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Wieder mal ein Perpetuum Mobile…

Hadmut Danisch
6.7.2007 12:18

Der SPIEGEL berichtet von einem neuen Versuch, ein Perpetuum Mobile zur Erzeugung von Energie aus dem Nichts zu erfinden. Spott und Häme der Fachwelt sind diesem irischen Unternehmen gewiß.

So naiv und aussichtslos (oder kriminell betrügerisch?) der Versuch, ein Perpetuum Mobile aus Rädern und Magneten zu bauen, noch dazu eines, das überschüssige Energie abgibt, auch sein mag: Die Häme von Seiten der Universitäten ist unangemessen.

Ich streite seit sieben Jahren mit der Karlsruher Fakultät für Informatik – angeblich beste deutsche Informatik-Fakultät an einer der drei großen deutschen “Exzellenz-Universitäten” – um einfache fachliche Fragen.

So behauptet die Fakultät seit sieben Jahren, es gäbe universelle verlustfreie Datenkompressionsverfahren, die jede beliebige Eingabe verlustfrei komprimieren und in keinem Fall eine Ausgabe liefern, die länger als die Eingabe ist. Auch das ist – ähnlich wie das Perpetuum Mobile – ein Klassiker der Scharlatanerie. Daß das nicht möglich ist, gehört zum Grundwissen der Informations- und Kodierungstheorie. Ein ganz einfacher Abzählbeweis belegt, daß das nicht möglich ist, weil es einfach weniger kürzere als längere Nachrichten gibt und man deshalb keine injektive Abbildung auf die Menge der kürzeren Nachrichten finden kann. Entweder ist das Verfahren verlustbehaftet, oder es gibt eben Fälle, in denen das Komprimat länger als die Eingabe ist. Die Nichtexistenz eines solchen Verfahrens zu beweisen ist eine Übung, für die eigentlich Vordiplomswissen ausreichen müßte. In Karlsruhe versteht man das jedoch nicht und hält seit sieben Jahren unbeirrt an der Existenz des Verfahrens fest – und behauptet sogar, daß MTF und LZ solche Verfahren seien. Obwohl MTF überhaupt kein Kompressionsverfahren ist und es für LZ bekannte Gegenbeispiele gibt.

Eine andere Behauptung der Karlsruher Fakultät ist, daß es bei einem mathematischen Theorem einerlei sei, ob man es für falsch halte und behaupte, es mathematisch widerlegt zu haben, oder ob man meine, es sei richtig, aber trivial und allgemeinbekannt. Man könne beides gleichzeitig behaupten, denn beides liefe darauf hinaus, daß das Theorem wertlos sei, es sich letztlich also um dieselbe Aussage handele.
Und dergleichen mehr.

In sieben Jahren fand sich in ganz Deutschland kein Professor, der bereit gewesen wäre, als Sachverständiger zu bestätigen, daß dies Unfug sei. Ein Professor hat mal erklärt, daß die Aussage zur Existenz des perfekten Kompressionsverfahrens natürlich Unfug sei und natürlich keine deutsche Fakultät so etwas behaupten würde. Er weigerte sich dann aber strikt, das öffentlich oder gegenüber Dritten zu bestätigen. Entweder war er sich da doch nicht so ganz sicher, oder man überführt in Deutschand einfach keine Fakultät der Inkompetenz.

Bevor man sich also der Häme und dem Spott über die Scharlatanerie anderer hingibt, sollte man vielleicht doch erst einmal vor der eigenen Haustür kehren. Der Unterschied zwischen Scharlatanerie und Exzellenz scheint in Deutschland jedenfalls nur ein politischer zu sein.