Ansichten eines Informatikers

Thou shalt make backups

Hadmut
23.8.2012 20:01

Seit ein paar Tagen geht ein kurioser Fall einer Kunst-Vernichtung durch die Presse.

Ganz viele Medien weltweit, etwa SPIEGEL und WELT, berichten über einen kuriosen Kunstunfall. In einer völlig unbekannten und bedeutungslosen Kirche in einem völlig unbekannten und bedeutungslosen Kaff namens Borja in Spanien gab es ein unbekanntes und bedeutungsloses Jesus-Fresko „Ecce Homo” an der Wand, das in diesem schwülstigen Leidens-Barock gemalt war. Irgendwie kommen die da in diesem christlichen Kontext auch nicht von den schräg auf die Seite gelegten und nach oben gedrehten Köpfen mit Leidens-Blick nach oben weg. Ich könnte mich nicht erinnern, jemals irgendwo ein Jesus-Bildnis gesehen zu haben, auf dem der gelacht oder wenigstens mal gelächelt hätte, was aber sicherlich eher die Lebensweise des Malers (oder dessen Kundschaft) als die des Gemalten beschreibt, denn woher wollen sie wissen, wie er geguckt hat und ob er den Kopf gerade oder schief hielt?

Ich hab’s nicht nachgezählt, und noch nie drauf geachtet, aber irgendwie ist mir gerade so, als würden die beim Leiden den Kopf bevorzugt nach rechts klappen. Könnte einerseits an der menschlichen Wahrnehmung liegen, dass es so besser wahrgenommen wird (unter Fotografen ist beispielsweise bekannt, dass man bei Reisebilderserien auf Richtungen achten sollte. Wenn man sich überhaupt noch den Fehler leistet, ein Allerwelts-Foto auf dem verkratzten Flugzeugfenster auf den Flügel aufzunehmen – ganz schrecklich, drückt jede Fotoserie auf unterstes Laien-Niveau – dann doch bitte in die richtige Richtung, notfalls spiegeln, weil der Flug nach rechts – also der Blick aus einem Fenster auf der linken Seite – als wegfliegen wahrgenommen wird, und der Flug nach links – also der Blick aus dem rechten Fenster – als Heimkehr. Obwohl Wegflieger und Heimkehrer in Flugzeugen gleichmässig verteilt werden, es ist nicht so, dass die einen links und die anderen rechts sitzen). Könnte aber auch daran liegen, dass der Kopf für Rechtshänder so leichter zu malen ist.

Wie auch immer.

Jedenfalls haben sie sich jahrelang nicht drum gekümmert und das Ding blätterte so vor sich hin.

Eine über 80-jährige Frau dachte sich, das Ding gehört mal restauriert, aber das Geld kann man sparen, wenn man es selbst macht. Und hat’s komplett versaut. Aber sowas von versaut.

Sieht fast so schlimm aus wie ein Malen-nach-Zahlen-Versuch auch meinen frühesten Kindertagen. Obwohl es nur um das Ausfüllen vorgedruckter Formen geht, ist es fürchterlich daneben gegangen. Malen, selbst nach Vorlage, ist nämlich gar nicht einfach, das unterschätzt man enorm. Wenn ich mal in den Museen (z. B. Münchner Pinakothek) alte Maler anschaue, muss ich sagen, dass mir die Bilder meistens überhaupt nicht gefallen, aber die Fähigkeit, sowas zu malen, ganz enorm ist. Da gehören besondere Fertigkeiten und Kenntnisse im Umgang mit dem Material dazu, um die Farbe überhaupt so hinzukriegen, wie man es haben will. Für den ungeübten Laien völlig aussichtslos.

Obwohl die Frau es vermurkst hat, sehe ich den Fehler aber nicht bei ihr. Denn wenn da jeder so reinlatschen und dran rummachen kann, hätte es auch dem Vandalismus oder einem Graffiti zum Opfer fallen können. Oder Erdbeben, Wassereinbruch, was auch immer. Shit happens.

Was mich viel mehr erstaunt ist, dass man jetzt jammert und die besten Restauratoren sucht, aber anscheinend kein brauchbares Foto davon hat, wie es vorher mal war. Freilich kann ein Foto das Original nicht ersetzen, aber in der Situation wäre es sicherlich kein Fehler. Und selbst ein Bild ausbelichten zu lassen und einfach davorzuhängen wäre noch besser als das, was sie jetzt haben.

Und bei uns in Deutschland ist ja auch schon einiges kaputt gegangen. Die eine Bibliothek ist abgebrannt, die andere in einen U-Bahn-Tunnel gerutscht. Und jedesmal war das Geschrei groß, alle die unersetzlichen Kunstwerke unwiderbringlich vernichtet. Hätte man sie digitalisiert, wüsste man zumindest, was in den Büchern stand und könnte Bilder wenigstens nochmal anschauen.

Wäre es nicht an der Zeit, sämtliche Kunstwerke und so weiter mal umfassend zu digitalisieren und zu archivieren?

Ich glaube kürzlich irgendwo gelesen zu haben, dass ausgerechnet der Vatikan damit angefangen habe, seinen gesamten Bibliotheksbestand digital zu erfassen und zu archivieren.

46 Kommentare (RSS-Feed)

nadar
23.8.2012 21:07
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In dem Artikel sind zwei Fotos des noch nicht “restaurierten” Bildnisses zu sehen. Wenn man bisschen rumgoogelt, findet man auch größere Versionen wie hier (aufs Bild klicken): http://politiken.dk/kultur/kunst/ECE1728908/klatmaler-oedelaegger-historisk-jesus-freske/

Ob die Quelle eine ordentliche Fotografie ist, hab ich mir nicht die Mühe gemacht herauszufinden. 🙂


Hadmut
23.8.2012 21:12
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Das ist noch kein Repro-Foto, was eine Reproduktion oder nur das Betrachten der Details erlaubt. Vielleicht haben sie eines, weiß man aber nicht.


Michael
23.8.2012 21:11
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Jesus nimmt hinweg die Sünde der Welt – und dabei soll er ein Lächeln auf den Lippen tragen? WTF, was für nen Eindruck mavht das denn… 😛


Hadmut
23.8.2012 21:13
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@Michael: Hat der dabei nicht mal Pause oder sowas gemacht? So gar keinen Spaß gehabt?


Anmibe
23.8.2012 23:20
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Zumindest wird sie bereits plagiiert. Ich stelle vor: Das Abendmahl!

http://www.teinteresa.es/increible/autora-Ecce-Homo-versiona-ultima_TINIMA20120822_0346_3.png

Ich jedenfalls konnte mich vor Lachen kaum halten. Wenn’s nach mir ginge, sollte man die Restauration dran lassen. Wenigstens mal was zum Lachen in einer katholischen Kirche.

@Hadmut: Selbst mit BackUp-Fotos müssen die erstmal die Farbe der alten Dame wieder runterbekommen, wer weiß was die genommen hat.


Hanz Moser
24.8.2012 0:49
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@ Anmibe

Was die Alte verbockt hat, soll sie richten. Und wie meine Großmutter schon immer sagte, “was mit Atta nicht weggeht, darf bleiben”.


Hadmut
24.8.2012 0:54
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@Hanz: Mit Atta ging aber meistens auch das weg, was bleiben sollte….


buecherwurm
24.8.2012 0:50
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>So gar keinen Spaß gehabt?
Maria Magdalena kommt mir da zufällig in den Sinn 🙂
Aber auch das Wein.. ähm.. die Weinzusichnahme muss doch eine Wirkung entfaltet haben. Oder waren das nur homöopathische Mengen?


Stefan W.
24.8.2012 4:16
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Fraglich ist, wo der Nachrichtenwert ist.

Es gibt pro Ort mindestens eine Kirche in Europa – da schlägt auch hin und wieder ein Blitz ein, ein Erdbeben macht platt – dass man dem Bild nachtrauert ist das eigentliche Phänomen.

Bei rasant steigenden Bevölkerungszahlen, wenn 10 000 Studenten des nordostitalienischen Frühbarocks ein Seminarthema suchen, da wäre so ein Bild – immer noch uninteressant.

Mann soll pro Staat und Jahrhundert eine außergewöhnliche Kirche als Museum aufbewahren, und den Rest dem Zahn der Zeit überlassen – Ruinen sind ohnehin viel romantischer, wenn der Efeu alles überwuchert.


Hadmut
24.8.2012 8:21
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@Stefan: Wäre die Kirche abgebrannt, hätte vermutlich niemand das Bild erwähnt.


yasar
24.8.2012 7:17
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Also ich finde die Restauration der alten dame hat was. Zumindest hat das neue Gemälde etwas von moderner Kunst. Andere “Künstler” erhalten für solche Bilder Riesenbeträge.


yasar
24.8.2012 7:19
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Apropos alles digitalisieren:

Und wer denkt an das backup der digitalen Kunstwerke? Meiner Erfahrung aus 32 Jahren Computerei nach wird das Thema immer erst dann akut, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.


Knut
24.8.2012 10:22
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Ich kann dem Bild jetzt auch nicht den ganz großen künstlerischen Wert abgewinnen. Wenn man den unbedingt ein Fresko will, sollte man das als Wettbewerb für Studenten ausschreiben. Das kann eine tolle Abschlußarbeit werden.

Die alte Dame sollte den Studenten dann mit Getränken und Essen versorgen, damit auch eine Bestrafung stattfindet. Wobei … wer wird dann bestraft ?

Das Ganze wäre auch deshalb ein schönes Projekt, weil wahrscheinlich kaum noch Fresken gemalt werden und das Handwerk ausstirbt. Allein der Putz ist schon eine Wissenschaft für sich. Und die Maltechnik muß man schon drauf haben, denn man hat ja nur die Trocknungsphase zum Fertigwerden. Das kann man allein mit restaurieren kaum lernen.


xyz
24.8.2012 10:24
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Mephane
24.8.2012 10:42
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“Wäre es nicht an der Zeit, sämtliche Kunstwerke und so weiter mal umfassend zu digitalisieren und zu archivieren?”

Genau deswegen befürworte ich auch, das Google weiterhin Bücher digitalisiert. Lieber so als gar nicht.


Hans
24.8.2012 10:57
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Nun ja, ein “unbedeutender” Informatiker, der von Malerei offenkundig kein Ahnung hat, ist der Meinung, ein Fresco eines spanischen Malers aus dem späten 19. Jhd. sei barock und unbedeutend.
Gott sei Dank halten sich wenigstens “unbedeutende” Maler mit derart qualitätsvollen Urteilen über Informatik zurück.


Hadmut
24.8.2012 11:08
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@Hans: Muss man denn als Informatiker erst „bedeutend” sein, um eine Meinung haben zu dürfen?

In mehreren Nachrichtenmeldungen wurde das Werk als unbedeutend eingestuft.

Und wie man auf manchen Fotos sah, haben sie vorher schon die Farbe weitgehend abblättern lassen. Also kann’s nicht bedeutend gewesen sein, sonst hätte man sich ja drum gekümmert. Ich habe auch nicht gesagt, dass dieses spezielle Bild barock ist, sondern dass der ganze Kirchenstil so auf mich wirkt.

Übrigens nennt man auch die Figur mancher Leute „barock” und den Stil technischer Geräte aus Japan der 60er und 70er Jahre „Japan-Barock”.

Immerhin kann ich meine Meinung vertreten und begründen, was man von Deinem Kommentar nicht sagen kann. Warum soll ein Werk automatisch bedeutend sein, weil es ein Spanier im 19. Jahrhundert gemacht hat? Haben die kraft Staatszugehörigkeit nur bedeutendes gemacht?

Worin äußert sich „bedeutend”, wenn das Fresko nie erwähnt wurde, als es noch da war? Gemessen an der Pressewirkung war die naive Malerei der 80-jährigen aus dem frühen 21. Jhd. allemal bedeutender.


Johanna C.
24.8.2012 11:54
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“Ich könnte mich nicht erinnern, jemals irgendwo ein Jesus-Bildnis gesehen zu haben, auf dem der gelacht oder wenigstens mal gelächelt hätte.”

Das offenbart aber großes Unwissen der europäischen Kunstgeschichte… gut, kann und muss sich ja nicht jeder für interessieren.

Auch wenn das leidende Gesicht so eine Art “ungeschriebene Norm” zu sein scheint, Darstellungen eines lächelnden Jesus findet man in Hülle und Fülle von an diversen Altären, Kreuzigungsgruppen oder auf manchen Ikonen. Auch in diversen Kunstsammlungen kann man fündig werden.

Ich nenne der Themenfremdheit wegen als Beispiel nur eine der bekanntesten Darstellungen: Der Altar der Jakobskirche in Urphar bei Wertheim zeigt seit einen lächelnden Jesus.


Johanna C.
24.8.2012 12:11
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Nur als Ergänzug: Bei einem Fresko blättert ja nicht bloß die Farbe, denn ein Fresko wird ja auf den noch nassen Putz gemalt. In der Kirche blätterten also schon die obersten Putzschichten.

Als “bedeutend” würde ich das Bild aber aus einem ganz pragmatischen Grund ansehen: So etwas heute in Auftrag zu geben, dürfte sich die Kirchengemeinde wohl kaum leisten können. Schon für die Restauration scheint es angesichts des abgeblätterten Putzes ja schon an Mitteln gefehlt zu haben.


yasar
24.8.2012 12:56
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@johanna

Ändert aber nichts daran, daß einem eben nur “traurigen” Jesuse unetrkommen. Die lächelnden scheinen immer gut versteckt zu sein. Mir ist nämlich bisher auch keiner untergekommen.


Hans
24.8.2012 13:17
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@Hadmut:
Ich weiß nicht, ob und falls ja, welche Bedeutung Martinez in der Spanischen Kunstgeschichte zugebilligt wird, darüber kann ich mir kein Urteil erlauben.
Er war nun mal Spanier, dafür kann ich doch nichts.
Auch wenn man die Qualität eines Bildes nicht anhand eines Fotos beurteilen kann, scheint es doch recht gut gemalt gewesen zu sein, die »Welt« meint jedenfalls, daß Martinez »dem Gesicht Jesu einen sanft-melancholischen Blick verlieh und die Züge insgesamt sehr gekonnt und plastisch modellierte«.
Bedeutung hin oder her, malen konnte der schon.
Die Kopfhaltung und andere »Normen« der religiösen Malerei, wie es Johanna formuliert, sind ein Thema für sich, dahinter stehen eher philosophische als malerische Erwägungen.
Ich bin nicht der Ansicht, daß man zu allem eine Meinung haben kann oder gar sollte!

@Johanna:
Es ist zwar richtig, es gibt nicht nur Leidensbilder von Jesus, eher im Gegenteil, aber die Passionsdarstellungen zumindest, und um eine solche handelt es sich bei Martinez’ Fresko, sind nun mal vom Leiden geprägt.
Der Mann hatte Nägel in Füßen und Händen, einen Dornenkranz auf dem Kopf, eine Stichwunde in der rechten Seite und war am Verdursten – da von ihm einen heiteren Gesichtsausdruck zu erwarten ist nachgerade schwachsinnig – außer natürlich, man ist »Monthy Python« :).

Digitalisierung von Kunstwerken ist eine feine Sache, aber auch aufwändig und dementsprechend teuer, schließlich macht man sowas in der Regel nicht mit einer Kleinbildknipse, egal wie viele Megapixel sie auch haben mag.
Wo kein Geld und auch kein Interesse da keine Digitalisierung.
Außerdem sind Spanien, Italien u.s.w. voll von Kunst, der Italienische Staat beispielsweise, hat ja nicht mal genügend Geld für Pompeji, und die Spanier haben auch drängendere Probleme, das ist halt so.
Aber z.B. könnten sich ja gutverdienende Informatiker mit zu viel Freizeit um sowas kümmern, unentgeldlich – just for fun, tue etwas Gutes für die Gesellschaft, die wird’s dir danken – oder auch nicht – tja.


Hadmut
24.8.2012 13:21
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gut und „bedeutend” sind zweierlei.


Johanna C.
24.8.2012 13:55
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@yasar: Aber jetzt mal bitte etwas mehr Logik als Polemik: Wenn ich Ihnen doch ein Gegenbeispiel nenne, existiert mindestens eine solche Darstellung. (Es sei denn, Sie zeigten mir, dass sie wider meines Wissens zwischenzeitlich entfernt wurde.) Also ist die Behauptung, es kämen einem nur die “traurigen Jesusse” unter, falsch.


Knut
24.8.2012 14:13
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Wenn ich dem Wikipedia-Eintrag ungefähr glauben darf, war Martinez Maler und Kunstprofessor. Also kompetent, aber nicht herausragend. Das Bild ist also ungefähr so wichtig, wie ein Niedecken oder eine Verena Reimann.

Die aktuelle Mode alles zu restaurieren und nicht, wie in früheren Jahrhunderten, schwer Zerstörtes einfach durch neue Kunst zu ersetzen, ist doch etwas daneben. Das hat etwas Messiehaftes. Man muß auch loslassen können, ohne dabei wirklich Interessantes gleich mit rauszukehren.

Wobei ich allerdings zugeben muß, das ein gutes Gleichgewicht anscheinend schwer zu erreichen ist. Die einen schmeissen minimal beschädigtes Zeug weg, dass man sich dann billig vom Sperrmüll holen kann und die anderen sammeln Dinge, die fast sicher nie mehr wiederverwendet werden.


Hadmut
24.8.2012 14:14
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Mir ist auch nicht ganz klar, warum ein Maler aus dem 19. Jhd. per se besser sein soll als einer aus dem 21. Jhd.

Aber Kunst ist Mode. Fast der ganze Kunstmarkt bewegt sich außerhalb des rationalen. Und viele „Kunstkenner” sind reine Wichtigtuer.


Thomas
24.8.2012 14:26
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Oh je wie witzig! Ich stell mir das Omchen vor, wie sie vor dem vollendeten Werk steht und sich: oh nein…ich habs voll versaut! denkt 😀

Danke für den Post!

Das Abendmahlplagiat (amnibe) ist göttlich. Ich glaube, dass drucke ich mir aus und hängs ins Bad 😀 Ganz große Kunst!!!!

Das wird mir ein paar Tage zu lachen geben, schätze ich! War das letzte Mal mit der “echten Konifere auf ihrem Gebiet” der Fall (Schavan)


Hans
24.8.2012 14:27
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Das ist eine Binsenweisheit und außerdem in diesem Zusammenhang sowieso Haarspalterei!
Selbstverständlich gibt es nur wenige wirklich bedeutende Maler, aber sehr viele gute.
Es gibt generell nur sehr wenige Menschen, denen Bedeutung zugebilligt wird, und von denen wiederum behält nur ein kleiner Teil diese dauerhaft, der Rest müht sich halt redlich, bestenfalls und wird sehr wahrscheinlich eher früher als später vergessen.

Aber es gibt keine zwar schlechten aber dennoch bedeutenden Maler.

Außerdem ging’s nicht darum ob der betreffende Maler nun bedeutend ist oder nicht, oder ob er gut war oder nicht – sondern darum, daß weder Sie noch ich das beurteilen können!
Und dazu kann man auch keine Meinung haben, das ist ein Faktum.


Hans
24.8.2012 14:37
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»Fast der ganze Kunstmarkt bewegt sich außerhalb des rationalen.«
Na und, hat doch auch noch nie jemand, der weiß wovon er redet, behauptet, der Kunstmarkt sei rational.

»Und viele „Kunstkenner” sind reine Wichtigtuer.«
Wie und womit belegen Sie das?

Viele Informatiker sind reine Wichtigtuer.
Widerlegen Sie das!


Hadmut
24.8.2012 14:42
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> Viele Informatiker sind reine Wichtigtuer.
> Widerlegen Sie das!

Erstens brauch ich das nicht zu widerlegen, weil ich hier nicht durch jeden Ring springen muss, den mir irgendeiner mit Tarnnamen hinhält. Wer Arbeitszeit von mir haben will, ohne dass ich ein Eigeninteresse daran habe, der muss einen Auftrag geben.

Zweitens werd ich es nicht widerlegen, denn es stimmt ja.


Thomas
24.8.2012 14:39
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Wenn man dieses Wahnsinnswerk jetzt wieder herstellen will: ist das dann Derestauration??? 😀


Thomas
24.8.2012 17:58
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@Hans: danisch hat ein Buch über die Wichtigtuer-Informatiker geschrieben. Heißt Adele.

Viele Leute sind auf ihrem Gebiet reine Wichtigtuer. Welche Sparte kann sich davon denn bitte ausnehmen??? Das scheint offenbar systemrelevant zu sein, dass es solche gibt. Sonst gäbe es sie ja nicht.


Hans
24.8.2012 18:20
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Wieso Tarnname?
Ich heise Hans, echt, wahrhaftig, beschweren Sie Sich bei meiner Mutter, wenn Ihnen der Name nicht paßt, ich fand den früher auch nicht so prickeld, habe aber mittlerweile meine Frieden damit gemacht.


Hadmut
24.8.2012 18:31
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Hundertausende Leute auf der Welt heißen Hans.

Leser meines Blogs wissen, dass ich es nicht leiden kann, wenn Leute hinter solchen ano-/pseudo-/polynymen Bezeichnungen rumstänkern.


Hans
24.8.2012 19:10
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@Thomas:
Na und?
Seit es Menschen gibt, gibt es auch Wichtigtuer, das ist sowas von banal, und überall wo Geld und vor allem krisensichere Posten verteilt werden (C4-Professuren beispielsweise), gibt es Korruption, mal mehr mal weniger, das ist unschön aber unvermeidlich.
Natürlich ist es gut und aller Achtung wert, wenn jemand den Mut aufbringt, dagegen anzugehen, aber man kann auch das Kind mit dem Bade ausschütten.

Jedenfalls sind Aussagen, a la »viele Informatiker sind …«, doch völlig sinnlos.
Viele Blumen sind rot – was sagt uns das über die Blumen?
Sind einige rot, oder 3,6724% oder 30%, oder die meisten Blumen oder was?
Der Punkt ist, das solche auf Gruppen bezogen Aussagen zudem meist, wenn man es genau betrachtet, einen pejorativen Charakter haben, d.h. man sagt zwar »viele Kunstkenner sind reine Wichtigtuer«, meint damit aber eigentlich pauschal Kunstkenner, Fragt man dann wie viele Kunstkenner derjenige kennt, stellt man fest: keinen.

Wenn z.B., wie gehabt ein Blogeintrag über, ich glaube, Korruption an der ETH Zürich, die es dort zweifelsohne auch gibt, in etwa mit den Worten beginnt: »Wie jeder weiß ist die ETH Zürich ein Saftladen …«, dann lese ich nicht mehr weiter, denn bei allem, was an der ETH schief laufen mag, ein Saftladen ist sie auf keinen Fall.
Solche Aussagen sind schlicht Schwachsinn.

Was »Adele« und auch das neue Buch angeht, zu lang, die Kunst liegt in der Beschränkung auf das Wesentliche, zu redundant und vor allem zu polemisch – phasenweise zwar sehr interessant und auch erhellend, aber als Ganzes leider unlesbar, verprellt selbst gutwillige Leser.
Der Autor hätte sich entweder einen Koautor suchen sollen, der etwas vom Schreiben versteht oder eine Lektor, der das ganze rigoros zusammengestrichen hätte.


Hadmut
24.8.2012 19:28
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@Hans: Du hast gar nichts verstanden.

Adele ist kein Buch, sondern eine chronologisch entstande Doku. Deshalb muss sie notwendigerweise Wiederholungen, Längen und Strukturanomalien aufweisen. Hättest Du es gelesen, wüsstest Du das nämlich.

Anscheinend bist Du nur hier zum rumstänkern.

Ich find das immer so drollig wenn die Leute auf meinen Webseiten viel lesen und viel kommentieren und dann behaupten „sowas lese ich erst gar nicht”.

Wenn Du es nicht lesen würdest, wärst Du ja erst gar nicht hier.

Mir ist nicht klar, warum Du Deine Zeit mit einem Blog verschwendest, das Du so schlecht findest.


Hans
24.8.2012 20:57
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Wo habe ich gesagt, das ich das Blog als Ganzes schlecht finde?
Ich finde es allerdings zunehmend schlecht, das stimmt.
Ich habe nur gesagt, daß ich den Blogeintrag über die ETH aus den genannten Gründen nicht gelesen habe.

Auch eine Doku kann zu lang sein.
Jemand, der ein altsprachliches Gymnasium besucht hat, sollte das wissen.

»Mir ist nicht klar, warum Du Deine Zeit mit einem Blog verschwendest, das Du so schlecht findest.«
Weil Sie früher wirklich interessante Beiträge über Informatik geschrieben haben, was in Deutschland recht selten war und ist, warum auch immer, ich lese ansonsten fast nur diesbezügliche englische Blogs, auch Ihr DNS-Pdf war klasse und ist meiner Meinung nach immer noch die beste deutschsprachige Einführung in das DNS.
Ich schaue ab und an mal rein, in der Hoffnung, doch mal wieder einen interessanten Artikel zu finden, und nicht z.B. diesen Antifeministen-Quatsch.
Ich weiß ehrlich nicht, wer schlimmer ist, diese schwachsinnigen Harcore-Feministinen oder Sie, alles die gleiche undifferenzierte Soße, nur mit umgekehrten Vorzeichen.
Das interessiert mich nicht.
Und nun auch noch völlig kenntnis- und sinnfreie »Meinungen« über Kunst.
Ich finde »Meinungen«, die über reine subjektive Geschmacksfragen hinaus gehen generell zum Kotzen. »Meinungen« sind völlig irrelevant!
Entweder man versteht halbwegs etwas von dem, worüber man redet, oder man hält sich raus.
Meinungsblogs sind die Pest des WWW!

Aber Sie haben schon recht, es hat wahrscheinlich keinen Sinn mehr, dieses zunehmend zum Meinungsblog mutierende Blog zu besuchen.
Außerdem geht mir Ihr permanentes Kommentator-Bashing auf den Wecker,
wie im Kindergarten!


Hadmut
24.8.2012 21:19
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@Hans: Dies hier ist ein Blog und kein öffentlicher Mülleimer um sich auszukotzen.


Thomas
24.8.2012 21:09
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Natürlich ist eine Digitalisierung sehr wünschenswert, stellt sie doch zuallervorderst eine Kopie dar. Freilich beginnt damit das eigentliche Problem: die Aufbewahrung.

Seien wir doch mal ehrlich: Der technische Fortschritt hat zwar bisher immer zu einer Erhöhung der Speicherdichte geführt, aber dies ging sehr zu Lasten der Haltbarkeit.

Die Haltbarkeit von Flash-Zellen ist meines Wissens nach kaum untersucht, kann aber nur in der Größenordung einige Jahre liegen. Schon die aktuellen Strukturgrößen gehen mit einer sehr hohen Fehlerrate einher, und Multi-Level-Cells sind anfälliger als die Single-Level-Cells.

Über Festplatten ist ebensowenig bekannt. Die Mechanik ist ersetzbar, wenn es nicht gerade einen head crash gab. Aber höhere Datendichten kommen hier durch kleinere Flächen pro Bit, d.h. es wird wahrscheinlicher, das die Daten relaxieren. Die c’t prognostizierte mal um die 5 Jahre.

Optische Speichermedien kann man im Falle der Selbstbrände völlig vergessen. Gepresste Scheiben brauchen vielleicht nur Spiegelauffrischungen. Aber wie lange das Polycarbonat gute optische Eigenschaften behält? Einige Dekaden bei guter Lagerung?

Magnetbänder dürften wohl mit Festplatten vergleichbar sein. Stahlbänder (wie in black boxes) keine Ahnung. Mikrofilme? Ebenso keine Ahnung.

“Konventionelle” Speichermedien: Papier. Überdauert Jahrhunderte. Alte Hanfpapierbücher halten länger als jüngere Holzpapierbüchere, letztere leiden an Tintenfraß und werden aufwändig restauriert. Über Datendichte und Durchsuchbarkeit wollen wir nicht reden, die Encyclopedia Britannica in n+1 Bänden biegt so manches altehrwürdige Regal.

Bleibt das (erstaunliche ?) Fazit: Die dauerhaftesten Aufzeichnungen sind mit die ältesten bekannten. Kunststück, weniger Dauerhaftes hat nicht überlebt. Höhlenmalereien lass ich mal weg, das liegt am stabilen klima da drin. Aber was wir haben sind Tontafeln und viele viele Steininschriften. Die Große Bibliothek von Alexandria fiel dem menschlichen Wahn zum Opfer, trotz der genialen Idee der Zwangskopie. Und doch haben uns die alten Ägypter sehr viel Textmaterial überlassen. Dabei kann man die Datendichte durchaus als optimiert ansehen, braucht doch der Bildcode der Hieroglyphenschrift weniger Platz als ein Zeichencode wie das lateinische Alphabet. auch viele andere zivilisationen haben in Stein Gemeißeltes hinterlassen…

Lange Rede, kurzer Sinn: Ein digitales Archiv des gesamten bisher akkumulierten Wissens und Kulturgutes müsste nicht nur mit einem erheblichen Wachstum klarkommen, sondern auch mit einem beständig wachsenden Regenerationsaufwand je nach Speichermedium. Das ist eine Aufgabe, der sich diese Spezies als Ganzes stellen müsste, aber dazu denken die Menschen viel zu kleinkariert. Ein paar Ansätze für wirklich dauerhafte Speicherung wären auch nicht zu verachten, aber das ist forschung, mit der man keinen Blumentopf gewinnen kann, ergo keine Drittmittel, ergo findet nicht statt. Lieber Buzzword-Themen wie “Nano” und “Graphen”, da gibts immer Geld für…


unschland
25.8.2012 0:00
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Hoffentlich denken die Stuttgarter daran, überall dort nochmal alles zu knipsen, wo die Bahn gerade rumbuddelt. Die haben da ja wohl ein mit Köln vergleichbar gutes Grundwassermanagement.


O.
27.8.2012 14:49
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@Hadmut: “In mehreren Nachrichtenmeldungen wurde das Werk als unbedeutend eingestuft.”

Das wirft dann um so mehr noch die Frage auf, wieso das den
Nachrichtenorganen eine Meldung wert ist…. und welchen Wert solche Nachrichtenorgane dann haben 😉

Bedeutendes Nachrichtenmagazin bring tbedeutende meldung über unbedeutende Kunst?


Hadmut
27.8.2012 14:51
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Das Werk der 80-jährigen war den Medien mehr Berichterstattung wert als das Original-Bild in seiner gesamten Existenz. Sagt doch alles.


O.
27.8.2012 14:57
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@hans:
“Digitalisierung von Kunstwerken ist eine feine Sache, aber auch aufwändig und dementsprechend teuer, schließlich macht man sowas in der Regel nicht mit einer Kleinbildknipse, egal wie viele Megapixel sie auch haben mag.
Wo kein Geld und auch kein Interesse da keine Digitalisierung.
Außerdem sind Spanien, Italien u.s.w. voll von Kunst, der Italienische Staat beispielsweise, hat ja nicht mal genügend Geld für Pompeji, und die Spanier haben auch drängendere Probleme, das ist halt so.
Aber z.B. könnten sich ja gutverdienende Informatiker mit zu viel Freizeit um sowas kümmern, unentgeldlich – just for fun, tue etwas Gutes für die Gesellschaft, die wird’s dir danken – oder auch nicht – tja.”

Naja, der vatikan ist nun auch nicht gerade arm.

Und die leisten sich eine ganze Menge… habn’s ja auch und bekommen ja allerlei Geld in den frommen Hintern geblasen….

Und hier ein paar Beispiele, was so machbar ist:

http://www.vatican.va/various/cappelle/sistina_vr/index.html

Doch nur ein Beispiel, weil die Links der Blog-Sw als zu “spammy” aussahen… (wtf)


Hadmut
27.8.2012 15:43
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> Und hier ein paar Beispiele, was so machbar ist:

Eindrucksvoll, aber doch nur eine ganz gewöhnliches Kugelpanorama. Dafür braucht’s nicht viel.


Robert
28.8.2012 11:39
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O.
29.8.2012 0:25
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@Hadmut:

> > Und hier ein paar Beispiele, was so machbar ist:

> Eindrucksvoll, aber doch nur eine ganz gewöhnliches Kugelpanorama.
> Dafür braucht’s nicht viel.

naja, also mit ner einfachen Handheld Consumer-kamera kriegt man sowas nicht hin, und Arbeit steckt da auch drin.
Also, das hat sicher ein bischen was gekostet.

Und es ging doch darum, ob die Kunstwerke archiviert werden oder nicht.
Das ist dann für eine Archivierung der einzelnen Werke doch nicht groß genug aufgelöst, aber ich finde es schon ganz gut, daß die das angeboten haben… und der Rundumblick ist schon recht toll.

Und ich hab mit “dem Verein” nichts am Hut.

Wenn alerdings so ein Traditionsverein schon solche Seiten baut,
darf es einen wundern, wieso die Stadtverwaltungen in *.de das nicht
hinbekommen.

Aber da geht eben zu viel geld an eben jene Vereinigung, und an die Banken und Bonzen.


O.
29.8.2012 0:27
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Es gibt wohl angeblich eine pettion zum Erhalt des neuen gemäldes:

http://www.mdr.de/brisant/borja100.html

Die reden davom Jesusäffchen – ist das der verspätete Einzug der Evolutionstheorie bei den Katholen? 😉

Und der hier ist auchnicht schlecht (vielmehr fand ich den sogar ganz grandios):
http://a2.sphotos.ak.fbcdn.net/hphotos-ak-prn1/533119_10151130200662451_887895003_n.jpg