Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Die Korruptionsachse ETH Zürich – Universität Karlsruhe

Hadmut Danisch
14.4.2009 0:16

Und schon wieder ein kleines Puzzlestückchen zum Karlsruher Korruptionssumpf – in letzter Zeit kommen viele ans Licht.

Immer wieder taucht dabei die Achse des “Evalutationsverbundes” aus ETH Zürich, TU Darmstadt und Universität Karlsruhe auf, die sich nach meinen bisherigen Beobachtungen gegenseitig mit Gefälligkeitsgutachten, Auszeichnungen usw. versorgen. Im SPIEGEL ist nun ein Interview mit dem ETH-Professor Peter Chen über die deutsche Forschungslandschaft erschienen.

Was der da erzählt, darüber kann man geteilter Meinung sein. Professoren sollen eben drauf losforschen können ohne dabei ständig kontrolliert zu werden und sich in der Bürokratie selbst zu verheizen. In gewisser Weise ist das sogar richtig, unsere Bürokratie ist ein Monstrum, das zuviel Energie verbraucht. Seine Sichtweise, daß man Professoren mit Geld unbeaufsichtigt alleine lassen sollte, ist aber unglaublich naiv – wenn nicht noch böse Absichten dahinterstecken, denn den Mißbrauch von Geldern und professorale Willkür habe ich genug erlebt. Es ist zwar richtig, daß ein guter Professor mehr leisten kann, wenn man ihn ohne Gängelei für sich machen läßt. Das heißt aber nicht, daß dadurch ein guter Professor aus ihm wird.

Man beachte mal, wie er das Berufungsverfahren der ETH Zürich beschreibt. Hört sich gut an. Es stellt sich aber die Frage, warum dann an der Informatik-Fakultät der ETH soviel dubiose Machenschaften ans Licht kamen. Bisher erscheint mir die Informatik-Fakultät der ETH als ziemlich fragwürdig und oberflächlich, nur Fassade. Es scheint nicht gerade so, als würde deren Realität mit den Behauptungen im Interview übereinstimmen. Interessant ist trotzdem, seine Darstellung mit den Berufungsverfahren in Deutschland zu vergleichen. Allzuoft wird in Deutschland nicht der Beste gesucht, sondern der Mittelmäßigste, der am wenigsten auffällt und die anderen Professoren nicht gefährdet. Und in Baden-Württemberg wird gerade – wider das Gesetz – die Hausberufung etabliert. Das Wissenschaftsministerium behauptet gar, daß es ständige Praxis sei. Und wie sich kürzlich an einem Karlsruher Berufungsverfahren zeigte, werden die Bewerbungen der anderne Bewerber erst gar nicht gelesen. Die machen also das genaue Gegenteil von dem, was Peter Chen im Interview als anzustrebende Methode beschreibt.

Selbst wenn man also unterstellt, daß die Aussagen Chens richtig seien, fehlt es hier einfach an den Ausgangsvoraussetzungen. Wir haben einfach die falschen Leute in den Professuren, und ihnen so. wie er es vorschlägt, unbeaufsichtigt Geld anzuvertrauen geht schief. Und die DFG ist sowieso höchst zweifelhaft und korruptionsverdächtig. Bei der DFG fällt immer wieder auf, daß die nur so tun als würden die wissenschaftliches Fehlverhalten bekämpfen, es in Wirklichkeit aber nicht tun.

Insofern muß sich Chen fragen lassen, ob da nicht gewisse unlautere Absichten hinter seinen Aussagen stehen und ob das wirklich der Wissenschaft dient, was er sagt, oder ob er sich nicht – im Rahmen der gegenseitigen Gefälligkeitsaussagen – vor den Karren deutscher Interessen spannen läßt. Ich würde wetten, daß der aus Deutschland motiviert worden ist, so etwas zu sagen. Habe ich ja schon zweimal erlebt, daß die ETH Zürich auf Bitte der Uni Karlsruhe Gefälligkeitsaussagen trifft, die hier auffälligerweise genau der üblichen Stoßrichtigung der Uni Karlsruhe entsprechen. Ich stelle die Aussagen Chens daher als nicht vertrauenswürdig in Frage.

Der interessantere Punkt ist nämlich seine Aussage, daß er in der Jury des Exzellenzwettbewerbes saß. Bingo!

Das ist deshalb bemerkenswert, weil die DFG, der Wissenschaftsrat und unsere Forschungsministerin Schavan haben aus deren Besetzung ein Riesen-Geheimnis gemacht und die Akteneinsicht verweigert haben. Man dürfe die Identität der Gutachter im Exzellenzverfahren zu deren Schutz nicht offenbaren. Anscheinend ist das Schutzbedürfnis nicht so hoch, wenn die jetzt sogar selbst Interviews dazu geben und sich wichtig tun.

Über die – bekanntlich engen – Beziehungen der Uni Karlsruhe zur ETH Zürich hat man hier also einen Fürsprech in der Exzellenzkommission sitzen gehabt. So langsam wird dann klar, wie es dazu gekommen ist, denn unter vernünftigen Kriterien ist nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet Karlsruhe exzellent sein soll. In Karlsruhe ist gar nichts exzellent. Und es stellt auch die Geheimniskrämerei Schavans in ein ungutes Licht. Und es nährt meinen Verdacht, daß die Exzellenzinitiative ein ganz faules Ding war und ist.

Und jetzt schwingt der in der Presse Reden bezüglich der Geldvergabe, just in der Zeit, in der man in Baden-Württemberg das Finanzierungsmodell ändern will, das Kassieren privaten Geldes durch Beamte gestatten will und die Uni Karlsruhe noch nach einer Rechtsgrundlage zum Vergeben der Gelder aus ihrer 200-Millionen-SAP-Stiftung sucht. Als hätte man die Aussagen an der ETH Zürich bestellt, so wie man ein Prüfungsgutachten und einen Untersuchungsbericht schon nach den Karlsruher Wünschen gefertigt hat. Die Sache stinkt zehn Meilen gegen den Wind.

Nein, das gefällt mir nicht. Ich halte die ETH Zürich für äußerst fragwürdig und nicht glaubwürdig. Erschreckend, daß man die schon wieder als Spitzenuniversität hinstellt.