Ansichten eines Informatikers

Finanzamt München – Sind die jetzt völlig durchgeknallt?

Hadmut
8.5.2012 22:48

Gibt es noch mehr Leute, die mit dem Finanzamt München wilde Abenteuer erleben?

Seit ich hier in den Münchner Raum gezogen bin, erlebe ich so einen richtigen Horror mit dem Finanzamt. Die erstellen überhaupt keine richtigen Steuerbescheide mehr, sondern tragen einfach ganz ohne Begründung oder mit Begründung irgendwelche Phantasiezahlen ein, nach denen man immer so 6.000 bis 10.000 Euro mehr Steuern zahlen muß als die Steuersoftware ausgerechnet hat, und reagieren dann nicht auf Einsprüche.

Für 2008
habe ich einen Bescheid ohne jegliche Begründung erhalten, der in den Zahlen massiv von meinen Angaben abwich. Überhaupt nicht nachvollziehbar, wie die auf die Zahlen kommen. Erst auf eine Dienstaufsichtsbeschwerde gab man zu, daß da einfach falsche Zahlen stehen. Aber wie sie zustandekamen, konnte oder wollte man bis heute nie erklären. Man hat auch nie einen neuen Steuerbescheid erstellt.
Für 2009
verlangte man von mir, daß ich Belege vorlegen. Ich fuhr also mit den Belegen zum Finanzamt, mußte mir dort aber sagen lassen, daß sie damit nichts anfangen können und sie auch nicht haben wollen. Ich soll sie wieder mitnehmen. Glücklicherweise habe ich mir das bestätigen lassen. Kurz darauf kam nämlich ein Steuerbescheid, in dem einfach alle Ausgaben gestrichen wurden, mit der Begründung, ich hätte mich geweigert, dem Finanzamt die Belege zu überlassen. Danach hatte man aber nie gefragt und die Belege auch nicht angenommen, als ich dort war. Ich habe Einspruch erhoben und die Bestätigung vorgelegt. Also haben sie die Belege doch genommen. Dort gammeln sie jetzt seit über eineinhalb Jahren vor sich hin und werden nicht bearbeitet. Sie hatten also nie vor, die Belege zu prüfen, sondern das nur als faule Ausrede konstruiert, um nicht zu prüfen und alles wegzustreichen. Sie behalten das einfach ein und bearbeiten es nicht mehr.
Für 2010
haben sie wieder Einkommens- und Umsatzsteuerwerte massiv verändert und wollen statt der erheblichen Rückzahlung, die ich bekommen müßte, sogar noch eine Nachzahlung. Wieder Phantasiewerte, wieder nichts nachvollziehbar, keine Begründung. Im Umsatzsteuerbescheid steht nur, die Begründung stünde im Einkommenssteuerbescheid, da steht aber auch nichts. Reine Phantasiebescheide.

Heute (8.5.!) dann der nächste Hammer: Ich bekomme ein Schreiben vom 3.5. mit einer neuen Phantasiezahl, in dem zur Begründung auf einen Bescheid vom 10.5.2012 (also einem Termin in der Zukunft) verwiesen wird.

Nun habe ich drei Theorien, was dahinter stecken könnte:

  • Entweder ist die Sachbearbeiterin selbst überlastet und inhaltlich überfordert und trägt einfach Phantasiezahlen ein, weil sie ihren Job nicht mehr schafft (wofür spräche, daß sie beileibe nicht die Hellste ist, um es zurückhalten auszudrücken),
  • oder das hat Methode und ist von oben — sprich: der bayerischen Regierung — angeordnet, um erst einmal Geld in die Kasse zu bekommen (wofür spräche, daß Sach- und Dienstaufsichtsbeschwerden wirkungslos bleiben oder erst gar nicht mehr bearbeitet werden).
  • Oder die Steuerbeamten bekommen irgendwelche „leistungsabhängigen” Prämien und das ist einfach die erfolgreichste Strategie.

Dummerweise ist Steuerübererhebung in Deutschland nur strafbar, wenn sich der Steuerbeamte das Geld in die eigene Tasche stopft. Falsche Steuerbescheide für den Staat zu erstellen, ist auch nur dann strafbar, wenn zuwenig Steuer genommen wird. Überhöhte Steuerbescheide sind legal. Weil man ja dann den Steuerzahler strampeln und das Prozeßkostenrisiko tragen läßt.

Daher die Frage: Wievielen Leuten geht es noch so? Gibt es Hinweise darauf, daß die Bayerische Regierung das absichtlich macht?

24 Kommentare (RSS-Feed)

Felix aus Frankfurt
8.5.2012 23:47
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4. Theorie: Du bist denen bei der Bearbeitung für 2008 so auf den Sack gegangen (Dienstaufsichtsbeschwerde!), dass sie Dir dafür jetzt das Leben schwer machen und sich so rächen (und nach Deinen Erfahrungen nach zu urteilen auch keine negativen Konsequenzen fürchten müssen).


Hadmut
8.5.2012 23:50
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@Felix: Kann eigentlich nicht sein, denn weil zu 2008 ja gar nichts im Steuerbescheid stand, gab’s auch nicht viel auf den Sack zu gehen. Mehr als daß die Zahlen nicht nachvollziehbar sind, mit meiner Steuererklärung nichts zu tun haben und die Begründung fehlt, gab’s da nicht zu sagen.

Und selbst wenn es so wäre: Absichtlich falsche Schikane wäre ein Hammer.


Felix aus Frankfurt
8.5.2012 23:49
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(Was natürlich nicht rechtens ist, selbst wenn die Dienstaufsichtsbeschwerde für 2008 nicht gerechtfertigt gewesen sein sollte, wovon ich nicht ausgehe.)


Matze
9.5.2012 0:58
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Ich kann Deine Kompetenz nicht beurteilen, aber versuche mal, einen Steuerberater zu konsultieren. Ja, ich weiß – da gilt es auch erst mal, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Aus Erfahrung kann ich Dir sagen, da gibt es Leute, die es im Sinne des Steuerpflichtigen drauf haben.


Hadmut
9.5.2012 1:20
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Inwieweit würde das helfen?


anonym
9.5.2012 2:01
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Ich würde den Nervlevel massiv hochsetzen. Dienstaufsichtsbeschwerde ans Staatsministerium der Finanzen, ggf. Untätigkeitsklage, etc.

Hier in KA habe ich zwar auch schon seltsame Versehen erlebt, die ließen sich aber schnell aus der Welt räumen. Die Einkommensteuererklärungen habe ich die letzten Jahre immer persönlich abgegeben, das geht fix, man kann die Belege gleich wieder mitnehmen, und so genau wollen die es gar nicht wissen …

Der Steuerberater weiß halt genauer, was für (gerichtliche!) Rechtsbehelfe sinnvoll und erfolgversprechend sind.


anonym
9.5.2012 2:17
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Vielleicht fürs Erste: http://www.steuertipps.de/steuererklaerung-finanzamt/themen/muster-einspruch-wegen-untaetigkeit

Und zwar in separaten Schreiben für alle noch ausstehenden Steuerbescheide. Zu dem von 2008: Du hast aber schon auch Einspruch und nicht nur eine form-, frist- und fruchtlose Dienstaufsichtsbeschwerde eingelegt? Oder wich der zu Deinen Gunsten ab?


anonym
9.5.2012 2:24
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§ 21 VwVfG könnte auch nützlich sein 🙂

Und natürlich bei Gelegenheit mal Akteneinsicht nehmen …


anonym
9.5.2012 2:29
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Im Steuerrecht natürlich § 83 AO.

Und http://de.wikibooks.org/wiki/Abgabenordnung:_Materielles_Recht:_Akteneinsicht (mich hat sehr gewundert, dass die AO das Akteneinsichtsrecht nicht explizit regelt …).


FooBar
9.5.2012 8:30
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Ich hatte in Nürnberg zwar auch schon Probleme, aber dass das von der Bayerische Regierung kommt kann ich mir nicht vorstellen.

Als ich noch in einem Angestellten Verhältnis war hatte ich auch des öfteren Probleme mit meinen Sachbearbeiter, der mir z.B. Kongressbesuche regelmäßig gestrichen hat. Darauf wurde einfach immer Einspruch eingelegt und die Sache an die Schlichtungsstelle weitergegeben, welche aber auch über 3 Jahre nichts gemacht hat.

Ende vom Lied war dann, als ich mich Selbständig gemacht habe und der Sachbearbeiter gewechselt hat, eine dicke Rückzahlung mit 3% Zinsen!! Also zu dem Thema von 2009: Freu dich! so gut kannst du sonst nirgends Geld anlegen 🙂

Ich komme ursprünglich aus dem Steuerberatungs Eck, und was da teilweise einzelne Sachbearbeiter abziehen ist schon etwas unverschämt, das liegt aber wohl eher daran, dass dem Sachbearbeiter die “Nase” nicht passt oder der Name.


Tenshinhan
9.5.2012 8:31
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Würde vielleicht helfen, eine Begründung für die Phantasiezahlen zu finden oder? Ein Steuerberater in München sollte sich ja wohl mit den Geflogenheiten des dortigen Finanzamtes auskennen und kann vielleicht wirklich ein bisschen Licht in die Angelegenheit bringen.

Denn was Du da schilderst, hört sich wirklich nach Willkür an.


Harald
9.5.2012 9:03
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+1 für “Steuerberater”

Vielleicht beeindruckt deren Briefkopf mehr als Deiner…

Und Du bist nicht der Erste, der Spass mit dem Finanzamt München hat:
http://www.dr-big.de/forum/viewtopic.php?f=14&t=45851


Meine Erfahrung ist das Steuerbescheide die vom Steuerberater abgegeben werden mit signifikant höherer Wahrscheinlichkeit akzeptiert werden.

Nicht weil die von nicht-Steuerberatern schlechter sind, sondern weil Steuerberater dafür bezahlt werden den Bearbeitern auf den Sack zu gehen und den Stress wollen sich die Bearbeiter eben ersparen. Und was mir mal ein Bearbeiter im FA München III gesteckt hat ist das sie (die Bearbeiter) Anschiss bekommen wenn sie nicht eine gewisse Anzahl an Steuererklärungen ‘nachbearbeiten’ weil es unglaubwürdig ist das soviele Leute eine richtige Steuererklärung abgeben. Du kannst also einfach Pech haben.

Wenn du möchtest kann ich dir meinen Steuerberater den ich hatte als ich noch in München war empfehlen (schreib mir ne EMail, die Adresse aus dem Formular hier ist gut).

Viel Glück und einen langen Atem.

Angelo Neuschitzer


markenware
9.5.2012 12:18
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wie ich schon früher mal riet und der Vorposter über mir:

Steuerberater engagieren. Am besten irgendwelche vereidigten oder sonstwie hochqualifizierten Respektspersonen. Die werden einfach ernster genommen als Normalbürger, und die wissen halt auch, wie solchen Phantsiebescheiden zu begegnen ist.


Jens
9.5.2012 12:40
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Wenn er seinen Dr. hätte, wäre Hadmut das nicht passiert …


Magnus
9.5.2012 18:14
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Theorie Nr. V: Die Steuerberater aus München werfen regelmäßig ein paar Taler in die Trinkgeldkasse des FA ein, um sich auch in Zukunft die Kundschaft zu sichern 😉


@Magnus hört sich plausibel an.


Andreas Spengler
10.5.2012 11:40
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Sag mal Bescheid, ob der Bescheid vom 10.5. noch kommt 😉


Ralf
10.5.2012 15:33
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Kann ich so ähnlich bestätigen, ist nicht auf Bayern begrenzt.

Steuerberater hilft insofern, als dass man sich mit diesen gehirnamputierten dann nicht mehr persönlich abgeben muss. Inhaltlich ändert das aber nicht viel. Wenn man auf nachvollziehbare Steuerbescheide besteht ist der Unterschied nur dass es mit Steuerberater mehr kostet.

Beste Methode: auswandern.


Hanz Moser
10.5.2012 15:38
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Ich kann dir zum Umzug raten 😉
Vom Finanzamt Freising habe ich bisher durchweg nur Positives gehört. Die brauchen zwar manchmal auch etwas, bis Bescheide endlich erstellt sind, aber mit denen kann man vernünftig reden und von irgendwelchen Schikanen oder einfach nicht akzeptierten Sachen, die eigentlich unstrittig sein müssten, hat noch keiner gesprochen.

Die Leute die ich selbst bisher am Telefon hatte waren auch durchweg freundlich und kompetent – oder haben sich dann schlau gemacht.


bräter
13.5.2012 21:42
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Mal ehrlich, wer macht den seinen Steuerkram selber? Das kostet wertvolle [Arbeits|Freizeit]zeit, da sind die paar Mücken für einen fähigen Steuerberater doch nur Peanuts. Hr Danisch Sie haben eindeutig zu viel Zeit, wenn Sie auch noch selbst mit dem Papierkram zum Amt fahren und sich mit dem Beamtenchaos dort abmühen, stehen Sie auf Schmerzen Herr Danisch? Anders kann ich mir das nicht erklären.


Hadmut
13.5.2012 21:44
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Den wesentlich Teil der Arbeit müßte ich für einen Steuerberater auch machen. Ich muß ohnehin meine Ausgaben erfassen, um nichts zu vergessen. Habe ich alles so erfaßt, daß ich es einem Steuerberater geben könnte, kann ich die Zahlen auch gleich selbst in das Formular eintragen.


yasar
19.5.2012 20:39
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Apropos Finanzamt und Statistik:

http://www.heise.de/resale/artikel/Der-Chi-Quadrat-Test-ist-keine-serioese-Pruefmethode-1397583.html

Es gibt offensichtlich auch Finanzämter, die einen Chi-Quadrat-Test machen, um zu prüfen, ob man auch ordentlich buchgeführt hat. Offensichtlich hat der Sachbearbeiter nicht verstanden, wie man es richtig macht.


J.
25.5.2012 19:56
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Hi Hadmut,

Kommt mir irgendwie alles bekannt vor! Damals aber noch in Karlsruhe (KA)!

Finanzamt KA schreibt mir Verweigerung, das Studium abzusetzen.
Damals war es ja noch zum Teil möglich, das Studium auch als Werbungskosten unter bestimmten Bedingungen abzusetzen.

Habe dann schöne Urteile vorgelegt, usw. mit dem Ergebnis, das nichts erreicht wurde und ich eine Ablehnung erhalten habe.
Darauhin wieder offiziell Einspruch gestellt und wieder Ablehnung, aber diesmal von meinem Einspruch.

Habe das Gespräch gesucht mit Berater und Sachgebietsleiter. Aber als Ergebnis wieder: Nichts, obwohl Rechtslage klar für mich!

Also die Steuerberaterin angerufen (in Bayern). Sie meinte nur: Finanzamt KA sei ihr bekannt als nicht funktionierendes Finanzamt! Schlechter Fortbildungsstand! Sie hatte ja öfters mit denen zu tun, da ihr Sohn mit mir studiert hatte.

Sie hat also Dienstaufsichtsbeschwerde angedroht. Und dann noch gemeint, dass wir zu anderem Finanzamt mit der Erklärung umziehen, da ich zwischenzeitlich beruflich bedingt nach Freudenstadt (FDS) umgezogen war.

Ergebnis daraufhin:
Finanzamt KA schreibt Brief, dass sie niemals meinen Einspruch abgelehnt hätten!

Die mir vorliegende Ablehnung sei für was anderes in meiner Steuererklärung und nicht für den kompletten Einspruch zu verstehen. Wir hätten die Ablehnung des Finanzamts nur falsch verstanden.

Der eigentlich Einspruch sei doch gerechtfertigt und das hätte man mir auch schon vor 1 Monat per Brief zugeschickt, aber da ist dann wohl genau dieser Brief bei mir nicht angekommen wegen des Umzugs.

Tja, was machen, außer glauben! Sogar meine Steuerberaterin hat gelacht.

Vermutung von ihr war:
Fehler wurde nach Drohungen und Reaktion der Steuerberaterin dann doch erkannt! Dann haben sie wohl Angst bekommen im Finanzamt KA. Und das war evtl. der Ausweg aus der Sache. Die Steuerberaterin hat sogar eine Rückdatierung des Briefs vermutet. Aber wie will man das beweisen.

Wäre aber ein starkes Stück, wenn das so wirklich gelaufen wäre.
Da ich nichts beweisen kann, muss ich natürlich die Version des Finanzamts so stehen lassen.

Die Steuerberaterin hat auch gemeint, so was sei ihr nicht das erste Mal passiert.

Das Ergebnis am Ende war folgendes: Hohe Kosten für die Steuerberaterin, zumindest für mich damals als Student. Aber auch das Geld genauso ausgezahlt bekommen, wie von mir vorab eingereicht und auch berechnet.

Eigentlich frech!

Seitdem ich aber nun vom Finanzamt FDS betreut werde, habe ich folgende Erfahrungen mit dem Finanzamt:

* kompetentes Personal
* aktueller Fortbildungsstand
* Beratung
* keine Probleme
* Einsprüche werden professionell abgearbeitet
* Gemachte Fehler wurden zugegeben und man hat sich sogar entschuldigt
* Nette Gespräche über steuerrelevante Themen
* Manche Mitarbeiter kenne ich nun schon mit Namen 🙂

Fazit:
Absolut gutes Finanzamt Wir sind richtig gute Freunde! So etwas gibt es also auch!

Ich habe zwischenzeitlich den Verdacht, dass die großen Finanzämter einfach völlig überlastet sind und das zu wenig Fortbildung angeboten wird. Wahrscheinlich schicken die immer genau 1 oder 2 Personen pro großer Abteilung auf Fortbildung und dann soll diese Person bzw diese Personen den Multiplikator bzw. die Multiplikatoren spielen, was dann meist natürlich auch noch schiefläuft.

Da hat man insgesamt wohl mit einem kleinen Finanzamt halt doch Vorteile!

Gruß,
J.