Forschungsmafia: Titelhandel · Forschungsbetrug · Wissenschaftskorruption · Hochschulkriminalität

Der 7,5-Millionen-Euro-Hotelzimmer-Bums und die Universitäten

Hadmut Danisch
1.11.2008 17:10

Ach du liebe Güte: Die Sueddeutsche und der SPIEGEL berichten von einer pikanten Erpressung der reichsten deutschen Frau, Susanne Klatten. Das läßt einen ganz bösen Gedanken in Verbindung mit Universitäten und Forschung zu.

So ganz klar steht da nicht im SPIEGEL, was da genau passiert sein soll. In der Sueddeutschen schon eher. Man könnte die Formulierungen dahingehend intepretieren, daß die gute Frau sich auf ein Schäferstündchen in Hotelzimmern eingelassen hat, beim Sex gefilmt und dann damit erpresst worden ist. Ganz dumme Sache. Vorausgesetzt, es stimmt. Solche Meldungen sollte man mit Vorsicht genießen. Aber inzwischen wurde ja geurteilt, daß man in einem privaten Blog Pressemeldungen übernehmen darf, ohne sie selbst nachzuprüfen.

Die Sache hat insofern etwas lächerliches, als es das gleiche Schema ist, das in vielen schlechten Krimis den Plot vorgibt, und wie man in Geheimdienstkreisen über Jahre hinweg kleine graue Sekretärinnen erpressbar gemacht hat. Der Unterschied dürfte wohl nur darin liegen, daß die Frau sich ohne weiteres ein “etwas besseres” Stundenhotel leisten konnte.

Jetzt will ich keineswegs in den Chor der Moralapostel einsteigen. Wenn man der Presse glauben darf (darf man denn noch, wenn man sowas liest, oder war das vielleicht nur ein professionell geformtes PR-Bild), ist die Frau äußerst zurückhaltend, gibt nicht an, trägt kaum Schmuck und fährt als reichste Frau Deutschlands und eine der Hauptaktionäre von BMW nur einen gewöhnlichen 3er BMW. Entweder sehr sympathisch oder eine gute PR-Abteilung.

Man könnte jetzt in solche Sprüche verfallen wie “Guck mal, die bumst in Hotels rum und zahlt ihre Liebhaber”. Nichts dergleichen schwebt mir vor. Genau das Gegenteil will ich sagen.

Die Frau gehört – egal wie gut ihre PR-Abteilung auch sein mag – sicherlich wirklich zu den zurückhaltenderen Leuten. Ich bin der Meinung, daß es jedem seine eigene Sache ist, ob er in einem Hotel eine Nummer abzieht, und würde mir das auch nicht verbieten lassen. Ich lass mir auch keine Vorschriften darüber machen, mit wem, wie, wo und wann ich ins Bett gehe. Warum sollte ich also heucheln und mit dem Finger auf die Frau zeigen? Es sei der Frau von Herzen gegönnt und gestattet, daß sie ins Bett geht, mit wem sie will. Ich finde da (jedenfalls ohne nähere Umstände und die Frage eventuell gehörnter Gatten zu kennen) nichts ernsthaft verwerfliches dran. Es geht mich nämlich auch überhaupt nichts an. Wobei ich mir die Bemerkung dann doch nicht verkneifen kann, daß der Typ wohl ziemlich gut im Bett gewesen sein muß, wenn sie ihm dafür 7,5 Millionen hingelegt hat. Die zahlt für einen Bums mehr, als andere im ganzen Leben verdienen. Und das hat dann auch eine zynische, irgendwo menschenverachtende Komponente. Schickeria und so. Und einen 3er BMW fahren.

Mann könnte das auch mal umrechnen: Für das Geld könnte man sich einen schweren Truppenverband aus 7.500 Edel-Huren anrücken und sich 20 Jahre lang ununterbrochen die Nudel bearbeiten lassen. Oder 3 Millionen hungernde Kinder für einen Tag satt machen. Wahnsinn, was die sich da gegönnt hat. Da war doch erst vor zwei Wochen in München, also vor Quandts Haustür, diese Millionärsmesse. Wäre interessant gewesen, ob die auch diamantbesetzte Dienstleistungen im Angebot haben. Mal gespannt, was der Video auf dem Schwarzmarkt dann wert ist. Aber gut, lassen wir das. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Das Problem ist eher ein gesellschaftliches. Nicht daß sie da in diesem Zimmer war, ist das Problem, sondern daß sie damit erpressbar ist. Das Erstaunliche daran ist, daß Geld nicht in jeder Hinsicht Freiheit gibt. Ich habe kein Geld. Das heißt, das Hotel könnte ich mir schon leisten. Aber kein Schwein käme auf die Idee, mich zu erpressen. Ich könnte mich sogar selbst dabei filmen und das auf Youtube packen, und keinen würde es interessieren.

Und das ist der Punkt. Die Frau ist mächtig und erpressbar. (vgl. auch Das Schweigen der Quandts über die Herkunft des Reichtums der Sippe, die sind wirklich erpressbar).

Worauf ich hinauswill: Die Frau sitzt im Hochschulrat der TU München. Und ihr Bruder, Stefan Quandt, sitzt im Hochschulrat der Universität Karlsruhe. Und indirekt über BMW haben die in noch mehr Unis den Finger drin. Und wie sich aus den Details der Wahl des Rektors Hippler an der Uni Karlsruhe ergab, wurde da massiv manipuliert, ein Protokoll gefälscht, Null Dokumentation erstellt. Quandts gehören zu den größten privaten Parteispendern der CDU, was wohl dann auch beeinhaltet, den Rektor nach Firmeninteressen auszuwählen. Und wer da im Hochschulrat sitzt und mit Geld um sich wirft, der hat – offiziell oder inoffiziell – auch jede Menge mitzureden, was die Berufung von Professoren und Forschungsgelder angeht. Und wenn jemand von deren Kaliber etwas sagt, dann gilt das, vor allem bei dem extremen Opportunismus und der Geldgeilheit, die an den deutschen Universitäten inzwischen herrscht. Faktisch ist es so, daß Quandts nach Belieben auswählen können, wenn sie haben wollen, und im Fall des Karlsruher Rektors Hippler haben sie das auch getan.

Wieviel ist eine Professur wert? Sagen wir, 100.000 Euro im Jahr auf 30 Jahre? Also 3 Millionen auf den Tisch, Zinsen fallen nebenbei ab und reichern an bzw. werfen die Pension ab?

Welchen Stellenwert und welche Sorgfaltsdringlichkeit kann wohl eine Professur im Wert von 3 Millionen für jemanden haben, der schon für einen Hotelzimmer-Bums 7,5 Millionen hinlegt? Ist das dann für die überhaupt etwas, was das Nachdenken lohnt? Sind diese Leute dann nicht auch bezüglich ihrer Auswahl von Kandidaten erpressbar?

Was bewegt Leute, die solche Beträge für ne Nummer ausgeben, überhaupt dazu, sich unentgeltlich für etwas so ätzend langweiliges wie eine Rektorwahl herzugeben? Da müssen doch ganz andere Interessen dahinterstecken.

Ich glaube, daß Leute ab einem gewissen Kontostand für eine Universität nicht mehr gesund sein können, allein schon weil sie erstens extrem erpressbar sind, und zweitens weil nichts an einer Universität oder den dort tätigen Leuten für diese Leute wirklich von Bedeutung sein könnte. Man muß sich den SPIEGEL-Artikel (so er denn stimmt) mal durchlesen: Auch deren Freundinnen haben Millionenbeträge an diese Typen gezahlt.

Ob das die geeigneten Leute für Hochschulräte sind?

5 Kommentare (RSS-Feed)

Jens
2.11.2008 11:05
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Ähm, die 7,5 Mio. waren aber doch nicht für den Fick an sich, sondern Schweigegeld?

Wobei, sie hätte dem Erpresser ja auch ‘ne Professur verschaffen können.


Hadmut
2.11.2008 11:31
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Nein, für die Nummer an sich im engeren Sinne hat sie eigentlich nicht gezahlt, aber sie war wohl so blind, daß sie (und auch ihre Millionärsfreundinnen) im Bett auf die Story reingefallen ist, daß der versehentlich ein Kind eines Mafia-Bosses überfahren hätte und die Mafia jetzt Geld von ihm will, sonst legen sie ihn um. Das hat sie ihm geglaubt und (angeblich) in einer Tiefgarage 7,5 Mio in 200-Euro-Scheinen gegeben.

Das betrachte ich schon irgendwo als Bumsgeld im weiteren Sinne, denn ohne Bett hätte sie ihm das sicherlich nicht gegeben. Falls das bei Milliardärs aber so üblich ist, dann muß ich da auch mal hin, die Mafia ist hinter mir nämlich auch schon her.

Erst danach kam der an und wollte für die Videoaufnahmen zuerst 40 Mio, hat das dann auf 14 Mio reduziert. Erst da ist ihr dann ein Licht aufgegangen und sie ist zur Polizei gegangen. Das wäre dann das Schweigegeld gewesen, was sie aber nicht mehr gezahlt hat.


Jens
2.11.2008 19:54
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Man sollte auch in Deutschland (und der Schweiz) die Zahlung von Lösegeldern unter Strafe stellen …


soby
26.5.2009 15:38
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Das Schweigen der Quandts ist unmöglich finde ich…


snusmuma
26.5.2009 15:44
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Was Hotelzimmer in München betrifft, habe ich nichts Ähnliches bemerkt…