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Das Gewissen der Gesellschaft für Informatik

Hadmut Danisch
30.7.2009 22:26

Über den Umgang mit der Ethik.

Ich bin seit einigen Jahren Mitglied der Gesellschaft für Informatik und – mal mehr mal weniger – auch im Arbeitskreis Ethik aktiv.

Einige wenige Leute der GI haben mir im Promotionsstreit mit der Karlsruher Fakultät für Informatik auch sehr geholfen. Es gibt solche Leute. Aber es waren nur einige wenige. Die Mehrzahl der Leute in der GI – und auch deren Leitung – hat systematisch weggesehen, jede Hilfe und jeden Kommentar verweigert und die Sache totgeschwiegen. Grundsätzlich ist die sehr universitäts- und professorenlastige GI überhaupt nicht bereit, irgendwelche Kritik zu üben. Die überwiegende Mehrheit der GI steckt tief in der Korruptionssuppe drin und weigert sich im Rahmen der üblichen Zitier- und Gefälligkeitskartelle, einen deutschen Professor zu kritisieren. So gesehen ist die GI nicht seriös. Die Satzung sieht eigentlich vor, daß die Mitglieder auf die ethischen Leitlinien verpflichtet werden. Eigentlich müßte man in der Konsequenz die Karlsruher Professoren wegen Korruption aus der GI werfen. Die Karlsruher haben aber zuviel Einfluß in der GI. Also schweigt man.

Das ist auch verlogen. Denn auf der einen Seite nimmt die GI für sich in Anspruch, in Deutschland die Vertretung für Informatik zu sein. Das sind sie aber nur, solange es darum geht, Geld und Ruhm einzusammeln. Sucht man einen Gutachter für das Gericht oder wenigstens intern, der den Karlsruhern mal sagt, daß das fachlicher Quatsch ist, was sie da behaupten, kneifen sie alle. Während man mir vorwarf, meine Aussagen der Dissertation wären trivial und allgemeinbekannt, nahm die GI den Standpunkt ein, daß das alles zu schwierig und zu kompliziert sei und man deshalb keinen Professor kenne, der dem gewachsen wäre.

Eine Besonderheit gab es dabei: Als ich in der GI einen Gutachter suchte, der mir bestätigt, daß jedes verlustfreie Kompressionsverfahren auch Eingaben kennt, für die die Ausgabe länger als die Eingabe ist, es also das universelle verlustfreie Kompressionsverfahren nicht gibt, erlebt ich eine seltsame Überraschung. Ein Beweis in meiner Dissertation beruhte darauf, daß es zu jedem beliebigen verlustfreien Datenkompressionsverfahren mindestens eine Eingabe geben muß, für die die Ausgabe länger als die Eingabe ist. Das ist – auf internationalem Niveau – Grundwissen 2. Semester, trivial zu beweisen und leicht einsichtig. Die Karlsruher Fakultät behauptet was anderes, für LZ und MTF gelte das nicht (obwohl es triviale Gegenbeispiele gibt). Weil vor Gericht aber Gegenbeispiele nicht reichen und man einen Sachverständigen vorweisen muß, fragte ich bei der GI. Die wollte davon nichts wissen. Zu kompliziert.

Dann fand ich doch einen. Und wißt Ihr, was der mir schrieb? Natürlich hätte ich fachlich recht. Natürlich sei die Behauptung des Prüfers offensichtlich falsch. Weil es aber nicht sein könne (sprich: dürfe), daß eine deutsche Fakultät so einen Quatsch von sich gibt und sich damit blamiert, werde er mir das auch nicht bestätigen. Heißt, daß man bewußt Falschaussagen hinnimmt, damit sich Mitglieder nicht blamieren. Obwohl es die Satzung anders verlangt.

Das ist das fachliche und ethische Niveau, auf dem sich die Mehrheit der GI-Mitglieder bewegt.

Wie gesagt, einige wenige, die sich um seriöses wissenschaftliches Auftreten bemühen, gibt es.

Inzwischen regen sich da auch Aktivitäten. Man hat ein neues Blog ins Leben gerufen, in dem man ethische Fragen diskutieren will: Gewissensbits. Mal gespannt, was draus wird.

Zynisch finde ich allerdings ein Faktum, was ich im ersten Blog-Eintrag gefunden habe:

Urheber der Ethik-Aktivitäten der GI soll ausgerechnet der damalige GI-Präsident Roland Vollmar aus Karlsruhe sein.

Mit Vollmar habe ich mehrfach zu tun gehabt.

Als ich 1998 mit der Promotion erpresst wurde, habe ich Vollmar, der damals Ombudsmann war, um Hilfe gebeten und ihn über die Schmiergeldforderungen und die sonstigen Manipulationen informiert. Und was hat er getan? Weggeguckt.

In der heißesten Phase des Streites um die Falschbewertung der Dissertation war Vollmar dann Dekan der Karlsruher Fakultät und damit der verantwortliche Prozeßgegner. Unter dessen Verantwortung wurden jede Menge fachliche Falschaussagen getroffen und Falschgutachten vorgelegt. Da wurde systematisch jeder wissenschaftliche Anspruch zu Gunsten der Korruptionswirtschaft geopfert. Die Fakultät hielt unter Vollmar ganz bewußt an falschen Aussagen fest und hat ganz bewußt jede Nachprüfung unterlassen. Und ausgerechnet auf das Ethik-Verständnis dieses Mannes soll das Gewissen der Gesellschaft für Informatik zurückgehen. Das paßt.

Glücklicherweise haben da nun einige wenige seriöse und ehrliche Leute das Ethik-Ruder übernommen. Es bleibt abzuwarten, wieviel sie ausrichten können und ob sich die GI jemals ändern wird.

Da ich aber insgesamt eine massive Zunahme der Korruption und der Gefälligkeitswirtschaft in der deutschen Informatik (und Wissenschaft allgemein) beobachte, bin ich sehr skeptisch, ob da einige wenige ausreichen, daran etwas zu ändern.