Ansichten eines Informatikers

Es wird langsam Weihnachten…

Hadmut
27.11.2010 17:46

Die Weihnachtsatmosphäre macht sich breit. Die Tage werden kürzer, der erste Schnee ist gefallen, man bereitet das Heim auf die kalten Tage vor. Die Weihnachtsmärkte werden aufgebaut, morgen ist erster Advent. Die Fenster und die Straßen werden dekoriert und beleuchtet, der Kerzenschein spendet warmes Licht, die Fußgängerzonen bekommen diesen festlichen Glanz, im Radio kommt schon ab und zu Weihnachtsmusik, hier und da liegt der Duft von Mandarinen und Lebkuchen, von heißen Maronen und Gewürzen in der Luft. Man kauft Geschenke für seine Lieben, und Leute werfen sich wieder öfter vor den Zug.

Diese Woche kam es in der Innenstadt schon wieder zu erheblichen S-Bahn-Verspätungen, weil laut Durchsage der S-Bahnhof am Hauptbahnhof wegen eines „Feuerwehralarms” gesperrt werden mußte, worüber dann trotz Terrorangst in der Zeitung kein Wort zu finden war.

Eben kam gerade im Radio daß irgendein S-Bahnhof wegen eines „Notarzteinsatzes” gesperrt und ein Taxi-Ersatzverkehr eingerichtet wurde.

Man hat vor Jahren die öffentliche Berichterstattung über Selbstmorde eingestellt, weil sich die Leute dadurch animieren lassen. Es gibt weniger Selbstmörder, wenn man nicht darüber berichtet. Eine Zeitlang nannte man es „Personenschaden”, was sich aber auch als zu verfänglich herausgestellt hat. Nun nennt man es – wie mir jemand von der Feuerwehr mal erzählte – eben „Feuerwehr- oder Notarzteinsatz”. Nur mit dem Unterschied, daß ein normaler Feuerwehreinsatz dann auch in der Zeitung steht, und ein normaler Notarzteinsatz nicht zu einer Sperrung mit Taxi-Ersatzverkehr führt. Die Verzögerung kommt halt, weil bei sowas die Feuerwehr einen unter dem Zug rauskratzen muß und die Staatsanwaltschaft das alles für einige Zeit beschlagnahmt, um Beweise usw. zu sichern. Insofern könnte man es auch „wegen Staatsanwaltschaftseinsatzes” nennen. Sowas ist dann immer der Fall, wenn einer vor den Zug springt – oder geschubst wird, was ja auch in Mode kommt.

Es wird wieder Weihnachten.

5 Kommentare (RSS-Feed)

Christian
27.11.2010 21:00
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Ich verstehe die Korrelation nicht ganz – mein Wissensstand war, dass die Selbstmordraten v.a. gegen Frühjahr steigen, da entsprechend viele Selbstmorde durch Depressionen getriggert werden und gerade das “Wiederaufblühen” im mehrfachen Sinne solche Depressionen auslösen kann. Selbst wenn dem nicht so wäre – sieht die Verteilung in anderen Ländern, in denen Weihnachten nicht gefeiert wird, in denen es aber um diese Zeit auch dunkel und kalt wird, anders aus?


Hadmut
27.11.2010 21:07
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Weiß ich nicht, hab ich nicht näher erforscht, ist nur so ein subjektiver Eindruck. Zwei Fälle diese Woche sind auch noch nicht signifikant und können Zufall sein, ich hab auch keinen Überblick darüber, war halt einfach nur so ein Weihnachtseindruck, den ich so hatte.

Ich halte nicht viel von dieser Friede-Freude-Zwangs-Romantik, und kann mir vorstellen, daß sie den Leuten aufs Gemüt schlägt, dunkel und kalt aber natürlich auch.


J.
27.11.2010 21:22
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In Stuttgart waren heute “polizeiliche Ermittlungen auf der Strecke”.


yasar
28.11.2010 12:19
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Weihnachten ist halt “zufällig” auch einer der kürzesten Tage des Jahres auf der Nordhalbkugel und daher mit sehr wenig Tageslicht verbunden. Und wenn man den ganzen Tag auf der Arbeit verbringt, bekommt man vom Tageslicht kaum etwas mit. ich denke, daß ds die Depressionen (und damit die Selbtmordraten) deutlich steigert.


Hadmut
28.11.2010 13:05
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Da könnte was dran sein.

Ich war mal über Weihnachten in Australien, wo dann dort voller Sommer ist. 25./26. Dezember ist dort absolut tot und niemand auf der Straße, weil die alle zu Hause hocken und heilig feiern, da hat man schon Mühe, was zu essen zu finden. Aber von den zwei Tagen abgesehen ist dort eine Wahnsinnsstimmung. Statt Glühwein-Weihnachtsmarkt tanzen dort die Gaukler durch die Straßen, die Weihnachtsmänner gehen im Meer surfen und die “Weihnachtsmädels” sind im ganz knappen roten String-Tanga-Bikini mit Zipfelmütze unterwegs. Und natürlich vieeel Sonne und gutes Wetter, kurze Hosen, Eis essen. So ist Weihnachten gleich viel positiver.