Ansichten eines Informatikers

Bedenkliche Blog-Spam-Erscheinungen

Hadmut
3.9.2009 10:46

Es gibt schon bedenkliche Dinge beim Blog-Spam.

Seit ich die Kommentierungsfunktion für Nichtregistrierte – testweise, ich weiß nicht ob ich das so lasse – aufgemacht habe, kommt eine Menge Unfug rein. Den hab ich jetzt dadurch wieder begrenzt, daß ich Kommentare für Artikel, die älter als ein halbes Jahr sind, gesperrt habe (WordPress kann das automatisch). Da mein Blog seit fast genau 3 Jahren läuft, blockiert das 83% der Angriffsfläche (5/6). Zumal man merkt, daß die Spam-Kommentare inhaltlich meist überhaupt nichts mit dem jeweiligen Artikel zu tun haben.

Kurios war aber ein Spam-Versuch von heute morgen. Ich hatte mal so aus einer Laune heraus etwas über den Unterschied zwischen pedophil und pädophil geschrieben. Eigentlich ging es dabei nur um Etymologie und Rechtschreibung, nicht um Pädophilie an sich. Ausgerechnet da habe ich jetzt einen ungewöhnlichen Spam-Eintrag bekommen, der offenbar auf Stichwort-Suche beruht (den Namen der angeschuldigten Person und des angeschuldigten Krankenhauses habe ich durch XXX ersetzt):

Dr XXX . Has been accused of child molestation, an possession of child pornography on his computer. Sexually molesting a young boy. He had prior convictions for child molestation in 1990 and 2001. After his parole in 2006. Dr. XXX. Works for XXX Psychiatric hospital, despite his background, and numerous complaints against him of abuse, fraud, negligence, and false imprisonment by clients at the facility.
Address:
XXX Health Centre

Das beschuldigte Krankenhaus befindet sich in Nordamerika, der Spam-Eintrag kam aus Dänemark. Ob an den Anschuldigungen was dran ist oder nicht kann und will ich nicht beurteilen. Ich finde es aber bemerkenswert und bedenklich, daß man Spam-Techniken zur Diffamierung/Hexenjagd/sonstwas einsetzt. Zwar mag es vielleicht sogar gute Gründe oder in manchen Ländern Rechtsgrundlagen geben, Kinderschänder öffentlich bekannt zu machen. Aber ganz bestimmt nicht über Spam-Einträge in privaten Blogs. Riecht nach Selbstjustiz und hang ’em higher.

[Update:] Der Rechner in Dänemark stellte sich als Tor-Exit-Node heraus, der Kommentar ist also nicht rückverfolgbar.

Noch eine Stufe bedenklicher ist, was ich in Fefes Blog gelesen habe, daß nämlich das Gerücht geht, daß die Grünen und PR-Agenturen unter falschem Namen und bewußt mit Schreib- und Grammatikfehlern auf untere Bevölkerungsschichten getrimmte Kommentare in Blogs lancieren um ihre Leute besser erscheinen zu lassen.

2 Kommentare (RSS-Feed)

pepe
3.9.2009 19:03
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Hm, wieso benutzt du nicht einfach Captchas?

Das mit dem lancieren von Kommentaren ist uebrigens schon laenger so, PR-Agenturen machen dass wenn man das volle Paket bestellt. Dass die Gruenen sowas machen haette ich nicht vermutet, bestaetigt aber den Standpunkt aus Albrecht Muellers Buch “Meinungsmache”, dass die inzwischen auch keine eigenen Linie mehr haben..


Hadmut
3.9.2009 19:54
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Aus verschiedenen Gründen:

  1. Mir gehen captchas auf den Wecker und man weiß nie, ob die Webseite, die die Eingabe fordert, nicht gerade automatisiert einen anderen Captcha durchreicht, um sich woanders automatisiert einzuloggen.
  2. Manche Captchas sind so schlecht, daß man sie nicht erkennen kann. Ich hbas kürzlich mal nicht geschafft, ein Captcha zu lösen das extrem schlecht erkennbar war. Außerdem gibt es für die Standard-Captchas teils schon Software, die es löst.
  3. Captchas nutzen nichts gegen PR-Agenturen.
  4. Wenn ich Captchas einsetze nutzt das ja nichts gegen die allgemeinen Erscheinungen, und um die ging es ja hier. Bei mir hat es das Spam-Aufkommen wesentlich reduziert, die Kommentarfunktion auf ein halbes Jahr zu begrenzen.
  5. Noch mehr Softwarekomplexität