendwas beleidigt hätten.

Alles so schlimm…

12 Kommentare (RSS-Feed)

O.
14.11.2012 1:44
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O.
14.11.2012 1:48
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Wieso erscheint “.O” als Name, wenn ich “O.” als Name angebe? Nicht schön… …aber Hadmut wird nichts dran ändern, ist halt ein Bug… … naja, was solls… …obwohl…. ich könnte an die Medien ran treten, oder wenigstens im Blog hier rum pöbeln und sagen, daß das meine Gefühle beleidigt…. …hmhhhh… …ja, das ist eine sehr gute Idee…. … ob man mit so einer Strategie auch andere Softwarehersteller dazu bringen kann, Bugs zu fixen? *grübel* …und ob man Politiker damit auch antreiben kann, eine bessere Politik zu machen?


O.
14.11.2012 2:07
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“I like offending people, because I think people who get offended should be offended” (Linus Torvalds) http://www.youtube.com/watch?v=MShbP3OpASA&t=61m27s


denn
14.11.2012 2:27
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Du bist also beleidigt vom Beleidigtsein … :/ … 🙂 … Da muss man doch irgendwie Profit ‘draus schlagen können.


Klaus
14.11.2012 7:00
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Ach DESHALB gibts im Kino keine Western mehr. Die Indianer könnten über ihre Darstellung beleidigt sein …


euchrid eucrow
14.11.2012 8:50
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Der beste Beweis dafür, dass es im Weltraum intelligentes Leben gibt, ist, dass noch keiner von denen mit uns Kontakt aufgenommen hat.

Johannes Calvin, (1509 – 1564)

=)


Hadron
14.11.2012 10:14
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Zitat Klaus Kinski: “Ich entscheide, wer mich beleidigt” – Mit Betonung auf “Ich”.

Es sind nicht die Dinge, die uns beleidigen, sondern unsere Sicht der Dinge. Warum wirkt »Hiermit beleidige ich Sie!« nicht beleidigend, »Sie alter Penner!« aber schon? Entsteht eine Beleidigung nicht immer beim Empfänger? Wenn jemand kein Klingonisch kann, dann wird er, wenn ich ihm die schlimmste existierende klingonische Beleidigung »Qapla! Gkach na battala Bpallah!« lächelnd ins Gesicht sage, nicht beleidigt sein.


Flusskiesel
14.11.2012 11:55
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Mir kommt gerade der zynische Gedanke:
Warum auch nicht? Wenn es sich für die jeweilige Gruppe lohnt, können die das ja machen. Es gibt ganze Industriezweige für solche und ähnliche Dinge (Abmahnwesen).


scanner
14.11.2012 15:04
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In England läuft gerade eine kampagne um das wort “insult” aus dem paragrafen zuentfernen der in letzter zeit zu den absurdesten verhaftungen durch die polizei geführt hat.
http://www.youtube.com/watch?v=gciegyiLYtY


chiefelder
16.11.2012 9:11
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ARTICLE II – Bill of no rights (per Google leicht zu finden).

Man kann Leute, die von ihren vorgeblichen Rechten verwirrt sind gar nicht oft genug auf dieses hervorragende Dokument hinweisen.


O.
17.11.2012 15:43
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@scanner:
danke, interessant.
Ich habe mal nach der Kampagne gesucht und fand dies hier:
http://reformsection5.org.uk


O.
17.11.2012 15:53
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Josie Appleton — The Hyper-Regulation of Everyday Life
http://www.youtube.com/watch?v=t8Np5kSxAlE