Ansichten eines Informatikers

Anne Will ist doof

Hadmut
19.2.2011 17:22

Die ARD hat extrem abgebaut. Während die Gehälter dort immer absurder steigen, wird das Niveau immer unterirdischer – am Beispiel der zu Guttenberg-Affäre.

Die ARD ergießt immer mehr übelsten Einheitsbrei für Doofe über das Volk. Vor 20 Uhr kommen immer mehr Daily Soaps, nach 20 Uhr immer mehr Talk Shows, wo sich Dumme mit Dummen für Dumme austauschen – oder prügeln. Was das mit der gesetzlichen Aufgabe der Grundversorgung zu tun hat, für die die GEZ zwangsweise die Gebühren einzieht, vermag ich nicht mehr nachzuvollziehen. Ich habe immer stärker den Eindruck, daß die ARD eigentlich nur noch so eine Melkkuh ist, an der sich möglichst viele Leute – und immer die Gleichen – über die diversen Honorare für ihr immer gleiches Geschwätz sattfressen.

Gestern abend kam schon die Ankündigung, es gibt auch eine Ankündigungs-Webseite. Am Sonntag abend kommt die Anne-Will-Talkshow, zum Thema „Doktor Guttenberg – alles nur geklaut?”, also ob das nicht schon seit Tagen in allen Medien bis zum Erbrechen ausdiskutiert worden wäre.

Was dann aber doch erstaunt und das Niveau noch nach unten deutlich erweitert ist die Wahl der „Plagiats- und Promotions-Experten”, die sie dazu eingeladen hat:

  • Monika Hohlmeier, Tochter von Franz-Josef Strauß, von Beruf Hotelkauffrau, Fernstudium der Volkswirtschaft, war Kultusministerin, sitzt im Europäischen Parlament. Das sind natürlich alles Super-Qualifikationen für das Thema.
  • Prof. Dr. Dr. Karl Lauterbach, SPD-Experte für Gesundheit und überhaupt alles andere, müßte eigentlich schon einen Sonnenbrand haben, weil er so oft vor den Scheinwerfern steht. Zu allem eine Meinung, von nichts eine Ahnung, aber dafür ein Dauer-Abo vor den Fernsehkameras. Zumal die Mediziner mit ihren 6-Wochen-Promotionen, die so flach sind, daß man schon vorgeschlagen hat, sie einfach dem Diplom automatisch beizulegen, die besten Leute sind, um Promotionen zu bewerten.
  • Hans-Ulrich Jörges, Journalist. Naja, ein Journalist ist da sicher kein Fehler, aber Journalist zu sein heißt noch lange nicht, sich mit dem Thema auszukennen.
  • Die unvermeidliche Alice Schwarzer. Andauernd ist die irgendwo im Fernsehen, und ich verstehe nicht, warum überhaupt. Wer lädt denn diese Tante andauernd ein? Hat die schon jemals etwas vernünftiges gesagt? Was qualifiziert die eigentlich (wofür auch immer)?
  • TV-Regisseur Dr. Dieter Wedel. Ja, ein Film-Regissseur ist genau das Richtige, um die Expertenrunde zum Plagiat zu vervollständigen. Das ist genau der Fachmann für juristische Promotionen, der noch gefehlt hat.

Also alles so „maßgebliche Super-Experten” was Promotionen und Plagiate angeht.

Irgendwie verarschen die einen doch.

Mir fallen dazu nur zwei Erklärungen ein. Die eine ist, daß sie ihre „Gäste” so langfristig vorher buchen müssen, daß die vorher gar nicht wissen, um welches Thema es geht, und die dann halt einfach bunt gemischt herumdilettieren wie beim Kindergeburtstag. Einfach durch die Fußgängerzone zu gehen und Leute zu fragen, wäre auch nicht schlechter, aber billiger.

Die andere beruht auf dem, was ich vergangenes Jahr auf einer Tagung vom Netzwerk Recherche (die pikanterweise ja ausgerechnet in den Räumlichkeiten des NDR stattfand, wo ja auch Anne Will aufgezeichnet wird) von verschiedenen Journalisten und auch Professoren gehört habe. Die sagten nämlich, daß niemand, der noch halbwegs seriös und bei Verstand ist, noch in diese Talk Shows geht, weil jedem klar ist, daß man da sowieso nicht ausreden und seinen Standpunkt darstellen kann, sondern da alle blöd durcheinanderquatschen und der Moderator sowieso alles kaputtmacht. Weshalb die da sowieso nur noch die kriegen, die es nötig haben, sich noch vor Kameras zu produzieren, die das Geld brauchen oder die von der Partei geschickt werden. So eine Art Vorstufe zum Dschungelcamp. Ich bin ein Star, laßt mir vor die Kamera.

Wie tief muß dieses Niveau eigentlich noch sinken, bis man einem Verwaltungsgericht erfolgreich klarmachen und damit die GEZ-Gebühren angreifen kann, daß das nicht mehr Grundversorgung oder Fernsehen, sondern einfach nur noch Bereicherung durch Schund gegen hohe Honorare ist?

Weiß jemand, wieviel Geld Anne Will für den Käse bekommt?

Nachtrag: Siehe auch Kritik im SPIEGEL

14 Kommentare (RSS-Feed)

Jens
19.2.2011 19:24
Kommentarlink

“Zumal die Mediziner mit ihren 6-Wochen-Promotionen, die so flach sind, daß man schon vorgeschlagen hat, sie einfach dem Diplom automatisch beizulegen,”

Vorgeschlagen? In Österreicht macht man genau das.


Jens
19.2.2011 19:34
Kommentarlink

Hältst Du die Festschreibung von Programmgrundsätzen und Programmauftrag im ARD-Staatsvertrag schon für verfassungswidrig, oder nur das konkrete Programm für rechtswidrig? Das unmittelbar dafür geschaffene Rechtsmittel nennt sich “Programmbeschwerde”.


Hadmut
19.2.2011 19:39
Kommentarlink

Ich halte das konkrete Programm der ARD für schlecht und rechtswidrig, weil das immer seichteres Quotengegacker wird. Und dafür zahle ich nicht die Zwangsgebühren.


Jens
19.2.2011 19:36
Kommentarlink

Achja: Talkshow-Moderator ist ein öffentliches Amt im Sinne von Artikel 33 Absatz 2 des Grundgesetzes, oder?


Hadmut
19.2.2011 19:40
Kommentarlink

Interessante Frage.

Sehr interessante Frage.

Müßte ich direkt mal beim NDR und den anderen Anstalten nachfragen.

(Mir fällt gerade ein: Die meisten dieser Sendungen werden inzwischen nicht mehr von den Fernsehsendern selbst mit eigenen Angestellten produziert, sondern von externen Produktionsfirmen eingekauft. Gut möglich, daß Anne Will ihre eigene Firma hat, die die Talkshow produziert und dann an den NDR verkauft.)


Jens
19.2.2011 20:29
Kommentarlink

Ist mir danach aufgefallen. Den Fall des Outsourcings klassischer OD-Tätigkeiten hat bestimmt schonmal ein Jurist betrachtet …


Stefan W.
19.2.2011 21:59
Kommentarlink

Ja, diese Produktionsfirmen haben sich wie die Seuche ausgebreitet. Ich habe den Eindruck vor dem Boom des Privatfernsehens gab es das nicht, aber vielleicht war man nur leiser, oder ich habe noch nicht drauf geachtet.

Ich vermute als Angestellte würden die Moderatoren usw. nicht so viel verdienen können, und dass die Firmen dazu da sind hohe Gagen für die Stars rauszuhauen, die dann aber nicht als Gagen aufscheinen.

Oder andererseits um überhaupt zu privatisieren, und Personal abzubauen. Dann beschäftigt nicht die ARD soundsoviele Kameraleute mit Urlaubsanspruch und 38h-Woche, sondern es gibt eine Produktionsfirma, und wie die das macht ist deren Sache. Und die haben natürlich keine 38 h vollzumachen, und buchen sich die Kameraleute bei Bedarf.

Ich schätze da stinkt irgendwas gewaltig. 🙂


Markus G.
20.2.2011 9:36
Kommentarlink

Finanzen:
Die Sendung Anne Will wird produziert von der Will Media GmbH Berlin. Dies ist eine Kapitalgesellschaft, die Geschäftsführer sind Anne Will und Mark Nowak.

Im Geschäftsjahr 2009 hat die Gesellschaft einen Bilanzgewinn von € 593.025,74 erwirtschaftet. Im Jahr zuvor einen Bilanzgewinn von € 583.083,73.

Anne Will wird hierbei doppelt verdienen: Zum einen als Angestellte der GmbH und als Gesellschafterin. Leider ist keine Gewinn und Verlustrechnung veröffentlicht, aus der die Löhne & Gehälter hervorgehen. Außerdem weiß man nicht, wieviel der GmbH ihr gehören. Darüber kann man nur spekulieren. Bei 50% wäre das eine Ausschüttung von € 296.512,87 plus die laufenden Gehälter. Also nicht schlecht.

Diese Fakten stammen alle aus dem elektronischen Bundesanzeiger, dort sind die Jahresabschlüsse der Will Media GmbH Berlin der Geschäftsjahre 2007, 2008 und 2009 hinterlegt und für jeden öffentlich einsehbar.

Inhalt:
Selbstverständlich sind die dort auftretenden Personen alles andere als Experten, aber darum geht es auch nicht. Wenn das eine ernsthafte, gar wissenschaftliche Diskussion werden sollte, warum sollte man diese dann im Fernsehen zeigen? Es geht doch in erster Linie darum, dass kommentiert wird; Je unfundierter und polemischer desto besser. Daraus könnte sich ja wieder eine Schlagzeile für die morgige Online-Ausgabe des SPIEGEL ergeben, womit die ARD ihr Image schärfen und scheinbar wieder etwas an Profil gewinnen könnte.

Heute nochmals das Guttenberg-Thema aufzugreifen halte ich für peinlich. Mindestens ebenso peinlich war das ZDF, das zur Guttenberg-Story ein ZDF Spezial sendete. Ich frage mich wirklich nach der Relevanz. Es ist doch der berühmte Medien-Bumerang: KT tat alles, um möglichst nah an den Medien zu sein. Jetzt tun die Medien alles um nah an KT zu sein. Beide Situationen sind mir viel zu unkritisch – völlig unabhängig von den Inhalten der einzelnen Diskussionen.

Man könnte auch andere Leute ins Anne-Will-Parlament einladen, zum Beispiel die üblichen Verdächtigen:

1. Heiner Geißler: (“Wenn kein anderer Zeit hat, ruf den Geißler an, der kommt ganz sicher.”)

2. Hans-Olaf Henkel: – Kein Kommentar –

3. Klaus Kocks: Der PR-Guru, kann sicher brilliant erläutern, welche Strategie hinter der Guttenberg-Demontage steckt: (“Erst Kundus, dann Gorch Fock, jetzt der Doktortitel – und die Bildzeitung ist KT immernoch wohl gesonnen…”)

Etc.

–> Ich würde dort auch nicht auftreten. Von mir aus können Will, Illner, Plasberg und KT erzählen was sie wollen. In meinem Meinungsbildungsprozess nehme ich das dort Gequatschte nicht auf…


Horst Ollech
20.2.2011 23:03
Kommentarlink

Ich habe irgendwo (weiß nicht mehr genau) gelesen, daß Christiansen
für ihre niveauvolle Volksaufklärung von der ARD pauschal im Jahr 11
Millionen Euro bekommen haben soll, dagegen soll Anne Will nur einen
Hungerlohn von 9 Millionen bekommen. Man sollte zum Spenden aufrufen.


Stefan W.
21.2.2011 0:20
Kommentarlink

@Horst: Nach den klaren und belegten Zahlen Markus Gs. wirken die 9 Millionen doch irgendwie wenig seriös.

Dr. Wedel war ja ein Reinfall – schon bei seiner ersten Wortmeldung habe ich die Aufmerksamkeit verloren und nicht mitbekommen, was er sagen wollte.
Frau Hohl-, Hohl-, Hohlmeier? war auch enttäuschend. Die peinliche Erwartung, sie könne sich der Ausrede ‘Zitierfehler’ anschließen und das traurige Lied von 7 Jahren und 100 Stundenwoche anstimmen – das hat sie nicht nur erfüllt, sie hat auch keinerlei eigene Meinung oder Idee in die Debatte eingebracht.

Daß die CSU ein Klüngel- und Amigoverein ist, ist aufs schäbigste bestätigt worden.

Welche Idee hat Frau Schwarzer eigentlich vertreten? Jörges hat mir ganz gut gefallen, wie er die angebliche Klarheit, die Guttenberg auszeichnen soll, gegen diesen gewandt hat, war nett.

Und Lauterbach war wie erwartet klar und kompromißlos.

Gefehlt hat insgesamt die Problematisierung, ob die Arbeit ein summa-cum-laude verdient gehabt haben könnte, wenn nichts daran plagiiert worden wäre, wie man die Uni ausmisten müßte, wenn man dort Gefälligkeitsgrade vergibt, oder durch und durch korrupt ist.

Stattdessen wurde versucht das Problem mit dem Hoch- und Runterschreiben von Stars zu erklären; Gottschalk wurden 2 Minuten gewidmet, das war ja eine lahme Nummer.

Und die schöne Grafik aus dem GuttenPlag http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate hätte man ja auch mal kurz einblenden und erläutern können – wieso hat man nicht?

Was mich auch gestört hat: Die wiederholte Aussage, der vom Guttenberg habe den Dr. gar nicht nötig gehabt; er sei eh aufgestiegen wie eine Rakete. Schau ich mir die Ministerriege an:

BKin Dr. Angela Merkel
BM Prof. Dr. Annette Schavan
BM Dr. Guido Westerwelle
BM Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg
BM Dr. Kristina Schröder
BM Dr. Norbert Röttgen
BM Dr. Peter Ramsauer
BM Dr. Philipp Rösler
BM Dr. Thomas de Maizière
BM Dr. Ursula von der Leyen
BM Dr. Wolfgang Schäuble
BM Dirk Niebel
BM Ilse Aigner
BM Rainer Brüderle
BM Ronald Pofalla
BM Sabine Leutheusser-Schnarrenberger

zähle ich 11:5 für die Doktoren. Ein Doktortitel scheint nicht zwingend zu sein, aber ganz unerheblich scheint ein solcher auch nicht zu sein. Dass Lauterbach als Betroffener – wenn auch nicht aktueller Minister – das nicht thematisiert, und Frau Hohlmeier nicht, geschenkt, aber wozu sitzen Jörges und Will da, und was war eigentlich die Rolle von Frau Schwarzer? Als Vertreterin der Bildzeitung, letztlich, oder?


Hadmut
21.2.2011 0:23
Kommentarlink

Ich bin auch der Meinung, daß sie das Thema verfehlt und nur rumgeschwafelt haben.

Warum man für sowas GEZ-Gebühren zahlen und diesen Millionenzirkus finanzieren muß, ist mir schleierhaft.


Nick Wellnhofer
21.2.2011 15:26
Kommentarlink

mkind
21.2.2011 18:17
Kommentarlink

der absolute talkshow kasper ist immernoch markus lanz – er versucht moeglichst viel klavier zu spielen, und wenn das nicht passt, wird alles drei-/viermal wiederholt, was der vorredner sagt – und sowieso. bei der gaeste-auswahl gibt es keinen zusammenhang, sodass auch nie ein talk draus wird.
alles nur armer boulevard..


Jody
24.2.2011 15:46
Kommentarlink

Das öffentlich rechtliche und auch das private Fernsehen ist doch nur die Neuauflage des Klassikers “Brot & Spiele”.
Wer glaub das in diesem Land Demokratie was bewegen würde, der glaubt auch das ein Zitronenfalter Zitronen faltet.
Ich erspare mir solche Programme/Sendungen weil ich sonst eh nur das Würgen bekomme.
Leider gibt es da draußen noch zu viele Menschen die sich so eine Schxxße reinziehen und somit die Quote bringen….